Das hat mich auch sehr beeindruckt. Die schwindenden Kräfte, die latente Müdigkeit auch bedingt durch die Medikamente, der schwache Atem, das Röcheln, die Aussetzer..... Wer das schon einmal erleben musste, fühlt sich sehr wahrhaftig erinnert....Selten habe ich eine so berührende und gleichzeitig so realistische Beschreibung vom Sterben gelesen.
Wunderbar ausgedrückt!Das hat mich auch sehr beeindruckt. Die schwindenden Kräfte, die latente Müdigkeit auch bedingt durch die Medikamente, der schwache Atem, das Röcheln, die Aussetzer..... Wer das schon einmal erleben musste, fühlt sich sehr wahrhaftig erinnert....
Aber auf eine irgendwie auch positive Weise, weil Dads Familie das Schicksal angenommen hat. Keiner hat sich dagegen gestellt, keiner hat schön geredet, auch kein Besucher kam mit diesem saublöden "das wird schon wieder". Die Krankheit und das Sterben durchzieht den Roman. Aber der Tod gehört zum Leben, spätestens in der Lebensmitte hat man das verstanden. Ich halte nichts davon, ihn auszuklammern. Mir hat dieses Grundthema des Buches sehr, sehr gut gefallen aufgrund der sensiblen und alles in allem lebenszugewandten Umsetzung.
Dad selbst hat seinen Sohn trotz der Bemühungen Marys nicht mehr sehen können. Trotzdem konnte er sich mit ihm aussöhnen - ein wunderbarer Schachzug für den Leser. Frank besuchte den Vater in dessen Träumen, wo sie klärende und versöhnliche Worte austauschen konnten, die dem Vater seine innere Ruhe wiedergaben. Doch auch hier bleibt Haruf wunderbar unpathetisch. Alles, was "gesprochen" wird, passt zu den handelnden Figuren. Wunderbar!
Wie @RuLeka schon erwähnte, ist die kleine Alice Symbol für das Leben. Sie ist ein bemerkenswert aufmerksames Mädchen. Ich würde ihr viele nette Freundinnen in der Schule wünschen. Das Zusammensein mit nur ältlichen Menschen ist für ein Kind nicht gut, obwohl ihr die vielseitige Fürsorge gewiss gut getan hat. Schön, dass sie unversehrt nach ihrer Radtour wieder aufgetaucht ist!
Der Pfarrer Lyle quittiert seinen Job bzw. wird ihm dieser quittiert. Das spielt eigentlich keine Rolle. Er will Gottes Wort wörtlich nehmen und scheitert dabei an seiner Gemeinde. Auch auf die Bedürfnisse seines Sohnes konnte er nicht eingehen... Es ist konsequent, dass dieser nun bei der Mutter lebt. Haruf bleibt immer Realist.
Lorraine wird Richard wohl verlassen. Sie liebt ihn nicht so, wie sich ein Paar lieben sollte. Welche Verfehlungen er begangen hat, erfahren wir nicht. Die Tatsache, dass beide Elternteile ihn nicht mögen, lässt aber auf etwas schließen. Einiges spricht dafür, dass Lorraine in Holt bleibt und sich vielleicht doch dem Laden widmet. Richtig Fuß gefasst scheint sie in Denver auch nicht zu haben.
Wir verlassen Mary und Lorraine am Abend von Dads Tod. Auf sie warten Tage der Trauer, die sie aber gemeinsam mit ihren Freunden und Nachbarn bewältigen werden.
Im Grunde ist Dad auf die Weise gestorben, die sich so viele Menschen wünschen: zu Hause, ohne allzu große Schmerzen und umsorgt von der Familie.
So sehe ich das auch. Die Ehe wurde bestimmt auch nachhaltig beschädigt durch den Tod der Tochter. Richard und Lorraine sind sehr verschieden ( er sucht eher Ablenkung und Spaß, während sie sich den Schwierigkeiten stellt ), so werden sie auch unterschiedlich mit dem Verlust umgegangen sein. Das sieht man manchmal, dass Ehen daran zerbrechen. Der eine vergräbt sich in seinem Schmerz, der andere will vergessen. Das passt nicht zusammen.Lorraine wird Richard wohl verlassen. Sie liebt ihn nicht so, wie sich ein Paar lieben sollte. Welche Verfehlungen er begangen hat, erfahren wir nicht. Die Tatsache, dass beide Elternteile ihn nicht mögen, lässt aber auf etwas schließen. Einiges spricht dafür, dass Lorraine in Holt bleibt und sich vielleicht doch dem Laden widmet. Richtig Fuß gefasst scheint sie in Denver auch nicht zu haben.
Stimmt. Das Buch ist ein Appell, sich dem Leben positiv zuzuwenden. In der Regel hat jedes Leben gute und schlechte Tage. Viele Menschen neigen dazu, die schlechten überzubewerten und immer nur das zu sehen, was sie gerade nicht haben. Dieser Roman hält dagegen. Trotz der traurigen Grundstimmung erwächst sehr viel Positives aus den einzelnen Episoden heraus. Ein Herzensbuch!Kostbare Tage sind nicht erst die letzten Tage, sondern im Rückblick alle.
Es gibt ja Figuren jeden Lebensalters im Buch, angefangen von Alice über John Wesley bis Willa und nicht nur die Alten haben Probleme. Kent Haruf zeigt ja auch ab und zu Szenen voller Lebensfreude, wie z. B. das Bad der Frauen in dem Wassertrog oder Alices erste Radfahrversuche. Es geht darum, solche Augenblicke zu finden und zu genießen und nicht am Ende seine Versäumnisse zu bedauern.
Die Szene finde ich sehr wichtig, um Dads Handeln und Verhalten nachvollziehen zu können. Als Leser*in versteht man nun, warum es ihm schwer gefallen ist, auf Frank zuzugehen.Der Leser versteht, wie Dad zu dem Mensch geworden ist, der er ist. Die Eltern waren arm, haben ihr Leben lang nichts als Arbeit gekannt, Dad wurde geschlagen und ist als Fünfzehnjähriger von daheim abgehauen. Hier sieht man die Parallele zu Frank.
Eine Versöhnung am Ende wäre kitschig gewesen, ich bin froh, dass es bei der imaginären Aussöhnung bleibt. So kann Dad für sich in Frieden gehen. Und vielleicht gelingt es Mary, ihren Sohn wiederzufinden.Ein klein bisschen Versöhnung mit dem imaginären Frank ist möglich. Dad fühlt seine Lebensleistung vom Sohn anerkannt, aber sich selbst vergeben kann er nicht.
Als Leser hätte man sich eine Versöhnung am Sterbebett gewünscht. Aber Kent Haruf schreibt keine kitschigen Bücher, sondern realistische.
Die Aufregung am Ende zeigt, wie wichtig die Kleine für alle geworden ist und glücklicherweise erleidet sie nicht das gleiche Schicksal wie Lorraines Tochter.Wie @RuLeka schon erwähnte, ist die kleine Alice Symbol für das Leben. Sie ist ein bemerkenswert aufmerksames Mädchen
Dem ist nichts hinzuzufügen.Das hat mich auch sehr beeindruckt. Die schwindenden Kräfte, die latente Müdigkeit auch bedingt durch die Medikamente, der schwache Atem, das Röcheln, die Aussetzer..... Wer das schon einmal erleben musste, fühlt sich sehr wahrhaftig erinnert....
Aber auf eine irgendwie auch positive Weise, weil Dads Familie das Schicksal angenommen hat. Keiner hat sich dagegen gestellt, keiner hat schön geredet, auch kein Besucher kam mit diesem saublöden "das wird schon wieder". Die Krankheit und das Sterben durchzieht den Roman. Aber der Tod gehört zum Leben, spätestens in der Lebensmitte hat man das verstanden. Ich halte nichts davon, ihn auszuklammern. Mir hat dieses Grundthema des Buches sehr, sehr gut gefallen aufgrund der sensiblen und alles in allem lebenszugewandten Umsetzung.
Dad selbst hat seinen Sohn trotz der Bemühungen Marys nicht mehr sehen können. Trotzdem konnte er sich mit ihm aussöhnen - ein wunderbarer Schachzug für den Leser. Frank besuchte den Vater in dessen Träumen, wo sie klärende und versöhnliche Worte austauschen konnten, die dem Vater seine innere Ruhe wiedergaben. Doch auch hier bleibt Haruf wunderbar unpathetisch. Alles, was "gesprochen" wird, passt zu den handelnden Figuren. Wunderbar!
Wie @RuLeka schon erwähnte, ist die kleine Alice Symbol für das Leben. Sie ist ein bemerkenswert aufmerksames Mädchen. Ich würde ihr viele nette Freundinnen in der Schule wünschen. Das Zusammensein mit nur ältlichen Menschen ist für ein Kind nicht gut, obwohl ihr die vielseitige Fürsorge gewiss gut getan hat. Schön, dass sie unversehrt nach ihrer Radtour wieder aufgetaucht ist!
Der Pfarrer Lyle quittiert seinen Job bzw. wird ihm dieser quittiert. Das spielt eigentlich keine Rolle. Er will Gottes Wort wörtlich nehmen und scheitert dabei an seiner Gemeinde. Auch auf die Bedürfnisse seines Sohnes konnte er nicht eingehen... Es ist konsequent, dass dieser nun bei der Mutter lebt. Haruf bleibt immer Realist.
Lorraine wird Richard wohl verlassen. Sie liebt ihn nicht so, wie sich ein Paar lieben sollte. Welche Verfehlungen er begangen hat, erfahren wir nicht. Die Tatsache, dass beide Elternteile ihn nicht mögen, lässt aber auf etwas schließen. Einiges spricht dafür, dass Lorraine in Holt bleibt und sich vielleicht doch dem Laden widmet. Richtig Fuß gefasst scheint sie in Denver auch nicht zu haben.
Wir verlassen Mary und Lorraine am Abend von Dads Tod. Auf sie warten Tage der Trauer, die sie aber gemeinsam mit ihren Freunden und Nachbarn bewältigen werden.
Im Grunde ist Dad auf die Weise gestorben, die sich so viele Menschen wünschen: zu Hause, ohne allzu große Schmerzen und umsorgt von der Familie.
Ja, das fand ich auch großartig! DAS ist Nächstenliebe!Mir hat auch sehr gut gefallen, dass die Andacht für Dad im Garten stattfinden wird, die Institution Kirche wird ignoriert. So zeigen sie Pfarrer Lyle, dass sie ihn unterstützen.
In jedem anderen Buch wäre das passiert, aber hier eben nicht, und deshalb liebe ich die Bücher von Kent Haruf. Er mutet uns als Lesern zu, diese Situation mit Dad auszuhalten. Nicht zu vergessen Frank, der nie mehr davon erfahren wird, wie sein Vater unter der Nicht-Versöhnung gelitten hat.Dieses Mal erscheinen die Eltern und Frank im Sterbezimmer.
Als Leser hätte man sich eine Versöhnung am Sterbebett gewünscht. Aber Kent Haruf schreibt keine kitschigen Bücher, sondern realistische.
Ja, das fand ich auch großes Kino. Das ganze Buch ist großes Kino!Die letzten Sätze des Buches sind noch einmal großartig gelungen. Die ersten Monate nach Dads Tod sind um, Winterstürme fegen über Holt County. Ob sie auch die Trauer und die Erinnerung mitnehmen? Ich denke nicht. In Holt bleiben auch die Verstorbenen weiter im Gedächtnis.
Dad selbst hat seinen Sohn trotz der Bemühungen Marys nicht mehr sehen können. Trotzdem konnte er sich mit ihm aussöhnen - ein wunderbarer Schachzug für den Leser. Frank besuchte den Vater in dessen Träumen, wo sie klärende und versöhnliche Worte austauschen konnten, die dem Vater seine innere Ruhe wiedergaben. Doch auch hier bleibt Haruf wunderbar unpathetisch. Alles, was "gesprochen" wird, passt zu den handelnden Figuren. Wunderbar!
Ja das stimmt da hast du recht schöner kann der Sterbeweg kaum sein und trotzdem ist es nicht für jeden so einfach. Ich denke das muss man wollen, so einen sterbenden Menschen zu Hause zu pflegen, das kann nicht jeder. Genauso wie das anschließende waschen eines Toten, auch das ist etwas was nicht jeder kann. Das war sicher früher anders, vielleicht war deshalb auch der Tod eher allgegenwärtig in den Familien. Heute schiebt man die Eltern eher ab ins Heim zum Sterben, aber sicher auch bei vielen aus Platzmangel.Wir verlassen Mary und Lorraine am Abend von Dads Tod. Auf sie warten Tage der Trauer, die sie aber gemeinsam mit ihren Freunden und Nachbarn bewältigen werden.
Im Grunde ist Dad auf die Weise gestorben, die sich so viele Menschen wünschen: zu Hause, ohne allzu große Schmerzen und umsorgt von der Familie.
Kostbare Tage sind nicht erst die letzten Tage, sondern im Rückblick alle.
Es gibt ja Figuren jeden Lebensalters im Buch, angefangen von Alice über John Wesley bis Willa und nicht nur die Alten haben Probleme. Kent Haruf zeigt ja auch ab und zu Szenen voller Lebensfreude, wie z. B. das Bad der Frauen in dem Wassertrog oder Alices erste Radfahrversuche. Es geht darum, solche Augenblicke zu finden und zu genießen und nicht am Ende seine Versäumnisse zu bedauern.