1. Leseabschnitt: Herbst 2015 und 1982 - 1994 (Beginn bis Seite 54)

Renie

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19. Mai 2014
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Essen
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wurden oft die ein oder zwei anwesenden Männer Elternvertreter. Später hat sich das etwas geändert und mittlerweile sieht die Situation wohl anders aus.
Das hat sich definitiv geändert. Das Geschlecht des Elternvertreters spielt keine Rolle mehr. Man nimmt, was man kriegen kann, da die Anzahl der Bewerber sehr überschaubar ist. :D
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Obwohl vorrangig Mütter die Elternabende besuchten, wurden oft die ein oder zwei anwesenden Männer Elternvertreter.
Das kenne ich auch noch so. Das liegt aber auch an den Frauen selbst, die keine zusätzlichen Aufgaben übernehmen wollen oder auch Angst haben, etwas falsch zu machen. Männer werfen ihren Hut eher in den Ring. Das Organisieren von Festen, Kuchenbacken etc überlassen sie dann wieder gerne den Frauen: Sie sind ja berufstätig und schaffen das nicht...
Hauptsache, mann ist wichtig:D
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Nein, aber ich habe es hier irgendwo.
(ist übrigens aus Japan)
Von koreanischen Autorinnen habe ich gelesen
Buchinformationen und Rezensionen zu Die Vegetarierin von Han Kang
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Riss: Roman von Pyun Hye-young
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Gerade Jiyoungs Erkrankung erinnert mich an Die Vegetarierin.
Deine kalten Hände habe ich hier damals in einer Leserunde gelesen. Ganz überwältigend fand ich es nicht, da gefällt mir dieser Roman wesentlich besser.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Die Benachteiligung der Mädchen scheint einfach selbstverständlich zu sein. Am meisten hat es mich aber erstaunt, wie gerade die Einhaltung der althergebrachten frauenfeindlichen Regeln von den Frauen überwacht und geradezu eingefordert werden.

Mich erinnert das in die Beschneidungen in Afrika, die ja auch von Frauen vorgenommen und für unbedingt nötig erachtet werden - in vorauseilendem Gehorsam.
Umso trauriger, dass sie es trotzdem in Führungspositionen schaffen und strahlend an den Frauen vorüberziehen, die eigentlich klüger und besser geeignet wären.

Wenn man Jis Mutter mit ihrer Schwiegermutter vergleicht, wird deutlich, wie weit sie sich schon von der alten Rolle entfernt hat, zumindest vom Bewusstsein her. Die Schwiegermutter ist ja noch völlig im alten Denken verhaftet.

Das liegt vielleicht auch daran, dass Jis Mutter in Seoul lebt, die Schwiegermutter aber weit von der Hauptstadt entfernt.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Es ist nicht nur so, dass die Jungs von Großeltern und Eltern hofiert und gehätschelt werden und mehr Geld in ihre Ausbildung investiert wird, die Schwestern müssen auch noch Geld für deren Ausbildung aufbringen! "Töchter opferten sich bereitwillig für ihre männlichen Geschwister." Manch eine hat es hinterher wahrscheinlich doch bereut, beispielsweise Misuk.

Misuk ist für mich die bisher stärkste Figur des Romans. Sie erfüllt zwar die Normen, um die sie nicht herumkommt (Versorgung der Schwiegermutter, Abtreibung eines weiblichen Fötus usw.), steckt ihren Mann aber ansonsten locker in die Tasche. Mit ihrem eigenen Gewerbe und ihrer wirtschaftlichen Geschicklichkeit erreicht sie mehr als die meisten Männer. Und bei der Verteilung der Zimmer setzt sie sich raffiniert durch, ohne dass es zum Streit kommt.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Mich erinnert das in die Beschneidungen in Afrika, die ja auch von Frauen vorgenommen und für unbedingt nötig erachtet werden - in vorauseilendem Gehorsam.


Das liegt vielleicht auch daran, dass Jis Mutter in Seoul lebt, die Schwiegermutter aber weit von der Hauptstadt entfernt.
Ich habe mich nicht richtig ausgedrückt, es ging mir um die vorige Generation, die Schwiegermutter von Jis Mutter.
Doch Du hast recht. Es spielt natürlich auch eine Rolle, ob jemand in der Stadt wohnt oder in der tiefsten Provinz.
 

parden

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Wirklich? Aber das ist doch fast überall so. Frauen sind leider in fast allen Teilen der Welt noch immer überwiegend verantwortlich für die Erziehung der Kinder und könnten daher am ehesten etwas daran ändern - so wie es JiYoungs Mutter macht. Ich erinnere mich noch, wie meine Mutter Mitte der 70er meinte, ich müsse doch nicht aufs Gymnasium, für Mädchen reiche doch die Realschule ...
Oder meine Mutter, die meinte, ein Studium wäre übertrieben - irgendeine Berufsausbildung, dann heiraten und Kinder kriegen, fertig. Mein Vater hat sich letztlich durchgesetzt - ich durfte studieren. Verkehrte Welt. Zum Glück war er da moderner eingestellt als meine Mutter. Ich hatte aber immer das Gefühl, sehr dankbar sein zu müssen... Benachteiligung Mädchen gegenüber Jungen: auch heute noch Realität, ganz sicher. Subtiler vielleicht, aber ich sehe jeden Tag Beispiele dafür...
 

parden

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Das Buch ist ein bisschen trocken geschrieben, aber nach den Meinungen, die ich bisher im Internet gelesen habe, hatte ich es mir schlimmer vorgestellt. Ich finde, es liest sich wirklich gut.
Sehr trocken, finde ich, essayhaft fast, was die zahlreichen Fußnoten mit den Verweisen auf die einschlägige Fachliteratur noch unterstreichen. Trotzdem liest es sich locker weg.

Die Erzählart ist nüchtern, aber beileibe nicht gefühlsarm.
Ich finde den Schreibstil schon sehr gefühlsarm. Unser Leserherz bleibt es aber nicht - ich merkte, wie mir angesichts der Ungerechtigkeiten zunehmend die Galle hochkochte...
 

parden

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Spannend ist der Ansatz mit der psychischen Auffälligkeit von Jiyoung ja - das macht neugierig, hinter die Fassade zu blicken. Für mich hat das bisher eher etwas Allegorisches - das Verschwinden des Ichs durch die bedingungslose Erfüllung der Rollenerwartungen. Damit setzt die Autorin gleich zu Beginn ein Ausrufezeichen, das sie jetzt mit Hintergrundinformationen füllt. Ich bin gespannt, was sich da noch entpuppt...