Rezension Rezension (5/5*) zu Miss Bensons Reise: Roman von Rachel Joyce.

bookloving

Mitglied
10. Mai 2020
36
21
8
40
Wundervoll warmherziger Roman

Mit ihrem neuesten Buch „Miss Bensons Reise“ ist der englischen Bestseller-Autorin Rachel Joyce erneut ein kurzweiliger, wundervoll warmherziger und berührender Roman mit viel Tiefgang gelungen.
Es ist eine ungewöhnliche, sehr einfühlsam und humorvoll erzählte Geschichte über Anderssein, Zusammenhalt, Freundschaft und Freiheit, über Wagnisse, Sehnsüchte und den Mut seine Träume zu leben.
In ihrer vergnüglichen und unterhaltsamen Geschichte nimmt uns die Autorin mit auf einen abenteuerlichen Roadtrip bis ans andere Ende der Welt und auf eine äußerst ereignisreiche Expedition zur Entdeckung eines geheimnisvollen goldenen Käfers auf Neukaledonien mitten im Pazifik.
Angesiedelt ist die Handlung hauptsächlich in den 1950er Jahren. Mit ihrem charakteristischen Schreibstil, der sehr stimmungsvoll und feinfühlig ist und eine herrliche Leichtigkeit vermittelt, gelingt es der Autorin hervorragend, eine unnachahmliche und für ihre Bücher so typische Atmosphäre entstehen zu lassen und uns sehr schnell in ihren Bann zu ziehen. Es bereitet sehr viel Spaß die Protagonistinnen Margery und Enid auf ihrer spannenden Reise zu begleiten und mitzuerleben, wie die Erlebnisse die beiden so unterschiedlichen Frauen zusammenschweißen, das Beste aus ihnen herausholen und aus ihrer Zweckgemeinschaft allmählich eine wundervolle Freundschaft erwächst. Beide haben sehr nachvollziehbare Gründe, ihr bisheriges Leben in England hinter sich zu lassen, um ihren großen Traum zu verwirklichen.
Die Geschichte lebt vor allem von den beiden skurrilen, aber äußerst liebenswerten Protagonistinnen Margery und Enid – zwei sehr außergewöhnliche Frauenfiguren, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Die Charakterisierung ihrer vielschichtigen Persönlichkeiten mit all ihren Geheimnissen, Ecken und Kanten ist äußerst gelungen, so dass man sich im Laufe der Handlung immer besser in das Innenleben der hineinversetzen und ihr Verhalten gut nachvollziehen kann. Mit der etwas schrulligen, unscheinbaren, alleinstehenden Margery Benson lernen wir ältliche, einsame Dame kennen, die schon so einige Entbehrungen und Schicksalsschläge hinter sich hat. Sie ist eine sehr liebenswerte und empathische Frau, die man schnell in sein Herz schließt. Sehr gut getroffen und facettenreich ausgearbeitet ist auch ihre dauerquasselnde, aufgetakelte Reisebegleiterin Enid. Sie wirkt anfangs zwar unsympathisch, oberflächlich und extrem nervtötend, doch je mehr man über ihre Vorgeschichte erfährt, ihre Widersprüche versteht und ihre Stärken erkennt, desto besser hat sie mir gefallen.
Auch wenn die Geschichte lange Zeit recht vorhersehbar und nicht frei von klischeehaften Entwicklungen ist, versteht es Joyce, uns mit einigen Twists zu fesseln und zum Ende hin mit einem äußerst unerwarteten Finale völlig zu überraschen.

FAZIT
Eine berührende, humorvoll und einfühlsam erzählte Geschichte zum Schmunzeln und Innehalten, und ein wundervoll skurriler Roadtrip ans andere Ende der Welt!
Ein unterhaltsames „Wohlfühlbuch“ mit sehr liebenswerten Charakteren und ein sehr vergnügliches Lesevergnügen!