2. Leseabschnitt: Kapitel 5 bis 9 (Seite 83 bis 177)

Bibliomarie

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Ich habe den Begriff bisher noch nie gehört, Dreschkasten oder Dreschmaschine wurde das in unserer Gegend genannt.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Der Roman liest sich flockig. Über mangelnde Handlung können wir uns nicht beschweren. Die Beziehung zwischen Hannes und seinem Vater bildet das Zentrum. Die beiden kommen mir vor wie ein Pulverfass in der Nähe eines Feuerzeuges... Da spitzt sich etwas zu, die Vehemenz der Auseinandersetzung steigert sich mehr und mehr. Der Vater wird immer gemeiner und Hannes Phantasien auch.
Allerdings wirkt die Vaterfigur auf mich zunehmend einseitig, er ist NUR böse. Der Vater ist cholerisch, vernachlässigt seinen Hof, seine Arbeit, fällt falsche Entscheidungen, versäuft wertvolles Geld, ist gewalttätig...
Da ist nichts Freundliches an dem Mann. Und wenn er kurz sachlich mit Hannes spricht oder Rücksicht übt (z.B. als er die Türen leise schließt, als H. mit dem neuen Pferd arbeitet), dann ist das Minuten später wieder vorbei und er kollert doppelt laut herum.
Der Vater hat bislang keine Schattierungen, keine Facetten, keine Vielschichtigkeit, wie ich sie mag. Er ist sehr leicht zu durchschauen: er arbeitet gegen seinen Sohn und läuft dabei auch Gefahr, seine eigene Lebensleistung, den Hof, zu verspielen. Ein solches Verhalten ist für mich schwer vorstellbar und auch nicht nur mit Kriegstraumata oder einer schweren Kindheit erklärbar. Nach Besserung seines Rückenleidens säuft er weiter und verändert sich auch noch grundlegend im Charakter.... Was ist das? Geisteskrankheit, Demenz, Depression??? Sehr krass.

Warum erkennt er Hannes Ideen, seine Arbeit nicht an? Vieles ist reine Schikane und hat mit vernünftigen Überlegungen nichts zu tun, wie z.B. der Bienenkasten... Das ist doch nicht mit der schwierigen Phase eines Jugendlichen erklärbar. Der Vater wertet Hannes auch in der Öffentlichkeit ab und macht ihn klein. Hannes arbeitet unmenschlich: geht zur Schule, besorgt den eigenen Hof und hilft noch bei anderen aus... Unglaublich, was der 16-Jährige alles wuppt.
Im Moment kann ich mir des Vaters Schlechtigkeit nur damit erklären, dass am Ende herauskommt, dass Hannes einen anderen Erzeuger hat. Da ist keine Liebe oder Zuneigung, die von Hinrich ausgeht....Das wäre allerdings eine recht konventionelle Ursache dieses Vater-Sohn-Konfliktes.

Mutter und Sohn indessen haben mehr zu bieten. Ihre Handlungsweisen kann ich besser nachvollziehen. Die Mutter erkennt Hannes Leistung an. Sie lobt seine Ideen, heißt Ferkel und Pferd Alda willkommen. Sie ergreift mitunter auch offen Partei für die Position des Sohnes: Willst du ein willfähriges Hündchen oder einen ganzen Kerl, der dir hilft?, fragt sie ihren Mann an einer Stelle. Ansonsten leidet sie sehr unter der Situation. Irgendwas ist da noch im Dunklen.

Was als nächstes kommt, ist sehr spürbar: Der Vater wird sich an Alda vergreifen und es wird zu einer Katastrophe kommen... Das Pferd ist sensibel und der Vater ein Holzklotz. Ich bin gespannt, wer mehr zu leiden haben wird- ich hoffe auf den Mann:p
(Vielleicht kommt aber auch alles anders und ich bin auf die falsche Fährte reingefallen.)

Nebenbei entspinnt sich eine Liebesgeschichte. Mir gefällt, dass sie sich langsam aus der Freundschaft der beiden entwickelt. Hannes kann sein Glück kaum fassen. Er träumt lieber von Mara, wirkt ihr selbst gegenüber recht schüchtern und unentschlossen. Sie agiert viel selbstbewusster. Trotzdem passen beide zusammen, beide haben tiefsinnige Züge und einen Kummer, den sie sich noch nicht offenbart haben, der sie aber verbindet. Jakob und Mara wirken überhaupt nicht eingebildet als Großbauernkinder und sind sehr naturverbunden. Das dürfte in der Zeit sehr selten gewesen sein. Leider geht es mit dem Besitz bergab, zudem ist die Mutter noch geistig verwirrt. Auch Mara hat ihr Päckchen zu tragen.

Ich begreife nicht richtig, warum sich Hannes von Thies zurückgezogen hat? War es nur die Eifersucht, weil der besser mit den Boxern zurecht kam und auch sonst weniger introvertiert ist, wodurch er einfach geselliger rüber kommt und mehr Freunde hat? Es hat ja keinen Streit gegeben. Auch hat Thies die Sache mit der Nacht in der Kälte nicht ausgeplaudert. Das scheint nur so, als Eggert Hannes provozieren will auf dem Schulhof. Das ist auch eine Szene, die ich nicht begreife: Eggert muss langsam wissen, dass er Hannes nicht mehr ungeschoren demütigen kann. Trotzdem tut er es und bekommt prompt Prügel. Das macht doch keiner freiwillig?

Ebenso verwundert hat mich Maras Angebot, dass Hannes das Pferd mitnehmen kann. Der Heesen´sche Hof ist hoch verschuldet. Da können sie doch kaum ein Pferd (mehr oder minder) verschenken - auch wenn es schwierig ist? Aber gut. Für den Verlauf der Geschichte wird das Pferd gebraucht;) Vater Hinrich will sich an ihm versucheno_O... Bin gespannt!

Während mir der Konflikt zwischen Vater und Sohn zu kalkulierbar erscheint, gefallen mir viele andere Szenen sehr gut. Die norddeutsche Landschaft im Verlauf der Jahreszeiten, Hannes Liebe zur Natur, sein Händchen für die Tiere, die Dorfgemeinschaft, die Zusammenarbeit mit den Nachbarn, die die Schwächen des Vaters auch gut kennen - all das kann ich wirklich sehr gut vor meinem inneren Auge sehen und nachempfinden. Das Buch fesselt mich, ich wünsche mir allerdings noch etwas mehr Tiefe in der Figurenzeichnung (inbes. beim Vater). Wir sind aber auch noch nicht auf der Hälfte, da kommt gewiss noch was!!!
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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herum.
Der Vater hat bislang keine Schattierungen, keine Facetten, keine Vielschichtigkeit, wie ich sie mag. Er ist sehr leicht zu durchschauen: er arbeitet gegen seinen Sohn und läuft dabei auch Gefahr, seine eigene Lebensleistung, den Hof, zu verspielen. Ein solches Verhalten ist für mich schwer vorstellbar
So ganz eindimensional sehe ich den Vater nicht. Ich habe das Gefühl, er leidet selbst unter seinen Aggressionen. Ich wünsche mir nur, dass irgendwann eine plausible Erklärung dazu kommt.
 

RuLeka

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Eggert muss langsam wissen, dass er Hannes nicht mehr ungeschoren demütigen kann. Trotzdem tut er es und bekommt prompt Prügel. Das macht doch keiner freiwillig?
Doch, es gibt solche Idioten, die nicht glauben wollen, dass sie nicht die Stärksten und Größten sind. Das sind nicht die hellsten Köpfe, die müssen einige Male was auf die Nase kriegen, bis sie was kapieren.
auch sonst weniger introvertiert ist, wodurch er einfach geselliger
Das könnte schon ein Grund sein. Er hat ja auch gespürt, wie sein Vater sich verändert hat in Thies‘ Gegenwart.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Ich habe den Begriff bisher noch nie gehört, Dreschkasten oder Dreschmaschine wurde das in unserer Gegend genannt.
Ja. Aber wir sind ja im Jahr 1928/29. Das Ding scheint der Prototyp der Dreschmaschine zu sein und man braucht relativ viel Personal dafür. Das meiste wird in der Landwirtschaft ja noch mit eigener Muskelkraft oder eben Pferden/Rindern vor dem Pflug erledigt.

Habe ich das wirklich so geschrieben??????? Was bedeutet vom Moderator bearbeitet ?
 

Bibliomarie

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Die Auseinandersetzung mit dem Vater nimmt immer absurdere Formen an. Der fordert bedingungslosen Gehorsam, egal wie absurd seine Befehle sind. Damit macht er sich auch zum Gespött im Dorf. Ein Kräftemessen, das keiner gewinnen kann. Der körperliche Verfall des Alten ist spürbar und offensichtlich beginnt er die Sorgen in Schnaps zu ertränken. Die Wirtschaftskrise, die Inflation wirft schon die ersten Schatten voraus.

Die Mutter versucht auf ihre stille Art zu vermitteln. Dabei ist sie nicht ohne Einfluss, zwischen ihr und ihrem Mann ist immer noch Zuneigung spürbar. „ dass ich bin sein Glück bin, sein großes Glück, das er nicht verdient hat“ erzählt die Mutter Hannes.

Ich wundere mich, wie Hannes die verschiedenen Welten unter einen Hut bringen kann. Die Schule, die harte Arbeit, die wenige Freizeit mit seinen Freunden, vor allem mit Mara, die ihn magisch anzieht. Ich muss mir dabei immer vor Augen halten, dass Hannes auf eine Dorfschule geht. Er also nicht viel älter als 15 Jahre sein kann, auch wenn er durch seine Krankheiten zwei Jahre länger in der Schule ist.

Hannes bekommt das Pferd der von Heesens, ungewöhnlich, dass er es umsonst bekommt. Der Hof der Heesens steht nicht so gut da, dass sie es sich leisten könnten, auch wenn Alda als Arbeitspferd nicht geeignet ist.

Als Hannes das Pferd in den Stall bringt, gibt es auch eine verstörende Szene. Zuerst schließt der Vater das Tor sacht um das scheue Tier nicht zu verängstigen, nur um wenige Minuten später ein völlig anderes Verhalten zu zeigen, der schlägt mit der Tür, klappert mit den Eimern. Dieser Mann ist eine tickende Zeitbombe, diese Stimmungsschwankungen sind nicht normal und ich manchmal habe ich das Gefühl, dass er seinen Sohn ist diesen Augenblicken wirklich hasst.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich habe den Begriff bisher noch nie gehört, Dreschkasten oder Dreschmaschine wurde das in unserer Gegend genannt.
Ja. Aber wir sind ja im Jahr 1928/29. Das Ding scheint der Prototyp der Dreschmaschine zu sein und man braucht relativ viel Personal dafür. Das meiste wird in der Landwirtschaft ja noch mit eigener Muskelkraft oder eben Pferden/Rindern vor dem Pflug erledigt.
 
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30. Januar 2018
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Die Auseinandersetzung mit dem Vater nimmt immer absurdere Formen an. Der fordert bedingungslosen Gehorsam, egal wie absurd seine Befehle sind. Damit macht er sich auch zum Gespött im Dorf. Ein Kräftemessen, das keiner gewinnen kann. Der körperliche Verfall des Alten ist spürbar und offensichtlich beginnt er die Sorgen in Schnaps zu ertränken. Die Wirtschaftskrise, die Inflation wirft schon die ersten Schatten voraus.
Die Frage der Mutter, was er eigentlich möchte - Gehorsam oder eine starke Persönlichkeit- ist schon berechtigt. Der Vater schlägt mittlerweile wild um sich , im übertragenen Sinn. Er spürt, dass er den zunehmenden Problemen nicht mehr gewachsen ist.
Tickende Zeitbombe - das trifft es.
 

Renie

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Zwischen Vater und Sohn kommt es zu einem permanenten Kräftemessen. Das, was sich Hannes bisher nicht getraut hat, nämlich seinem Vater die Stirn zu bieten, zieht er jetzt durch. Allerdings geht er nicht offensichtlich zu Werke, sondern sucht nach Gelegenheiten, um seinen Vater schlecht aussehen zu lassen. Er genießt die Schadenfreude, wenn der Vater Fehler macht.
Durch den Vater-Sohn Konflikt , der sich immer mehr zuspitzt, scheint das Familienleben auf einem Pulverfass stattzufinden. Hier bahnt sich etwas an. Sätze wie "Es war Sonntag, einer jener Sonntage, an denen unvorstellbar schien, dass etwas Schlimmes passieren konnte." (S. 93) sind in diesem Moment sehr bezeichnend und tragen zur Spannung bei.

Hannes und Mara kommen sich näher. Sie werden zu engen Freunden, woraus sicherlich mehr wird. Mara gibt Hannes zumindest den einen oder anderen Wink mit dem Zaunpfahl. Aber die Pfähle scheinen nicht groß genug zu sein. Noch gehen sie freundschaftlich miteinander um und vertrauen sich ihre innersten Gedanken an, was insbesondere für Hannes alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Denn wir haben ja gelernt, dass Männer dieser Zeit nicht über Gefühle reden und verschlossen sind. Und ich behaupte mal, dass Mara der erste Mensch ist, den Hannes in sein Inneres blicken lässt.

In diesem LA gibt es auch einen Hinweis auf Erkrankungen, die Hannes als kleines Kind hatte: Diphterie und Herzentzündung. Kein Wunder, dass Hannes' Vater seinen Sohn für einen Schwächling hält - was es natürlich nicht richtiger macht :confused:

Trotz aller Aversionen gegen seinen Vater, beweist Hannes doch Mitgefühl, als er sieht, wie schlecht es dem Vater geht (Rückenschmerzen). Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob er dieses Mitgefühl nicht seiner Mutter zuliebe aufbringt.

Dieses "Ihr zuliebe" scheint sowieso ein probates Mittel zu sein, um Hannes immer wieder aus seinem Zorn gegenüber seinem Vater zurückzuholen. Ob die Mutter die gleiche Schiene beim Vater fährt?
 

Renie

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Trotzdem passen beide zusammen, beide haben tiefsinnige Züge und einen Kummer, den sie sich noch nicht offenbart haben, der sie aber verbindet. Jakob und Mara wirken überhaupt nicht eingebildet als Großbauernkinder und sind sehr naturverbunden. Das dürfte in der Zeit sehr selten gewesen sein.
Ich bin mir nicht sicher, ob die beiden auf Dauer zusammenkommen werden. Denn früher wurde standesgemäß geheiratet. Wenn es dem Hof der von Heesens so schlecht geht, würde mich nicht wundern, wenn Mara mit einem reichen Bauernspross verkuppelt wird. Sie macht auf mich auch den Eindruck, dass sie sich in ihr Schicksal fügen würde.
Warum erkennt er Hannes Ideen, seine Arbeit nicht an? Vieles ist reine Schikane und hat mit vernünftigen Überlegungen nichts zu tun, wie z.B. der Bienenkasten... Das ist doch nicht mit der schwierigen Phase eines Jugendlichen erklärbar. Der Vater wertet Hannes auch in der Öffentlichkeit ab und macht ihn klein. Hannes arbeitet unmenschlich: geht zur Schule, besorgt den eigenen Hof und hilft noch bei anderen aus... Unglaublich, was der 16-Jährige alles wuppt.
Im Moment kann ich mir des Vaters Schlechtigkeit nur damit erklären, dass am Ende herauskommt, dass Hannes einen anderen Erzeuger hat.
Mein Gedanke! Vielleicht ist Tade, der Verflossene der Mutter, der Hannes' Vater. :rolleyes:
Ich begreife nicht richtig, warum sich Hannes von Thies zurückgezogen hat? War es nur die Eifersucht, weil der besser mit den Boxern zurecht kam und auch sonst weniger introvertiert ist, wodurch er einfach geselliger rüber kommt und mehr Freunde hat? Es hat ja keinen Streit gegeben. Auch hat Thies die Sache mit der Nacht in der Kälte nicht ausgeplaudert. Das scheint nur so, als Eggert Hannes provozieren will auf dem Schulhof. Das ist auch eine Szene, die ich nicht begreife: Eggert muss langsam wissen, dass er Hannes nicht mehr ungeschoren demütigen kann. Trotzdem tut er es und bekommt prompt Prügel. Das macht doch keiner freiwillig?
Hannes denkt, dass er im Schatten von Thies steht. Thies sieht besser aus, ist kräftiger, extrovertiert, der Vater mag ihn. Das ist nicht gut für Hannes' Ego, wenn er das Gefühl hat, dass er im Vergleich mit Thies immer den Kürzeren zieht. Daher fühlt er sich in dieser Freundschaft nicht wohl.
So ganz eindimensional sehe ich den Vater nicht. Ich habe das Gefühl, er leidet selbst unter seinen Aggressionen.
Genau. Es gibt ja immer wieder die Hinweise auf die Zeit vor dem Krieg, als der Vater ein anderer Mensch war. Irgendetwas muss also passiert sein, dass der Vater zu dem fürchterlichen Menschen geworden ist, der er heute ist. Heutzutage diagnostiziert man doch vielen Soldaten, die im Krieg waren, dieses Posttraumatische Belastungssyndrom. Diese Diagnose wäre damals undenkbar gewesen. Dennoch wird es dieses PTBS gegeben haben.
Die Wirtschaftskrise, die Inflation wirft schon die ersten Schatten voraus.
Stimmt, ein weiterer interessanter Hinweis in diesem Buch auf die damalige politische und wirtschaftliche Situation.
 

RuLeka

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Allerdings geht er nicht offensichtlich zu Werke, sondern sucht nach Gelegenheiten, um seinen Vater schlecht aussehen zu lassen. Er genießt die Schadenfreude, wenn der Vater Fehler macht.
Das ist natürlich auch kein schöner Wesenszug, aber vor dem offenen Konflikt scheut er anfangs noch zurück. Später geht er offensiver vor. Aber die Angst vor dem Vater ist einfach zu groß.
Der Vater ist eh eine gebrochene Figur.
Einerseits möchte er einen starken Sohn, der was leistet und sich nichts gefallen lässt. Aber sein eigenes Selbstbild ist so schwach, dass er es nicht erträgt, wenn der Sohn eigene Entscheidungen trifft. Er will weiterhin der Mann im Hause sein. Und je mehr er spürt, dass er diese Rolle nicht mehr ausfüllen kann ( anfangs durch Krankheit, später durch den Alkohol ) , desto brutaler unterdrückt er den Sohn.
Manche Väter ließen ihre Söhne höchstens Handlanger spielen, das erzählt z.B. mein Mann . Sein Vater konnte ihm nichts erklären, zeigen, da hieß es nur „ Mach das! Bring das!“ Da verliert jedes Kind die Lust am Mithelfen.
Nebenbei entspinnt sich eine Liebesgeschichte. Mir gefällt, dass sie sich langsam aus der Freundschaft der beiden entwickelt.
Die Liebesgeschichte gefällt mir auch, völlig unkitschig. Es ist ein langsames Näherkommen, Hannes ist schüchtern , Mara einerseits forsch, dann wieder wie ausgewechselt. In ihrer Familie herrscht zwar ein ganz anderes Klima, aber es gibt auch genügend Probleme.
Die norddeutsche Landschaft im Verlauf der Jahreszeiten, Hannes Liebe zur Natur, sein Händchen für die Tiere, die Dorfgemeinschaft, die Zusammenarbeit mit den Nachbarn, die die Schwächen des Vaters auch gut kennen - all das kann ich wirklich sehr gut vor meinem inneren Auge sehen und nachempfinden.
Die Atmosphäre ist sehr gut getroffen , schöne Landschaftsbilder, ...
Dieses "Ihr zuliebe" scheint sowieso ein probates Mittel zu sein, um Hannes immer wieder aus seinem Zorn gegenüber seinem Vater zurückzuholen. Ob die Mutter die gleiche Schiene beim Vater fährt?
Ich glaube nicht, dass die Mutter das bewusst einsetzt. Sie ist einfach unglücklich, darüber, dass Vater und Sohn nicht miteinander auskommen, dass der Hof den Bach runtergeht. Sie weint ja oft für sich und Hannes bemerkt das und will ihr nicht noch zusätzlich Kummer machen.
 

RuLeka

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Wenn es dem Hof der von Heesens so schlecht geht, würde mich nicht wundern, wenn Mara mit einem reichen Bauernspross verkuppelt wird.
So schätze ich Maras Vater nicht ein. Außerdem ist der Ruf der von Heesens nicht der Beste, ich glaube nicht, dass sich in der nächsten Umgebung so leicht ein passender Bräutigam finden wird, der alles rettet.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Es stimmt, liebe Renie, schon in diesem LA wird der Text lesbarer.

Vom Inhalt her: man spürt das Werden und Vergehen der Jahreszeiten. Die harte Arbeit, die kärglichen Freuden.

Der Vater scheint verzweifelt zu sein, wenn er sagt, Hannes solle das mit den Schweinen lassen, es hätte keinen Sinn mehr, hat er angesichts der heutigen Schweinemast nur allzu recht.

Was sind wohl Mistbretter?
In den bäuerlichen Handlungen und Tägigkeiten, die total interessant hätten sein können, fehlen Erklärungen. Danach Gedankensprung. Viele kleine Gedankensprünge. Das macht mich missmutig.

Die Figurenzeichnungen sind simpel.

Wir warten auf die Katastrophe.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Die norddeutsche Landschaft im Verlauf der Jahreszeiten, Hannes Liebe zur Natur, sein Händchen für die Tiere, die Dorfgemeinschaft, die Zusammenarbeit mit den Nachbarn, die die Schwächen des Vaters auch gut kennen - all das kann ich wirklich sehr gut vor meinem inneren Auge sehen und nachempfinden. Das Buch fesselt mich
Das kann ich komplett so unterschreiben; das Buch ist trotz aller Konflikte ruhig komponiert, wird aber zu keiner Sekunde langweilig oder wirkt aufgesetzt. Dürfte ein Highlight werden.