Rezension Rezension (4/5*) zu Der Klang der Wälder: Roman von Natsu Miyashita.

Anna625

Mitglied
4. August 2020
31
18
8
24
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Typisch japanisch

Durch Zufall trifft Tomura in der Turnhalle seiner Schule eines Tages auf einen Klavierstimmer, der dort das schuleigene Instrument in Ordnung bringt. Für Tomura eröffnet sich eine neue Welt, er ist sogleich fasziniert von der Klangvielfalt des Klaviers und der präzisen Arbeit des Mannes. So sehr, dass er eine Ausbildung zum Klavierstimmer beginnt und hinterher im selben Laden wie der Mann zu arbeiten beginnt. Vor Tomura liegen Jahre harter Arbeit und Selbstzweifel, denn die Kunst des Klavierstimmens ist eine ganz besondere, die viel Übung erfordert.

Das Buch besitzt diesen ganz bestimmten, japanischen Büchern eigenen Zauber. Die Erzählung ist schlicht, die Handlung wenig spektakulär und sehr ruhig. Und dennoch wird man als Leser sogleich von der poetischen Sprache und der Macht des Gesagten und des Ungesagten in den Bann gezogen, die dem Buch eine märchenhafte Atmosphäre verleihen. Schlägt man das Buch auf, fühlt es sich an, als tauche man tief hinab in den Ozean. Die Außenwelt wird abgedämpft, während alles andere gleichzeitig viel klarer wird, und man die Melodie des Buches vernimmt, die sich für Tomura im Klang der Wälder manifestiert.

Neben dem wunderbaren Märchencharakter erfährt man beim Lesen tatsächlich auch Einiges über Klaviere und die ihnen eigene Klangwelt. Das ist jedoch keinesfalls so trocken wie man im ersten Moment vielleicht glauben mag, sondern im Gegenteil sehr faszinierend. Dass viele Klaviere sich verschieden anhören, war mir vorher klar, aber welche riesigen Unterschiede zwischen ihnen bestehen und wie bedeutsam beispielsweise schon eine geringfügige Änderung der Höhe des Hockers und die minimale Justierung der Pedale bewirkt, nicht. Man kann als Nicht-Klavierspieler also auch eine Menge lernen mit diesem Buch.

Fazit: Ich habe es sehr gerne gelesen; es ist sehr ruhig, dabei jedoch auch sehr poetisch und atmosphärisch.