1. Leseabschnitt: Kapitel 1 und 2 (vom Beginn bis S. 90)

Literaturhexle

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Kapitel 1:
Der Roman beginnt mit dem Satz:[zitat]Der Tag, an dem Irgendwer McIrgendwas mir eine Waffe auf die Brust setzte, mich ein Flittchen nannte und drohte, mich zu erschießen, war auch der Tag, an dem der Milchmann starb.[/zitat]

Die Erzählerin ist 18 Jahre alt, der Milchmann war 41. Es hatte schon seit Monaten viel Gerede über ein Verhältnis der beiden gegeben. Vermutlich war Schwager 1 der Urheber, der die Erzählerin verbal bedrängt, sobald er mit ihr alleine ist. Er scheint ein Stinkstiefel zu sein.

Die Erzählerin berichtet rückblickend. Sie benutzt keine Namen. Geschwister und Schwäger numeriert sie durch, andere Personen werden in kurzen Attributen beschrieben, wie z.B. ihr "Vielleicht-Freund".

Frauen haben in dieser Gesellschaft eine untergeordnete Stellung, es gibt ein festes Rollenbild, sie müssen die männliche Überlegenheit anerkennen. Frauen, die Widerworte geben, sind im Grunde missraten. Die Erzählerin macht einen sehr selbstsicheren Eindruck und man kann sich schnell vorstellen, dass sie es in diesem Umfeld nicht leicht hat.
Sie liebt es zu Joggen und zu Spazieren, bei Letzterem hat sie oft ein Buch vor der Nase. Sie kommt mir wie eine Einzelgängerin vor, die ihre Umgebung aber sehr genau wahrnimmt. Vordergründig hält sie sich an die Regeln.

Der Milchmann begegnet ihr zum ersten Mal an der Straße. Er öffnet die Wagentür, er will sie nach Hause bringen. Die Erzählerin lehnt ab. Sie fühlt sich extrem unwohl. Man darf natürlich nicht zu einem Mann ins Auto steigen, sie will den Milchmann aber auch nicht brüskieren.

Beim Joggen im Park lauert ihr der Milchmann zum zweiten Mal auf und begleitet sie. Offensichtlich weiß er sehr viel von ihr, von ihren Gewohnheiten. Sie hat zwar Angst vor ihm, kann sich aber auch nicht erwehren. Erstens, weil es unschicklich wäre und zweitens, weil er keinen körperlichen Übertritt begeht.
[zitat]Wieso konnte man Opfer von etwas sein, was es gar nicht gab?Mit achtzehn wusste ich noch nicht, was unerwünschte Annäherung war. (S. 13)[/zitat]
Sie werden heimlich fotografiert, so etwas ist an der Tagesordnung. Er verschwindet so plötzlich wieder, wie er gekommen ist, lässt die Erzählerin völlig verwirrt zurück. Am Ende rutscht sie noch auf einem Pornoheft aus... (So etwas darf es bestimmt gar nicht geben).

Bereits in diesem ersten Kapitel geht vom Milchmann eine latente Bedrohung aus. Die junge Frau ist zwar tough, dennoch habe ich Angst, dass er Mittel und Wege findet, sie sich zu unterwerfen.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Kapitel 1:
Der Roman beginnt mit dem Satz:[zitat]Der Tag, an dem Irgendwer McIrgendwas mir eine Waffe auf die Brust setzte, mich ein Flittchen nannte und drohte, mich zu erschießen, war auch der Tag, an dem der Milchmann starb.[/zitat]

Die Erzählerin ist 18 Jahre alt, der Milchmann war 41. Es hatte schon seit Monaten viel Gerede über ein Verhältnis der beiden gegeben. Vermutlich war Schwager 1 der Urheber, der die Erzählerin verbal bedrängt, sobald er mit ihr alleine ist. Er scheint ein Stinkstiefel zu sein.

Die Erzählerin berichtet rückblickend. Sie benutzt keine Namen. Geschwister und Schwäger numeriert sie durch, andere Personen werden in kurzen Attributen beschrieben, wie z.B. ihr "Vielleicht-Freund".

Frauen haben in dieser Gesellschaft eine untergeordnete Stellung, es gibt ein festes Rollenbild, sie müssen die männliche Überlegenheit anerkennen. Frauen, die Widerworte geben, sind im Grunde missraten. Die Erzählerin macht einen sehr selbstsicheren Eindruck und man kann sich schnell vorstellen, dass sie es in diesem Umfeld nicht leicht hat.
Sie liebt es zu Joggen und zu Spazieren, bei Letzterem hat sie oft ein Buch vor der Nase. Sie kommt mir wie eine Einzelgängerin vor, die ihre Umgebung aber sehr genau wahrnimmt. Vordergründig hält sie sich an die Regeln.

Der Milchmann begegnet ihr zum ersten Mal an der Straße. Er öffnet die Wagentür, er will sie nach Hause bringen. Die Erzählerin lehnt ab. Sie fühlt sich extrem unwohl. Man darf natürlich nicht zu einem Mann ins Auto steigen, sie will den Milchmann aber auch nicht brüskieren.

Beim Joggen im Park lauert ihr der Milchmann zum zweiten Mal auf und begleitet sie. Offensichtlich weiß er sehr viel von ihr, von ihren Gewohnheiten. Sie hat zwar Angst vor ihm, kann sich aber auch nicht erwehren. Erstens, weil es unschicklich wäre und zweitens, weil er keinen körperlichen Übertritt begeht.
[zitat]Wieso konnte man Opfer von etwas sein, was es gar nicht gab?Mit achtzehn wusste ich noch nicht, was unerwünschte Annäherung war. (S. 13)[/zitat]
Sie werden heimlich fotografiert, so etwas ist an der Tagesordnung. Er verschwindet so plötzlich wieder, wie er gekommen ist, lässt die Erzählerin völlig verwirrt zurück. Am Ende rutscht sie noch auf einem Pornoheft aus... (So etwas darf es bestimmt gar nicht geben).

Bereits in diesem ersten Kapitel geht vom Milchmann eine latente Bedrohung aus. Die junge Frau ist zwar tough, dennoch habe ich Angst, dass er Mittel und Wege findet, sie sich zu unterwerfen.
Ich weiß schon, warum ich die Zusammenfassungen immer von Profis schreiben lasse und nicht selbst "Hand anlege" :).
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Kapitel 2 - ganz kurz ;)

Nachdem sich die Ich-Erzählerin vom Milchmann hat einschränken lassen, ihren Schulweg verändert, das Lauftraining eingestellt hat, beschließt sie, mit Schwager drei zu laufen. Dieser verehrt die Frauen und ist allseits beliebt und geachtet, aber scheinbar nicht im Bilde bzgl. der politischen Umstände. Das stellt sich jedoch als Fehleinschätzung der Ich- Erzählerin heraus. Er kritisiert sie für ihr Im-Gehen-Lesen, da es gefährlich und sie so schutzlos sei.
Innerhalb des Kapitels erinnert sie sich an letzten Dienstag bei Vielleicht- Freund zurück. Ein gewonnener Kompressor eines Bentley (engl.Wagen) bietet Anlass zu politischen Verdächtigungen des Nachbarn. Was wäre gewesen, hätte der Freund das Teil mit der Flagge gewonnen? Die Flagge als Symbol des Verrats.
Sehr eindringlich verdeutlicht die Erzählerin den Unterschied zwischen wir und die, der sich auf alle Lebensbereiche auszudehnen scheint. In dem Zusammenhang werden auch die "verbotenen" (männlichen!) Namen genannt - ein Grund, warum die Autorin darauf verzichten wollte? Der Vater spricht seine Kinder auch mit Sohn und Tochter an...Austauschbarkeit? Will sie verdeutlichen, dass dies jeder hätte passieren können? Ihre eigene Erklärung dazu scheint mir nicht der einzige Grund zu sein.
Die Ich- Erzählerin erwägt mit Vielleicht-Freund in eine Straße zu ziehen, in der unverheiratete Paare wohnen - ein gesellschaftlicher Skandal, eine andere Zeit, streng katholisch geprägt.
So, noch eine Bemerkung: Die Reaktion der Mutter auf den Vertrauensbeweis der Erzählerin offenbart, wie gestört dieses Verhältnis ist. Jetzt habe ich nur einen Bruchteil angesprochen...es steckt so viel in diesem Roman, den ich jetzt schon großartig finde.
 

Literaturhexle

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Jetzt habe ich nur einen Bruchteil angesprochen...es steckt so viel in diesem Roman, den ich jetzt schon großartig finde.
Was die Großartigkeit betrifft, bin ich bis jetzt völlig bei dir!

Die Unterschiede zwischen uns und denen werden immer deutlicher. Ich fühlte mich an totalitäre Staaten erinnert, die ihre Bürger bespitzeln und überwachen. Es werden regelrechte Feindbilder aufgebaut. Beispiel für einen Spitzel ist der Nachbar, der die (fehlende) Flagge zum Landesverrat hochstilisiert. Ich bin sicher, dass das noch Folgen für den armen Vielleicht-Freund haben wird.

Eine interessante Figur ist auch Chefkoch: Alle machen sich über ihn lustig. Er arbeitet auf dem Bau, wäre aber so gerne Koch. Das darf er nicht sein, weil Männer nicht kochen. Dem Beruf haftet also etwas Weibisches an. Er verwöhnt aber seine Freunde mit gutem Essen. Als die Erzählerin ihn in der Küche beobachtet, spricht er mit seinem imaginären Assistenten. Er ruht beim Kochen in sich selbst und ist glücklich. Wie schade, dass er seiner Passion nicht nachgeben darf.

Erwähnen möchte ich noch, dass die Erzählerin bereits seit zwei Jahren von ihrer Mutter zum Heiraten genötigt wird. Die Ehe wird als Schutz vor Verleumdung, Gerüchten und Lügen gesehen. Wie schrecklich: Man muss sich nur irgendeinem Mann an den Hals werfen, dann hat man vor der Gesellschaft seine Ruhe - aber der Mann kann mit einem machen, was er will!

Während des Disputs mit ihrer Mutter erinnert sich die Erzählerin an ihren Vater, der auf dem Sterbebett in vermeintlich wirrem Kopf davon redete, einst von einem "Crombie" mehrfach vergewaltigt worden zu sein. Tragisch, es hört sich an wie ein Trauma, das auch seine Ehe und sein Familienleben beeinträchtigte. Gewiss hören wir darüber noch mehr. Die Erzählerin findet es völlig unsinnig, dass die Mutter mit diesem Vater droht. Offensichtlich war er kein harter Mann.

"Atomjunge war zufällig der kleine Bruder von Irgendwer McIrgendwas" (S. 82). Ihr erinnert euch? Letzterer kam im allerersten Satz schon vor.

So, liebe @Querleserin: Jetzt müssten wir gemeinsam eine ganz gute Zusammenfassung der Ereignisse in diesem Abschnitt zusammengetragen haben. Die nächsten Abschnitte sind kürzer: Da dürfen die anderen dann auch mal ;)
 

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Mir gefällt die Namenlosigkeit seit ich mir meine Erklärung dafür zurechtgelegt habe. Ich halte sie aufgrund der dahintersteckenden Bedeutung für einen meisterhaften Kunstkniff: in dieser angespannten und gefährlichen Situation im Nordirland der 70er Jahre, war es wichtig, unauffällig, unsichtbar, NAMENLOS, zu sein. Wurde man sichtbar, lief man Gefahr, als Verräter oder „übergeschnappt“ abgestempelt oder gar ermordet zu werden. Der Name macht einen zum Individuum. Zu einer Person. Zu einer Persönlichkeit. Es war sicherer, in der Masse unterzugehen, also keinen Namen zu haben.

Was die Autorin im Interview selbst dazu sagte, war für mich unbefriedigend, da zu schwammig. „Das Buch funktioniert nicht mit Namen“, sagt Burns. „Anfangs habe ich es ein paarmal mit Namen versucht, aber die Erzählung wurde dadurch schwer und leblos. Deshalb habe ich sie wieder herausgenommen.“
Worte, die m. E. nichts erklärt oder begründet haben.
 

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Die Vielleicht - Beziehung wird sehr schlüssig und stimmig beschrieben. Diese Angst vor Verbindlichkeit. Dieser Nähe - Distanz - Konflikt. Dieser Tanz, bei dem der eine einen Schritt nach vorn macht, während die andere einen Schritt nach hinten macht. Oder umgekehrt. Gut und genau beobachtet - schön und anschaulich in Worte verpackt. Das kann sie!
 

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Was mich auch fesselte, war die Episode, in der die Erzählerin und ihr Schwager gemeinsam joggten. Dieses „Lesen im Gehen“ wird als einleuchtendes und anschauliches Beispiel dafür genommen, wie gefährlich es ist, unaufmerksam zu sein und wie wichtig es ist, wachsam und auf der Hut zu sein. Nicht nur, weil man angegriffen werden könnte, sondern weil man aufgrund von jeglicher Normabweichung, wofür das Lesen im Gehen hier steht, abgestempelt, geächtet, bestraft, ausgeschlossen bzw. als „übergeschnappt“ verurteilt werden kann.
 

Literaturhexle

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Ich halte sie aufgrund der dahintersteckenden Bedeutung für einen meisterhaften Kunstkniff:
Ja, deine Erläuterungen machen absolut Sinn. Ich empfinde die Namenlosigkeit auch als entspannend; man muss nicht überlegen: wer war das nochmal;)
Es drückt aber auch (gewollte) Distanz aus, reduziert die Individualität.
Es stimmt, die Erklärung der Autorin selbst war dürftig. Aber vielleicht will sie ihre Leser fordern.
Alle anderen deiner Überlegungen kann ich ebenfalls nur vollkommen unterstützen.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Über die Namenlosigkeit der Personen ist oben schon einiges gesagt. Ich möchte den Blick darauf noch etwas erweitern. Denn nicht nur die Personen sind namenlos, sondern auch die Orte. Nordirland kommt (bis jetzt) nicht vor und sicher hätte ich ohne vorherigem Lesen von Rezensionen/Interviews mit der Autorin lange Zeit nicht an einen so konkreten sondern eher allgemein gültigen Handlungsort gedacht. Bei dem Ort handelt es sich um das Land das zwischen dem Land auf der anderen Seite der See und dem Land auf der anderen Seite der Grenze liegt. sehr schön umschrieben!
Ähnlich geht die Autorin auch mit kleineren Handlungsorten der Geschichte vor. "der Park mit den Stauteichen",die "Rotlichtstraße", die "Häuser auf der anderen Seite der Hauptstraße".

Diese Namenlosigkeit ist für mich im Grunde nur die Spitze des Eisbergs in Bezug auf die Art und Weise, wie hier erzählt wird. Es ist atmosphärisch ungemein dicht und stimmig. Die Autorin schafft eine entfremdete Umwelt, in der die Menschen sich auf einer Art ständigem Eiertanz befinden. Ständig in Gefahr anzuecken und sich auszugrenzen (es ist eine "permanent alarmbereite Gesellschaft" (S. 13), eine "psychopolitische Atmosphäre" (S. 36) und die Namenlosigkeit ist verstärkender, unterstützender Teil dieser geschaffenen Atmosphäre der psychotischen Entfremdung.
 

kingofmusic

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Mir gefällt die Namenlosigkeit seit ich mir meine Erklärung dafür zurechtgelegt habe. Ich halte sie aufgrund der dahintersteckenden Bedeutung für einen meisterhaften Kunstkniff: in dieser angespannten und gefährlichen Situation im Nordirland der 70er Jahre, war es wichtig, unauffällig, unsichtbar, NAMENLOS, zu sein. Wurde man sichtbar, lief man Gefahr, als Verräter oder „übergeschnappt“ abgestempelt oder gar ermordet zu werden. Der Name macht einen zum Individuum. Zu einer Person. Zu einer Persönlichkeit. Es war sicherer, in der Masse unterzugehen, also keinen Namen zu haben.

Was die Autorin im Interview selbst dazu sagte, war für mich unbefriedigend, da zu schwammig. „Das Buch funktioniert nicht mit Namen“, sagt Burns. „Anfangs habe ich es ein paarmal mit Namen versucht, aber die Erzählung wurde dadurch schwer und leblos. Deshalb habe ich sie wieder herausgenommen.“
Worte, die m. E. nichts erklärt oder begründet haben.
Darauf bin ich noch gar nicht gekommen - genialer Gedanke aber, der absolut Sinn macht! Schön, dass man jetzt schon durch die Leserunde einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte bekommt :rolleyes::cool:.
 

kingofmusic

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Was mich auch fesselte, war die Episode, in der die Erzählerin und ihr Schwager gemeinsam joggten. Dieses „Lesen im Gehen“ wird als einleuchtendes und anschauliches Beispiel dafür genommen, wie gefährlich es ist, unaufmerksam zu sein und wie wichtig es ist, wachsam und auf der Hut zu sein. Nicht nur, weil man angegriffen werden könnte, sondern weil man aufgrund von jeglicher Normabweichung, wofür das Lesen im Gehen hier steht, abgestempelt, geächtet, bestraft, ausgeschlossen bzw. als „übergeschnappt“ verurteilt werden kann.
Dabei halte ich sie für gar nicht unaufmerksam - auch wenn sie im gehen liest. Sie macht schon den Eindruck einer offenen, "mitdenkenden" Person, die ein bisschen zu viel grübelt, was aber auf Grund ihrer Geschichte nicht von ungefähr kommt :).
 

kingofmusic

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Ja, deine Erläuterungen machen absolut Sinn. Ich empfinde die Namenlosigkeit auch als entspannend; man muss nicht überlegen: wer war das nochmal;)
Es drückt aber auch (gewollte) Distanz aus, reduziert die Individualität.
Es stimmt, die Erklärung der Autorin selbst war dürftig. Aber vielleicht will sie ihre Leser fordern.
Alle anderen deiner Überlegungen kann ich ebenfalls nur vollkommen unterstützen.
Obwohl sich Namen leichter lesen lassen :D.
 
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Ja, deine Erläuterungen machen absolut Sinn. Ich empfinde die Namenlosigkeit auch als entspannend; man muss nicht überlegen: wer war das nochmal;)
Es drückt aber auch (gewollte) Distanz aus, reduziert die Individualität.
Es stimmt, die Erklärung der Autorin selbst war dürftig. Aber vielleicht will sie ihre Leser fordern.
Alle anderen deiner Überlegungen kann ich ebenfalls nur vollkommen unterstützen.
...Individualität ist hier ein großes Thema... Individuation, Individualität versus Anpassung, Unterwerfung, Konformität... dazu werden wir aber ja im nächsten Abschnitt bestimmt ausführlicher kommen, weil es da, finde ich, noch deutlicher wird.
 

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Dabei halte ich sie für gar nicht unaufmerksam - auch wenn sie im gehen liest. Sie macht schon den Eindruck einer offenen, "mitdenkenden" Person, die ein bisschen zu viel grübelt, was aber auf Grund ihrer Geschichte nicht von ungefähr kommt :).
... ja, ich erlebe sie auch als offen und neugierig. Aber gleichzeitig steckt sie in einem Korsett. Sie ahnt, dass es was hinter dem Tellerrand gibt. Sie beginnt zu hinterfragen, zu zweifeln... aber sie kämpft innerlich (noch)... darf ich in die Weite blicken oder muss ich mich mit dem begnügen, was ich sehe?