1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 4 (Anfang bis Seite 82)

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Da hat mich bislang nix gestört und das "Hämmern" der Hauptsätze:eek: höre ich auch nicht.
Das ist kein Beweis für die Nichtexistenz. Ich habe immer Probleme mit Texten, wo ein kurzer Hauptsatz auf den anderen folgt und die Autoren kaum Konjunktionen verwenden, die die Schmiere jeden Textes sind. Achte mal drauf, dann "hörst" du es. Aber das sind Stilfragen. Für mich wirkt dieser Stil abgehackt. Abgesehen vom Stil kann ich mir noch nicht so ein rundes Bild machen. Ein Bauernleben eben.

Das Tagswerk ist gut dargestellt. Aber ich kann nicht alles vor mir sehen. Manchmal weiß ich überhaupt nicht genau, was die machen, nur so ungefähr. Und kaum bin ich in der Szene und frage mich, wie das gemacht wird, ich kann mir keineswegs alles genau vorstellen, bin ich schon wieder raus.

Mara und Hannes. Ist klischeehaft und naive Bauernmalerei. Aber ich weiß noch nicht, wo es hingeht.

So früh in einem Roman kann ich sowie so selten was Wichtiges sagen. Die Charakterisierungen müssen noch deutlicher werden und wie gesagt, ich weiß nicht, wo es hingeht.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Ich sehe da eher die Kriegsvergangenheit. Der Erste Weltkrieg hat Millionen von Männern traumatisiert und ihnen die Lebensfreude geraubt. Das darf natürlich nicht als Entschuldigung dienen für seine Gewaltbereitschaft.

Es klang ja durch, dass der Vater früher anders war. Freundlich, offen, humorvoll.
Die Kriegserlebnisse könnten schon an seiner Veränderung Anteil haben. Manchmal kommt mir der Gedanke, dass der Vater auch psychisch erkrankt sein könnte.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Als das Thema Boxen das erste mal von Hannes angesprochen wurde, erwiderte der Vater das sei nichts für ihn. Hannes nahm sich das sehr zu Herzen und wollte dann ja wegen Thies, der groß und stark ist, gar nicht mehr zum Training, als der Vater dann doch das okay gab.

Wobei Hannes bei seiner Arbeit - ich denke auch an die Rettung der Schafe - jeden Tag beweist, welche Kraft in ihm steckt. Er schuftet auf dem Hof und bekommt nur wenig Anerkennung.
Manchmal denke ich, dass der Vater auch Anflüge von Eifersucht zeigt, wenn Hannes etwas gut macht. Er sucht dann richtig nach Kleinigkeiten, die er ihm vorwerfen kann.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Das Schweigen, die Bücher, die Blumen, sie setzt trotzdem eine Menge von ihren Wünschen durch, wenn es auch schön wäre, wenn sie ihm klar die Stirn bietet, wenn ihr Mann den Sohn oder den Hund verletzt.

Der Vater ist ein Choleriker.
Es ist immer schwer, mit Cholerikern umzugehen.

Eifersucht entdecke ich zwischen Thies und Hannes.

Warum die Beziehung zwischen Sohn und Vater schwierig ist, erschließt sich momentan noch nicht.

Ja, die Mutter hat auch das Lesen eine ganze Weile eingeschränkt gehabt. War da nicht eine Stelle, wo der Vater die Mutter schlug? Sie hatte die Zeichen davon und Hannes hat es bemerkt. Die Reue des Vaters gab ihr die Handhabe die Lesereien ganz offen durchzusetzen.

Ja, das kann man alles sehen. und das gefällt mir auch. Aber mit dem Stil hadere ich. Wie leicht hätte man ihn geschmeidiger machen können.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Hinweis auf eine schwierige Kindheit des Vaters.
Bitte nicht, "schwierige Kindheiten" haben für mich immer einen faden Beigeschmack, wenn sie als Entschuldigung für kriminelles Verhalten, hohes Aggressionspotenzial etc. herhalten müssen.
Immerhin verteilt der Papa nicht wahllos Ohrfeigen, wie es wohl sein Vater getan hat. Eine Verbesserung von Generation zu Generation.
 

FlorianK

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12. Februar 2021
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Es gab die Szene mit dem unruhigen Rüpel, da merkte Hannes, dass auch in ihm diese Wut vorhanden ist. Auch bei Auseinandersetzungen mit den Mitschülern, bis zu einem gewissen Punkt kann er ruhig bleiben, aber plötzlich explodiert er.
Ja, so habe ich ihn mir vorgestellt. Und es muss ein enormer Druck sein, unter dem er steht. Vermutlich genauso wie sein Vater, dem er überhaupt nicht ähneln will.
 

FlorianK

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12. Februar 2021
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Denn je mehr er zu der Person wird, die der Vater sich erhofft - also ein Arbeitstier, das nach Vaters Pfeife tanzt und schuftet bis zum Umfallen -, umso unglücklicher wirkt Hannes auf mich.
Und in diesem Zwiespalt hat er mir total leidgetan. Eigentlich merkwürdig, dieses Dasein als Autor: Man wirft Menschen in schwierige oder sogar schlimme Situationen und dann tun sie einem leid. An manchen Stellen hätte ich ihm am liebsten zugerufen: Nein, tue es nicht. Oder: Geh hierhin und nicht dorthin. Ein bisschen absurd
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Und in diesem Zwiespalt hat er mir total leidgetan. Eigentlich merkwürdig, dieses Dasein als Autor: Man wirft Menschen in schwierige oder sogar schlimme Situationen und dann tun sie einem leid. An manchen Stellen hätte ich ihm am liebsten zugerufen: Nein, tue es nicht. Oder: Geh hierhin und nicht dorthin. Ein bisschen absurd
Mir geht es als Leser oft so, aber der Autor hat doch eigentlich mehr „ Macht“ über seine Figuren. Doch ich habe schon öfter gehört, dass diese eine Art Eigenleben entwickeln.
 

kingofmusic

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Und in diesem Zwiespalt hat er mir total leidgetan. Eigentlich merkwürdig, dieses Dasein als Autor: Man wirft Menschen in schwierige oder sogar schlimme Situationen und dann tun sie einem leid. An manchen Stellen hätte ich ihm am liebsten zugerufen: Nein, tue es nicht. Oder: Geh hierhin und nicht dorthin. Ein bisschen absurd
Gibt es nicht Bücher, wo die Leserinnen und Leser entscheiden können, wie es weitergeht? Ist doch bestimmt ´ne Herausforderung als Autor :D.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Und in diesem Zwiespalt hat er mir total leidgetan. Eigentlich merkwürdig, dieses Dasein als Autor: Man wirft Menschen in schwierige oder sogar schlimme Situationen und dann tun sie einem leid. An manchen Stellen hätte ich ihm am liebsten zugerufen: Nein, tue es nicht. Oder: Geh hierhin und nicht dorthin. Ein bisschen absurd

Figuren bekommen eben irgendwann ein Eigenleben. Ich kann mir das sehr gut vorstellen.
 

FlorianK

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Leute, ich bin unzufrieden! Was ihr hier alles, sogar lyrisch schön, erklärt, hätte mir der Autor erklären sollen.
Das ist wirklich eine interessante Frage: Wie genau und klar macht man die Dinge, die man sagen will. Manchmal ist es schwierig, das richtig zu dosieren. Das habe ich immer wieder gemerkt. Wenn man zu sparsam bei den Erklärungen bleibt, ist es falsch, wenn man alles direkt und klar sagt, nimmt man den Lesern den Platz, selbst in der Fantasie was zu ergänzen. Ich habe immer wieder an verschiedenen Stellen Freunde gefragt und bin in beide Richtungen korrigiert worden. Und manchmal haben die Freunde sich gegenseitig widersprochen, so unterschiedlich nehmen das Menschen wahr.
 

Renie

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Leute, ich bin unzufrieden! Was ihr hier alles, sogar lyrisch schön, erklärt, hätte mir der Autor erklären sollen. In ähnlichen, schönen Worten, durchsetzt mit Konjunktionen.

Ich mag das Setting. ich mag das karge Land und seine kargen Leute. Sehr. Ich mag, dass es keine Phrasen gibt. Aber was ich gar nicht mag, sind Gedankensprünge und Hauptsatz an Hauptsatz gehämmert. (Ich mag gar nicht zählen, wie oft ein Satz mit "Der Vater" oder mit "Hannes" anfängt.
So. Jetzt ist es gesagt.

Im ersten Moment dachte ich, dass Wanda ein anderes Buch liest als ich :D Sicherheitshalber habe ich daher die ersten Seiten nochmal gelesen, denn mittlerweile bin ich schon 200 Seiten weiter. Und es stimmt, ich sehe es wie Wanda. Zu Beginn des Romans ist der Sprachstil ein anderer als im weiteren Verlauf. Das ist interessant. Man sollte meinen, dass @FlorianK noch nicht auf Betriebstemperatur war, als er den Roman begonnen hat. ;) Also, liebe Wanda, Geduld und der Sprachstil wird wundervoll geschmeidig.
 

MRO1975

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Hannes' Familie leidet unter der Dominanz des Vaters. Dieser hat 2 Probleme: Zum Einen steht er unter einem enormen Druck, weil er seinen Bauernhof, und damit die Existenzgrundlage seiner Familie, am Laufen halten muss. Zum Anderen hat er ein Aggressionsproblem. Diese beiden Dinge zusammen sind eine ganz schlechte Kombination, was die Tiere des Hofes und Hannes schmerzvoll erfahren müssen.
Das erste Problem hat wohl jeder, der als Hauptverdiener seine Familie ernährt. Das und eine „schwierige Kindheit“ sind auch keine Rechtfertigung für sein Aggressionsproblem. Leiden müssen Hannes und die Tiere.

Interessant finde ich, dass sich die Aggressionen offensichtlich nicht gegen die Mutter richten. Häufig wurden und werden ja gerade die Frauen geschlagen. Hannes Mutter scheint verschont zu werden und kann sogar - zumindest eingeschränkt - die Rolle der Vermittlerin übernehmen. Dass sie ggü. dem Vater schweigsam wird, ist dabei ja noch eine übliche Reaktion. Dass sie Bücher liest, fand ich dagegen, gerade im Hinblick auf die Zeit, ungewöhnlich.

Die Vater-Sohn-Beziehung ist eigentlich keine. Der pubertäre Hannes schwankt zwischen Hass auf seinen Vater und ständigen Bemühungen um Anerkennung. Aber er kann es seinem Vater selten Recht machen.

Das sehe ich auch so. Hannes kann es dem Vater nicht Recht machen. Traurig fand ich, dass Hannes sogar gehofft hat, dass das Kälbchen tod geboren wird, damit er seinen Vater einmal leiden sehen kann. Er hat den Geburtshelfer ja versteckt, sich dann umentschieden und dann das Seil geholt.

Bitte nicht, "schwierige Kindheiten" haben für mich immer einen faden Beigeschmack, wenn sie als Entschuldigung für kriminelles Verhalten, hohes Aggressionspotenzial etc. herhalten müssen. Daher wird es nicht einen Mitleidspunkt von mir für den Vater geben.
Voll zustimm.

Mir ist noch aufgefallen, dass Hannes, genau wie sein Vater, zu Aggressionen neigt. Es gab mehrfach eine Situation, die den ruhigen Hannes ausrasten ließen, so dass sich manch einer eine blutige Nase geholt hat.
Der schlechte Zug scheint sich durch die Männer der Familie zu ziehen.