1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 4 (Anfang bis Seite 82)

Literaturhexle

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Die paar Trainingseinheiten können eigentlich keinen körperlichen und mentalen Wandel verursachen.
Er hat ja zu Hause mit Gewichten weiter Trainiert. Dazu hat sich der Körper auch von selbst zum Mann entwickelt. Dazu die schwere Arbeit....
Für mich passt das.
Ich gabe nicht ganz verstanden, ob Rüpel an der harten Arbeit oder tatsächlich an schlechtem Futter gestorben ist. Was meinst ihr?
Pferde sind recht empfindlich, was schlechtes Heu oder im Frühling zuviel frisches Gras betrifft. Sie können davon eine Kolik bekommen. Das ist sehr schmerzhaft und im Extremfall tödlich. Oft können auch Tierärzte nichts ausrichten. Man hält das Pferd in Bewegung und hofft, dass die schlechte Nahrung von alleine weiterrutscht und das Problem vergeht. Insofern war es klar das schlechte Heu;)
Ich mag klare Aussagen und nicht diese verschwurbelten Nebensätzen.
Das kommt drauf an... Ich liebe Thomas Manns Sätze:rolleyes:. Aber hier stört mich wie gesagt auch nix.
 

FlorianK

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Das klingt ein wenig danach, als ob die Figuren von Ihnen geboren wurden und dann ein Eigenleben entwickeln, wie Kinder.
Ja, ein bisschen ist es so. Man hat einen Menschen vor Augen, am Anfang, und überlegt beim Entwerfen der Handlung: Wie würde sich einer mit diesem Charakter, mit diesen Vorerfahrungen verhalten. Und manchmal tut er dann Dinge, die man als Autor gar nicht gutheißen kann, die einem aber schlüssig erscheinen. Das ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, schwer zu beschreiben.
 

FlorianK

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Das habe ich, ehrlich gesagt, nicht verstanden. Hannes wollte eigentlich nicht zum Boxen gehen, ist nur mit Thies mitgegangen und geht zum Ende des Abschnitts auch nicht mehr hin. Die paar Trainingseinheiten können eigentlich keinen körperlichen und mentalen Wandel verursachen.
Zu Anfang hat er die Idee toll gefunden, mit Thies zu boxen, ein echter Kerl zu sein. Er versucht ja auch sonst, in der Schule und zu Hause, hart zu sein, den Respekt zu erzwingen. Aber dafür muss er einer sein, der er eigentlich nicht ist. Innerer Druck kommt auf, entlädt sich in Verzweiflung und Aggression. In meiner Vorstellung hat das Boxen ihm zwar Techniken beigebracht, aber das Eigentliche entwickelt sich in ihm, unabhängig davon.
 

Wandablue

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An der Stelle habe ich das Stichwort Kolik auch vermisst, weil mir klar war, dass das nicht jeder wissen kann. Anhand dessen hätte Google geholfen. Aber ihr habt ja mich, das Landei:D
Ich habe das auch geahnt, wusste aber nicht genau, warum eine Kolik so gefährlich ist. Wie aber Florian sagt, es ist tatsächlich schwierig, man will auch nicht langweilen und (fast) nichts ist schlimmer als wenn der Autor sich als Oberlehrer gibt. *seufz*.
 

FlorianK

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Was wir bekommen, sind die Fakten. Aber nichts drumrum.
Ich will das Buch nicht anpreisen und wollte mich eigentlich auch nicht verteidigen, denn schließlich empfindet jeder so einen Roman unterschiedlich. Aber eine Sache möchte ich doch sagen: Ich glaube, dass es nicht nur Fakten sind, die aneinandergereiht sind, also die Handlung. Es ist auch viel von der Art drin, wie Hannes diese Vorgänge erlebt.
Bei den deutlichen Erklärungen bin ich bestimmt sparsam, wahrscheinlich, weil ich es als Leser nicht mag, wenn mir vom Autor gesagt wird, was ich zu denken und zu fühlen habe. Und ich glaube, dass man auch im wirklichen Leben bei vielen Menschen nur ahnen kann, was der eigentliche, dahinter stehende Grund für ein Verhalten ist, sogar bei meinen Freunden, bei meiner Frau, die ich ja sehr gut kenne. Das ist jedenfalls meine persönliche Erfahrung. Manchmal ist es ja sogar so, dass ich bei mir selbst nicht genau weiß, warum ich etwas getan habe oder eben nicht.

Davon unabhängig ist es vielleicht auch einfach eine Geschmacksfrage....
 

Literaturhexle

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und (fast) nichts ist schlimmer als wenn der Autor sich als Oberlehrer gibt. *seufz*.
Das kann gut sein. Ich lese über so Kleinigkeiten auch drüber. Gestern hast du iwas mit einem Mistbrett moniert. Ich kenne eine Schubkarre, einen Misthaufen. Das Setting ist klar, welche einzelnen Teile da erwähnt werden, ist mir nicht wichtig. Wenn ich keinen Bezug zu Pferden hätte, hätte ich Rüpels Tod vielleicht als Futtervergiftung abgetan, was letztlich auch egal wäre: tot ist tot.
Ich bin eben eine völlig anspruchslose Leserin:) (Für alle, die mich nicht kennen:das ist Ironie;))
 

FlorianK

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Oder ich hätte mehr Details zum Handwerk gewollt. Ja, es besteht die Gefahr, dass man andere Leser langweilt, aber wir sind halt keine Bauern, und wenn man schon sagt, was sie machen, dann wüsste ich es gerne genau und vor allem warum.
Vielleicht beim nächsten Buch, mal sehen. Ein bisschen mehr Platz für so was. Das zweite ist übrigens schon fertig, aber ich kann und muss es noch überarbeiten. (Ein Buch mit den selben Figuren 12 Jahre später, also 1941.)
 

Literaturhexle

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Ich möchte nochmal auf das vielfach hier angesprochene aggressive Verhalten von Hannes eingehen.
Ich empfinde ihn gar nicht als so aggressiv für damalige Verhältnisse. Er ist eben ein Mann in einer Zeit, in der Konflikte nicht ausdiskutiert wurden.
Die Aggression gegen den Vater hat klare Ursachen, bei der Ungerechtigkeit würde doch der Frömmste zum Tier, oder?
Also für mich ist Hannes als Figur sehr glaubwürdig und gelungen. Sein Verhalten geht völlig in Ordnung bis jetzt.
 

Wandablue

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Das kann gut sein. Ich lese über so Kleinigkeiten auch drüber. Gestern hast du iwas mit einem Mistbrett moniert. Ich kenne eine Schubkarre, einen Misthaufen. Das Setting ist klar, welche einzelnen Teile da erwähnt werden, ist mir nicht wichtig. Wenn ich keinen Bezug zu Pferden hätte, hätte ich Rüpels Tod vielleicht als Futtervergiftung abgetan, was letztlich auch egal wäre: tot ist tot.
Ich bin eben eine völlig anspruchslose Leserin:) (Für alle, die mich nicht kennen:das ist Ironie;))
Also wenn das Mistbrett erwähnt wird und es aus Jux weggenommen wird und das etwas Doofes ist, dann will ich schon wissen, wofür es dient und warum das ein guter / bzw. ärgerlicher Streich ist. Vllt dass der Mist nicht wegfliegt, keine Ahnung. Oder den Haufen zusammendrückt, damit er nicht gären kann. Ich weiß es nicht. Florian wird es uns doch gleich sagen. Ne, Hexe, das will ich wissen, denn ich will ja was lernen.
 
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RuLeka

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Das ist (u.a.), was mir in diesem Roman fehlt: Erklärungen! Sie können knapp sein, aber sie müssen vorhanden sein. Was wir bekommen, sind die Fakten. Aber nichts drumrum.
Einspruch. Wir bekommen doch ständig auch die Gefühlsebene mitgeliefert, zwar nicht im Sinne von „ er war wütend, weil...“ Aber das ist doch das Spannende, dass wir aus den Verhaltensweisen Rückschlüsse ziehen können. Raum für Interpretation, das wollen wir doch.
Oder ich hätte mehr Details zum Handwerk gewollt. Ja, es besteht die Gefahr, dass man andere Leser langweilt, aber wir sind halt keine Bauern, und wenn man schon sagt, was sie machen, dann wüsste ich es gerne genau und vor allem warum.
und ein Lehrbuch über „ Landwirtschaft in den 1920er Jahren“ brauchen wir auch nicht.
Was mir eher fehlt ist der historische Hintergrund. Der kommt zwar hin und wieder zur Sprache, hat bisher aber noch keine konkreten Auswirkungen auf die Hauptfigur ( außer der immer schlechter werdenden finanziellen Situation ). Aber Hannes ist ja noch jung, vielleicht passiert in dieser Hinsicht noch was im Verlauf des Buches.
 

Literaturhexle

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Also wenn das Mistbrett erwähnt wird und es aus Jux weggenommen wird und das etwas Doofes ist,
Mein Bild dazu: unterhalb eines Misthaufens sammelt sich Flüssigkeit. Deshalb legt man ein Brett auf den Haufen, damit man den Haufen betreten kann, um weiteren Mist abzuladen und nicht im Mist zu versinken. Wenn jemand das Brett wegnimmt, gibt es nasse Füße und die Sache wird unangenehm.
Ob dieses allgemein verwendete Brett wirklich Mistbrett heißt, oder etwas ganz anderes gemeint ist, weiß ich allerdings nicht. Sollte es aber so sein, wäre ich nie darauf gekommen, dass es jemand nicht kennen könnte:D
 

Literaturhexle

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Was mir eher fehlt ist der historische Hintergrund. Der kommt zwar hin und wieder zur Sprache,
Ist aber sehr glaubwürdig: wenn man den ganzen Tag von früh bis spät hart arbeitet, hat man keinen Sinn für "die da oben". Im Moment reichen die Schnipsel: importiertes Getreide und Fleisch, Preisverfall.
Die Weimarer Republik hatte alle paar Wochen eine neue Regierung in dieser Zeit. Das wäre zu zeitaufreibend, das genau zu spezifizieren. Außerdem war die Not in den Städten größer. Dort nagte der Hunger.
Dass nebenbei die Rechten größeren Zulauf bei der letzten Wahl bekamen, das wurde, so meine Ich, erwähnt.
Die Politik war in Hannes Umfeld kein großes Thema, dadurch ist sie es auch im Buch nicht.