Rezension Rezension (4/5*) zu Tiger: Roman von Polly Clark.

ThomasWien

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19. März 2021
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Wien
Auch Tiger sind nachtragend

Klappentext

Für Frieda, eine englische Primatenforscherin, sind Tiger nichts als wilde Tiere, ihr fremd in ihrer rohen Aggression. Aber seit sie in einem kleinen Zoo in Devon arbeitet, begegnet sie den Wildkatzen täglich. Nach und nach beginnt sie sich für das Wesen der Tiger zu interessieren; dann, sie zu verstehen, und schließlich, sie zu lieben. Durch sie lernt sie einen Teil von sich selbst neu zu entdecken und begibt sich auf eine Reise, die sie bis nach Sibirien führt, wo ihr eigenes Schicksal sich mit dem von Tomas, einem einsamen Mann in den Wäldern der Taiga, der kleinen Sina, einem wilden Mädchen, und dem der Tiger auf überraschende Weise verbinden wird. Eine lyrische, abenteuerliche, sinnliche, schlicht gewaltige Geschichte von einem Mann, einer Frau und einem Kind, deren heimlich miteinander verknüpfte Leben tief im Zeichen des Tigers stehen.

Eindruck und Bewertung

Nachdem ich in diesem Jahr schon Bücher wie „Der Gesang der Flusskrebse“ und „Das Flüstern der Bäume“ gelesen habe, wollte ich dieses verkorkste Jahr noch mit einem weiteren Naturroman abschließen.

Ich persönlich finde das Beste an Büchern ist, dass uns die darin abgebildeten Wörter in fremde Länder reisen lassen oder man Geschichten aus den Augen unterschiedlichster Menschen oder gar aus den Augen von Tieren betrachten kann. Dieses Buch macht es möglich.

Das Buch ist unterteilt in vier Erzählstränge. Man startet mit der Geschichte rund um Frieda, einer studierten Primatenforscherin. Sie studiert das Leben der Bonobos. Ihr eigenes Leben wurde aufgrund eines Überfalles grundlegend aus der Bahn geworfen. Ihre wachsende Morphinabhängigkeit macht es ihr kaum möglich ein anständiges Leben zu führen.

Im zweiten Teil begleiten wir Tomas auf seinen Streifzügen durch den sibirischen Primärwald. Tomas ist Naturschützer in der tiefsten russischen Taiga. Er ist auf der Suche nach der Gräfin. Einer spektakulären Tigerdame, die gemeinsam mit ihren beiden Jungen durch die Wälder zieht. Da sich in Kürze ein hoher Regierungsbeamter ein Bild von Tomas Reservat machen möchte, ist er auf der Suche nach zeitnahen Fotoaufnahmen der Tigerfamilie. Er hofft, dass dieses Projekt Anerkennung bis hinauf zum russischen Präsidenten Vladimir Putin findet.

Wir bleiben in Sibirien. Der dritte Teil handelt von Edit und ihrer Tochter Sina. Diese Geschichte ist etwas ruhiger als die beiden anderen, ähnelt aber eher einem Abenteuerroman und handelt in erster Linie von der Unwirtlichkeit der sibirischen Taiga. Faszinierend detailliert dargestellt.

Auf den letzten Teil war ich am meisten gespannt, wird dieser Teil doch aus den Augen des Tigers erzählt wird. Quasi „The Eye of the Tiger“. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Die Geschichten wurden allesamt mühevoll aufgebaut und hier es nun soweit, alle Handlungsstränge finden gekonnt zueinander.


Der Erzählstil von Polly Clark hat mich sowas von überzeugt. Jedes Kapitel fand ich derartig dynamisch erzählt, dass es mir teilweise vorkam, als würde sich meine Lesegeschwindigkeit überschlagen. Gerade die abwechselnden Erzählungen, die gut durchdachten Charaktere und die Liebe zum Detail machen dieses Buch zu einer runden Sache.

Autor

Polly Clark wurde in Toronto geboren und lebt abwechselnd an der schottischen Westküste und auf einem Hausboot in London. Ihre Lyrik wurde mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, und ihr erster Roman Larchfield, für den sie den MsLexia Prize gewann, u.a. von Margaret Atwood, John Boyne und Richard Ford hochgelobt. Während ihrer Arbeit als Wärterin im Edinburgher Zoo begann sie sich für den vom Aussterben bedrohten Sibirischen Tiger zu interessieren. Für die Recherchen an Tiger reiste sie in die russische Taiga, wo sie im tiefsten Winter bei Temperaturen von -35°C lernte, wie man die Spur eines Tigers verfolgt. Tiger stand 2019 auf der Shortlist für den Scottish National Book Award.

 

Literaturhexle

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Nachdem ich in diesem Jahr schon Bücher wie „Der Gesang der Flusskrebse“ und „Das Flüstern der Bäume“ gelesen habe, wollte ich dieses verkorkste Jahr noch mit einem weiteren Naturroman abschließen.
Wie hat dir das Flüstern der Bäume gefallen? Wir hatten eine LR dazu und das Echo fiel sehr geteilt aus... Mir war es zu konstruiert.
Ein Buch, das ich gefeiert habe, das meiner Meinung nach viel besser ist als die Flusskrebse, ist dieses:
Buchinformationen und Rezensionen zu Für eine kurze Zeit waren wir glücklich: Roman von William Kent Krueger
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