Ich gestehe, dass ich schon ein wenig vorher in den Roman hineingelesen habe und gestern Abend packte es mich dann.
Will aber nicht vorpreschen, sondern nur eine kurze Zusammenfassung als Einstieg in die Diskussion bieten:
Im Mittelpunkt der Handlung steht Dad Lewis, der Besitzer der Eisenwarenhandlung in Holt, der fiktiven Kleinstadt in Colorado, in der alle Roman Kent Harufs angesiedelt sind.
Gleich zu Beginn der Handlung erfahren wir, dass Dad Lewis wahrscheinlich nicht mehr lange zu leben hat:
"Leider habe ich keine allzu guten Nachrichten für sie, sagte der Arzt." (7)
Metaphorisch bietet Haruf mehr Informationen
"Als sie nach Hause kamen, ging die Sonne gerade unter, und die Luft kühlte allmählich ab." (8)
Dad Lewis hat maximal einen Sommer, um sich vom Leben und seinen Lieben zu verabschieden. (Kapitel 1)
Seine Frau kann der Last nicht standhalten und erleidet einen Schwächeanfall (Kapitel 2), was dazu führt, dass ihre Tochter Lorraine aus Denver anreist (Kapitel 3).
Weitere Figuren, die im Verlauf eine Rolle spielen, werden eingeführt:
Alice, die Enkelin der Nachbarin
Berta May. Alice Mutter ist ebenfalls an Krebs gestorben, nun lebt sie bei ihrer Großmutter.
Reverend Lyle, der "irgendwelchen Ärger in Denver" (31) hatte, da er sich für einen homosexuellen Geistlichen eingesetzt hat, so dass er nach Holt versetzt worden ist, sowie die beiden Johnson-Frauen, Mutter
Willa und ihre unverheiratete, unglückliche Tochter
Alene, Frührentnerin und ehemalige Lehrerin, die sich wiederum mit der kleinen Alice anfreunden.
In Kapitel 4 erinnert sich Dad Lewis zurück, wie er einen seiner Angestellten des Betrugs überführt hat. War seine Strafe zu hart?
Zu fordern, dass er aus Holt wegziehen muss? Meines Erachtens hat Dad immer noch ein schlechtes Gewissen, dass Clayton sich umgebracht hat, oder?
In Kapitel 5 kommt die Sprache auf Frank Lewis, den verschollenen Sohn, welches Geheimnis ihn umgibt und warum er keinen Kontakt zu seiner Familie hat, wird noch nicht aufgeklärt. (--> Kapitel 9 gibt Aufschluss darüber
)
Dass der Tod unmittelbar bevorsteht, wird durch die Schwester aus dem Hopiz symbolisiert - sie "untersucht" Dad Lewis, kümmert sich um ihn und führt ihm gleichzeitig vor Augen, dass es dem Ende zugeht, aber auch, dass die Fürsorge seiner Frau nicht selbstverständlich ist. (Kapitel 6)
Im nächsten Kapitel steht der Reverend im Mittelpunkt, der zwei junge Menschen befragt, deren Namen mir irgendwie bekannt vorkommen - aus Abendrot? und sich erzählen lässt, warum sie sich lieben. Sehr einfühlsam erzählt!
Am Ende des Kapitels wird deutlich, dass Lyles Sohn John Wesley im Konflikt mit seinem Vater steht.
Während Dad Lewis am Ende seines Lebens steht, hat Alene das Gefühl, jenes bereits erreicht zu haben. Offenkundig hat sie eine unglückliche Liebe hinter sich und will keine traurige alte Frau sein.
"Ich werde sterben, ohne jemals gelebt zu haben. Es ist so lächerlich. So absurd. Alles ist so sinnlos." (65)
Ihre Mutter tröstet sie damit, dass sich die Perspektive des Lebens verengt, wirklich ein Trost?
Näheres aus Alenes Leben, ihr Verhältnis mit einem verheirateten Mann, der seine Frau wahrscheinlich niemals verlassen wird, erfahren wir im letzten Kapitel dieses Leseabschnitts.
Insgesamt hat mich der Roman sofort in seinen Bann gezogen, auch wenn die Thematik eine traurige ist - Abschied - vom Leben, von einer Liebe, aber vielleicht wird es einige positive Wendungen geben. Abwarten und weiterlesen.