Rezension Rezension (3/5*) zu Kleine Wunder um Mitternacht: Roman von Keigo Higashino.

Anjuta

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8. Januar 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Kleine Wunder um Mitternacht: Roman von Keigo Higashino
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Kummerkastenroman

In Keigo Higashinos Roman “Kleine Wunder um Mitternacht“ geraten 3 jugendliche Kleinkriminelle auf der Flucht vor der Polizei in einen verlassenen Gemischtwarenladen, der ein Geheimnis birgt. Dieses erkennen die drei, als ihnen Briefe mit Bitten um persönlichen Rat durch den Briefschlitz des Ladens zugespielt werden. Sie kommen auf die Idee, diese zu beantworten, und treten damit das Erbe des früheren Ladenbesitzers an, der in diesem Laden einen in der Gegend bekannten „Kummerkastenonkel“ gespielt hat. Die Briefe, die Antworten und Rückantworten treten dann in dem Roman eine Reise durch Zeit und Raum an und treffen immer wieder in dem Laden bzw. bei deren Adressaten – den Ratsuchenden - ein. Im weiteren Verlauf des Romans verändert sich die Perspektive immer wieder und wir lernen als Leser und Leserinnen einige Ratsuchende kennen sowie auch den Ladenbesitzer und seine Familie. Über den gesamten Roman hinweg soll uns das Geheimnis um den Laden in Atem halten. Allerdings ging mir nach einiger Zeit dabei wirklich die Luft aus, denn die Schicksale und Probleme der Ratsuchenden und der durch die Briefe gegebene Rat waren dann doch ziemlich konventionell und gewöhnlich: da ist der Sohn eines Fischhändlers, der sich entscheiden muss zwischen einer Musikerkarriere und der Annahme des Erbes seines Vaters (die Übernahme des Fischladens). Da ist die Sportlerin, die sich entscheiden muss zwischen der Hingabe an den Sport und die Olympiavorbereitung und der Hingabe an den todkranken Freund.
Alle in dem Roman geschilderten Schicksale sind einerseits mit dem Gemischtwarenladen verknüpft und andererseits irgendwie auch mit einem Kinderheim. Das bringt eine gewisse Spannung und zusätzliche interessante Punkte in das Buch mit ein.
Als Fazit bleibt bei mir aber: Ich sehe 3 Punkte, an denen das Buch für mich gescheitert ist:
1. Der Autor hat sich hier an einer komplexen Struktur aus Zeit- und Ortszusammenhängen versucht, in der er sich aber letztlich ziemlich verstrickt hat. Die Zeit- und Ortszusammenhänge erscheinen nicht immer korrekt und stimmig angelegt bzw. stimmen manchmal einfach nicht.
2. Zudem passte für mich die Kombination aus Magie und simpelstem Realismus in den seichten Lebensgeschichten einfach nicht zusammen. Beides hat sich gegenseitig ausgeschlossen und konterkariert.
3. Die Lebensgeschichten der Ratsuchenden sind allenfalls eines Kummerkastens in einer mittelmäßigen Illustrierten würdig und nicht eines Romans, der mit einer leicht phantastischen Geschichte überzeugen möchte.
Das ergibt allenfalls 3 Sterne.


 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Eine wie immer sehr strukturierte Rezension aus deiner Feder, liebe @Anjuta, in der ich mich zu 100 Prozent wiederfinde - aus wenn ich es nicht so auf den Punkt bringen kann;)
 
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