Über whatchareadin

Ich hatte nie vor eine Literatur-Plattform zu bauen. Das klingt ein wenig so wie „Niemand hat hier vor eine Mauer zu bauen“. Aber so ist es.

Eigentlich wollte ich nur zwei einfache Dinge. Einmal als Leser schöne neue Bücher finden und dann als Selfpublisher mehr Leser für meine Elefanten erreichen. Mit Internet, weil da alle sind. Also twitterte ich eifrig, registrierte mich in unzähligen Foren, tummelte mich in einer Vielzahl von Facebook-Gruppen und schlug mir die Wochenenden und Nächte mit mehr oder weniger sinnvollen Postings um die Ohren.

Erstaunlicherweise erwies sich das Internet als noch viel größer und unübersichtlicher, als ich gedacht hatte. Das, was ich finden wollte, fand ich nicht. Das war ernüchternd. Aber ich entdeckte eine Menge interessante Dinge abseits des Wegs, die ich gar nicht gesucht hatte.

Auf den ersten Blick sehen Foren fast alle gleich aus. Wer viel Zeit darin verbringt entdeckt aber bald kleine Unterschiede. Ladezeiten. Intuitive Bedienung. Und wo ging es gleich nochmal zum Benutzerprofil? Manche Foren sahen toll aus, aber nur auf einem 20“-Monitor. In manchen Buchforen wurde mehr über Politik debattiert als gelesen.

Ich lernte Akkordleser kennen, lebende Buchdatenbanken, Literaturkritiker, Verleger, Autoren, Bestsellerautoren, Feuilletonisten, Online-Redakteure, Literaturagenten, Lektoren, einen Designer aus Mexiko und Foren-Entwickler aus London und Los Angeles. Sie erklärten mir mit Eselsgeduld Vor- und Nachteile bestimmter Produkte und was man bei Start und Betrieb einer eigenen Plattform so alles falsch machen konnte. Um es auf den Punkt zu bringen: „Everything". Man kann alles falsch machen. „Und wie macht man es richtig?“ "Mach einfach möglichst wenig falsch, dann ist es halbwegs richtig", riet mir John, ein Urgestein der Forenentwicklung. Keine Superlative herumposaunen. Ball flach halten. Darauf hoffen, dass niemand die kleinen Fehler im System bemerkt. Nach 10 Jahren Forenentwicklung macht man sich keine Illusionen mehr.

MIt diesen salomonischen Ratschlägen im Gepäck ging es los. Aber trotz Warnungen und vieler guter Ratschläge blieben die Fettnäpfchen nicht aus. Die Prophezeihung erfüllte sich. Man konnte alles falsch machen. Ich setzte auf kostenlose Programme, die für diesen Zweck nicht geeignet waren. Dann kaufte ich Software, die nicht besonders gut funktionierte, setzte mein Geld in den Sand und fing nach einem halben Jahr noch einmal bei Null an. Das war im August 2013.

Jetzt ist whatchareadin fertig. Fertig? Fertig wird es nie sein, eher ist es eine nie endende Annäherung an das "halbwegs richtig" von oben, das John mir mit auf den Weg gegeben hat. Bestimmt könnte man die Ladezeit noch um 5% verringern. Und die Bilder stärker komprimieren. Sicher mache ich das noch, wenn mir mal langweilig ist. Aber jetzt läuft whatchareadin. Die Türen stehen offen. Und hoffentlich strömen bald viele Leser herein, die sich über Bücher austauschen und mit Hilfe der anderen neue entdecken.

Vielleicht das noch zum Schluss, dann höre ich schon wieder auf: whatchareadin ist nicht nur eine Lese-Community, sondern Networking im besten Sinne. Denn ohne die Kreativität, das Fachwissen, die Tipps und Ratschläge vieler helfender Hände aus einem halben Dutzend Länder wäre diese Seite nicht möglich gewesen. Vielen Dank Euch allen!

Einen Schnelleinstieg findet ihr in den FAQs.

Viel Spaß bei whatchareadin

München, im Februar 2014

Helmut Pöll