1. Leseabschnitt: von Beginn bis Seite 43

ThomasWien

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Oh, man wusste aber doch, auch als Ö, dass Deutschland ein geteiltes Land ist. Gut, mit 13 ist man mit anderem beschäftigt, aber so ein Grundpolitsches Wissen ist das nicht vorhanden? Man geht ja auch zur Schule und so weit weg ist Ö gar nicht. Und außerdem war es eng verbunden mit dem NS-System.
Also nicht böse sein, mit 13 Jahren habe ich noch nichts über euer gespaltenes Land gelernt, der zweite Welttkrieg wird bei uns später intensiver behandelt. Wir hatten mit der DDR nichts zu tun. Im zweiten Weltkrieg spielten wir ja leider auch eine Rolle. Tut mir sehr leid, dass dir die österreichische Schulbildung zu wenig ist. Aber wahrscheinlich wird es dir ähnlich mit österreichischen Themen gehen, Südtirol, etc.
 
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SuPro

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Direkt, wie immer, unsere Wanda...:D

@SuPro : Wir haben darüber in Wandas Plaudereien (leider noch im Wanda Tagebuch, daher nicht verlinkbar) gesprochen und kamen zu dem Schluss, dass wir die "ordnungsgemäße" Schreibweise eher für hinderlich halten.
Nur zur Erklärung.
...da bin ich dabei... ich bin da nicht so überkritisch unterwegs... ich schreibe auch z. B. Leser und meine automatisch Männer und Frauen damit und, na ja, diejenigen, die sich dazwischen verorten oder sich weder als das eine, noch das andere fühlen...
Danke für den Hinweis, liebes Hexle!
 

Wandablue

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Also nicht böse sein, mit 13 Jahren habe ich noch nichts über euer gespaltenes Land gelernt, der zweite Welttkrieg wird bei uns später intensiver behandelt. Wir hatten mit der DDR nichts zu tun. Im zweiten Weltkrieg spielten wir ja leider auch eine Rolle. Tut mir sehr leid, dass dir die österreichische Schulbildung zu wenig ist. Aber wahrscheinlich wird es dir ähnlich mit österreichischen Themen gehen, Südtirol, etc.
Höchstwahrscheinlich. Erst vor kurzem habe ich quizzmässig die Bundesländer von Österreich gelernt.
Vllt ist es ein heikles Thema. Auch @Renie hat ja gesagt, dass sie emotional nicht besonders berührt war. Das ist dann halt so. Für mich unvorstellbar. Ich bin in Süddeutschland aufgewachsen und hab keine Ostverwandtschaft gehabt. Trotzdem war ich sehr bewegt. Kommt vllt auch ein bisschen drauf an, wie man politisch drauf ist. Oder wie empathisch man ist? No idea. Mit 13 ist man auch mit anderen Sachen beschäftigt. Mit 23? Hm. Stand doch in der Präambel unserer Verfassung sogar ein Vorläufigkeitsvorbehalt.
Was wäre denn wenn die Mauer in Korea fallen würde? Das ist noch weiter weg. Wäre euch das egal?
Ich wäre auch dann sehr berührt.
Von daher sind das wohl emotionale Unterschiede, die man akzeptieren muss, die einen aber dennoch wundern dürfen.

Über Südtirol haben wir doch erst neulich ein wunderbares Buch gelesen. Was war das doch gleich? Von Marco Balzano. Hab ich viel davon mitgenommen.
 
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ThomasWien

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Höchstwahrscheinlich. Erst vor kurzem habe ich quizzmässig die Bundesländer von Österreich gelernt.
Vllt ist es ein heikles Thema. Auch @Renie hat ja gesagt, dass sie emotional nicht besonders berührt war. Das ist dann halt so. Für mich unvorstellbar. Ich bin in Süddeutschland aufgewachsen und hab keine Ostverwandtschaft gehabt. Trotzdem war ich sehr bewegt. Kommt vllt auch ein bisschen drauf an, wie man politisch drauf ist. Oder wie empathisch man ist? No idea. Mit 13 ist man auch mit anderen Sachen beschäftigt. Mit 23? Hm. Stand doch in der Präambel unserer Verfassung sogar ein Vorläufigkeitsvorbehalt.
Was wäre denn wenn die Mauer in Korea fallen würde? Das ist noch weiter weg. Wäre euch das egal?
Ich wäre auch dann sehr berührt.
Von daher sind das wohl emotionale Unterschiede, die man akzeptieren muss, die einen aber dennoch wundern dürfen.

Über Südtirol haben wir doch erst neulich ein wunderbares Buch gelesen. Was war das doch gleich? Von Marco Balzano. Hab ich viel davon mitgenommen.
Du hast Recht Empathie ist das Stichwort.
 

SuPro

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Ich bin gerade fast am Ende des ersten Leseabschnitts, bei „so Fallen die Schatten hinter dich“ und muss unbedingt was loswerden, bevor ich mich chronologisch durch Eure Kommentare arbeite:
Wunderbar, dieser Vergleich mit Lot, seiner Frau und seinen Töchtern und die Metapher mit der Sitzposition und Fahrtrichtung im Zug.
Es nimmt die Angst vor dem Zurückblicken und vor dem sich Erinnern.
Denn, das Leben geht weiter, auch wenn man zurückblickt und sich erinnert.
Das Alte wird einen nicht wirklich einholen.
Emotional kurzzeitig schon, aber nicht objektiv und real. Es kann einem nichts mehr passieren.

Das ist ein schönes Bild für meine psychotherapeutische und psychoanalytische Arbeit.
 

RuLeka

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Ich bin gerade fast am Ende des ersten Leseabschnitts, bei „so Fallen die Schatten hinter dich“ und muss unbedingt was loswerden, bevor ich mich chronologisch durch Eure Kommentare arbeite:
Wunderbar, dieser Vergleich mit Lot, seiner Frau und seinen Töchtern und die Metapher mit der Sitzposition und Fahrtrichtung im Zug.
Es nimmt die Angst vor dem Zurückblicken und vor dem sich Erinnern.
Denn, das Leben geht weiter, auch wenn man zurückblickt und sich erinnert.
Das Alte wird einen nicht wirklich einholen.
Emotional kurzzeitig schon, aber nicht objektiv und real. Es kann einem nichts mehr passieren.

Das ist ein schönes Bild für meine psychotherapeutische und psychoanalytische Arbeit.
Gerade in dieser Geschichte entfaltet sich das ganze Können der Autorin: Alltagserlebnisse werden zu allgemein gültigen Betrachtungen. Auf wenigen Seiten gibt es so viel zum Nachdenken.
 

Renie

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@Renie hat ja gesagt, dass sie emotional nicht besonders berührt war.[/QUOTE]
Das habe ich nicht gesagt. Das ist Deine Interpretation. Ich habe geschrieben, dass ich durch das Ereignis, welches für mich abstrakt war, nicht in Glückseligkeit ausgebrochen bin.
Und aufgrund meiner Aussage "Empathie" ins Spiel zu bringen, finde ich schon sehr gewagt von Dir, liebe @Wandablue .
Erwähne ich irgendwo in meinem Kommentar, dass mir die Menschen damals egal waren?
Hier nochmal mein Kommentar:
Ich war damals 23 und es ging mir ähnlich wie Thomas. Natürlich kannte ich die historischen Fakten und Hintergründe, das wars dann aber auch. Darüberhinaus hatte ich keinerlei Bezug zu Leuten aus der DDR, hatte auch niemanden im Freundeskreis, der Verwandte in der DDR hatte. Daher war für mich der Zustand eines getrennten Deutschlands - abgesehen von den Fakten - völlig abstrakt, genauso abstrakt wie irgendein politisches Ereignis sonst wo auf dieser Welt. Die Maueröffnung habe ich dann registriert, bin aber nicht in Glückseligkeit ausgebrochen. Das wäre vermutlich anders gewesen, wenn ich durch Kontakte zur DDR direkt betroffen gewesen wäre.
 

Wandablue

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@Renie hat ja gesagt, dass sie emotional nicht besonders berührt war.
Das habe ich nicht gesagt. Das ist Deine Interpretation. Ich habe geschrieben, dass ich durch das Ereignis, welches für mich abstrakt war, nicht in Glückseligkeit ausgebrochen bin.
Und aufgrund meiner Aussage "Empathie" ins Spiel zu bringen, finde ich schon sehr gewagt von Dir, liebe @Wandablue .
Erwähne ich irgendwo in meinem Kommentar, dass mir die Menschen damals egal waren?
Hier nochmal mein Kommentar:[/QUOTE]

Das ist natürlich präziser. Es ging aber schon in diese Richtung, dass es jedenfalls dir nicht besonders wichtig war und dass es dich emotional nicht (besonders) betroffen hat. (Wie sollte man sonst "abstrakt" "löst keine Glückseligkeit aus" interpretieren).

Was ja nicht heißt, dass man nicht mit anderen Menschen mitfühlen kann, denen es so geht. Das ist ein anderes Blatt. Und dann war da noch ein Fragezeichen in meinem Beitrag. Aber wollen wir jetzt Haarespalten?
 
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Ich muss sagen das Buch fing sehr gut für mich an und ich dachte schon na toll, wenn das so weitergeht, dann ist das eine klasse Lebensgeschichte.
Allerdings haben mich dann doch einigen Szenen etwas verwirrt. Irgendwie komme ich nicht immer mit ihrer Sprache mit und auch das hin und her der Zeiten finde ich etwas verwirrend. Also ich kann da leider nicht ganz so euphorisch sein wie ihr alle hier.

Die Mutter finde ich schrecklich, wie sie sich ihrem Kind gegenüber verhält. Ich frage mich nur warum? Warum muss ein Kind in den Ferien zur Großmutter, weil das die einzige Zeit ist um die Kälte der Mutter zu überleben. Das ist doch schrecklich sowas.
Warum verbietet eine Mutter der Tochter das Klavierspielen nur, weil sie von der Lehrerin gelobt wurde?
Man könnte meinen die Mutter wollte dem Kind nie etwas Gutes tun.

Beim DDR Regime hatte ich dann bei manchen Szenen wirklich meine Probleme. Klar ich kenne vieles nicht was damals in der DDR gelaufen ist und zudem war mir da manches einfach zu verwirrend.
Warum die DDR ihre Gefallenen nicht geehrt haben ist für mich ebenfalls unverständlich. Aber vielleicht wollte man einfach nicht mehr an die Kriegszeit erinnert werden. Vielleicht ist das einfach auch so im Kommunismus, nicht mehr zurückblicken.
Es wurden ja auch nie die Verbrechen veröffentlicht was wirklich passiert war. Zum Beispiel habe ich gehört, das es in der DDR keine Serienmörder gab, obwohl es sie doch gab.
Ich denke das Land hat doch sowieso sich sein eigenes Lügenmärchen gesponnen, in dem die BRD die Lügner waren und nur sie die Wahrheit sagten.

Ich bin gespannt wie es weitergeht und hoffe, dass es nicht zu anstrengend für mich wird.
 

claudi-1963

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Es überrascht mich, dass die Autorin ausreisen durfte. "Ein unglaubliches Privileg" - da wurde man von allen komisch angeschaut.
Sie durfte ja nur ausreisen weil man wusste, das sie wieder zurückkehrt. Hätte sie Verwandtschaft im Westen gehabt, wäre man da sicher vorsichtiger gewesen. Aber dadurch, das sie ihre gesamte Familie in der DDR war, war es doch sehr wahrscheinlich, das sie nicht drüben bleiben würde.
 

claudi-1963

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Auch in Fremdsprachen? Ich bin nicht zurückgerudert, sondern habe mein Statement erklärt.

Außerdem muss es auch möglich sein, auszudrücken, dass "die Genderschreibe" keineswegs alle Frauen freut.
Stimme ich dir voll und ganz zu, ich kann leider damit gar nichts anfangen.
 

SuPro

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"Langsam komme ich in die Gegenwart zurück, bin anwesend. In allen Zügen sitze ich mit dem Rücken zur Fahrtrichtung und sehe in die entschwindende undeutlicher werdende Landschaft, sie trennt sich von mir und bleibt noch da, bei jeder Fahrt erkenne ich sie erst, wenn sie schon vorüber ist."

Für mich war dies bisher der beste Absatz in der letzten Geschicht im ersten Leseabschnitt. Ich verstehe es so, dass noch so viel Unsicherheit nach der Öffnung der Grenzen herrschte, dass man sich dennoch an die Vergangenheit, auch wenn diese von einer Diktatur geprägt war, festhalten konnte.
So geht es mir auch. Eine wunderbare Metapher, dieses Bild mit der Sitzposition und Fahrtrichtung im Zug. Es nimmt die Angst vor dem Zurückblicken und vor dem sich Erinnern.
Denn, das Leben geht weiter, auch wenn man zurückblickt und sich erinnert.
Das Alte wird einen nicht wirklich einholen.
Emotional kurzzeitig schon, aber nicht objektiv und real. Es kann einem real nichts mehr passieren.

Das ist ein schönes Bild, das ich gerne für meine psychotherapeutische und psychoanalytische Arbeit aufgreifen werde.
 

SuPro

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Ein Sehnsuchtsort - ok. Aber belanglos.
Oh nein!!! Ein Sehnsuchtsort zu dem man innerlich immer wieder flüchten und zurückkehren kann, wenn es einem schlecht geht, ist nicht belanglos sondern emotional überlebenswichtig. Und dass die Autorin ihren höchstpersönlichen Sehnsuchtsort preisgibt, ist nicht selbstverständlich.