Rezension (5/5*) zu Das Gemälde: Eine Geistergeschichte (KNAUR eRIGINALS) von Susan Hill

L

lord-byron

Gast

Theo interessierte sich sein Leben lang für Kunst und handelte mit ihr. Bei einer Versteigerung entdeckt er ein Venedig-Gemälde, das ihm ein seltsames Gefühl beschert. Er kauft es und kann sich nicht mehr davon trennen. Oft erscheint es ihm, dass das Bild sich verändert. Im hohen Alter bittet er einen seiner früheren Studenten, Oliver, der ihm ein guter Freund wurde, ihn zu besuchen, weil er ihm etwas wichtiges erzählen müsse. Oliver reist zu ihm und gebannt lauscht er der sehr seltsamen Geschichte des Gemäldes, die ihm eiskalte Schauer über den Rücken jagt.

Ich entdeckte das Cover des eBooks und wusste, das muss ich lesen. Der Klappentext tat sein übriges und als das eBook dann erschien und der Verlag anfragte, ob ich es rezensieren möchte, war das mal wieder wie ein Sechser im Lotto.

Das Buch beginnt mit Oliver, der zu seinem ehemaligen Dozenten Theo fährt, weil dieser ihm etwas erzählen muss. Gebannt lauscht er Theos Geschichte über dieses Venedig-Bild und auch er entdeckt Dinge darauf, die einfach nicht sein können. Oder vielleicht sind es nur Zufälle? Aber bald wird Oliver klar, dass wesentlich mehr dahinter steckt.

Ich liebe diese Geschichte. Im Stile der alten Schauernovelle kommt sie daher und schlägt den Leser in ihren Bann. Susan Hill versteht es, eine bedrückende und düstere Atmosphäre aufzubauen und in dem Leser ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit entstehen zu lassen. Weit entfernt von Blut und Gewalt ist diese Story und trotzdem fühlte ich mich beim Lesen sehr unwohl (in einem positiven Sinn).

Das Buch versetzte mich zurück in die Zeit meiner Kindheit und Jugend, in der ich solche Geschichten regelrecht verschlang und einfach nicht genug davon bekommen konnte. Wann änderte sich eigentlich das Genre Horror so grundlegend, dass man überwiegend Blut, Gewalt und Zombies findet?

Ich liebe dieses Gefühl der Gänsehaut. Wenn man als Leser gar nicht genau bestimmen kann, wo dieses herkommt und was es ausgelöst hat. Ich liebe es mit den Protagonisten durch dunkle und kalte Flure zu gehen, an deren Ende Schreckliches auf sie wartet. Ich liebe es vom Windhauch zu lesen, der dem Protagonisten in den Nacken fährt, obwohl alle Fenster geschlossen sind. Es ist eine ganz besondere Art des Horror, die nur noch wenige der heutigen Autoren beherrschen. Das ist so schade.

Umso mehr habe ich diese Geschichte genossen. Habe ihr Zeit gegeben sich zu entfalten und jedes Wort in mich aufgesogen. Darum vergebe ich für "Das Gemälde" 5 von 5 Punkten, den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung für alle, die keine Monster brauchen um eine Gänsehaut zu bekommen, sondern die fähig sind im heben einer Augenbraue den Wandel einer Stimmung zu erkennen.

© Beate Senft

lord-byron

Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)
 

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