5. Leseabschnitt: Kapitel 43 bis Kapitel 53 (S. 296 bis S. 364)

Emswashed

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9. Mai 2020
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Ich war nahe daran, zu schreiben, dass ich zum ersten Mal in einer Leserunde das Gefühl habe, zu doof für ein Buch zu sein.

Der Vorwurf (also nicht speziell an Dich, sondern an alle) kommt ja erst noch. Auch ich überlege seitdem, was ich überlesen haben könnte. Das ist aber bei dem Grundrauschen an Provokationen nur schlecht rauszuhören.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Und was sagt das über Anat, dass sie Sex nur in der Opferrolle genießen kann?


Es gibt speziell unter den Zionisten die Strömung, dass die Juden das alleinige Recht auf die Opferrolle haben. Vielleicht hat Anat das für sich absolut verinnerlicht. Sie wollte ja schon die lieblose Ehe, nur damit sie ihren Auftrag, möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen, erfüllen kann. Sie will keinerlei Vergnügen daraus ziehen, sie will das Opfer sein.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Sex mit einem Nazischergen ist für eine Jüdin extrem pervers. Da verstößt er gegen mehrere Tabus. Doch ich denke, dass Grünberg neben der Provokation schon noch was auf seiner Agenda hat. Aber was? Und was sagt das über Anat, dass sie Sex nur in der Opferrolle genießen kann?
Und was über den Autoren?
 

sursulapitschi

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18. September 2019
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Eigentlich habe ich inzwischen erwartet, dass er die falsche Frau heiratet. Das würde zu diesem Buch passen.

Inzwischen habe ich das Gefühl, der einzig vernünftige Mensch in dieser Geschichte ist Vater.

Gerade scheinen wir zum Kern vorzudringen, Kadoke sagt kluge Dinge, aber ich traue ihm nicht mehr. Ich glaube, ich habe die Geduld mit diesem Buch verloren und ich traue auch Kadoke nicht mehr zu, irgendwann klug zu handeln. (Kaum schrieb ich das, fing er was mit dem Englischlehrer an…)
 

sursulapitschi

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18. September 2019
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Man hätte vielleicht die Israel-Kalamitäten nicht mit den diversen Sexabenteuern und -vorlieben mischen sollen, ich kann keine Seite davon mehr ernst nehmen.
Das wäre ganz sicher hilfreich gewesen.
Ich habe das Gefühl, der Autor möchte mich schockiert sehen. Das nervt.
Ganz genau. Und mit dem Englischlehrer musste er noch schnell anbandeln, weil wir noch keine Schwulenszene hatten.
Ich bleibe dabei: dieser Roman ist genauso schräg wie ein Monty Python Film.
Das mag sein, nur kann ich über Monty Python herzlich lachen. Hier kein bisschen.
Die Kritik, die Grünberg hier äußert, ist um einiges heftiger. Er macht sich über die Juden lustig, und das nicht gerade subtil sondern auf sehr plakative Weise.
Das stimmt, das tut er und das ist der geniale Teil der Geschichte, aber dazwischen ist mir zu viel sinnlos Absurdes. Warum muss er den Englischlehrer angraben?
Das ist nur dazu da, den Leser zu verstören und trägt nichts zum Thema bei. So etwas macht Monty Python nie, da sitzt jeder Gag.
 

sursulapitschi

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18. September 2019
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Sex mit einem Nazischergen ist für eine Jüdin extrem pervers. Da verstößt er gegen mehrere Tabus. Doch ich denke, dass Grünberg neben der Provokation schon noch was auf seiner Agenda hat. Aber was? Und was sagt das über Anat, dass sie Sex nur in der Opferrolle genießen kann?
Ich finde es müßig, über Anat nachzudenken. Keine Ahnung, ob es solche Menschen gibt, aber für mich ist sie eine Kunstfigur, ein Klischeebündel.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Ich frage mich, wie die Reaktionen in der jüdischen Öffentlichkeit auf Grünbergs Roman sind. ... Es würde mich nicht wundern, wenn ihm jüdische Fanatiker ebenfalls Tod und Teufel an den Hals wünschen.
So ging es mir auch. Aber bisher habe ich noch nichts Negatives vernommen.
Sex mit einem Nazischergen ist für eine Jüdin extrem pervers.
;) Mir fiel dabei die Theorie ein, dass besonders starke Persönlichkeiten (bzw. solche, die es nach aussen hin sein müssen), ihre Schwachheit im Sexuellen ausleben. Führungspersönlichkeiten, die zu Dominas gehen, sind wohl dafür das gängigste Beispiel. So ähnlich sehe ich es auch bei Anat.
Aber ich glaube echt nicht, dass es so kompliziert ist.
Wenn man so über den Autor ein bisschen was liest, hast Du vermutlich recht. Ich glaube, die Informationen wären vor dem Lesen des Buches vielleicht sogar hilfreich gewesen.
Da dachte ich schon, was soll da jetzt noch kommen - und dann das ;) Hach, es gibt nichts, was es nicht gibt - wieso dann nicht eine Jüdin, die die Vorstellung anmacht, es mit einem SS-Mann zu treiben?
In seinem neuen Arbeitsumfeld scheint Kadoke auch erstmals tatsächlich zu realisieren, wie er sich für seine Frau verbiegen muss. Obwohl er immer meint, er müsse "nur" schweigen. Es scheint doch ein bisschen mehr zu sein.
Interessant finde ich, was die Leute in seiner Umgebung alles in Kadoke hineininterpretieren, ohne dass es genau erklärt wird (sieht man vom "Wunder" ab). Die Einen lieben ihn, die Nächsten hassen ihn, es gibt Verehrende, Bewundernde und Verabscheuende - es wird wohl kaum etwas ausgelassen. Warum nur? Ein bisschen erinnert es mich an
Buchinformationen und Rezensionen zu Das Herz ist ein einsamer Jäger. Roman von Carson McCullers
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in dem der Held stumm war und so nie widersprechen oder etwas entgegnen konnte. So habe Alle in ihn etwas hineinprojiziert und liebten ihn für etwas, das er überhaupt nicht war. Vielleicht ein bisschen wie bei Kadoke? Übrigens ein supertolles Buch :D
Ob jetzt noch die Ehe zu dritt kommt? Bzw. Patchworkfamilie? Aber bei Anats Fundamentalismus ist das kaum vorstellbar. Ich bin gespannt.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Interessant finde ich, was die Leute in seiner Umgebung alles in Kadoke hineininterpretieren, ohne dass es genau erklärt wird (sieht man vom "Wunder" ab). Die Einen lieben ihn, die Nächsten hassen ihn, es gibt Verehrende, Bewundernde und Verabscheuende - es wird wohl kaum etwas ausgelassen.
Gerade weil er etwas blass wirkt, eignet er sich sehr gut für Projektionen. Dazu kommt, dass Kadoke ein Mensch ist, der die anderen einfach annehmen kann. So ist er auch immer voller Verständnis für seinen Vater ist.
Er ist kein Fanatiker oder Dogmatiker, wie viele um ihn herum. Der Autor scheint ihn zu mögen.
 

Renie

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nteressant finde ich, was die Leute in seiner Umgebung alles in Kadoke hineininterpretieren, ohne dass es genau erklärt wird (sieht man vom "Wunder" ab). Die Einen lieben ihn, die Nächsten hassen ihn, es gibt Verehrende, Bewundernde und Verabscheuende - es wird wohl kaum etwas ausgelassen.
Ein Grund dafür ist sicherlich, dass er so gar keine Ecken und Kanten hat. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie ich Kadoke charakterisieren könnte. Aber ich bekomme es nicht hin. Eines ist für mich jedoch auffällig: er ist derjenige, der am wenigsten Partei ergreifen möchte. Seine Devise ist hier "Leben und leben lassen, jeder nach seiner Façon". Er wundert sich zwar über die eine oder andere verquere Einstellung, doch versucht er, sich in Toleranz zu üben. Das ist sicherlich nicht die schlechteste Art durchs Leben zu gehen.
 

Sassenach123

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Grünberg bringt viele Gedanken zum Judentum zur Sprache, die sich unsereins im Leben nicht trauen würde zu äußern, weil sie einfach nicht politisch korrekt sind.
Auch wenn ich diese Szenen abscheulich finde, denke ich doch, dass ich es von einem nicht jüdischen Autor als blanke Frechheit empfunden hätte. So überwiegt das groteske und die Frage was er damit bezwecken will
 

Sassenach123

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Es gibt speziell unter den Zionisten die Strömung, dass die Juden das alleinige Recht auf die Opferrolle haben. Vielleicht hat Anat das für sich absolut verinnerlicht. Sie wollte ja schon die lieblose Ehe, nur damit sie ihren Auftrag, möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen, erfüllen kann. Sie will keinerlei Vergnügen daraus ziehen, sie will das Opfer sein.
Manchmal frage ich mich, ob Anat überhaupt Kinder möchte? Natürlich kann es ganz normal sein, dass sie weder mit Kadoke noch mit ihrem Ex bisher keine Kinder empfangen konnte, oder es gibt medizinische Gründe. Vielleicht will sie aber eigentlich gar keine und tut nur nach außen so, da es halt erwartet wird. Dazu würde passen, dass sie ihrer Mütter so bereitwillig zugestanden hat beim Sex mit Kadoke anwesend zu sein.
 
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Reaktionen: RuLeka und Renie

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Der vorletzte Abschnitt, bei mir überwiegt die Frage wie es enden wird? Worauf läuft alles hinaus?
Grünberg geht nicht zimperlich mit seinen Ansichten bezüglich des Judentums um. Doch ihm wird man es nicht so übel nehmen wie anderen, wenn auch sicher viele Juden nicht ganz einverstanden sind mit dem was er über die Siedlung schreibt. Dennoch frage ich mich warum er dies alles tutt?
Zu Anfang dachte ich, es geht in erster Linie um den gefallenen Psychiater, doch dies scheint nur noch der Nebenstrang zu sein.
Und was sollte der Trip mit seinem Kollegen? Das kam überraschend, und auch dabei weiß ich nicht wo es hinführen soll.
 

Renie

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Dazu würde passen, dass sie ihrer Mütter so bereitwillig zugestanden hat beim Sex mit Kadoke anwesend zu sein.
Mal ernsthaft! Diese Nummer muss man nicht verstehen, geschweige denn hinterfragen. Das war eine Schwachsinnsidee von einer Schwachsinnigen, mit einer schwachsinnigen Umsetzung :D
 

MRO1975

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11. August 2018
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Ich bleibe dabei: dieser Roman ist genauso schräg wie ein Monty Python Film. Diese Filme waren auch nicht zimperlich, wenn es um die Anhäufung von grotesken Momenten und Geschmacklosigkeiten ging.
Genauso ist es mit diesem Roman.

Der Kracher war für mich sexuelle Vorliebe von Anat. Mit diesem Mützenspielchen suhlt sie sich in der Rolle des ewigen Opfers.
Grünberg bringt viele Gedanken zum Judentum zur Sprache, die sich unsereins im Leben nicht trauen würde zu äußern, weil sie einfach nicht politisch korrekt sind. Ich frage mich, wie die Reaktionen in der jüdischen Öffentlichkeit auf Grünbergs Roman sind. "Die satanischen Verse" haben Salman Rushdie seinerzeit auf die Todesliste irgendwelcher islamistischer Terroristen gebracht, was ich nie verstanden habe. Die Kritik, die Grünberg hier äußert, ist um einiges heftiger. Er macht sich über die Juden lustig, und das nicht gerade subtil sondern auf sehr plakative Weise. Es würde mich nicht wundern, wenn ihm jüdische Fanatiker ebenfalls Tod und Teufel an den Hals wünschen.
Deine Vergleich mit Rushdie finde ich gut! Das Ganze liest sich wie eine Abrechnung mit dem orthodoxen jüdischen Glauben. Das Warten aus den Messias, ständiges Beten für das Erscheinen desselben, die Vernachlässigung des „normalen“ Lebens (einschließlich des Putzens), der ständige Vermehrungszwang und die ewige Opferrolle werden derart ins Kroteske verzerrt... Aber lesen mag ich das langsam nicht mehr.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Doch wenn die Siedler so sind, wie Grünberg sie beschreibt,( er müsste sie kennen, denn seine Schwester lebt in so einer Siedlung ) , dann verbietet ihnen ihr Glaube solche Bücher.
Und deshalb frage ich mich, für wen er das schreibt. Diejenigen, die gemeint sind und denen ein Spiegel vorgehalten wird, werden nicht hineinschauen. Für die anderen, wie mich, ist es too much.