Rezension Rezension (5/5*) zu Die Schule am Meer von Lüpkes, Sandra.

ulrikerabe

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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Schule am Meer von Lüpkes, Sandra
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Nahe am Wasser

Juist in den 1920ern: Das Ehepaar Reiner gründet auf der Nordseeinsel eine reformpädagogische Schule. Ihr Unterrichtsansatz ist neu und beruht auf den Grundsätzen von Gleichbehandlung und koedukativer Erziehung. Im Mittelpunkt des Romans stehen vor allem die jüdisch geborene Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der junge Maximilian Mücke, genannt Moskito. Skeptisch beäugen die Einheimischen den bunten Haufen an Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern. Nicht alle sind der Schule und ihren Mitgliedern wohlgesonnen und die Vorurteile reichen von „Idealisten“ bis „Kommunisten“. Mit dem immer stärker aufkeimenden Nationalsozialismus kippt die positive Stimmung, bis die Schule 1935 schließen musste.
Die Schule am Meer gab es wirklich. Die Logbücher des Schulleiters Martin Luserke dienten der deutschen Schriftstellerin Sandra Lüpkes als Vorlage für diesen Roman. Das Buch steckt voller kleiner Geschenke, warmherzig berührender Momente und Charakteren, die man von Anfang an ins Herz schließen möchte. Da ist der kleine „Moskito“, der über die Jahre vom unsicheren Jungen zu einem bemerkenswert klugen und reifen jungen Mann reift. Oder der stille schüchterne Eduard „Zuck“ Zuckmayer, der Bruder des Schriftstellers Carl, der im Musikunterricht seine Berufung findet. Die liebevolle und überraschend mutige Anni Reiner mit ihrem Mann Und den Töchtern, die sich wenn es sein muss kein Blatt vor den Mund nimmt. Die patente Kea, Köchin der Schule und ihre (Paten)Tochter, die als einzige Inselbewohnerin am Unterricht teilnimmt. Eigentlich muss man alle mögen. Nur nicht den einstigen Saisonkellner und politischen Emporkömmling Gustav Wenniger, der glühender Nazi wird und alles gegen die Schule unternimmt, die seiner verqueren Ideologie entgegen steht.
Aus den Erinnerungen Luserkes setzt Sandra Lüpkes mit großer Erzählfreude ein buntes Mosaik aus Fakten und Fiktion zusammen. Ein kleines feines Beispiel dafür ist das Zusammentreffen von Moskito und Erich Kästner bei der Bücherverbrennung 1933 am Berliner Opernplatz.
Die Schule am Meer hat wirklich nahe am Wasser gebaut. Die sanfte Brandung wird zur Ruhe vor dem Sturm und wenn man es nicht besser wüsste, würde man sich wünschen, dass alles anders enden würde. Ist es wirklich schon fast 100 Jahre her, dass die Welt kurz vor dem Abgrund stand, oder sind wir heute schon einen Schritt weiter?


von: Ursula Poznanski
von: Herman Melville
von: Franck Bouysse
 

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Juist in den 1920ern: Das Ehepaar Reiner gründet auf der Nordseeinsel eine reformpädagogische Schule. Ihr Unterrichtsansatz ist neu und beruht auf den Grundsätzen von Gleichbehandlung und koedukativer Erziehung. Im Mittelpunkt des Romans stehen vor allem die jüdisch geborene Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der junge Maximilian Mücke, genannt Moskito. Skeptisch beäugen die Einheimischen den bunten Haufen an Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern. Nicht alle sind der Schule und ihren Mitgliedern wohlgesonnen und die Vorurteile reichen von „Idealisten“ bis „Kommunisten“. Mit dem immer stärker aufkeimenden Nationalsozialismus kippt die positive Stimmung, bis die Schule 1935 schließen musste.
Die Schule am Meer gab es wirklich. Die Logbücher des Schulleiters Martin Luserke dienten der deutschen Schriftstellerin Sandra Lüpkes als Vorlage für diesen Roman. Das Buch steckt voller kleiner Geschenke, warmherzig berührender Momente und Charakteren, die man von Anfang an ins Herz schließen möchte. Da ist der kleine „Moskito“, der über die Jahre vom unsicheren Jungen zu einem bemerkenswert klugen und reifen jungen Mann reift. Oder der stille schüchterne Eduard „Zuck“ Zuckmayer, der Bruder des Schriftstellers Carl, der im Musikunterricht seine Berufung findet. Die liebevolle und überraschend mutige Anni Reiner mit ihrem Mann Und den Töchtern, die sich wenn es sein muss kein Blatt vor den Mund nimmt. Die patente Kea, Köchin der Schule und ihre (Paten)Tochter, die als einzige Inselbewohnerin am Unterricht teilnimmt. Eigentlich muss man alle mögen. Nur nicht den einstigen Saisonkellner und politischen Emporkömmling Gustav Wenniger, der glühender Nazi wird und alles gegen die Schule unternimmt, die seiner verqueren Ideologie entgegen steht.
Aus den Erinnerungen Luserkes setzt Sandra Lüpkes mit großer Erzählfreude ein buntes Mosaik aus Fakten und Fiktion zusammen. Ein kleines feines Beispiel dafür ist das Zusammentreffen von Moskito und Erich Kästner bei der Bücherverbrennung 1933 am Berliner Opernplatz.
Die Schule am Meer hat wirklich nahe am Wasser gebaut. Die sanfte Brandung wird zur Ruhe vor dem Sturm und wenn man es nicht besser wüsste, würde man sich wünschen, dass alles anders enden würde. Ist es wirklich schon fast 100 Jahre her, dass die Welt kurz vor dem Abgrund stand, oder sind wir heute schon einen Schritt weiter?



von: Ursula Poznanski
von: Herman Melville
von: Franck Bouysse
... um diesen Roman schleiche ich schon lange herum. Vielleicht muss ich jetzt zugreifen. Deine Rezension macht mir auf jeden Fall Lust. Ich frage mich, ob dieser Roman in gewisser Weise Ähnlichkeiten zum „Kinderzug“ (Küpper) hat... Erinnert mich irgendwie daran…
 
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KrimiElse

Bekanntes Mitglied
26. Januar 2019
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Leider habe ich heute das neue Buchjournal in die Finger bekommen und erfahren, dass Gabriele Blum (ich liebe sie!) das Hörbuch liest. Das gibt der Sache nochmal eine ganz andere Perspektive :D
Aber erst einmal höre ich den Felix Krull zu Ende und bis dahin gibt vielleicht noch mehr Meinungen.
Ich habe auch eher das Hörbuch im Fokus...zum Lesen komme ich nicht so sehr, und wenn ich Morenga mitlese habe ich gut zu tun. Gabriele Blum gefällt mir auch sehr gut.
 
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