Rezension Rezension (4/5*) zu Alle Hunde sterben von Cemile Sahin.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Realität der Gewalt

Ein Hochhaus im Westen. Dort leben Menschen im Exil, gestrandet nach Gefangenschaft, Folter, Verfolgung und Flucht. Sie wollen dort nicht bleiben. In neun Episoden verleiht Cemile Sahin diesen Menschen eine Stimme gegen Gewalt.
Verortet ist das Buch wohl in der Türkei, obwohl es niemals zu gezielten Ortsangaben kommt, es gibt kein „Türke“ oder „Kurde“ und somit wird das Buch zu einem universellen Mahnmal gegen regimegestützte systematische Gewalt und militärische Macht.
In diesen neun Episoden lesen wir von Erniedrigung, dem politischen Mord an Frauen, Männern, Kindern. Allein die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe gibt einer herrschenden Allmacht die scheinbare Berechtigung zum Foltern, Töten, Auslöschen.
„Mit der Waffe kommt das Recht.“
Kein Sachbuch, keine Biografie, aber auch kein Roman: Es ist ein Buch, das nicht einfach zu ertragen ist. Ein Stückwerk an Erinnerungen, über die Realität eines Landes, die nur über Gewalt funktioniert.
„Wer die Ereignisse nicht ohne Fiktion erzählen kann, hat sie nicht erlebt.“, schreibt die Autorin.