4. Leseabschnitt: Kapitel 13 bis Kapitel 17 (S. 208 bis S. 276)

RuLeka

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Nun nimmt die Geschichte wieder an Fahrt auf. Ein völlig verrückter Tag beginnt . Das Dorf bekommt eine neue Sensation: ein ganzes Fass mit Rauschgift wurde im Meer gefunden. Und Kalmann steht im Zentrum. Eigentlich wollte er nur seiner angebeteten Nadja von der Neuigkeit erzählen und er ist mitten in einer filmreifen Szene. Eine Spezialeinheit der Polizei überwältigt ihn, weil er mal wieder mit seiner Mauser rumfuchtelt.
Mir tat hier auch der ahnungslose Tourist leid, ich schätze, dies war seine letzte Islandreise.
Mit dem Drogenfund bekommt der Fall um den vermissten Robert eine neue Dimension.
Aber für Kalmann wird es immer schwieriger. Denn sonderbarerweise ist er immer mitten im Geschehen, das macht ihn verdächtig. Er hat das Gefühl, das ganze Dorf sei plötzlich gegen ihn. Als sich dann noch Noi wortlos aus dem Gespräch verabschiedet, hat er wieder mal einen seiner Aussetzer.
Am nächsten Tag zieht er sich zurück in die Natur, weg vom Trubel, weg von den Menschen. Hier draußen ist die Verbindung zu seinem Großvaters am stärksten. Diese philosophischen Betrachtungen sind auch ein wesentliches Element des Romans, das, was ihn über eine reine Krimigeschichte hinaushebt. Hier geht es um die Bedeutung von Gefühlen. Nicht nur der Verstand ist wichtig, sondern der Instinkt. Ganz wichtig für Kalmann, denn dass sein Verstand nicht so gut funktioniert, weiß er selbst. Der Großvater gibt damit nicht nur eine banale Weisheit von sich, sondern stärkt das Selbstbewusstsein seines Enkels.
Die Begegnung mit Bragi gefiel mir auch gut. Zwei Außenseiter, zwei, die nicht ins Bild passen.
Doch wobei hat Bragi ihn gesehen? Welche Sache war anstrengend und was will Bragi nicht verraten? Hier kommt der Leser ins Grübeln. Ist Kalmann doch nicht der vertrauenswürdige Erzähler?
Der Tag hat aber noch eine schlechte Überraschung für Kalmann, Noi ist nicht offline und , schlimmer noch, sein Account ist gelöscht.
Ein paar Tage später, Kalmann ging es nicht gut, zieht er endlich wieder raus aufs Meer und er kehrt tatsächlich mit einem Hai zurück. Das halbe Dorf versammelt sich am Hafen, wo der Riesenfisch auseinander genommen wird. Doch welch grausige Entdeckung: im Bauch des Hais findet sich eine abgetrennte Menschenhand und der ganze Zirkus fängt von vorne an, Polizei, Reporter usw. Kalmann wird das alles zu viel. Zum Glück kommt seine Mutter, denn auch Noi ist nicht zu erreichen. Hat er wieder operiert werden müssen ?
 

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Unglaublich, wie der Autor in dem Kapitel Fass die Spannung fast ins Unerträgliche steigert. Er macht alle möglichen Umwege, bis endlich mal klar wird, was in dem Fass ist. Und der Umweg über die Tagträume mit Nadja war wirklich köstlich!


Es ist einfach wunderbar, wie der Großvater es verstanden hat, auf seinen Enkel einzugehen. Wie er ihm die Welt erklärt und beigebracht hat, recht gut allein zurecht zu kommen. Er konnte sich regelrecht einfühlen in ihn. Es ist z. B. so schön, darüber zu lesen, wie er mit Kalmann über das Bauchgefühl redet. (Seite 250).


Es ist schlicht n eeindruckend und wunderbar, wie der Großvater Kalmann die Bedeutung der Gefühle erklärt: „Sein Bauch sage es ihm, nicht sein Kopf, und es sei wichtig, auf den Bauch zu hören, denn der Kopf habe sehr wenig mit Gefühlen zu tun, und Gefühle seien überlebenswichtig, sonst würden wir unseren Kopf aus reiner Neugier in den Rachen eines Löwen stecken.“ (Seite 252)


Schlägt uns Bücherfreunden da unser Herz nicht höher? „Aber viel freien Platz gab es auf dem Teppich nicht. Auf dem Boden stapelten sich Kartons voller Bücher, die Wände waren mit Bücherregalen verbaut, und auf den meisten Stühlen und Sesseln lagen Bücher…“ (S. 254)


Jetzt steigt die Spannung. Nicht nur dass der Hoteldirektor verschwunden ist. Jetzt frage ich mich auch, was mit dem Dichter Bragi und mit Kalmanns Freund Nói los ist. und dann noch die Hand im Magen des Grönlandhais!


Ist Kalmanns Logik nicht nicht manchmal zum Schmunzeln? Ich zumindest musste lachen: „Mutter ging aber hin, und sie rief mich später auch an, erzählte mir, dass man Magga kremiert habe, also verbrannt, und das fand ich nur logisch, denn niemand hätte einen so schweren Sarg zu Grabe tragen wollen.“ (S. 200)


Ich habe mir gerade Bilder von Grönlandhai angeschaut. Ein wirklich imposantes Tier. Zu schade, dass er gefangen wird/wurde, um so etwas ekliges wie Gammelhai herzustellen.
Der Roman ist ja ziemlich aktuell. Ich frage mich, ob diese Geschöpfe nach wie vor gefangen werden, um sie zu so unappetitlich anmutender Kost zu verarbeiten. Weiß das jemand?
 

Querleserin

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Die Spannung steigt, das habt ihr schon dargelegt. Ich hatte ja zunächst vermutet, dass wir den toten Robert im Fass finden, aber mit Rauschgift habe ich nun wirklich nicht gerechnet - und offenkundig sind die Litauer darin verwickelt. Ob sie auch mit Roberts Tod zu tun haben? Die Szene mit Bragi ist wirklich äußerst seltsam, fast scheint es, als wolle Bragi Kalmann zu verstehen geben, er werde ihn nicht verraten. Doch wobei hat er ihn beobachtet? Zumindest klärt sich der Tod Maggas auf, der nichts mit Roberts Verschwinden zu tun.
Warum war die Hand abgesägt? Ich bin wirklich gespannt, ob sich das im letzten Leseabschnitt aufklärt.
Der Großvater hat wirklich eine besondere Gabe mit Kalmann zu kommunzieren und ihn "lebenstüchtig" zu machen, obwohl er nicht in allen Situationen zurecht kommt. Sein Verhalten gegenüber Dagbjört nach der Versammlung ist unangebracht und sein Wutanfall zeigt, dass er seine Gefühle nicht immer kontrollieren kann.
Seltsam fand ich am Ende des LA auch Bragis Feststellung:
"Nein, du bist eben ein Schutzgeist. Du bist der Sheriff. Und du hast vor niemanden Angst. Dank dir können die Leute unbesorgt in ihren Bettchen schlummern oder die Eisfolk-Schnulzen lesen. Dank dir braucht sich niemand vor den Eisbären oder den Frostriesen zu fürchten." (258)
Nimmt er ihn auf den Arm, will er ihn beruhigen oder was versucht er ihm zu sagen? Gleichzeitig teilt er ihm mit, sie seien Komplizen. Welche Rolle spielt er?
 

Sassenach123

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Ich habe mir gerade Bilder von Grönlandhai angeschaut. Ein wirklich imposantes Tier. Zu schade, dass er gefangen wird/wurde, um so etwas ekliges wie Gammelhai herzustellen.
Der Roman ist ja ziemlich aktuell. Ich frage mich, ob diese Geschöpfe nach wie vor gefangen werden, um sie zu so unappetitlich anmutender Kost zu verarbeiten. Weiß das jemand?
Leider ja, man kann ihn sogar im Internet bestellen.
 

Sassenach123

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Bragis gibt auch mir Rätsel auf. Ich hatte gar nicht mal das Gefühl, dass er Kalmann beschuldigt etwas schlimmes getan zu haben,eher das er etwas gesehen haben könnte das ihn selbst belastet. Mal sehen
Kalmann hat sich mit dem ganzen Stress nicht mehr unter Kontrolle. Entsetzt hat mich die Idee die Leute durch ein aufschlitzen der Kehle zum schweigen zu bringen. Er hat es zwar nur gedacht, aber wieviel Stress kann er noch aushalten ohne das tatsächlich eine Sicherung in ihm durchbrennt?!
Dagbjört ist die Erbin des Hotels, wie Kalmann treffend festgestellt hat, doch ich traue ihr so einen Mord nicht zu. Sie hat sich trotz der prekären Lage in der sie steckt Kalmann gegenüber sehr rücksichtsvoll verhalten. Vielen anderen wäre bei seinen unbedachten und direkten Äußerungen der Kragen geplatzt. Aber irgendwer scheint Robert auf dem Gewissen zu haben, oder war es nur ein unglücklicher Unfall ohne fremdverschulden?
 

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Zu schade, dass er gefangen wird/wurde, um so etwas ekliges wie Gammelhai herzustellen.
Der Roman ist ja ziemlich aktuell. Ich frage mich, ob diese Geschöpfe nach wie vor gefangen werden, um sie zu so unappetitlich anmutender Kost zu verarbeiten. Weiß das jemand?

Ich glaube schon, dass er immer noch gegessen wird. Es ist eine isländische Spezialität und wie immer sind die Geschmäcker verschieden. Diese Art fermentierter Fisch gibt es ja auch in anderen skandinavischen Ländern, z.B. der Surströmming (weiß nicht genau, wie das geschrieben wird)
 

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Was für ein Pech, wo immer etwas passiert - und es passiert in Raufarhövn zur Zeit sehr viel - ist Kalmann nicht weit. Kein Wunder, dass es ihm langsam zu viel wird und sein Frust, seine Wut irgendwie raus müssen.

Hat der Drogenfund etwas mit dem verschwunden Robert zu tun, vielleicht eine weitere Einnahmequelle? Oder sind es doch die Litauer, die natürlich bei der Dorfbevölkerung sofort als Täter feststehen.

Bragi, der Dichter gibt mir auch einige Rätsel auf. Natürlich sieht er sich auch als Außenseiter und hat das mit Kalmann gemeinsam, aber was will er mit seinen Bemerkungen andeuten? Was hat er gesehen?

Dann fängt Kalmann den ersten Hai der Saison und was findet er: Roberts Hand, es hört wirklich nicht auf für ihn.

In diesem Abschnitt sind mir eine Wendungen aufgefallen, die ich so noch nicht kannte. Könnte das Schweizer Sprachgebrauch sein? "Er verwarf die Hände; sie büschelte die Papiere; nur die Weibchen tragen ihr Sommergefieder schon an;" Ich klingt seltsam, finde ich.
 

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Der Großvater hat wirklich eine besondere Gabe mit Kalmann zu kommunzieren und ihn "lebenstüchtig" zu machen, obwohl er nicht in allen Situationen zurecht kommt. Sein Verhalten gegenüber Dagbjört nach der Versammlung ist unangebracht und sein Wutanfall zeigt, dass er seine Gefühle nicht immer kontrollieren kann.

In praktischen Dingen konnte ihm seiner Großvater Lehrer sein, er geht erfahren mit Schiff und der ganzen Technik um, kommt mit dem GPS usw zurecht - aber seine Emotionen bekommt er nicht in den Griff.
 

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Dagbjört ist die Erbin des Hotels, wie Kalmann treffend festgestellt hat, doch ich traue ihr so einen Mord nicht zu. Sie hat sich trotz der prekären Lage in der sie steckt Kalmann gegenüber sehr rücksichtsvoll verhalten.

Das ist mir auch aufgefallen, sie kennt ihn seit der Schulzeit und hat schon einiges mit ihm erlebt. Sie weiß ihn zu nehmen und das kam gut rüber.