Nachwort - Eure Anmerkungen

Literaturhexle

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2. April 2017
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Interessant waren natürlich die biografischen Bezüge. Vieles Geschilderte hat Baldwin offensichtlich selbst erlebt, sowohl in Paris als auch in Südfrankreich.
Ebenso empfand ich die historische Einordnung des Werkes interessant.

Eine Bewertung für diesen Roman wird mir dieses Mal schwer fallen. Meine anfängliche Begeisterung hat merklich nachgelassen, ich kann aber noch nicht festmachen, woran das gelegen hat.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Das Nachwort ist sehr erhellend. Mir wird auch klar, warum Baldwin hier keinen Schwarzen als Protagonisten hat. Dieser David ist nicht sein Alter Ego. Im Gegenteil! Er zeigt hier den weißen Amerikaner, der verlernt hat zu lieben. Der seine Sexualität verleugnet und der unter so viel Selbsthass leidet.
Interessant auch, dass Baldwin diesen Roman seiner großen Liebe widmet: Lucien. Baldwin kämpfte Jahrzehnte lang um ein gemeinsames Leben , aber dieser Lucien hatte kein Interesse an einer festen Beziehung.
 

Leseglück

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7. Juni 2017
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Das Nachwort fand ich sehr aufschlussreich. Ich konnte eigentlich in allem zustimmen.
Die Frauenverachtung und der Ekel vor Transmännern, der uns/mich in dem Roman irritiert hatte, wird interpretiert. Es ist das chauvinistische Weltbild, das D. und auch G. verinnerlicht hatten und das jeden verachtet, der "sich weigert eine Position der Überlegenheit einzunehmen."Deshalb verachteten sich Schwule selbst, deshalb die Scham.
Insofern steht für mich fest: Nicht Baldwin ist frauenfeindlich, es ist eindeutig die literarische Figur David.
Eine unterdrückte Minderheit verinnerlicht das Weltbild der Unterdrücker...ein fatales Schema das mir auch bei der Lektüre zum Thema Rassismus aufgefallen ist.
Der Algerienkonflikt ist ein Aspekt der mir nicht so bewusst war. Es erklärt ein bisschen das Drama, das G. nach seinem Jobverlust veranstaltet bzw. seine Abhângigkeit von Guillome: es war damals für Auslânder wohl nicht so leicht in Frankreich eine Stelle zu bekommen. Die Armut war wirklich existentiell.
Was mir an Baldwin gefällt wird beschrieben wie ich es nie ausdrücken könnte: ". Das Geschenk, das alle seine Bücher uns machen: sie nehmen uns die Illusion von Unschuld, sie führen zur Selbsterkenntnis."
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Das Nachwort hört sich klug an. Sicher weiß Sasha viel mehr über Baldwin als ich. Aber ich mag es nicht, wenn man mir vorschreiben will, was ich zu denken und wie ich ein Buch zu interpretieren habe. Ich hätte es vorgezogen, es nicht dabei zu haben.
 

SuPro

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28. Oktober 2019
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Baden Württemberg
lieslos.blog
Interessant, Hintergründe über Baldwins Werk und aus seiner Biografie zu erfahren.
Ebenso interessant, Salzmanns Interpretationen und ihre Überlegungen zu Überschneidungen mit Baldwins Leben zu lesen.
Und weiterhin interessant, dass die Lektüre eines Artikels, in denen Homosexuelle u. a. als Mörder und Geisteskranke betrachtet werden, die Initialzündung für „Giovannis Zimmer“ war.

Für mich war es auch erhellend, noch einmal dezidiert auf das Klima hingewiesen zu werden, in dem Baldwin „Giovannis Zimmer“ geschrieben und veröffentlicht hat.

Auf Seite 197 berichtet Salzmann, dass Baldwin in seinem ersten Essay fehlende Widersprüche und Ambivalenzen in den bis dahin existierenden Protestbüchern bemängelt. Dass dies nicht nur eine dahergesagte Kritik war, sondern dass er diese Kritik zum Anlass nahm, es selbst anders und besser zu machen, bewies er in „Giovannis Zimmer“. Dieser Roman brilliert geradezu mit dem Aufzeigen (innerer) Ambivalenzen und Widersprüche.
Ist doch toll, wenn man nicht nur herummäkelt, sondern wenn man versucht und schafft, es selbst besser zu machen.

Es erleichtert, befriedigt und freut mich, dass ich mich durch Salzmanns Ausführungen (Seite 204) in meiner Ahnung und Meinung bestätigt fühle, dass es in „Giovannis Zimmer“ um weit mehr als um sexuelle Orientierung geht. Dass es um etwas Tieferes, um Liebesfähigkeit bzw. Liebesunfähigkeit... geht.
 

SuPro

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28. Oktober 2019
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Eine Bewertung für diesen Roman wird mir dieses Mal schwer fallen. Meine anfängliche Begeisterung hat merklich nachgelassen, ich kann aber noch nicht festmachen, woran das gelegen hat.
Du machst mich neugierig. Mir wird die Rezension extrem leicht fallen. Meine Begeisterung hat bis zum letzten Satz des Nachwuchses nicht nachgelassen…
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
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Baden Württemberg
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Das Nachwort hört sich klug an. Sicher weiß Sasha viel mehr über Baldwin als ich. Aber ich mag es nicht, wenn man mir vorschreiben will, was ich zu denken und wie ich ein Buch zu interpretieren habe. Ich hätte es vorgezogen, es nicht dabei zu haben.
... oha! Interessante Haltung. Ich finde es immer extrem interessant und aufschlussreich, Meinungen und Haltungen andere zu lesen. Ich habe nicht das Gefühl, dass mir dadurch etwas vorgeschrieben wird. Ich kann trotzdem selber denken und mir mein eigenes Bild machen. Mich hat dieses Nachwort sogar noch mal mehr angeregt nachzudenken…
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Ich finde es immer extrem interessant und aufschlussreich, Meinungen und Haltungen andere zu lesen. Ich habe nicht das Gefühl, dass mir dadurch etwas vorgeschrieben wird. Ich kann trotzdem selber denken und mir mein eigenes Bild machen. Mich hat dieses Nachwort sogar noch mal mehr angeregt nachzudenken…

Ja, das ist auch ein Grund, warum ich gerne Rezensionen zu Büchern lese, die ich schon kenne, weil mir das oft völlig neue Blickwinkel eröffnet. Auch wenn ich der Meinung nicht unbedingt zustimme, ist sie doch ein Denkanstoß! Bei "Giovannis Zimmer" fand ich es sehr hilfreich, mehr über den gesellschaftlichen Hintergrund zu erfahren, was mir noch nicht im Detail bewusst war.
 
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