2. Leseabschnitt Kapitel 11 bis 20 (S. 77-147)

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich denke aber, dass der Autor hier sehr nahe an der Realität ist. So ticken die Amerikaner im Mittleren Westen. Für mich hat hier das Buch eine gesellschaftspolitische Dimension.
Das hat es für mich sowieso. Hat Trump nicht gerade in den Kleinstädten so viele Wähler? Für mich sind die Bücher von Kent Haruf alle in gewisser Weise politisch, weil sie die Befindlichkeiten der Landbevölkerung thematisieren.

Was denkt ihr: Hätte Dad Donald Trump gewählt?
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Dad kann nicht schlafen, weil er "viele Jahre seines Lebens Revue passieren lässt". Der Ausflug ist herzzerreißend, seine Liebe zu seinem Eisenwarenladen auch. So rührend und doch überhaupt nicht kitschig.
Ja, ich fand dieses Kapitel und insbesondere diese Szene so eindrücklich, so berührend - ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Die Feier zum 4. Juli erscheint mir sehr fremd.
*zustimm* :cool:
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Sein Verhalten bei Frank muss man auch aus der Zeit heraus verstehen. Homosexualität ist erst in den letzten Jahren als Normalität gesehen worden, und das nicht bei jedem und überall. Zitat: „Frank riss sich los, und Dad traf ihn außer sich vor Wut ins Gesicht, warf dann jäh die Zügel weg und packte den Jungen, umarmte ihn, drückte ihn an sich und schluchzte. O mein Gott, o mein Gott, o mein Gott.“ ( S. 100 )
An dieser Szene sieht man, wie sehr Dad unter der Situation und seinem eigenen Verhalten leidet. Würde er seinen Sohn nur verabscheuen, hätte er ihn nicht umarmt. Ich versuche nicht, seine Reaktion zu entschuldigen, nur zu verstehen.

Ja, mein Vater hat mir auch immer gesagt, die Schläge würden ihm mehr wehtun als mir.
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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So ticken die Amerikaner im Mittleren Westen. Für mich hat hier das Buch eine gesellschaftspolitische Dimension.

Ich möchte nicht klugscheißen, aber an der Stelle muss ich doch mal einhaken, weil die Diskussion an dem Punkt einiges durcheinander wirft:
1. Holt liegt im Bundesstaat Colorado, was eigentlich nicht mehr zum Mittleren Westen zählt. Das heißt nicht, dass es dort nicht ländlich ist, aber es ist eine andere Region.
2. Hier in Deutschland halten viele die Leute aus dem Mittleren Westen für absolute Hinterwäldler und Ewiggestrige, was nicht allen Menschen dort gerecht wird. Schließlich beinhaltet der Mittlere Westen auch Metropolen wie Chicago. Und es ist auch beileibe nicht so, dass dort nur konservative Republikaner leben. Im Norden des Mittleren Westens leben viele, die die Demokraten wählen.
3. Patriotismus und das Bekenntnis zum Militär ist in allen Teilen der USA sehr viel stärker ausgeprägt als in Deutschland, selbst in sehr liberalen Staaten wie Kalifornien. Das ist kein Phänomen konservativ geprägter Orte. Und dass Patriotismus am 4. Juli, dem Nationalfeiertag (!), eine wichtige Rolle spielt, ist wohl logisch. Das ist ja selbst in Frankreich usw. nicht anders.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Obwohl ich die letzten beiden Tage nicht viel Zeit zum Lesen hatte,habe ich doch immer wieder zwischendurch zum Buch gegriffen - ein sehr gutes Zeichen. Mich hat das Abschiednehmen von den Orten anders als euch wenig berührt. Ich fand das Kapitel sogar etwas langatmig und - bis auf das Wiederlesen bekannter Protagonisten - wenig unterhaltsam. Mich bewegen andere Textstellen wie die, in der Dad hofft, dass seine Tochter glücklich ist. Auch der Teil, in dem Dad erschüttert ist sowohl über Franks Verhalten als auch über seine eigene Reaktion darauf, ging mir nahe.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Also das Buch berührt mich schon sehr, besonders Dads Abschiedsfahrt. Vielleicht auch weil ich sowas nie mit meinem Vater erleben durfte. Nicht unbedingt die Abschiedsfahrt, sondern das er mich gefragt hat, ob ich glücklich bin.

Ich finde das eine schöne Geste von Dad das er anscheinend alles geregelt haben möchte am Ende. Derweil dachte ich schon, das er ihnen das mit Claytons Frau erzählen wollte. Ich frage mich ob Mary darüber Bescheid weiß, das er sie unterstützt hat?
Es scheint ihn nicht losgelassen zu haben, das sie nun mit den Kindern alleine dasteht. Das muss ich Dad hoch anrechnen, das er da ohne Vorbehalte sie unterstützt hat. Aber ich fand es auch gut von ihr, das sie sich nicht weiter von Dad aushalten hat lassen, als sie geheiratet hat.
Jetzt ist mir auch klar, das die Aktion sicher damals von ihr ausging. Besonders daduch das sie sich nochmals Dad anbietet.

Seine Tränen am Laden würden mich interessieren warum. Was hatte er wohl da gedacht, das ihm die Tränen kamen. Dachte er an die schönen Zeiten im Laden zurück oder dachte er vielleicht, wieviel unnötige Zeit ich hier war, wo ich doch was ganz anderes wollte. Ich glaube es nicht das wir es erfahren werden. Aber nachdem er Lorraine nicht bedrängt den Laden zu übernehmen, bin ich mir fast ein wenig sicher, das er damals von seinem Vater gedrängt wurde.

Richard kann ich nicht gut einschätzen, aber so richtig sympathisch ist er mir nicht.

Johns Wesleys Freundin scheint ja ein ganz schönes Flittchen zu sein, ich denke das es ihm einen ganz schönen Stich versetzt hat das zu erfahren.
Schön finde ich auch das sich alle so nett um Alice kümmern, den hier spürt man wieder wie sehr ihr die Mutter fehlt.
Tragisch ist der Tod von Lorraines Tochter, ich kann mir vorstellen, das sie den Tod von ihr niemals überwinden wird. Besonders wenn dann noch jemand schuld an ihrem Unfall ist.
Und was damals mit Frank passiert ist, ich glaube es hat Dad selbst erschrocken, das er so reagiert hat. Ich glaube damals war das noch schlimmer mitzubekommen, das sein Kind homosexuell ist. Man sieht ja das er noch immer zukämpfen hat sich damit abzufinden. Eigentlich traurig, den so verliert er ja noch den Sohn dazu wegen seiner Sturheit.
 
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claudi-1963

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29. November 2015
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Da stecken die USA glaube ich immer noch drin...:rolleyes:
Ich glaube nicht nur die USA, ich glaube es ist auch heute noch so in vielen Köpfen. Vielleicht geben sie sich nach außen hin anders, aber innerlich denke ich bleibt es für viele einen Überwindung, besonders die Älteren.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Seine Tränen am Laden würden mich interessieren warum. Was hatte er wohl da gedacht, das ihm die Tränen kamen. Dachte er an die schönen Zeiten im Laden zurück oder dachte er vielleicht, wieviel unnötige Zeit ich hier war, wo ich doch was ganz anderes wollte. Ich glaube es nicht das wir es erfahren werden.
Ich denke, dass er hier nochmals vor Augen hat, was sein Leben war: Im Laden stehen, verkaufen, ein Schwätzchen halten und eigentlich hat er das geliebt. Aber es erscheint ihm jetzt so wenig, so banal. Es war nichts Spektakuläres, doch ist es nicht viel, seine Arbeit mit Freude zu machen. Ich glaube nicht, dass er zurück will oder dass er was anderes machen wollte.
 

claudi-1963

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Das hat es für mich sowieso. Hat Trump nicht gerade in den Kleinstädten so viele Wähler? Für mich sind die Bücher von Kent Haruf alle in gewisser Weise politisch, weil sie die Befindlichkeiten der Landbevölkerung thematisieren.

Was denkt ihr: Hätte Dad Donald Trump gewählt?
Wenn er ihn so hinterfragt hätte wie Richard, dann denke ich eher nicht.
 

claudi-1963

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Ich denke, dass er hier nochmals vor Augen hat, was sein Leben war: Im Laden stehen, verkaufen, ein Schwätzchen halten und eigentlich hat er das geliebt. Aber es erscheint ihm jetzt so wenig, so banal. Es war nichts Spektakuläres, doch ist es nicht viel, seine Arbeit mit Freude zu machen. Ich glaube nicht, dass er zurück will oder dass er was anderes machen wollte.
Ja aber gerade weil es ihm so unspektakulär vorkommt, dachte ich vielleicht fiel ihm ein, das er ursprünglich was ganz anderes tun wollte.
Aber es kann natürlich auch so sein wie du denkst, keine Frage, warten wir das Buch ab.
Es ist halt oft so das die Kinder in was hineingedrängt werden, ohne das sie es vielleicht wollten. Besonderes Eltern die Geschäfte oder Firmen besitzen, wollen ja das es weitergeht.
 
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claudi-1963

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29. November 2015
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Ich vermute das sie das nur meinten, weil ja viele
Ich denke schon. Weil Trump vieles verkörpert, was grade den konservativen Amerikaner im Mittleren Westen ausmacht. Und das will ich auch nicht als Abwertung der Figur von Dad Lewis sehen.
Ich glaube auch nicht das es nur der konservative Westen war, wenn der Westen überhaupt wirklich so konservativ ist. Ich denke das eher viele Christen Trump gewählt haben, was ich eigentlich eher hirnrissig finde. Den für mich ist dieser man nur ein Christ wenn es um Wahlen geht, den alles andere was er tut ist eher unchristlich.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Ich denke, dass er hier nochmals vor Augen hat, was sein Leben war: Im Laden stehen, verkaufen, ein Schwätzchen halten und eigentlich hat er das geliebt. Aber es erscheint ihm jetzt so wenig, so banal. Es war nichts Spektakuläres, doch ist es nicht viel, seine Arbeit mit Freude zu machen. Ich glaube nicht, dass er zurück will oder dass er was anderes machen wollte.

Ja, das schien mir auch so. Bis auf ein - zwei Dinge war er mit sich im Reinen
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich merke, dass mich die Geschichten nicht so berühren, wie es bei den früheren Büchern der Fall war. Vielleicht fehlen mir Charaktere, wie die Brüder McPheron, die mir so gut gefallen haben.
Ja, bei mir schlich sich dieses Gefühl auch ein. Es ist ein toller Roman, der Stil ist wie immer unverwechselbar, aber etwas fehlt.
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Sein Verhalten bei Frank muss man auch aus der Zeit heraus verstehen. Homosexualität ist erst in den letzten Jahren als Normalität gesehen worden, und das nicht bei jedem und überall. Zitat: „Frank riss sich los, und Dad traf ihn außer sich vor Wut ins Gesicht, warf dann jäh die Zügel weg und packte den Jungen, umarmte ihn, drückte ihn an sich und schluchzte. O mein Gott, o mein Gott, o mein Gott.“ ( S. 100 )
An dieser Szene sieht man, wie sehr Dad unter der Situation und seinem eigenen Verhalten leidet. Würde er seinen Sohn nur verabscheuen, hätte er ihn nicht umarmt. Ich versuche nicht, seine Reaktion zu entschuldigen, nur zu verstehen.
Diese Szene zeigt wirklich gut, welchen Zwiespalt diese Erkenntnis bei Das ausgelöst haben muss. Das wir daran denken müssen in welcher Zeit der Roman angesiedelt ist, ist tatsächlich sehr wichtig, wobei ich mich aber auch schnell dabei ertappe, dass ich den Koof schüttel über dieses Unverständnis. Ich hoffe sehr, dass Frank ausfindig gemacht wird und die beiden ihren Frieden machen können, denn entgegen der Dinge die Dad sagt, glaube ich doch, dass er eine Versöhnung vor seinem Tod gebrauchen kann.