Rezension Rezension (5/5*) zu Das Meer von Mississippi: Roman von Beth Ann Fennelly.

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8. April 2021
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Bildgewaltig und packend

Es regnet seit Monaten im Süden der USA und der Mississippi droht über die Ufer zu treten.
„…und dann hörten sie wieder nur den Regen, dessen Rauschen für sie in den letzten Monaten gleichbedeutend mit Stille geworden war.“
Die Prohibitionsagenten Ingersoll und Ham wurden von Handelsminister Herbert Hoover, der sich anschickt der nächste Präsident zu werden, in den kleinen Ort Hobnob gesandt, um nach zwei verschollenen Kollegen zu suchen. Auf dem Weg dorthin finden sie bei einem Laden einige Tote und ein schreiendes Baby. Ingersoll will das Kind nicht zurücklassen und übergibt es dann einer jungen Frau namens Dixie Clay Holliver. Die beiden finden sich sympathisch. Sie ahnen aber nicht, welcher Profession der jeweils andere nachgeht.
Beth Ann Fennelly und Tom Franklin erzählen eine Geschichte um die Große Flut von 1927, welche als die schlimmste Naturkatastrophe der Geschichte der USA gilt. Der Erzählstil ist bildhaft, atmosphärisch dicht und sehr packend.
„Der Regen, der auf Hobnob niedergegangen war wie Peitschenhiebe, hatte nachgelassen und bestand jetzt nur noch aus dicken Tropfen, die aus dem ölig glänzenden Laub der Bäume fielen.“
Die Dämme drohen zu brechen und die Menschen versuchen mit aller Kraft, das zu verhindern.
Dixie Clay lernte den Pelzhändler Jesse Holliver kennen, als sie dreizehn war, heiratet ihn mit sechszehn und folgt ihm nach Hobnob. Jesse ist ein Filou und kennt Gott und die Welt. Dixie Clay sieht lange nicht – oder sie will es nicht sehen -, was für Geschäfte Jesse betreibt. Dann übernimmt sie die Schwarzbrennerei und Jesse kümmert sich um den Verkauf. Sie sieht ihren Mann selten und als ihr Ingersoll das Baby übergibt, ist sie gleich verleibt in den Kleinen. Ingersoll und Ham waren gemeinsam im Krieg und nun sind sie als Prohibitionsagenten tätig. Die beiden ergänzen sich gut, denn Ingersoll ist eher wortkarg und Ham erzählt gerne Geschichten.
Obwohl alle mit dem Schlimmsten rechnen, kann niemand ahnen, auf welche Katastrophe die Menschen zusteuern. Ich habe beim Lesen den unablässigen Regen gehört und mich geängstigt, als die Flut nach dem Dammbruch alles mitgerissen hat, was ihr im Weg war. Der Mississippi wurde zum Meer.
Es ist ein unheimlich packender Roman, der mir sehr gut gefallen hat.



 
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