ob der Ich-Erzähler nicht "grundlos" in Panik gerät. Wer sagt uns denn, dass die Turmuhr überhaupt funktioniert und nicht schon seit ewigen Zeiten auf der falschen Zeit steht? Man kennt das ja: man ist in Eile, guckt nicht richtig hin, kriegt Panik und würde erst beim zweiten Blick merken, dass die Zeit "still" steht.
Es ist glaube ich nicht wichtig, ob die Turmuhr richtig geht. Entscheidend ist, dass der Ich-Erzähler sie als Bezugsnorm ansieht und daraufhin in Panik gerät. Er richtet sich danach, auch wenn er objektiv dazu keinen Grund haben könnte.
@Literaturhexle: Bei Lyrik.Antikoerperchen.de solltest du vorsichtig sein , da habe ich schon ganz viel Unsinn gelesen - warne meine Schüler*innen immer davor, das,was sie dort lesen, als Grundlage ihrer Interpretationen zu übernehmen. Es gibt auch gute Interpretationen dort, aber eben auch Unnachvollziehbares.
Aber ob der Autor sich wirklich soviel dabei gedacht Hat, wie hineininterpretiert wird?
Das können wir wirklich nicht wissen. Daher bringen wir den Schüler*innen bei, zunächst werkimmanent zu interpretieren, das bedeutet, was sagt mir der Text, wie kann ich ihn verstehen, ohne dass ich das ganze Leben Kafkas kenne. Ihre Deutungen müssen sie dann aber am Text zeigen können und natürlich sollte man auch den historischen Kontext beachten, in dem ein Text entstanden ist. Erst im 2.Schritt bemüht man - in Bezug auf Kafka-Texte - weitere Deutungsrichtungen, z.B. die biographische, indem ich Kafkas Verhältnis zum Vater berücksichtige, oder die psychologischen, indem ich das Freudsche Modell darauf anwende (sehr beliebt ).
Sorry, gerade schlägt die Deutschlehrerin wieder durch, was auch damit zusammenhängen mag, dass mein Kurs morgen eine Kursarbeit über einen Kafka-Text schreiben darf/muss...