Rezension Rezension (4/5*) zu Kronsnest: Roman von Florian Knöppler.

MRO1975

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11. August 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Kronsnest: Roman von Florian Knöppler
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Über schweigsame Menschen in norddeutscher Landschaft

Kronsnest liegt irgendwo in Norddeutschland. Dort wächst Hannes auf einem Bauernhof auf. Er ist zu Beginn des Romans 15 Jahre alt und seine Tage sind geprägt von der harten Arbeit auf dem Hof und den unberechenbaren Gewaltausbrüchen des Vaters. Die Mutter versucht, in dem Konflikt zu vermitteln. Den Vater bestraft sie mit vorwurfsvollem Schweigen und bringt ihn so, zumindest vorübergehend, zur Räson. Bei Hannes sucht sie Verständnis und erklärt, dass der Vater früher (vor dem Krieg) anders war. Hannes hilft das wenig. Denn der Vater spricht nicht über das, was früher war oder was ihm im Krieg widerfahren ist. Hannes ist daher hin und her gerissen, von seiner eigenen Wut auf den Vater und dem gleichzeitigen Wunsch um dessen Anerkennung. Doch so viel er auch arbeitet, er kann es dem Vater doch nicht Recht machen. Das höchste Lob ist keine Kritik.

Der Vater-Sohn-Konflikt dominiert das erste Drittel des Romans und lässt schlimme Vorahnungen aufkommen. Doch dann wendet sich das Blatt. Hannes muss Verantwortung übernehmen. Es steht viel auf dem Spiel. Die Arbeit auf dem Hof ist eine tägliche Herausforderung, der Hannes wohl auch aufgrund seiner Jugend nicht immer gewachsen ist. Außerdem ist Hannes verliebt, in Mara, die Tochter des Großbauern von Heesen. Doch auch die von Heesens, und insbesondere Mara, haben ihr Päckchen zu tragen.

Die schnörkellose Sprache des Romans spiegelt den rauen Arbeitsalltag und passt zur schlichten Schönheit der norddeutschen Landschaft. Dem Autor gelingt es mühelos, Bilder von Deichen, Elbarmen und Zugvögeln hervorzurufen. Ich konnte mich deshalb ganz wunderbar in das Buch vertiefen. Allerdings bleiben die Figuren etwas blass, da die Geschichte ausschließlich aus der Perspektive von Hannes erzählt wird und Hannes eher introvertiert ist. Außerdem schweigen immer alle …

Auch hatte ich mir mehr von der Handlung versprochen. Nach der unerwarteten Wendung am Ende des ersten Drittels plätschert die Erzählung dahin. Ausbaufähige Themen, insbesondere die näherkommenden politischen Einschläge, werden leider nur gestreift. Nur am Rande wurde mir klar, dass das Buch in den 1920er Jahren, zwischen zwei Weltkriegen spielt. Hieraus hätte der Autor mehr machen können.

Dennoch habe ich das Buch gern gelesen und vergebe vier Sterne.