Rezension Rezension (4/5*) zu Beautiful Fools: Zelda und F. Scott Fitzgerald. Roman von R. Clifton Spargo.

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.890
12.577
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Die Ehe der Fitzgeralds

Der amerikanische Autor Francis Scott Fitzgerald und seine Ehefrau Zelda galten in den 20er und 30er Jahren in Hollywood als Inbegriff des Glamour-Paares. Die Ehe der Beiden wäre heutzutage sicherlich ein heiß diskutierter Gegenstand der boulevardesken Berichterstattung.

Ohne Boulevard, dafür jedoch mit Anspruch, nimmt sich der Amerikaner R. Clifton Spargo ebenfalls des Ehelebens der beiden Promis an. In dem biografischen Roman "Beautiful Fools" konzentriert er sich dabei auf eine Zeit des Zusammenseins der Fitzgeralds, in der von Glamour nur noch wenig festzustellen ist.

Im Jahr 1939 sind die Fitzgeralds bereits 20 Jahre verheiratet. Durch eine psychische Erkrankung war Zelda in den letzten Jahren zu mehreren Klinik-Aufenthalten gezwungen, die sie über längere Zeiträume aus dem Verkehr gezogen haben. Darunter leidet natürlich die Ehe der beiden Protagonisten, so dass sie sich zu einem gemeinsamen Urlaub in Kuba entschließen, um somit ihrer Beziehung eine letzte Chance geben zu können.

"Dazu musste der Urlaub absolut perfekt werden, es bedurfte einiger Tage, um die aufgestaute Bitterkeit und das gallige Misstrauen abzubauen, Tage, in denen sie erst wieder lernen mussten, auf welche Weise sie einander gut taten. Das alles lag auf ihren Schultern, denn sie wollte ihn überreden, sie wieder in sein Leben zu lassen, und zugleich bat sie um ihre Freiheit. Sie musste sehr vorsichtig sein, damit sie keinen Fehler machte, so verdammt vorsichtig."

Während die beiden in Kuba ihre Eheprobleme in den Griff bekommen wollen, versuchen Sie gleichzeitig an ihrem Ruf als Glamour-Ehepaar und den damit verbundenen luxuriösen Lebensumständen festzuhalten. Zumindest einer dieser Versuche gestaltet sich aufgrund der desolaten finanziellen Situation des Ehepaares als schwierig. Und ob der andere Versuch von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt bis zum Ende des Romanes offen.

R. Clifton Spargo hat mit diesem Roman ein Psychogramm über die Ehe seiner Protagonisten geschrieben. Dabei löst er sich von dem allgemein bekannten Bild des Glamourpaars und stellt die Schwächen und Probleme der jeweiligen Figur in den Vordergrund. F. Scott Fitzgerald haben die Jahre in Saus und Braus zum Alkoholiker gemacht. Darüber hinaus leidet er an den Folgen einer Tuberkulose. Alles in allem ist er ein gesundheitliches Wrack, mit einer Ehefrau an seiner Seite, deren Verhalten durch eine psychische Erkrankung unberechenbar, wenn nicht sogar schizophren ist.

Das Vorhaben der Eheleute, die Beziehung zu retten, steht also unter einem ungünstigen Stern. Fitzgerald hält aus lauter Pflichtgefühl an Zelda fest. Schließlich ist sie seelisch krank und er fühlt sich für sie verantwortlich.

Die vielseitige und talentierte Zelda Fitzgerald strebt selbst eine Karriere als Autorin sowie Malerin und Tänzerin an. Erste schriftstellerische Versuche waren vielversprechend. Doch leider ließ das Ego ihres Mannes bisher nicht zu, dass sie aus seinem Schatten heraustreten konnte - ein weiterer Krisenherd in dem Konflikt zwischen den Eheleuten.

"Sie wurde nur als Ehefrau aufgeführt, als sonst nichts; aber für die Welt da draußen waren sie immer noch ein sehr bemerkenswertes Paar, der Autor und seine Frau."

Einen besonderen Charme dieses Romans macht der Schauplatz Kuba aus. Denn R. Clifton Spargo präsentiert mit der Darstellung des Inselstaates der 30er Jahre eine nostalgische Mischung aus Urlaubsflair, unbeschwertem Karibik-Lifestyle und kontrastreichem Miteinander von Einheimischen und Touristen, vorwiegend reiche Amerikaner und Europäer. Der Urlaubsalltag besteht aus Faulenzen, gutem Essen und Trinken, in den Tag hineinleben. Und für den Thrill sorgen Freizeitbeschäftigungen wie Stierkämpfe, Hahnenkämpfe oder Reitausflüge. Fast rechnet man als Leser damit, dass Ernest Hemingway auf der Bildfläche erscheinen wird, der im Übrigen ein mehr oder weniger guter Freund von F. Scott Fitzgerald war.

Fazit
R. Clifton Spargo hält sich in seinem biografischen Roman "Beautiful Fools" eng an die Fakten, die über das Ehepaar Fitzgerald bekannt sind. Dabei konzentriert er sich bei der Darstellung der Protagonisten auf deren Schwächen und menschlichen Abgründe, so dass das Bild des strahlenden Glamour-Paares in den Hintergrund rückt. Eine interessante Sichtweise!

© Renie