Erstmals in deutscher Übersetzung - Richard Wagameses wegweisender Roman über das Schicksal eines kleinen Jungen, in dem die Geschichte eines ganzen Landes widerhallt.
Saul wächst in einem staatlichen Heim auf – wie so viele Kinder indigener Herkunft. Dem Zwang und der Kälte der Einrichtung kann Saul in den kostbaren Momenten entfliehen, wenn er auf Schlittschuhen über das Eishockeyfeld fliegt. Sein magisches Talent für das Spiel öffnet ihm einen Weg in die Freiheit. Und begleitet Saul auf der Suche nach der Geborgenheit einer Familie, dem kulturellen Erbe der Ojibwe-Indianer und der Versöhnung mit einer Welt, die keinen Platz für ihn vorgesehen hatte.Kaufen
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Richard Wagamese ist ein indigener kanadischer Autor, dessen Buch „Der gefrorene Himmel“ nun auch in deutscher Übersetzung erschien.
Was für ein gewaltiges und wichtiges Buch. Er lässt seinen Protagonisten Saul Indian Horse von seinem Leben berichten. Das geschieht rückblickend, als Saul in einer Suchtklinik in Therapiegesprächen von seiner Vergangenheit berichtet, er will nicht sprechen, er schreibt seine Geschichte auf. So taucht der Leser unmittelbar in sein Leben ein. Die ersten Jahre noch in der Obhut der Großmutter, die das traditionelle Leben der Objiewe aufrechterhalten will. Sauls Eltern sind gebrochene Menschen, beide haben die grausamen kanadischen Residential Schools durchlaufen und nach Großmutters Tod, macht auch Saul seine Erfahrungen mit dieser Institution. Unter dem Deckmantel der Erziehung werden die Kinder den Eltern entrissen, Sprache, Tradition, Kultur – das alles soll ausgemerzt werden. Die Schulen selbst sind Verwahranstalten, ein bisschen Lesen und Rechnen, ansonsten wartet harte Arbeit auf Saul. Er sieht die Kinder an Krankheiten sterben, sieht die Suizide der Mitschüler, die keinen Ausweg mehr sehen, wenn die Übergriffe der Patres zuviel werden. Der kleine, schmächtige Saul findet einen Ausweg im Eishockey, das die Kinder im Winter auf dem gefrorenen Feld spielen. Sein Talent fällt auf, er kommt so einer Pflegefamilie und bald werden auch weiße Talentscouts auf ihn aufmerksam.
Ich konnte dieses Buch nicht aus der Hand legen und musste doch immer wieder Pausen einlegen, sonst hätten mich Grausamkeiten, die Saul er- und überleben muss, überwältigt. Das Buch ist ein Roman, aber wenn man die Lebensgeschichte Richard Wagameses liest, erkennt man durchaus Parallelen. Einen solchen Roman kann man sicher nicht schreiben, wenn man nicht selbst oder aus erster Hand von den Erfahrungen der Indigenen mit den staatlichen Institutionen weiß.
Aber genauso beeindruckend sind die Schilderung der Natur und der arktischen Kälte auf den Natureisflächen, da findet Wagamese wunderschöne, poetische Beschreibungen, die mich durchatmen ließen.
Der Autor klagt nicht an, aber als Leser kann ich nicht umhin, den institutionellen Rassismus zu sehen, den die weiße Bevölkerung sicher noch heute zeigt. Ein bemerkenswertes Nachwort ergänzt den Roman.
Mir fiel auf, dass auch der Gender-Sprache Rechnung getragen wird. So ist der Objiwe Medizinmann ein Medizinmensch, ob das Wagamese im Original so schrieb?
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