1. Leseabschnitt// Erster Teil: Die Jahre (S. 11 - 86)

Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Selbstverständlich aus heutiger Sicht. Es sit wie die Wahl zwische Pest oder Cholera.
Das sehe ich genau so. Heute wissen wir, wie es weiterging, wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, damals wussten es die Menschen in Südtirol noch weniger, als die Menschen, die bereits in Österreich und Deutschland gelebt haben. Die altösterreichische Bevölkerung fühlte sich als Tiroler und wollte eigentlich nur im Grunde ihr bisheriges Leben auch nach der Eingliederung in Italien weiterleben. Die Südtirolfrage war auch nach Ende des WKII in Österreich noch viele Jahre lang ein brisantes Thema.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich finde das Verhalten von Trinas Eltern "nun iss doch in Ruhe" und auch Erich sehr eigenartig, ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass alle es gewusst haben, nur Trina selbst nicht. Andererseits war sie keine sehr begeisterte Mutter, vielleicht hielten es alle für "das Beste" für Marica.
Hm. Ich denke eher, dass Marica häufiger bei Tante und Onkel geblieben ist. Das hätte eine gewisse Selbstverständlichkeit. Natürlich wird die Erzählerin jedes Wort, jede Geste dieses Abends tausendmal abgewogen haben. Alles verlief in Zeitlupe. Dass sie nicht geschlafen hat in jener Nacht fühlte sich im Nachhinein wie ein siebter Sinn an.

Ich bin gespannt, ob wie noch Klarheit bekommen. Erich wirkt aber zu ehrlich für eine solche Intrige und Trines Eltern lieben die eigene Tochter sicher mehr als die Schwester des Schwiegersohnes.
 

Barbara62

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Ich finde den Pfarrer bemerkenswert.
[zitat] »Sagt euren Männern das, wenn ihr heiratet, und denkt auch selber dran: Wenn ihr euch nicht mit der Politik beschäftigt, beschäftigt sich die Politik mit euch!« [/zitat]

und auch sein Engagement für den Katakombenunterricht

Ein sehr weltlicher Geistlicher wie mir scheint.
Es ist doch aber Majas Vater, der das sagt (S. 29) und der ist nicht Pfarrer, sondern hat einen Laden. Trotzdem ist der Pfarrer mutig und engagiert.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Ich muss mit dem Schluss anfangen. Ich bin völlig schockiert, dass die Schwägerin von Trina einfach das Kind mitnimmt. Was für eine schreckliche Vorstellung :(. Das Buch hat mich schon völlig gepackt, auch wenn ich einen Moment brauchte um hineinzukommen. Leider muss ich jetzt zu einem Termin. Ich werde mich heute Abend oder spätestens morgen Euren Beiträgen widmen
Mir ging es wie dir, die Wendung hat mich total überrascht. Zum Glück hatte ich vorher nichts über das Buch gelesen. Erst zu Beginn des unheilvollen 12. Kapitels begann ich zu ahnen, was passiert.

Wahrscheinlich mussten die beiden das Mädchen gar nicht gewaltsam entführen, denn sie wollte ja schon vorher weg. Andererseits hing sie sehr an ihrem Vater. Ein Kind kann vermutlich gar nicht abschätzen, was es heißt, eine solche Entscheidung zu treffen. Oder sie haben ihr ein Schlafmittel gegeben und es geschah doch heimlich.
 

Barbara62

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Das ist auch mein erster Gedanke, den ich äußern möchte. Ich wusste wohl, dass sich viele Südtiroler noch immer Deutschland und der deutschen Sprache verbunden fühlen. Die Zusammenhänge waren mir aber nicht so klar. Jeder würde mit Widerwillen reagieren, wenn man gezwungen wird, die eigene Identität (und die Sprache gehört unbedingt dazu!) aufzugeben. Noch dazu wird das Studium von Trine und ihren Freundinnen nicht anerkannt,was ihnen Freiheit nimmt. Mutig von ihnen, sich im Untergrund mit ihrem Beruf zu engagieren.
Die Manipulationen an den Grabinschriften fand ich unglaublich. Wie kommt man nur auf eine solche Idee?
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Während die Südtiroler am Anfang noch fest zusammenhielten ("Wir gegen sie"), wurde diese Einigkeit mit Hitlers Angebot aufgebrochen. Warum mussten die "Optanten" und die "Dableiber" so militant gegeneinander vorgehen? Warum konnten die einen die Entscheidung der anderen nicht akzeptieren?
So etwas fragt man sich doch oft. Vielleicht weil die gegenteilige Reaktion die eigene in Frage stellt.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass ich keinen niedergeschriebenen Text vor mir habe, sondern dass Trina erzählt. Die Sprache ist eher einfach, eher gesprochene Sprache.
Bei der Übersetzung wundere ich mich über "Deutschland". Das müsste doch "Deutsches Reich" heißen, oder? Gab es die Bezeichnung "Deutschland" damals überhaupt schon? Und über die "Spätzle" habe ich auch gestaunt. Ich dachte immer, wir Schwaben hätten da ein Patent drauf? Gibt es Spätzle in Österreich oder Südtirol???
 

RuLeka

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Bei der Übersetzung wundere ich mich über "Deutschland". Das müsste doch "Deutsches Reich" heißen, oder? Gab es die Bezeichnung "Deutschland" damals überhaupt schon?
Die Bezeichnung „Deutschland“ gibt es schon sehr lange.
„Deutschland, Deutschland über alles,...„ . „Drittes Reich“, „Heim ins Reich“, sagte man allerdings auch.
 

Yolande

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13. Februar 2020
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Aus Sicht der damaligen Zeit nicht, denn als sie sich auf Hitler freuten, wussten sie wenig, worauf sie sich wirklich einlassen. Sie durften ihre deutsche Sprache nicht mehr verwenden, bekamen keine Arbeit, es wurden ihnen mit Absicht Italiener aus dem tiefsten Süden ins Land gesetzt, mit einer damals wirklich völlig unterschiedlichen Mentalität. Dann kamen die Nazis und versprachen ihnen ihre deutsche Identität zurück. So erstaunt es nicht, dass doch relativ viele Menschen, trotz der inneren Verhaftung zur Heimat Südtirol die Option in Südtirol annahmen. Damals erhielten sie Wohnungen in rasch gebauten Siedlungen, teilweise mit kleinem Garten, um ihnen die Umstellung zu erleichtern. Ich kenne die Südtirolersiedlung Feldkirch, Vorarlberg gut, es gibt diese Häuser und Wohnungen, natürlich renoviert, noch heute. Besonders auch, wenn man in diesem Buch die Schilderung des einfachen Lebens, der ärmlichen Verhältnisse liest und die Unmöglichkeit, als Lehrerin einen Arbeitsplatz zu finden, kann man die Entscheidung schon nachvollziehen.
Ich wusste über diese Ereignisse bisher überhaupt nichts und finde sie äußerst interessant. Ich hatte zwar eine verschwommene Ahnung, dass es in Südtirol darum ging, ob man eher deutsch oder lieber italienisch sein will, aber dass die Faschisten eine Zangs-Italianisierung durchgeführt habe, war mir neu.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Also das Buch liest sich sehr gut bisher. Ich hätte hier gerne kürzere Leseabschnitte gehabt, den die Thematik ist ja doch sehr interessant. Der erste geht gerade noch, aber den nächsten finde ich schon sehr lang, vielleicht mache ich einfach einen Zwischenstopp.

Ich wusste ja das die Südtiroler bis heute ihre Probleme haben, dass sie zu Italien gehören, aber das es so schlimm war, wusste ich auch nicht. Besonders das die Lehrer bestraft wurde, die den Kindern Deutsch beibrachten, fand ich schon heftig. Barbaras Schicksal hat mich echt geschockt, ich hätte nicht gedacht das sie wirklich soweit gingen. Ich kann Trini verstehen, das sie sich Vorwürfe gemacht hat.

Ein wenig hat es mich schon gewundert, dass sie doch Erich geheiratet hat. Auch ihre Hochzeit scheint sie nicht recht genießen zu können, wenn man weiß, dass die beste Freundin an dem Tag abgeholt wird.

Die Geburten der beiden Kinder, war mir dann fast ein bisschen zu schnell, ich wusste manchmal nicht, wenn sie jetzt da damit meinte.
Ihre Tochter scheint der große Sonnenschein zu sein, genauso wissbegierig wie sie selbst. Das ihre eigene Schwägerin dann ihre Tochter einfach mit nach Deutschland nimmt, fand ich einfach unfassbar. Wie kann man das einer Mutter und dem eigenen Bruder antun ihnen das Kind zu rauben? Ich vermute mal, dass die beiden keine Kinder bekommen konnten, und dachten, das ist die Gelegenheit sie einfach mitzunehmen. Dass Trini und Erich verzweifelt sind, kann ich gut verstehen. Besonders da es ja vor dem Krieg schwierig war, sie ausfindig zu machen, anders als heutzutage.
Hart fand ich auch, wie die Dorfbewohner auf die Dagebliebenen reagiert haben. Das sie sogar Michael geschlagen haben fand ich schlimm, ich hatte keine Ahnung, dass der Faschismus so extrem damals war.

Meine Eltern haben sich, als ich Kind war und wir Urlaub bei Bauern in Südtirol machten, mal darüber unterhalten. Natürlich konnte ich damals nicht viel verstehen, als Kind interessiert man sich da auch nicht so. Was ich wie gesagt allerdings verstanden habe, war das auch heute noch die Südtiroler, ihre Probleme mit der italienischen Regierung hat. Ich denke in den Städten wie Bozen und Meran wird es nicht mehr so sein, aber in den ganzen kleinen Tälern wird auch heute noch vorwiegend deutsch gesprochen.
 
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