Rezension Rezension (5/5*) zu Noch alle Zeit: Roman von Alexander Häusser.

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Noch alle Zeit: Roman von  Alexander Häusser
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Ein Überraschungsei in Buchform


Wir alle kennen Ü-Eier. Unter der bunten Silberschicht, die das Ei schützt, kommt leckere Schokolade zum Vorschein. Doch – oho, was klappert denn da im Inneren? Gespannt lösen wir vorsichtig die beiden Ei-Hälften und zum Vorschein kommt – ein gelbes (Plastik-)Ei. Was da wohl drin sein mag? Auch das wird voller Spannung und vorsichtig „ausgepackt“, bis man nun endlich das Objekt der Begierde (Sammelfigur) oder enttäuschendes, nutzloses Zeugs findet und sich alsbald an das Verschlingen der Schokolade macht *g*.

Was hat das Ganze nun mit Alexander Häusser´s Roman „Noch alle Zeit“ zu tun, fragt ihr euch (wohl) zu Recht. Nun, ich will es euch in ein paar Worten erklären: dieser Roman ist so vielschichtig wie ein – nun, Ü-Ei.

Man startet die Lektüre voller Spannung und erwartet zunächst einmal gemäß Klappentext „nur“ eine Familiengeschichte mit (auto-)biografischen Zügen. Man blickt sozusagen auf die schützende Silberschicht, weiß aber noch nicht, was sich darunter (wirklich) verbirgt.

Man beginnt zu lesen, lernt die Protagonisten Edvard und Alva ausführlich kennen und weiß zunächst nicht, was beide Figuren miteinander zu tun haben (werden). Doch schnell merkt die geneigte Leserschaft, dass Alexander Häusser weit mehr zu bieten hat, als eine „schnöde“ Familiengeschichte nach dem 08/15-Baukasten-Prinzip.

Geschickt verknüpft der Autor die Wege von Edvard und Alva, lässt sie gegenseitige Abneigung, aber auch Verstehen/ Vertrauen etc. spüren und trotzdem ist es keine Liebesgeschichte. Zumal zwischen Edvard und Alva Jahrzehnte liegen.

Nach und nach bzw. von Anfang an wird der Leser mitgenommen – auf eine Reise nach und durch Norwegen, auf die Suche der Protagonisten nach der (durchaus) verlorenen Zeit, die sie gebraucht haben und brauchen, um sich und ihren Platz, verborgene (Familien-)Geheimnisse zu finden und zu entdecken.

Doch trotz dieser vielen Geschichten in der Geschichte hat alles seinen (handfesten) Platz und seine absolute Daseinsberechtigung. Auch wenn sich am Ende nicht alles (in Wohlgefallen) auflöst; hier ist die geneigte Leserschaft gefragt, sich eigene Gedanken zu machen.

Man muss sich „Noch alle Zeit“ Schicht für Schicht erarbeiten. Denn wenn Alexander Häusser etwas beherrscht (und nun kommen wir schon zum Inneren des „gelben Ei“), dann ist es die bildgewaltige Sprache, in der er seinen Roman verfasst hat. Es ist unmöglich, sämtliche Bilder/ Metaphern beim ersten Lesen zu „erfassen“. Am besten ist es, man genießt das Buch wie ein gutes Stück (Kinder-)Schokolade: schön langsam, um ja keine Facette dieses famosen Romans zu verpassen.

Und so eignet sich die Lektüre von „Noch alle Zeit“ bestens dafür, öfter gelesen zu werden – am besten mit Schokolade dabei *g*.

Ein großartiger Roman und leckere 5 (Schokoladen-)Sterne wert!

@kingofmusic



 
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