Rezension Rezension (4/5*) zu Lady Churchill von Marie Benedict.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Lady Churchill von Marie Benedict
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Clemmie und Pug

Die Autorin wählt für ihren neuen Roman wieder eine Protagonistin die ganz im Schatten ihres Mannes verschwindet- Clementine Churchill. Sie legt ihr Buch ganz nach dem Motto an Hinter jedem großen Mann steht eine starke Frau. Auf die Ehefrauen von Politikern trifft das sicher besonders zu.

„In den Geschichtsbüchern wird höchstwahrscheinlich nur der Name meines Mannes stehen, obwohl alles, was er sagt und tut, auch meine Handschrift trägt. Die Zeit wird es wohl weisen."

Clementine stammt aus gutem, aber nicht vermögendem Haus. Dazu kommt, dass der Ruf ihrer Mutter nicht untadelig ist. Als eine Tante ihrer Mutter, Lady St Helier, sie zu einer Gesellschaft einlädt, trifft sie auf den jungen, aufstrebenden Winston Churchill. Dessen Abstammung ist untadelig, sein Großvater ist der Duke of Marlborough. Aber als Sohn eines jüngeren Sohnes hat er zwar einen guten Namen, aber kein Vermögen. Für seine beruflichen Pläne ist aber eine Ehefrau an seiner Seite unerlässlich. So macht er Clementine sehr bald einen Heiratsantrag.

Clementine ist gebildet, vielseitig interessiert und charaktervoll. Die Ehe wird eine schwierige, aber gute werden. Für Clemmie, wie sie genannt wird, ist es klar, dass sie hinter den Plänen ihres Mannes steht und trotz Kindern und einem fordernden Haushalt ihm jederzeit Unterstützung gibt.
Er befolgt im Gegenzug bedingungslos ihre Ratschläge und oft scheint es nur einen mahnenden, fordernden Blicks von Clemmie zu bedürfen um Winston zu lenken. Diese Rolle behagt ihr auch mehr, als die Rolle der Mutter. Ab und zu plagt sie das schlechte Gewissen, wenn sie ihre Reisen, ihre Erholung immer ohne Kinder oder Familie plant, weiß sie sie doch in guter Obhut der diversen Nannys. Diese mehrwöchigen Erholungsaufenthalte sind ihr wichtig, sie braucht sie um Kraft zu tanken. Trotzdem bleibt immer das Gefühl, als Mutter versagt zu haben.
Aber sie bleibt sich treu, ein Rückzug auf die Familie allein, kommt für sie nicht infrage. Zu sehr ist sie an Politik interessiert und vor allem an den Auswirkungen auf die Frauen. Sie engagiert sich für das Frauenwahlrecht und ist sicher, Churchills Sinneswandel in dieser Frage ist allein ihr zu verdanken. Während der Kriege wird sie aktiv in diversen Organisationen tätig. Es ist fast beängstigend, mit welcher Energie Clementine ihren Mann antreibt, vor allem auch in den Phasen von Churchills Depressionen. Sie ist die Frau, die mehr Einfluss auf die Politik Churchills hatte, als seine Berater. Sie zahlt auch klaglos den hohen Preis dafür.

Der Vorteil eines Romans über eine bekannte Persönlichkeit, die nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, ist, dass die Autorin auf Eckdaten und dokumentiere Ereignisse zurückgreifen kann, die Leerstellen dazwischen aber ganz im Sinne ihres Romans füllen kann. Das macht die Autorin auf spannende Art und Weise und ihr gelingt es, ein farbiges und lebendiges Zeitbild zu schaffen. Es beleuchtet die Churchills Politik aus einem ganz privaten Blickwinkel.

Ein lesenswerter Roman mit vielen zeitgeschichtlichen Bezügen.


von: Camilla Läckberg
von: Chanel Cleeton
von: Katharina Peters
 
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