4. Leseabschnitt: noch immer Juni (Seite 192 - 265)

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Das Ende des Schweigens...
[zitat]Kein seichtes Gespräch. Keine seichten Gespräche diese Woche, keine Konversation. Aufhören mit dem Geplapper, das ist die einzige Chance, das Schweigen zu durchbrechen... (S. 211)[/zitat]

Die Anzeige der Mutter bei der Polizei - ein mutiger, konsequenter, überfälliger, aber trotzdem wahnsinnig schwerer Schritt - war der Startschuss. Der Vater spielt hier keine Rolle mehr, auch konsequent, war er doch auch zuvor nie wirklich anwesend im Sinne von 'Ehemann' oder 'Vater'. Endlich wird geredet. Innerhalb der Familie zunächst. Die Mutter offenbart die Geheimnisse, hält mit nichts mehr hinterm Berg. Die Oma offenbart sich dem Gärtner. Die Freundin von Paoletta ist endlich eine Freundin, wenngleich die erfundene 'Carmen' nach wie vor für schwierige Situationen herhalten muss. Und Paola springt endlich über ihren Schatten, ebenfalls ungemein mutig, um sich mit Antonio auszusprechen. Und dafür blickt sie allen Wahrheiten auf dem Weg ins Auge: den Parolen in der Unterführung, dem Müll, den vier männlichen Bewohnern des PEEP, was durchaus eine bedrohliche Situation war. Und all das ganz allein. Hut ab. Und dann redet sie sich mit geschlossenen Augen im Aufzug alles von der Seele, allein mit sich und Antonio. Und das Ende: offen. Richtig so. Paola kann nun - egal was noch geschieht - endlich in den Spiegel schauen und sich selbst dabei erkennen. Es ist schwer, 'das Richtige' zu tun. Aber sie ist auf dem Weg, es gibt keine faulen Kompromisse mehr.

Ein eindrucksvoller Coming-of-Age Roman in einer wundervoll lebendig-rotzigen Sprache. Mir hat er richtig gut gefallen...
 

Wandablue

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18. September 2019
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Da und dort war es mir in diesem Abschnitt ein bisschen zuviel. Der Urgroßpapa ein Schläger und Kinderquäler, aber die große Liebe zum Papa hat die Oma dazu verleidet, den Dottore zu nehmen. Weil ich so was sehe, gibt das ein Minus. Wie es im Großen und Ganzen zu Buche schlägt, ist unklar (ich benutze absichtlich diese krassoberplöde Fernsehphrase der Nachrichten, die nix anderes bedeutet wie : Keine Ahnung. Genauso wie "holte tief Luft" , ob ihr es glaubt oder nicht, bedeutet, ich weiß nicht wie es weitergeht, muss nachdenken und hab mir das Rauchen abgewöhnt). Gut, ich schweife ab, das hab ich Paola abgeguckt.

Nun. Ein wenig langatmig in diesem Abschnitt das Lamentieren über die ItalienischPrüfung. Wieso haben die alle drei Italienischprüfung, Antonio und Marta sind doch zwei Jahre älter?!

Whatsoever, das Ende hat mich überrascht mit seiner Promptheit und diesen Abschnitt gerettet, der ein wenig kitschig ist.

Und nie nie würde ich mehr als zweit Meter ausserhalb des Hauses/Strandes mit Flipflops laufen, wenn man doch auch Sneakers tragen könnte, in denen man tatsächlich laufen kann, während man mit Flipflops nur latschen kann. Na ja, Italienerfrauen. Ich trage eigentlich nie Flipflops. Nicht mal am Strand. Haus.

Ich schweife ab.

Warum auch nicht, da parden alles Notwendige bereits gesagt hat.
Rezi folgt.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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[zitat]Und deshalb denke ich, wenn es eine sinnlosere Frage gibt als "Wen hast du mehr lieb, Mama oder Papa?", dann diese: "Hast du dein Brüderchen lieb?" Wahrscheinlich fragt so was nur jemand, der keine Geschwister hat. Ich bin nicht ich ohne ihn. Auch, wenn er mich wütend macht. Ich bin ich, weil er er ist. (S. 253)[/zitat]
:cool: Schön dat.
 
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RuLeka

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30. Januar 2018
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Manche Überlegungen und Sätze gefallen mir sehr gut, z.B. „Aufhören mit dem Geplapper, das ist die einzige Chance, das Schweigen zu durchbrechen.“
Aber dann ist es mir wieder zu viel Geplapper, was Paola von sich gibt. Manches klingt für mich auch nicht wie die Reflexionen einer16jährigen.
Zu eindimensional ist mir auch die Konstellation böse Väter und Töchter als Opfer, von der Großmutter bis zu Paola und Martha.
Wenig realistisch erscheint mir der Zusammenhang zwischen dem vergrabenen Gift und Richis Behinderung.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Manche Überlegungen und Sätze gefallen mir sehr gut, z.B. „Aufhören mit dem Geplapper, das ist die einzige Chance, das Schweigen zu durchbrechen.“
Aber dann ist es mir wieder zu viel Geplapper, was Paola von sich gibt. Manches klingt für mich auch nicht wie die Reflexionen einer16jährigen.
Zu eindimensional ist mir auch die Konstellation böse Väter und Töchter als Opfer, von der Großmutter bis zu Paola und Martha.
Wenig realistisch erscheint mir der Zusammenhang zwischen dem vergrabenen Gift und Richis Behinderung.
Danke, Dear, das wollte ich sagen. Genau das. Es war aber zu tief in meinen Gehirnwindungen vergraben.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Neee. Ich dachte schon, ich wäre wieder die einzige, die zur Gegenrede ansetzen muss.... Aber dankbarerweise geht es @RuLeka ähnlich wie mir! Was sollte dieser letzte Abschnitt jetzt? Das Wesentliche wird von unglaublich vielen Worten, Gerede, Geplapper, nennt es, wie ihr wollt, verdeckt! Mit diesem letzten Abschnitt macht sie mir den Lesegenuss der drei vorherigen fast zunichte. Da löst sich zu viel in Friede Freude Eierkuchen auf. Eine solch plötzliche Entwicklung gerade der Mutter ist nicht glaubwürdig. Sie mutiert von der oberflächlichen, hübschen Fitness-Tussi, die kaum zu Hause ist, ihre Tochter nicht wahrnimmt und Betäubungsmittel nascht, zur hoch sensiblen Wahrheitsfanatikerin, die sich mit einem Schlag alles von der Seele redet. Nach 16 Jahren Mutterschaft ein kompletter Wandel innerhalb eines Tages!

Ebenso Marta. Schön, dass sie kommt. Aber dann sprudeln lauter Nichtigkeiten aus ihr hinaus (herrlich das Bild vom Luftballon!). Bis man zum Kern kommt. Und dann tropft die Rührseligkeit: "Dieses Lächeln habe ich noch nie an ihr gesehen, denke ich. Es macht, dass ich mich wohlfühle, nein, halt, dass ich mich verstanden fühle...(...)". Ein bisschen zuviel.

Dann die Rückblicke auf die unglücklichen Frauen der Familie. Die Großmutter Marina mit dem gewalttätigen Vater, der sie in die Ehe mit dem treulosen Dottore drängt. Geld war ihm wichtiger als Liebe.
Nach 30 Jahren erhört sie endlich ihre ewig währende Gärtnerliebe. Schnell gründen sie eine Existenz und erfüllen sich einen Traum damit.

Die Mutter, die ewig unter ihrer Schuld litt, bis sie endlich zur Polizei ging. Der Zusammenhang zwischen dem Giftmüll und der Behinderung ihres Sohnes bleibt vage im Raum hängen - klar wird mir das nicht.

Der Auftritt Paolas im PEEG musste dramatisch ausgestaltet werden mit vier bösen Buben, die sie aus dem Fernsehen(!) kennen. Antonio, der Held, erscheint genau im richtigen Moment....
Romantischer Schlussakkord im (beängstigenden) Aufzug. Klar, wo sonst? Obwohl keine Zeit, redet sich Paola um Kopf und Kragen...

Too much!

Auf manch schöne Formulierung habt ihr schon Bezug genommen. Auch die habe ich gesehen. Die Bezüge zu Filmen und Büchern konnte ich längst nicht komplett nachvollziehen. Mehrfach ging es um das ganze Leben, den Buchtitel. Es ging auch um die Wunden, die die unglücklichen Lebenswege der Frauen hinterlassen.

Ab Seite 205 hätte man kürzen müssen. Da ist vieles blutleer. So schade! Die schönen Bilder gehen in der Flut der Worte unter.

Schade! Ich wollte dem Roman 5 Sterne geben. Aber das wird nach diesem Finale nix mehr.
 
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Literaturhexle

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Genauso wie "holte tief Luft" , ob ihr es glaubt oder nicht, bedeutet, ich weiß nicht wie es weitergeht, muss nachdenken und hab mir das Rauchen abgewöhnt). Gut, ich schweife ab, das hab ich Paola abgeguckt.
Ich muss auch tief Luft holen! Und abschweifen konnte man in diesem Abschnitt wirklich lernen:confused:.
Wieso haben die alle drei Italienischprüfung, Antonio und Marta sind doch zwei Jahre älter?!
Meines Erachtens hat Paoletta noch keine Prüfung. Deshalb kann sie ja auch in der Sonne sitzen und hatte die bevorstehende Prüfung völlig vergessen.
Whatsoever, das Ende hat mich überrascht mit seiner Promptheit und diesen Abschnitt gerettet, der ein wenig kitschig ist.
Ein bisschen mehr kitschig ist. Zu dick aufgetragen alles :(
Aber dann ist es mir wieder zu viel Geplapper, was Paola von sich gibt. Manches klingt für mich auch nicht wie die Reflexionen einer16jährigen.
Absolut!
Zu eindimensional ist mir auch die Konstellation böse Väter und Töchter als Opfer, von der Großmutter bis zu Paola und Martha.
Wenig realistisch erscheint mir der Zusammenhang zwischen dem vergrabenen Gift und Richis Behinderung.
Ich habe es in etwas mehr Geplapper verpackt, stimme aber komplett mit dir überein.
Wie kann man einen solch tiefgründigen, mehrschichtigen Roman herleiten und ihn dann so ausfransen lassen und vor die Wand fahren?
 
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RuLeka

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30. Januar 2018
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Es beruhigt mich, hier auf die gleiche Resonanz zu stoßen. Ich dachte schon, ich bin nun echt zu alt für Coming of Age- Geschichten .
 
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Literaturhexle

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Na, soo schlimm fand ich es nicht. Coming of age-Bücher sind ja eigentlich Jugendbücher und die Jugend hat ein Recht darauf, dass alles gut ausgeht.
Nee, Wanda. Das ist kein Jugendbuch. Es handelt von einer Jugendlichen, ist aber nicht für Jugendliche als Zielgruppe konzipiert.
Das wurde mir gerade im letzten Abschnitt nochmal deutlich. Bei diesem vielen Geschwätz hat sich die Spannung im Nirvana verloren. Das turnt junge Leser noch mehr ab!

Ich hadere auch gar nicht inhaltlich mit dem Ende. Es ist schön, wenn Paola ihren Antonio bekommt. Aber vieles vom Drumrum ist verzichtbar. Außerdem nehme ich Antonio seine schroffe, abweisende Art im Fahrstuhl nicht ab. Zuvor wurde er uns als sensibler, empathischer Mensch beschrieben. Und dann so etwas!
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Es beruhigt mich, hier auf die gleiche Resonanz zu stoßen. Ich dachte schon, ich bin nun echt zu alt für Coming of Age- Geschichten .
Es sind noch nicht alle durch;)
Ich bin sicher, wir gehen besonders ungnädig mit dem Finale um.
Es ärgert mich richtig, weil mir das Buch bis dahin gut gefallen hat. Ab Seite 205: völlig verzettelt!:mad:
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich hadere auch gar nicht inhaltlich mit dem Ende. Es ist schön, wenn Paola ihren Antonio bekommt.
Man hätte die anderen, von mit weiter oben ausgeführten, Unglaubwürdigkeiten einfach weg lassen sollen. Die gebrochenen Finger, der Schlägertrupp auf dem Spielplatz, das ist der Dramatik zuviel und macht aus einem differenziert hergeleiteten Roman beinahe eine Soap:(
 

Wandablue

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18. September 2019
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So. Ich habe euch mal einen Epilog geschrieben. Ein Ende für diesen Roman, wie ich es mir vorstelle. Nicht ganz so rosa.


Epilog.


4 Jahre später


Antonio hat mich entjungfert, aber wir sind nicht mehr zusammen. Wir haben uns aus den Augen verloren, aber das letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er mit einem Modell zusammen ist, Größe 36 und 1.80 groß. Marta sagt, Shit happens auch den Spruch mit den vielen Fröschen, die man küssen muss, hat sie mir nicht erspart.


Marta hat sich verändert. Sie studiert Medizin und ich habe damit 2 Jahre später auch angefangen. Marta sagt, ich mache das nur, wegen Ritchie. Und dass sie erwartet hat, dass ich italienische Literatur studiere. Und ich sage zu ihr, sie macht das nur, wegen der Aussicht, sich einen Oberarzt zu schnappen.


Aber beides stimmt nicht. Oder es stimmt nicht ganz. Wir haben diesen Beruf aus Leidenschaft gewählt. Er passt zu uns. Er erfordert den ganzen Menschen. Und mit halben Dingen wollen wir uns nicht mehr zufriedengeben.


Papa und Mama sind geschieden. Papa hat sich, nachdem er seinen Prozess durchgestanden hat, sofort mit einer Neuen getröstet. Einer Krankenschwester. Eye roll. Mama hat die Firma gerettet. Ich weiß nicht ganz genau, wie sie das gemacht hat, jedenfalls hat sie jetzt graue Haare und ein paar Pfund mehr auf den Hüften. Man könnte fast sagen, sie sieht mir allmählich ähnlich.


Großmutter ist wieder zurück ins Haus gezogen. Sie sagt alte Bäume verpflanzt man nicht und alte Liebe rostet zwar nicht, aber nur, wenn man sie nicht den Unbilden des Wetters aussetzt. Keine Ahnung, was sie damit meint, aber wir haben einen neuen Gärtner. Er sieht aus wie aus dem Fitnessstudio und hat ein Auge auf Mama geworfen. Roll eyes. Mama sagt, ich spinne, aber, na ja, ich glaube, er gefällt ihr auch.


Ritchie ist ausgezogen. In eine Wohngruppe. Es ist jetzt ganz schön leer bei uns im Haus, weil auch Nina uns verlassen hat. Sie hatte das Geld beisammen für ihren Lebensmittelladen auf dem Land. Aber bevor sie ihren Lebenstraum umsetzen konnte, hat sie der Krebs erwischt. Das war gleich in dem Jahr nach dem Skandal. Ich glaube, ich habe deshalb angefangen, mich für Medizin zu interessieren. Marta sagt, ich will den Kummer nicht an mich heranlassen und statt, dass ich ihn mit Essen ersticke wie früher, ertränke ich mein Gehirn mit Fakten. Mein Medizinstudium als Eskapismus.


Es gibt Schlimmeres, habe ich zu Marta gesagt.


Wir wohnen zusammen. Marta und ich. Aber nicht mehr lange, Marta hat sich verlobt. Mit einem Philosophiestudenten. Ich habe mich halbtotgelacht. Wenn sie heiratet, hole ich mir einen Hund aus dem Tierheim und beschäftige eine Nanny für ihn. Denn Mama hat es geschafft. Wir sind an der Börse. Und immer noch reich. Ganz ohne Giftmüll.


Ich habe momentan keinen Freund. Aber viele Freunde. Und die Lerngruppe. Ja jaja, ich weiß. Eskapismus. Aber manche Dinge ändern sich eben nie. Oder jedenfalls nicht so schnell.


Ihr hört wieder von mir, wenn ich die Welt gerettet habe.


ENDE.
 
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RuLeka

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30. Januar 2018
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So. Ich habe euch mal einen Epilog geschrieben. Ein Ende für diesen Roman, wie ich es mir vorstelle. Nicht ganz so rosa.


Epilog.


4 Jahre später


Antonio hat mich entjungfert, aber wir sind nicht mehr zusammen. Wir haben uns aus den Augen verloren, aber das letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er mit einem Modell zusammen ist, Größe 36 und 1.80 groß. Marta sagt, Shit happens auch den Spruch mit den vielen Fröschen, die man küssen muss, hat sie mir nicht erspart.


Marta hat sich verändert. Sie studiert Medizin und ich habe damit 2 Jahre später auch angefangen. Marta sagt, ich mache das nur, wegen Ritchie. Und dass sie erwartet hat, dass ich italienische Literatur studiere. Und ich sage zu ihr, sie macht das nur, wegen der Aussicht, sich einen Oberarzt zu schnappen.


Aber beides stimmt nicht. Oder es stimmt nicht ganz. Wir haben diesen Beruf aus Leidenschaft gewählt. Er passt zu uns. Er erfordert den ganzen Menschen. Und mit halben Dingen wollen wir uns nicht mehr zufriedengeben.


Papa und Mama sind geschieden. Papa hat sich, nachdem er seinen Prozess durchgestanden hat, sofort mit einer Neuen getröstet. Einer Krankenschwester. Eye roll. Mama hat die Firma gerettet. Ich weiß nicht ganz genau, wie sie das gemacht hat, jedenfalls hat sie jetzt graue Haare und ein paar Pfund mehr auf den Hüften. Man könnte fast sagen, sie sieht mir allmählich ähnlich.


Großmutter ist wieder zurück ins Haus gezogen. Sie sagt alte Bäume verpflanzt man nicht und alte Liebe rostet zwar nicht, aber nur, wenn man sie nicht den Unbilden des Wetters aussetzt. Keine Ahnung, was sie damit meint, aber wir haben einen neuen Gärtner. Er sieht aus wie aus dem Fitnessstudio und hat ein Auge auf Mama geworfen. Roll eyes. Mama sagt, ich spinne, aber, na ja, ich glaube, er gefällt ihr auch.


Ritchie ist ausgezogen. In eine Wohngruppe. Es ist jetzt ganz schön leer bei uns im Haus, weil auch Nina uns verlassen hat. Sie hatte das Geld beisammen für ihren Lebensmittelladen auf dem Land. Aber bevor sie ihren Lebenstraum umsetzen konnte, hat sie der Krebs erwischt. Das war gleich in dem Jahr nach dem Skandal. Ich glaube, ich habe deshalb angefangen, mich für Medizin zu interessieren. Marta sagt, ich will den Kummer nicht an mich heranlassen und statt, dass ich ihn mit Essen ersticke wie früher, ertränke ich mein Gehirn mit Fakten. Mein Medizinstudium als Eskapismus.


Es gibt Schlimmeres, habe ich zu Marta gesagt.


Wir wohnen zusammen. Marta und ich. Aber nicht mehr lange, Marta hat sich verlobt. Mit einem Philosophiestudenten. Ich habe mich halbtotgelacht. Wenn sie heiratet, hole ich mir einen Hund aus dem Tierheim und beschäftige eine Nanny für ihn. Denn Mama hat es geschafft. Wir sind an der Börse. Und immer noch reich. Ganz ohne Giftmüll.


Ich habe momentan keinen Freund. Aber viele Freunde. Und die Lerngruppe. Ja jaja, ich weiß. Eskapismus. Aber manche Dinge ändern sich eben nie. Oder jedenfalls nicht so schnell.


Ihr hört wieder von mir, wenn ich die Welt gerettet habe.


ENDE.
Super
Dieses Ende gefällt mir um einiges besser und passt auch besser zu den Figuren vom Anfang.