Rezension Rezension (4/5*) zu Das Verschwinden der Erde: Roman von Julia Phillips.

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.344
10.633
49
49
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Über das Leben in Kamtschatka


Über das Leben in Kamtschatka

Der Roman beginnt mit dem Verschwinden der beiden Schwestern Aljona und Sofia. Die beiden Mädchen sind häufig allein, da die Mutter arbeiten gehen muss. Es gibt Hinweise, dass sie in ein glänzendes Auto gestiegen sind. Der Leser weiß sogar noch mehr, umso größer ist das Entsetzen, als klar wird, dass die Mädchen nicht gefunden wurden. Versucht die Polizei wirklich alles? Geht sie allen Hinweisen ernsthaft nach?

Im weiteren Verlauf geleitet die Autorin den Leser durch weitere Schicksale in Kamtschatka. Insgesamt umfasst der Roman 12 solcher Kapitel, die immer einer Person gewidmet sind. Meist handelt es sich hierin um unterdrückte Frauen, die auf Grund der allgemeinen Situation dort vermehrt Probleme haben. Die Zukunft in Kamtschatka scheint nicht gerade rosige Zukunftsaussichten zu haben. Zieht man das Internet zu Rate, wird deutlich, dass die Autorin dies nicht selbst ersonnen hat, dieser Landabschnitt weist tatsächlich die beschriebenen Probleme auf.
Ein weiteres Thema, dass um die Ureinwohner, wird ebenso in die Handlung mit eingeflochten, und brachte mir ein paar interessante Erkenntnisse, da ich vorher wenig bis gar nichts darüber wusste.
Ein wenig irritiert hat mich, dass die Entführung zu Anfang, später nur noch am Rande auftaucht. Die Personen in den anderen Kapiteln lassen zwar erkennen, dass sie von dem Verbrechen wissen, oder es gibt hier und da kleinere, direkte Verbindungen, aber man muss schon konzentriert lesen, um sie zu entdecken. Teilweise wirkte es sogar so, als ob die Autorin das Geschehen aus den Augen verloren hat.
Am Ende laufen allerdings dann doch noch alle Fäden zusammen, und die Fragen werden größtenteils gelöst.
Ich habe mich lange gefragt, was mir an dem Buch gefallen hat, denn ein Krimi ist es nicht, soll es auch nicht sein. Dennoch suggerierte mir die Handlung zu Beginn doch etwas in dieser Richtung, und ich war ein wenig enttäuscht, meine Erwartungen nicht erfüllt zu bekommen.
Doch eigentlich habe ich sogar etwas besseres geboten bekommen. Die Autorin zeigte im Roman auf, dass die Missstände zwischen den Russen und den Ureinwohnern immer noch sehr problembehaftet sind. Sie macht deutlich, dass die meisten In Kamtschatka nur wenig Chancen auf einen gut bezahlten Job haben. Daraus resultieren dann folglich Situationen, die es auch für die Kinder schwer machen, denn beide Eltern müssen arbeiten gehen, und trotzdem ist das Geld sehr knapp. Alkohol scheint ein weiters Problem zu sein, ein elender Teufelskreis, der nicht leicht zu zerbrechen ist, da wenig Perspektiven vorhanden sind.
Das Verschwinden der Erde ist ein kritischer Roman, der aber nicht anprangert, er möchte aufmerksam machen. Er hat mir gut gefallen, daher spreche ich hiermit eine klare Leseempfehlung aus!

 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.602
21.862
49
Brandenburg
Ja, ich auch. Für deine Rezension.
Aus anderen Büchern/Sachbüchern weiß ich, oder meine zu wissen, dass die Russen dieses Überrennen der einheimischen Bevölkerung mit zum Teil erzwungenem Zuzug durch Russen überall, wo sie am Drücker sind, systematisch betreiben.
Ein Roman, der ein wenig hinter die Kulissen blicken lässt.