Fazit

Renie

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19. Mai 2014
5.880
12.561
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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Der Roman war für mich eine Reizüberflutung, aber im positive Sinne. Ich habe gestaunt wie ein Kind:
  • die Grundidee, das Buch als Museum anzulegen
  • der Ich-Erzähler, mindestens 12 J, der die unterschiedlichen Kulturen, die aufeinanderprallen aus seiner naiven Sicht schildert, aber dennoch soviel Weisheit und Humor in seine Überlegungen reinbringt
  • die Faszination einer wahren Expedition durch unerforschtes Land
  • der Spionage-Aspekt, der dem Roman Spannung verliehen hat und die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen ließ

Es gibt bestimmt noch mehr, das mir gefallen hat. Tatsächlich musste ich das Buch zwischendurch weglegen, weil ich müde wurde und mich resetten musste. Fantasiereiches Kopfkino kann anstrengend sein ;)
 

Chris.Kloeble

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22. März 2020
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Hallo in die Runde!
Mein Verlag hat mich auf diese aufmerksam gemacht und ich freue mich sehr, wie hier mit ganzem Herzen diskutiert wird. Ich kenne mich nicht so gut aus mit Watchareadin. Aber wenn manche von Ihnen Lust und Interesse hätten, können wir gerne eine kleine Q&A Runde machen. Die derzeitig Situation hat ja leider dazu geführt, dass alle Veranstaltungen in den kommenden Wochen abgesagt wurden, darunter auch viele zum Museum der Welt. Das bedaure ich nicht nur aufgrund der finanziellen Einbußen sondern vor allem, da mir nun der Austausch mit den Lesern entgeht. Ich würde mich daher sehr über eine regen Dialog freuen!
Sehr herzlich,
Christopher Kloeble
 

Renie

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Hallo in die Runde!
Mein Verlag hat mich auf diese aufmerksam gemacht und ich freue mich sehr, wie hier mit ganzem Herzen diskutiert wird. Ich kenne mich nicht so gut aus mit Watchareadin. Aber wenn manche von Ihnen Lust und Interesse hätten, können wir gerne eine kleine Q&A Runde machen. Die derzeitig Situation hat ja leider dazu geführt, dass alle Veranstaltungen in den kommenden Wochen abgesagt wurden, darunter auch viele zum Museum der Welt. Das bedaure ich nicht nur aufgrund der finanziellen Einbußen sondern vor allem, da mir nun der Austausch mit den Lesern entgeht. Ich würde mich daher sehr über eine regen Dialog freuen!
Sehr herzlich,
Christopher Kloeble
Herzlich willkommen in unserer Runde @Chris.Kloeble

An alle anderen: @Sassenach123 @Anjuta @kingofmusic @MRO1975 @ElisabethBulitta @KrimiElse @Wandablue

Wenn Ihr Fragen oder Anmerkungen zum Buch habt, nur zu ... Hier, im Fazit könnt Ihr Eure Kommentare loswerden ;)
 

Renie

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19. Mai 2014
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Ich habe direkt eine Frage: Warum ausgerechnet ein mindestens 12-Jähriger Protagonist? Es ist ja schon schwierig genug, aus der Sicht eines erwachsenen Protas zu erzählen, der einer fremden Kultur angehört. Aber sich als Autor in die Denkweise eines Kindes, das aus einer fremden Kultur kommt, hineinzuversetzen, ist noch viel ambitionierter. Warum haben Sie sich das Schriftstellerleben so schwer gemacht?
Nicht, dass ich Bartholomäus nicht gemocht habe. Ganz im Gegenteil. Ich habe Ihnen die Denkweise des Kindes abgenommen. :)
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Hallo erstmal,
mich interessiert, wie Sie auf die Idee gekommen sind einen Roman über die Schlagintweits zu verfassen. Eine plötzliche Idee, persönliches Interesse an dem Thema? Interessant finde ich persönlich die Einbettung des fiktiven Waisenjungen in die geschichtlichen Fakten. War dies von Anfang an geplant, den Roman so zu gestalten?
Liebe Grüße
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Mich interessiert auch vor allem der kleine Junge in dem Roman. Einbettung finde ich dabei nicht den richtigen Begriff. Er verdrängt ja vielmehr die historischen Figuren an den Rand und ist Zentrum und Hauptfigur des Romans. Mich als Historikerin hat das permanent eher verwirrt, da ich Dichtung und Wahrheit so gar nicht voneinander zu trennen wusste und das für mich einen deutlichen Schatten auf das historisvh Erfahrene warf.
Und noch etwas: handelt es sich hier wirklich um eine kindliche Erzählperspektive, oder haben Sie sich diese Perspektive so sehr zu eigen gemacht, dass Sie immer mehr eine erzählerische Erwachsenensicht nur im kindlichen Gewand wurde? Für mich kam immer mehr eher letzteres zum Vorschein.
 

Chris.Kloeble

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22. März 2020
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Ich habe direkt eine Frage: Warum ausgerechnet ein mindestens 12-Jähriger Protagonist? Es ist ja schon schwierig genug, aus der Sicht eines erwachsenen Protas zu erzählen, der einer fremden Kultur angehört. Aber sich als Autor in die Denkweise eines Kindes, das aus einer fremden Kultur kommt, hineinzuversetzen, ist noch viel ambitionierter. Warum haben Sie sich das Schriftstellerleben so schwer gemacht?
Nicht, dass ich Bartholomäus nicht gemocht habe. Ganz im Gegenteil. Ich habe Ihnen die Denkweise des Kindes abgenommen. :)

Danke für diese gute und sehr berechtigte Frage! Ich habe mir Bartholomäus ganz bewusst ausgesucht. Es war für mich wichtig, ihn als Gegenperspektive für die Schlagintweits zu haben. Ich wollte nicht einen Roman aus der Sicht der weißen Männer auf fremde Welten schreiben. Das gab es schon zu oft. Bartholomäus bricht mit der Tradition und dreht den Spieß um. Er zeigt uns, wie das Kolonisieren auf der anderen Seite ankam. Und, ja, er ist zwar ein Kind aus heutiger Sicht. Aber damals war er schon im heiratsfähigen Alter. Und er sagt ja auch, er sei "mindestens zwölf". Ich vermute, er ist älter. Nicht zuletzt sind Kinder oft weiser und gleichzeitig naiver als Erwachsene. Sie sehen Dinge, für die wir längst den Blick verloren haben. Das beweist mir meine 2-jährige Tochter tagtäglich. Mit Bartholomäus konnte ich einen frischen Blick wagen. Er ist für mich ein Schelm, er darf sich auch mehr erlauben als jeder Erwachsene. Ähnlich einem Hofnarr. Mich hat er immer ein bisschen an O.M., den Helden der Blechtrommel, erinnert. Ich hoffe, damit konnte ich die Frage beantworten?
 

Chris.Kloeble

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22. März 2020
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Mich interessiert auch vor allem der kleine Junge in dem Roman. Einbettung finde ich dabei nicht den richtigen Begriff. Er verdrängt ja vielmehr die historischen Figuren an den Rand und ist Zentrum und Hauptfigur des Romans. Mich als Historikerin hat das permanent eher verwirrt, da ich Dichtung und Wahrheit so gar nicht voneinander zu trennen wusste und das für mich einen deutlichen Schatten auf das historisvh Erfahrene warf.
Und noch etwas: handelt es sich hier wirklich um eine kindliche Erzählperspektive, oder haben Sie sich diese Perspektive so sehr zu eigen gemacht, dass Sie immer mehr eine erzählerische Erwachsenensicht nur im kindlichen Gewand wurde? Für mich kam immer mehr eher letzteres zum Vorschein.
Danke für die Frage!
Ich hatte ja eben schon die Blechtrommel erwähnt. Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel dafür, dass man Historisches erzählen kann, auch wenn die Erzählinstanz nicht immer glaubwürdig ist. Soll sie auch gar nicht sein. Ich würde nie so anmaßend sein zu behaupten, dass ich weiß, wie irgendein Mensch 1854 gedacht hat. Niemand kann das im Detail wissen. Selbst in Sachbüchern ist es ja so, dass historische Fakten immer einem Erzählen untergeordnet sind. Wer erzählt was? Man kann dieser Geschichte folgen oder nicht. In Sachbüchern geht man nur schneller davon aus, dass das Gesagt stimmen bzw. wahr sein muss. Aber warum? Weil Romane fiktional, also erfunden sind?
Ich bin immer noch der Meinung, dass Fiktion oft mehr Wahrheit vermittelt als ein Sachbuch. Mir lag daran, die Zeit damals so umfassend wie möglich zu schildern. Mit einer anderen Perspektive wäre ich da sehr viel mehr eingeengt gewesen. Ich bin Bartholomäus dankbar, dass er viel Wahrheit vermitteln kann. (Auch wenn er gerne mal lügt!)
Hinzu kommt, selbst Romane, die sich als historisch bezeichnen, sind doch immer sehr heutig und überaus fiktional. Die Sprache ist der heutigen meist mehr angelehnt. Und viele Details stimmen gar nicht oder man weiß nicht, ob sie stimmen. So vieles etwa in der "Vermessung der Welt" hat so nie stattgefunden. Aber solange es eine gute Geschichte ist, ist dies zweitrangig.
Ich habe mir Mühe gegeben, alles genauestens zu recherchieren. Wenn es im Roman regnet, hat es auch damals geregnet. Ich habe nichts hinzugedichtet. Aber natürlich kann ich nur minimal an die damalige Realität rankommen. Bartholomäus steht für all die Übersetzer und Gehilfen, die damals mit den Schlagintweits gereist sind und nicht zu Wort kamen.
Und ich hatte das ja schon gesagt: Nur aus heutiger Sicht ist Bartholomäus jung. Damals war er bereits ein junger Mann. Selbstverständlich ist er überdurchschnittlich schlau. Aber so eine Figur brauchte und wollte ich auch. Sonst könnte sie uns nicht so viel über alles, was geschieht, berichten und analysieren.
 
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Chris.Kloeble

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22. März 2020
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Hallo erstmal,
mich interessiert, wie Sie auf die Idee gekommen sind einen Roman über die Schlagintweits zu verfassen. Eine plötzliche Idee, persönliches Interesse an dem Thema? Interessant finde ich persönlich die Einbettung des fiktiven Waisenjungen in die geschichtlichen Fakten. War dies von Anfang an geplant, den Roman so zu gestalten?
Liebe Grüße
Vielen Dank für die Frage! Ich hatte schon vor einiger Zeit von den Schlagintweits erfahren, aber ich wusste nicht so recht, wie ich ihre Geschichte erzählen sollte, ohne nicht in alte Muster zu verfallen: "weiße Abenteurer in der Ferne". Als ich auf Bartholomäus "traf", war das die Lösung für dieses Problem. An sich interessiert mich diese Zeit ungemein, seitdem ich mehr darüber weiß. Ich lebe seit einigen Jahren viel in Indien, weil meine Frau dort aufgewachsen ist. Mir war gar nicht klar, wie sehr die deutsche Geschichte auch mit der südasiatischen zusammenhängt. Je mehr ich mich mit der Historie beschäftigt habe, desto interessanter fand ich diese Zeit. Hinzu kam noch der große Aufstand und die damit krass werdende Kolonisierung, die unsere Welt bis heute prägt. Da hab ich mich dann vollends in die Zeit verliebt.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
7.301
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Das Buch ist wirklich ein Museum; selbst ein "Bemerkenswertes Objekt". Ein vielschichtiges Werk über den Irrsinn von Kolonisation und definitiv ein "Wiederholungsbuch". Außerdem ermuntert es geradezu, sich näher mit Indien, seiner Geschichte usw. zu befassen. Ein rundum gelungenes Meisterwerk und somit 5* wert! Meine Rezension folgt!
 

Chris.Kloeble

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22. März 2020
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Ganz herzlichen Dank, das freut mich sehr! Es bedeutet mir wahnsinnig viel, dass Bartholomäus nun durch die Gedanken und Herzen der Leser reist.
 
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Renie

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19. Mai 2014
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Aber damals war er schon im heiratsfähigen Alter.
Das ist in seinem Fall jedoch nicht relevant, da er in einem christlichen Waisenhaus aufgewachsen ist und unter den Fittichen von Vater Fuchs stand. Der hat mit Sicherheit nicht daran gedacht, ihn in dem jungen Alter unter die Haube zu bringen. Bartholomäus war in diesem Umfeld mit Sicherheit mehr Kind als andere Gleichaltrige, die in der indischen Gesellschaft (also außerhalb des Waisenhauses) aufgewachsen sind.

Aber dennoch gebe ich Dir Recht. Bartholomäus' Mischung aus kindlicher Unschuld, Naivität und Weisheit bieten eine besondere Sichtweise auf die Erwachsenenwelt, mit der er es zu tun hat. Das hat mir richtig gut gefallen.

@Chris.Kloeble
Ich habe noch eine Überlegung zur Sprache. Bartholomäus übersetzt ja ins Deutsche. Und die Art und Weise, wie dieses Kind einzelne Ausdrücke verwendet, hat bei mir für die eine oder andere Überraschung gesorgt. Damit meine ich die tiefere Bedeutung, die bei näherem Hinschauen zutage tritt. Hier sind ein paar Beispiele:
"Je größer eine Reise ist, desto langsamer ließt die Zeit."
oder noch besser:
" ... und sogar Smitaben denken, ich bin wenig, weil ich klein bin. Sie verstehen nicht, was Vater Fuchs verstanden hat: dass ich, weil ich klein bin, von allem anderen mehr habe."
oder auch " ... hatten die Gebäude scheu gewirkt"
Mich hat Bartholomäus' Ausdrucksweise verblüfft. Denn ich bin sicher, dass viele seiner Aussagen häufig nicht dem deutschen Sprachgebrauch entsprechen. Zumindest würde ein Muttersprachler die Dinge, die Bartholomäus meint, anders ausdrücken.
Diese, ihm eigene Sprache hat mich fasziniert. Und ich frage mich, wie Du das Kunststück geschafft hast, gedanklich vom Muttersprachler auf den kindlichen Fremdsprachler umzuswitchen, ohne dass es bemüht und dadurch lächerlich wirkt. Denn ich habe Dir den indischen Jungen, der in einer fremden Sprache denkt, abgenommen.
 

Chris.Kloeble

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Das ist in seinem Fall jedoch nicht relevant, da er in einem christlichen Waisenhaus aufgewachsen ist und unter den Fittichen von Vater Fuchs stand. Der hat mit Sicherheit nicht daran gedacht, ihn in dem jungen Alter unter die Haube zu bringen. Bartholomäus war in diesem Umfeld mit Sicherheit mehr Kind als andere Gleichaltrige, die in der indischen Gesellschaft (also außerhalb des Waisenhauses) aufgewachsen sind.

Aber dennoch gebe ich Dir Recht. Bartholomäus' Mischung aus kindlicher Unschuld, Naivität und Weisheit bieten eine besondere Sichtweise auf die Erwachsenenwelt, mit der er es zu tun hat. Das hat mir richtig gut gefallen.

@Chris.Kloeble
Ich habe noch eine Überlegung zur Sprache. Bartholomäus übersetzt ja ins Deutsche. Und die Art und Weise, wie dieses Kind einzelne Ausdrücke verwendet, hat bei mir für die eine oder andere Überraschung gesorgt. Damit meine ich die tiefere Bedeutung, die bei näherem Hinschauen zutage tritt. Hier sind ein paar Beispiele:
"Je größer eine Reise ist, desto langsamer ließt die Zeit."
oder noch besser:
" ... und sogar Smitaben denken, ich bin wenig, weil ich klein bin. Sie verstehen nicht, was Vater Fuchs verstanden hat: dass ich, weil ich klein bin, von allem anderen mehr habe."
oder auch " ... hatten die Gebäude scheu gewirkt"
Mich hat Bartholomäus' Ausdrucksweise verblüfft. Denn ich bin sicher, dass viele seiner Aussagen häufig nicht dem deutschen Sprachgebrauch entsprechen. Zumindest würde ein Muttersprachler die Dinge, die Bartholomäus meint, anders ausdrücken.
Diese, ihm eigene Sprache hat mich fasziniert. Und ich frage mich, wie Du das Kunststück geschafft hast, gedanklich vom Muttersprachler auf den kindlichen Fremdsprachler umzuswitchen, ohne dass es bemüht und dadurch lächerlich wirkt. Denn ich habe Dir den indischen Jungen, der in einer fremden Sprache denkt, abgenommen.

Das freut mich sehr! Da kann ich gar nicht viel zu beitragen, außer, dass die vielen Jahre des Lebens zwischen hier und dort mir sicherlich geholfen haben, eine eigene Sprache für Bartholomäus zu entwickeln. Wie schön, dass dir dies positiv aufgefallen ist.
 

KrimiElse

Bekanntes Mitglied
26. Januar 2019
2.861
5.110
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buchmafia.blogspot.com
Ich bin wie viele andere aus der Runde auch, völlig hingerissen vom Buch und bedaure es sehr, dass ich Corona-bedingt so wenig Zeit zum Nachschlagen beim Lesen hatte. Lediglich über die Brüder Schlagintweit habe ich ein bisschen quergelesen...aber es hat auch etwas positives für mich, dass ich nämlich dieses wunderbare Buch nochmals mit mehr Zeit lesen werde, dabei vieles nachschlagen möchte und mich am liebsten hier nochmal austauschen möchte.
Es passiert mir im übrigen äußerst selten, dass ich mich nach dem Zuklappen auf das erneute Lesen freue. Bei vielen guten Büchern bedaure ich, dass die Geschichte vorbei ist (natürlich auch bei diesem hier), aber der Gedanke an nochmaliges Lesen ist da oft noch ganz weit weg...
Hach ja, ich liebe kluge Abenteuebücher, und das hier löst gerade meinen letzten Favoriten „Risiko“ von Steffen Kopetzky ab...

Hinzu kommt, selbst Romane, die sich als historisch bezeichnen, sind doch immer sehr heutig und überaus fiktional. Die Sprache ist der heutigen meist mehr angelehnt. Und viele Details stimmen gar nicht oder man weiß nicht, ob sie stimmen. So vieles etwa in der "Vermessung der Welt" hat so nie stattgefunden. Aber solange es eine gute Geschichte ist, ist dies zweitrangig.

Genau dafür habe ich das Buch so überaus gerne gelesen. Auch wenn manch einer es für authentischer hält, wenn der Sprachgebrauch der damaligen Zeit angemessen gewählt wird - ein bisschen verdrehte Sprache, um Bartholomäus glaubhaft zu dem zu machen, was er ist, aber dennoch stilistisch modern, so lese ich gerne. Die Geschichte der Schlagintweits ist gut, noch viel besser finde ich jedoch, was Sie daraus gemacht haben. Die Sichtweise von Bartholomäus, die zum einen das kolonialisierte Indien aus mit den Kolonisten wohlwollender, später immer mehr aus selbstbewusster und unabhängiger Sicht ist mehr als gelungen. Mich hätte ein Roman erzählt aus Sicht der Schlagintweits sicher nicht interessiert. Das gibt es ja schon - ihre Reiseberichte.

Ich habe mir Mühe gegeben, alles genauestens zu recherchieren. Wenn es im Roman regnet, hat es auch damals geregnet. Ich habe nichts hinzugedichtet.

In meinen Augen haben Sie das Spagat zwischen Dichtung und Wahrheit perfekt hinbekommen. Ich hatte nichts anderes als hervorragende Recherche vermutet.
Darf ich fragen, wie lange Sie dazu (für die Recherchearbeit) benötigt haben? Ich stelle mir das so vor, dass man nach der Idee einen sehr großen Berg an Material sammelt, vieles sicher umsonst, manches während des Schreibens nachrecherchiert...ist das so?

Übrigens hatte ich schon mit großer Begeisterung Ihr letztes Buch gelesen, auch in einer Leserunde (allerdings nicht hier im Forum). Ich bedaure es sehr, dass momentan Bücher weniger Interesse bekommen können und dass für Schriftsteller und Leser wenig Rückkopplung passiert. Deshalb umso mehr Dank, dass Sie sich hier für uns die Zeit nehmen.
 
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Chris.Kloeble

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22. März 2020
7
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Ganz herzlichen Dank an alle für diese vielen guten Worte. Sie machen mich sehr glücklich! Da möchte ich mich doch gleich an die Arbeit am nächsten Roman machen.
Eine ganz kleine Bitte: Wenn möglich würde ich mich freuen, wenn ihr eure Rezensionen auch auf anderen Plattformen veröffentlicht. Das würde ich sehr zu schätzen wissen. Ich bin kein großer Fan von Amazon, aus verschiedenen Gründen, und man muss dort auch nichts kaufen, das geht vor allem bei Büchern anderswo besser. ABER viele Leser informieren sich halt leider auf Amazon über ein Buch. Und insofern wäre jede Rezension, die auch dort veröffentlicht wird, mir eine extrem große Hilfe.
Nochmals vielen Dank. You made my day!
Christopher Kloeble