Eine Benediktinerabtei, idyllisch an einem See gelegen. Ihr Gastflügel ist gut besucht, doch die meisten Mönche nähern sich dem biblischen Alter. Gerade hat einer der jungen das Kloster verlassen und eine Familie gegründet. Seither stellt auch Lukas, Ende dreißig, seinen Lebensweg in Frage. Da taucht Sarah auf, aufmerksam, zugewandt und körperlich. Um zu einer Entscheidung zu finden, überlässt sich Lukas dem See: Beim Schwimmen öffnen sich Körper und Geist.Kaufen
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Was habe ich mir von diesem Buch erwartet, das die "wesentlichen Dinge des Lebens in einem Benediktinerkloster [in der Eifel] zur Sprache bringen will"? Große Weltproblemlösungsstrategien wohl kaum, doch eher eine persönliche Entscheidung des fast vierzigjährigen Bruder Lukas, dessen Leben vor einem Scheideweg steht. Soll er Führungsaufgaben in der aussterbenden Bruderschaft übernehmen, oder soll er, wie sein bester Freund und Mitbruder, austreten und eine Familie gründen?
Der Schritt seines Freundes in die Außenwelt bringt Lukas festgefügte Welt ins Wanken. Seine Auszeiten am See, in denen er beim Schwimmen seinen Gedanken Raum gibt, werden jäh unterbrochen von Sarah. Sie erzählt Lukas von ihrem Leben und in seine Seelsorgeaufgaben mischen sich plötzlich Sehnsüchte.
Der Autor fokussiert sich in seiner Geschichte fast ausschließlich auf Lukas Gedankenwelt, die in nacherzählten Ergeignissen, aber hauptsächlich in inneren Monologen stattfindet und an seinen Freund Andreas, dessen Frau Juliane, dann aber fast ausschließlich nur noch an Sarah gerichtet sind.
Moritz Hegers Sprache pflegt so schöne Sätze wie "Schritte ohne Strecke, sind Tritte.", oder "Ein Abstand, den man leugnet, ist ein Abgrund.", können aber, bei allen sonstigen Kalamitäten im Kloster, nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Wesentlichen wohl auf die Debatte des Zölibats hinausläuft. Zwiegespalten zwischen homoerotischen Betrachtungen, körperlicher Begierde und Verpflichtung in einer Partnerschaft, wartet das Ende mit einer Überraschung auf, welches zumindest meine Fragen nicht alle beantworten konnte.
Ein streitbares und zugleich kontemplatives Buch, voller schöner Betrachtungen, aber auch eben einer sehr "männlichen" Sicht auf das Leben, mit all seinen Konsequenzen. Und ein Buch, welches erst im Nachhinein seine volle Wirkung entwickelt, wie ich finde.
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