Man kann Beiträge nur etwa 30 Minuten lang ändern. Also am Besten immer nochmal sofort durchlesen. Das muss ich auch machen wegen der Autokorrektur.... In diesem Fall ändere ich es dir schnellIst es eigentlich nicht möglich, einen Beitrag nachträglich zu ändern? Ich sehe eben, dass ich oben "Trigolie" statt "Trilogie" geschrieben habe. Solche Sachen passieren mir leider oft ...
Der erste Satz lässt den Leser zunächst völlig im Ungewissen, in welcher Zeitebene er sich befindet: Von einer nicht näher definierten Gegenwart aus wird in die Zukunft geblickt (viele Jahre später steht Oberst Aureliano vor einem Erschießungskommando) und schaut selbst in eine ferne Vergangenheit zurück (als sein Vater ihn zu den Zigeunern mitnimmt). Diese nicht näher definierte Zeitebene wird auch sofort wieder verlassen und fortan wird, im Stil einer Chronik, von der Vergangenheit ausgehend berichtet. Die Ankündigung jenes Erschießungskommandos, das noch mehrmals erwähnt wird, bleibt wie ein drohendes Unheil über allem Geschehen hängen. Offenbar erkennt Aureliano alles noch einmal in der Rückschau, während er auf den tödlichen Schuss wartet.
Das abgelegene, gleichsam aus der Zeit gefallene Dorf Macondo ist anfangs winzig und so neu, dass der Gründer José Arcadio sich noch in den besten Jahren befindet und bisher noch kein Einwohner gestorben ist. Mit der Zeit füllt es sich mit Neuzugängen: den wiederkehrenden Zigeunern; den Menschen, die Ursula von der Suche nach ihrem Sohn mitbringt; der Familie des Landrichters und anderen. Die Erzählung nimmt die Gestalt einer in alle Richtungen wuchernden Pflanze an. Einen roten Faden auszumachen, ist fast unmöglich; nicht weil die Erzählung unlogisch oder unzusammenhängend wäre, sondern weil eine Unmenge Einzelheiten gleichwertig nebeneinander stehen, so dass man, um im Bild zu bleiben, unter dem Wortgewucher den Hauptstamm mit den Hauptästen nicht mehr erkennt.
Ich kenne das Prinzip bereits aus den Romanen von Miguel Angel Asturias, der aus Guatemala stammt. Asturias' Romane (ich meine die sog. Bananentrilogie) stecken voller Sozialkritik gegen den amerikanischen Wirtschaftsimperialismus, doch eben diesen grundlegenden roten Faden muss man in seinen Büchern unter dem überbordenen Gewucher von Mythen und Märchen, Familienturbulenzen und Zauberei suchen gehen. Ebenso ging es kürzlich meiner Tochter mit einem Roman aus Chile. Das Lesen ist ungeheuer anstrengend, wenn man ständig nach einer logischen Reihung der Ereignisse sucht. Am besten lässt man sich einfach treiben und akzeptiert, dass alles gleichwertig nebeneinander steht. Die Verwirrung muss man allerdings dabei in Kauf nehmen; so habe ich gegen Ende unseres Leseabschnitts die Herkunft des Knochensacks spontan nicht mehr im Sinn gehabt und musste ein ganzes Stück zurückfahren, um das zu klären.
Derzeit könnte ich nicht einmal klar sagen, wer die Hauptperson ist. Vermutlich jener Oberst Aureliano, der am Ende (oder am Anfang?) erschossen wird. Im Augenblick fesselt mich am meisten das Schicksal der kleinen Rebeca, aber das kann sich schnell wieder ändern.
Da musste ich an dich denken, da ich ja weiß, dass das eigentlich nicht dein Fall ist. Ich nehme so etwas gern hin und stelle mir oft vor, dass mir ein verrückter Alter eine Geschichte aus alten Zeiten erzählt, bei denen die Beteiligten die tatsächlichen Vorgänge nicht verstanden und sich deshalb mit Magie erklärt haben. Dann gehts.Wandernde Töpfe und auferstandene Tote ignoriere ich zunächst einmal
as gern hin und stelle mir oft vor, dass mir ein verrückter Alter eine Geschichte aus alten Zeiten erzählt, bei denen die Beteiligten die tatsächlichen Vorgänge nicht verstanden und sich deshalb mit Magie erklärt haben.
Ja, das hat mich auch sehr erstaunt. Vor allem Jose Arcadio Buendi (der Dorfgründer), scheint so eine Art Don Quijote zu sein. Seine Frau versucht die wenigen ersparnisse vor seinen verrückten Versuchen in Sicherheit zu bringen, was ihr aber nicht immer gelingt.Gleich am Anfang des Buches gibt es ja einen eindeutigen Hinweis in diese Richtung - als "die Zigeuner" den Einwohnern von Macondo ganz gewöhnliche Gegenstände und Phänomene vorführen, wie Magneten oder Eis - und die Dorfbewohner das alles für Magie oder Zauberkunststücke halten, weil sie es nicht kennen.
Nun habe ich drei Stunden gehört. Noethen macht seine Sache hervorragend, doch ich hätte bei meinen Leisten bleiben sollen. Ich KANN mit magischen Anteilen, mit Skurrilitäten, mit Absonderlichem NICHTS anfangen. Der Alchemismus, die Zigeuner (darf man den Begriff überhaupt noch ungestraft verwenden?), die ihre Geschäfte zu Lasten des Patriarchen machen, Sexualität im Dunklen und Kinder mit Schweineschwänzen....Wandernde Töpfe und auferstandene Tote ignoriere ich zunächst einmal
Bis jetzt klappt das!
Schade, dass dir das Buch so gar nicht zusagt, mir gefällt es nämlich ausgezeichnet.Nun habe ich drei Stunden gehört. Noethen macht seine Sache hervorragend, doch ich hätte bei meinen Leisten bleiben sollen. Ich KANN mit magischen Anteilen, mit Skurrilitäten, mit Absonderlichem NICHTS anfangen. Der Alchemismus, die Zigeuner (darf man den Begriff überhaupt noch ungestraft verwenden?), die ihre Geschäfte zu Lasten des Patriarchen machen, Sexualität im Dunklen und Kinder mit Schweineschwänzen....
Ich kann darüber nicht lachen.
Um das Buch standesgemäß zu rezipieren, müsse man auch die kolumbianische Geschichte kennen, heißt es. Ich habe mir ein paar begeisterte Rezensionen angeschaut, doch was andere fasziniert, finde ich blöd.
Seid mir nicht böse, ursprünglich wollte ich diese WLR sowieso auslassen. Nun habe ich es wenigstens probiert. Beim nächsten Mal bin ich wieder an Bord!
Falls jemand noch einsteigen möchte und das Buch braucht: Ich schicke es gerne zu!
Das freut mich wirklich!
Schade, dass dir das Buch so gar nicht zusagt, mir gefällt es nämlich ausgezeichnet.
Da möchte ich gar keine Antwort versuchen. Es könnte aber etwas dran sein, dass man als Nicht-Lateinamerikaner die Unterschiede schwerer erkennt, Mir geht es jedenfalls genauso wie dir.Ich habe gerade heute einen Faden in der Weltliteratur-Gruppe bei Facebook verfolgt, in dem es ebenfalls um dieses Buch ging. Die Meinungen waren extrem - die eine Hälfte "kann mit diesem komischen Zeugs nichts anfangen", die andere Hälfte "liebt es total". Darunter auch eine Kolumbianerin, die in gebrochenem Deutsch versicherte, das Buch sei eine tolle Entdeckung für sie ...
Ich werde auf alle Fälle dranbleiben.
Was ich merkwürdig finde: Ich habe ja schon erwähnt, dass ich die ersten beiden Teile der Bananentrilogie aus Guatemala gelesen habe (von Asturias), ganz ähnlicher Stil. Meine jüngere Tochter ist Chile-affin und liest derzeit einen modernen chilenischen Roman im Original - auch ganz ähnliches Erzählprinzip. Nun sind ja Kolumbien, Guatemala und Chile weiß Gott nicht dasselbe. Mich würde es wundern, wenn mir jemand aus Übersee versichern würde, dass Ungarn, Spanien und Finnland eine ganz ähnliche Erzähltradition hätten. Wie kommt das? Oder bilde ich mir eine solche Gemeinsamkeit nur ein, weil ich die Feinheiten nicht erkenne?
Also ich kann es nicht verifizieren, habe aber schon häufig von den "südamerikanischen Erzählern" gehört. Ich denke schon, dass es da Traditionen geben kann. Warum auch nicht? Zumindest der magische Realismus ist in der Gegend zu Hause.Wie kommt das? Oder bilde ich mir eine solche Gemeinsamkeit nur ein, weil ich die