3. Leseabschnitt// Dritter Teil: "Das Wasser" (S. 197 - 280)

claudi-1963

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Stimmt, das hat mich auch verwundert. Aber vermutlich wollte der Autor keine 'Ersatztochter' für Erich und Trina, sie sollten sich wohl vollständig auf das kommende Drama konzentrieren ohne einen Hoffnungsträger bei sich, der die Zukunft bedeutet.

Ja das könnte durchaus möglich sein. Wobei ich es schon sehr schade finde, den er umgeht diese ganze Charaktere in seinem Buch. Sei das Barbara, Maja, Marica von allen erfährt man nichts mehr. Selbst Trinas Mutter wird auf ein Minimum an Information reduziert.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Ja das könnte durchaus möglich sein. Wobei ich es schon sehr schade finde, den er umgeht diese ganze Charaktere in seinem Buch. Sei das Barbara, Maja, Marica von allen erfährt man nichts mehr. Selbst Trinas Mutter wird auf ein Minimum an Information reduziert.
Ja, aber so spielt das Leben doch oft. Trina berichtet doch ganz zu Anfang, dass sie, Barbara und Maja beste Freundinnen waren und sie nun nicht einmal weiß, ob dies beiden noch am Leben sind.
 

claudi-1963

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Ja, aber so spielt das Leben doch oft. Trina berichtet doch ganz zu Anfang, dass sie, Barbara und Maja beste Freundinnen waren und sie nun nicht einmal weiß, ob dies beiden noch am Leben sind.

Das mag schon sein, aber möchte ich das wahre Leben lesen in einem Buch? So vom einen oder anderen hatte ich es ja erwartet nichts mehr zu hören, aber von all seinen Charakteren die wegwaren?
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Das Mädchen wurde von Erichs SCHWESTER mitgenommen. Die beiden Familien hatten ein gutes Verhältnis zuvor. Nach deren Abreise hat man abgesehen von Maricas Brief nie wieder etwas gehört...
Sie waren nach Deutschland gegangen, über das ein Bombenhagel niederging... Ich halte es für wahrscheinlich, dass sie den Krieg nicht überlebt haben - wie viele viele andere auch.
Das Ende mag das ein oder andere Leserherz enttäuschen. Ich persönlich halte es aber für absolut stimmig.
Das halte ich auch für schlüssig. Warum sollte sich Marcia nach dem Krieg nicht bei ihren Eltern gemeldet haben? Höchstens aus Scham, weil ihr als Erwachsene bewusst wurde, was sie damit ihren Eltern angetan hatte. Aber wir werden es nicht erfahren, können nur spekulieren.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das mag schon sein, aber möchte ich das wahre Leben lesen in einem Buch? So vom einen oder anderen hatte ich es ja erwartet nichts mehr zu hören, aber von all seinen Charakteren die wegwaren?
Ja. Ich zumindest möchte das - solange es stimmig ist und sich ins Konzept einfügt.
Allein die Diskussion hier zeigt doch, dass gerade solch ein Ende das Nachdenken in Gang bringt, zum Zurückblättern und Nachforschen einlädt...
Bei Friede Freude Eierkuchen schlägt man das Buch mit einem Lächeln zu und das war es dann.
Balzano schreibt eine spannende Geschichte, die uns auch fordert. Das wünsche ich mir von guter Literatur.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ja. Ich zumindest möchte das - solange es stimmig ist und sich ins Konzept einfügt.
Allein die Diskussion hier zeigt doch, dass gerade solch ein Ende das Nachdenken in Gang bringt, zum Zurückblättern und Nachforschen einlädt...
Bei Friede Freude Eierkuchen schlägt man das Buch mit einem Lächeln zu und das war es dann.
Balzano schreibt eine spannende Geschichte, die uns auch fordert. Das wünsche ich mir von guter Literatur.
Absolute Zustimmung, liebe @Literaturhexle . Das Buch werde ich garantiert noch einmal in die Hand nehmen.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Das wäre auf jeden Fall ein Buch für meinen Lesekreis: interessante Geschichte, Figuren, über die man streiten kann , schön erzählt. Kein Buch zum Konsumieren, manches erschließt sich erst im Gespräch oder beim wiederholten Lesen.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Das mag schon sein, aber möchte ich das wahre Leben lesen in einem Buch? So vom einen oder anderen hatte ich es ja erwartet nichts mehr zu hören, aber von all seinen Charakteren die wegwaren?
Ich finde, dass Trinas Leben sehr viel wahres Leben enthält. Und ja, ich möchte das lesen, gerade in so einem Roman, der sich so intensiv mit Zeitgeschichte befasst.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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[zitat]"Er war nichts mehr von dem, was er sein wollte, und wenn du nichts mehr wiedererkennst, wirst du rasch lebensmüde. Dann genügt dir auch Gott nicht." [/zitat]
Seite 275, diese Aussage ist für mich im ganzen Buch spürbar, vielleicht, weil es zur Gänze in der einfachen Sprache Trinas und mit ihren Empfindungen geschrieben ist. Mir fehlt sprachlich diese Entschiedenheit der (wenn auch wenigen) Männer und Trina, die alles versuchen, selbst den Papst bemühen, um ihr Heimatdorf zu retten.
Das ist eines der Zitate im Buch, die auch für mich ausdrücken, was die Essenz der Geschichte ist. Der Autor schafft es durch einfache Sprache und dadurch, dass Trina Verzweiflung und Melancholie transportiert, genau dieses Gefühl zu vermitteln. Und sie schafft es dennoch aufzustehen und sich zu wehren, andere mitzunehmen durch ihre Worte. Sie hat die Augen nicht an der Seite sondern vorne.
 

KrimiElse

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Ich muss sagen, dass ich den dritten Teil auf jeden Fall schwächer fand als die ersten beiden. Balsano hat mich mit seinen Schilderungen rund um Krieg und Faschismus jeweils gleich von zwei Seiten mehr berühren können als mit denen über den Staudamm. das war mir oft zu technisch bzw. bürokratisch und die Gefährdung durch das steigende Wasser blieb für mich blasser. Oder habe ich den teil einfach weniger aufmerksam gelesen?
Mir ging es ein klein wenig wie dir, allerdings ist es dennoch so, dass mich die Geschichte mitgenommen hat. Die Kriegsgeschehnisse waren aufregend, für mich teilweise auch geschichtlich neu, die Staudammgeschichte war zwar auch spannend, aber Miriam bekannt was letztlich passierte und irgendwie war dadurch vieles vom Ende vorhersehbar.
Das macht aber nichts, denn mich hat die Figur Trinas sehr begeistert, wie sie angelegt ist mit all ihrer Schwäche, sich am liebsten verkriechen möchte, unwillig auf die Bemühungen von Erich reagiert, aber dennoch aufsteht und mit ihren Worten fast etwas bewirken kann. Sie setzt die Menschen in Bewegung, auch wenn letztlich der Staudamm gebaut wird.
 

kingofmusic

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Das ist eines der Zitate im Buch, die auch für mich ausdrücken, was die Essenz der Geschichte ist. Der Autor schafft es durch einfache Sprache und dadurch, dass Trina Verzweiflung und Melancholie transportiert, genau dieses Gefühl zu vermitteln. Und sie schafft es dennoch aufzustehen und sich zu wehren, andere mitzunehmen durch ihre Worte. Sie hat die Augen nicht an der Seite sondern vorne.
Ja, diese Vergleiche mit den Augen der Fische fand ich auch immer große Klasse! Und ja, das Buch lebt von den durch Worte transportierten Stimmungen und auch wenn nichts gesagt wird, wird viel gesagt. Ein unglaublich vielschichtiges Werk mit Aussagekraft! :cool:
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ich finde es weiter unglaubwürdig, dass Trina sich nach dem Krieg oder nach dem Staudamm nicht bemüht hat, ihre Tochter zu finden oder umgekehrt. Es hat mich etwas verwundert, dass diese am Ende nicht mehr auftaucht. Mehr im Fazit...
Das hat mich zunächst auch erstaunt, aber ich denke, dass sie zum einen Erich mit seiner Bemerkung, die Tochter könne zurück kommen wenn sie wollte, in die Schranke verwiesen bzw. davon abgehalten hat zu suchen. Und sie ist auch ein bisschen überfordert, schafft es im Alltag kaum noch, Prioritäten zu setzen, reagiert nur noch. Das ist für mich ganz deutlich spürbar. Keine wirkliche Resignation, aber nahe daran.
 

KrimiElse

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Der Staudammbau ist das Grundthema, dass die drei Teile irgendwie verbindet, weil er immer die im Hintergrund vorhandene Bedrohung darstellt, die nur zeitweilig von den Faschisten und vom Krieg verdrängt wird. Aus heutiger Sicht ist es unglaublich, wie dort mit Menschen und Existenzen umgegangen wurde. Es ist das krasse Gegenteil dessen, was zum Teil heute Recht und Gesetz ist, wenn es um eine Stromtrasse oder eine WKA geht. Da wird wirklich jede Kommune, jedes Amt und jede Interessengemeinschaft befragt - und man kommt nur schwer zum großen Ziel (z.B. Atomausstieg).
Im Nachwort intensiviert Balzano das Ganze noch einmal. Was im Buch auch für mich Grundthema und anfangs Hintergrundrauschen ist, kommt im dritten Abschnitt deutlich zum Tragen. Ein schmieriger Bauleiter, anfangs faschistische und später wahrscheinlich korrupte italienische Behörden. Für mich ist es auch ungeheuerlich, dass Menschen einfach vertrieben wurden, mit Abfindungen oder Baracken für ihre Höfe abgespeist wurden nur weil ein Energiekonzern das große Geld witterte, das dann letztlich nicht verdient wurde.
In Westeuropa heute unvorstellbar, aber andernorts passiert genau das nach wie vor, was damals in Italien möglich war.
 

KrimiElse

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Es geht mir auch so wie Euch, den letzten Teil fand ich nicht mehr ganz so eindringlich wie vor allem den zweiten Abschnitt. Aber ich war auch ziemlich schockiert, wie mit der Bevölkerung umgegangen ist. Die Interessen der Wirtschaft wurden ganz klar vor die Menschen und ihre Rechte und Bedürfnisse gestellt. Die Geschichte des Staudamms erinnert mich an den großen Stausee bei uns in Hessen, die Edertalsperre. Auch damals wurden mehrere Dörfer geflutet und die dort lebenden Menschen umgesiedelt. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts und ich kann mir gut vorstellen, dass man mit den dort lebenden Menschen auch nicht zimperlich umgesprungen ist. Da der Stausee dazu genutzt wird die Weser und den Mittellandkanal schiffbar zu halten, fällt er in den Sommermonaten oft ziemlich trocken und die Überreste der überfluteten Dörfer kommen zum Vorschein. Das ist heutzutage eine absolute Touristenattraktion...
Bei uns um die Ecke wird genau das für die Talsperre Pöhl gemacht. In den 1950er Jahren wurde begonnen in der DDR Talsperren anzulegen, und die Leute aus dem Dorf Pöhl wurden umgesiedelt, an Entschädigung gar nicht zu denken (im Sozialismus gehörte ja alles der Allgemeinheit, also hatten sie eigentlich kein Anrecht auf ihre Höfe). Pöhl hörte 1961 auf zu existieren.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ja, aber so spielt das Leben doch oft. Trina berichtet doch ganz zu Anfang, dass sie, Barbara und Maja beste Freundinnen waren und sie nun nicht einmal weiß, ob dies beiden noch am Leben sind.
Auch darin kommt für mich sehr deutlich ihre letztendliche Resignation zum Vorschein. Es ist fast so, dass sie rückblickend betrachtet überhaupt keinen Grund und Sinn für die Suche sieht. Sie hat gekämpft und es wurde ihr dennoch alles genommen.
 

KrimiElse

Bekanntes Mitglied
26. Januar 2019
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Ja. Ich zumindest möchte das - solange es stimmig ist und sich ins Konzept einfügt.
Allein die Diskussion hier zeigt doch, dass gerade solch ein Ende das Nachdenken in Gang bringt, zum Zurückblättern und Nachforschen einlädt...
Bei Friede Freude Eierkuchen schlägt man das Buch mit einem Lächeln zu und das war es dann.
Balzano schreibt eine spannende Geschichte, die uns auch fordert. Das wünsche ich mir von guter Literatur.
Ganz genau so wünsche ich mit ein gutes Buch, nicht einen vorgekauten glücklichen Schluß.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich bin beruhigt hier zu lesen, dass fast alle den dritten Teil auch als deutlich schwächer und weniger intensiv erlebt haben. Mir ging es ebenso - das war eher ein Aneinanderreihen von chronologischen Fakten, um die mühsam noch das Korsett der Erzählung gezwängt wurde. Dadurch wirkten die Charaktere noch distanzierte als bereits zuvor. Die Resignation, die nach (oft halbherzigem) Widerstand bleibt, ist hier allerdings in jeder Zeile spürbar.

Genauso habe ich das auch empfunden, vielleicht sollte das letztendlich zeigen, dass die Bewohner resigniert haben, weil sie nirgends Gehör fanden. Dennoch hätte man das ganze noch mehr persönlicher gestalten können und der letzte Leseabschnitt wäre genauso gut gewesen wie der zweite Leseabschnitt. Denn dieser war in meinen Augen der beste von den dreien.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Für mich erscheint das distanzierte Berichten im letzten Teil passend zur Geschichte. Beide, Trina und Erich sind gefühlsmäßig versteinert durch ihre Erlebnisse, resignierter, nur noch verbissen in einem aussichtslosen Kampf. Hier ist der jugendliche Schwung vom Anfang vorbei und auch der kämpferische Geist während der Kriegszeit. Am Ende haben sie alles verloren, ihre Kinder, ihre Heimat, ihre Aufgabe.

Stimmt, genauso habe ich es auch empfunden. :)
 
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G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Als Leser ist man enttäuscht, dass das Rätsel Marcia nicht aufgeklärt wird. In einer guten Geschichte hat man am Ende gern alle Fragen geklärt, aber so ist das Leben leider nicht.

Hier fand ich diese Zeilen aus dem Buch bemerkenswert
[zitat]Wörter können nichts ausrichten gegen die Mauern, die das Schweigen errichtet hatte. Sie sprachen nur von dem, was es nicht mehr gab. [/zitat]

Auch dies brennt sich ein. Und beinhaltet viel Wahrheit. Denn diese Mauern kennen wir wohl alle. :(