Rezension Rezension (5/5*) zu Teufelsberg: Kriminalroman (Wolf Heller ermittelt 2) von Lutz Wilhelm Kellerho.

Matzbach

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31. Januar 2020
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OWL
gute Mischung aus Zeitgeschichte und Spannung

Auf dieses Buch, dass eigentlich schon für das letzte Jahr angekündigt war, musste der Leser lange warten, aber das Warten hat sich gelohnt. Kommissar Wolf Heller muss das Haus eines jüdischen Richters bewachen, der Morddrohungen von seiten der radikalen Linken bekommen hat. Doch er lässt sich für eine kurze Zeit ablenken und genau in diesem Zeitraum wird die Gattin des Richters ermordet. Deren Nichte Louise Mackenzie, eine Amerikanerin, die sich im Umfeld der Kommune 1 beweg und mit der Heller bereits im vorgängerroman engeren Kontakt hatte, findet ihre Tante noch in der gleichen Nacht. Die Mordkommission setzt alles daran, den Fall schnell zu lösen, das gelingt auch insofern, als dass der Täter über das Tatfahrzeugt ermittelt werden kann, dumm nur, dass er selbst ermordet wird und das Fahrzeug in Brand gesetzt wird. Wer hat ein Interesse daran, die Hintergründe der Tat zu verschleiern. In der Wohnung des Täters werden nachrichten gefunden, die ein Bombenattentat auf jüdische Einrichtungen vermuten lassen, eine Hoororvorstellug für die politische Führung Berlins gut 24 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches, die um das internationale renommee der stadt (West-)Berlin bangt. Dem Team des K1 gelingt es zunächst nur bedingt, die Hintergründe der Verschwörung aufzudecken, die in der Welt der Geheimdienste während des kalten Krieges zu verorten sind. Das Attentat kann zwar verhindert werden, doch damit ist die Geschichte noch nicht beendet.

Erneut verbindet das Autorentrio Lutz Wilhelm Kellerhoff gekonnt Zeitgeschichte mit einem spannenden Fall. Aus heutiger Sicht für jüngere Leser fast nicht mehr nachvollziehbar muten wahnwitzige Pläne des sowjetischen Geheimdienstes zur Destabielisierung Westberlins an, um die Stadt dann der DDR anzugliedern und möglicherweise gar die Bundesrepublik zu eliminieren. Ebenso erstaunt ist sicherlich mancher Leser, wenn er vom Antisemitismus der radikalen Linken erfährt, der sich letztendlich in der Vermessenheit äußert, dem Staat Israel vorzuwerfen, faschistisch zu sein und selbst einen Völkermord an den Palästinensern zu begehen, leider ein bis heute noch nicht ganz verschwundener Vorwurf aus der gleichen Ecke. Schon irgendwie grotesk, das diejenigen, die sich aus berechtigtem Zorn über ihre Elterngeneration auflehnten, am Ende dem gleichen Judenhass unterlagen, oder?