1. Lesabschnitt: vom Beginn bis Kapitel 5 incl. (S. 79)

nineLE

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4. November 2019
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Ich habe jetzt das erste Kapitel gelesen und schwärme von der Sprache: herrlich "klassische" Formulierungen, auch immer mal ein humorvolles/ironisches Bonbon eingestreut. Auch ich fühle mich an Austen und Brontë erinnert. Herrlich, auch wenn die Sprache mich zwingt, noch langsamer zu lesen als ohnehin schon ;)
Wunderbar, wie die zwei Schwestern gegenüber gestellt werden, und Doro ihre Liebe zu dem Armband rechtfertigt....
Bis jetzt gefällt es mir sehr gut.

Für´s Protokoll: wie bekomme ich die Punkte übers e vom Emily B.?
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ich hab die ersten zwei Kapitel gelesen. Und habe natürlich vom Vorwort her meine Vorurteile mitgebracht. (Ewig schade dieses Vorwort).

Zynismus und Witz. S.39 die Betrachtungen über die Überlegeheit des Männlichen. Der Geist eines Mannes hat den Vorzug männlich zu sein (und damit überlegen) so wie die kleinste Birke immer noch von höherer Art ist als eine noch so hochwachsende Palme.

Ich möchte lachen und weinen zugleich, denn diese Denkart ist keineswegs ausgerottet - und das Schlimmste ist, dass auch viele Frauen so denken und handeln.

Beobachtung: z.B. bei der Quizsendung "Wer weiß denn so was", die ich glgt anschaue, dürfen Zuschauer/innen aufstehen und antworten, wenn die Kandidaten die Antwort nicht wissen. Dafür gibts dann Geld. Natürlich wissen auch die Zuschauer/innen die Antwort oft nicht. Statt dass Mann und Frau sich ausrechnen, oha, ich habe eine 1 : 3 Chance auf 500 Euro, egal was ich weiß oder nicht weiß (a b oder c, eins ist richtig!) und foglich in die Höhe schießen würden, sobald es klar ist, dass die Zuschauer dran sind - wer steht auf, wenn er es nicht weiß: Herr Mann! Frauen stehen nur auf, wenn sie es tatsächlich wissen. (Frauen sind dumm).

Ah, und Dorothea: eine Idealistin wie sie im Buche steht ;-). Ich mag sie nicht. Celia mag ich auch nicht. Eine Realistin. Aber welcher Couleur?

Nun sind sie ja alle noch jung, gerade zwanzig. Was hat man da für eine Lebenserfahrung. Noch dazu, wenn man im Elfenbeinturm sitzt. Später würde Dorthea sicher andere Entscheidungen treffen und sich nicht mehr so schnell blenden lassen.

Jedenfalls: Die Sprache ist manchmal anstrengend, ich verstehe nicht jeden Satz bzw. es gibt einige wenige Sätze, die mir sinnentleert scheinen. Aber insgesamt humorvoll und ansprechend. (Zunächst mal).
 

Wandablue

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Da Stimme ich Elisabeth zu. Ich fühle Moch etwas an die Hand genommen und in die Zeit eingeführt. Es wird 5 Frauencharaktere geben, die versuchen, sich mehr oder weniger mit ihrer Zeit zu arrangieren. Die Details vergesse ich schnell wieder, wie ich es bei Klappentexten möglichst auch mache;)

Das Vorort weckt aber Vorurteile, die man sonst vllt gar nicht hätte.
 
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28. Oktober 2019
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Also ich fand ehrlich gesagt das Vorwort irritierend bzw. enttäuschend, die Vorstellung der Hauptpersonen und der ihnen zugeordneten Charakterzüge war hilfreich und sehr schön beschrieben, fand ich. Aber ich fühlte mich etwas gespoilert, also zum Beispiel, dass die aufkeimende Liebe zum Vetter Will geschehen wird und einiges mehr in seiner Vorwegnahme. Fand ich schade, dass es da schon erwähnt wurde. Wie seht ihr das?
...ich bin da tatsächlich etwas zwiegestalten. Einerseits, wie gesagt, finde ich die Fähigkeit, so ein umfangreiches Werk und die Charaktere der Protagonisten auf diese Art und Weise zusammenzufassen, brillant, und ich empfand es auch irgendwie hilfreich, andererseits hat dieses Vorwort gespoilert, was schade ist.
Unterm Strich macht es mir nicht wirklich etwas aus, aber vllt. wäre es sinnvoller gewesen, aus diesem Vorwort ein Nachwort zu machen- eine zusammenfassende Reflexion am Ende. Meinen Lesegenuss mindert es sicher nicht...
 
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Die Häsin

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Mich hat es erneut erschüttert (ich lese ja das Buch zum zweiten Mal, und beim ersten Mal war es genauso), wie jung Dorothea ist, noch keine zwanzig. Ihre Entsagungshaltung würde viel besser zu einer Frau in den Vierzigern passen, die vom Leben enttäuscht wurde. Schmuck mag sie nicht tragen, allenfalls ein ganz kleines Stück möchte sie behalten, weil sie nicht weiß, "wie tief ich noch sinken werde". Das Reiten macht ihr offenbar Freude, aber genau deshalb will sie es aufgeben. Man muss sich schon fragen, welche Freude sie sich erlaubt bzw. welche sie für sich als angemessen erachtet. Mir ist spontan ihre Schwester viel sympathischer gewesen.
 

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Gespoilert fühle ich mich gar nicht. Wobei ich zugeben muss, dass ich auch oft das Nachwort zu Beginn lese. Sozusagen als Lesehilfe.



Nun ja, immerhin wird Dorothea mit ihr verglichen. Interessant ist, dass in der Literatur steht, George Eliot habe sie wegen der Aufopferung mit Theresa verglichen. Allerdings wird Dorothea ja auch als nicht dumm dargestellt, sie hat Sehnsucht nach Bildung ... und Theresa von Avila wurde 1970 auch zur ersten Kirchenlehrerin erklärt. Das konnte Eliot allerdings logischerweise noch nicht wissen.
Und um mal die Frage in den Raum zu werfen: Wie viele weibliche Vorbilder hatte frau denn damals, an denen sie sich orientieren konnte? Also Frauen, die über die Grenzen hinweg bekannt waren? Nicht allzu viele, denke ich.
...ich glaube, dass das der Punkt ist, der mit nicht gefällt: AUFOPFERUNG. Ich empfinde es nicht so, als opfere D. sich auf. Auf mich wirkt sie ziemlich narzisstisch und jugendlich übereifrig.
 

Die Häsin

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Ich hab die ersten zwei Kapitel gelesen. Und habe natürlich vom Vorwort her meine Vorurteile mitgebracht. (Ewig schade dieses Vorwort).

Zynismus und Witz. S.39 die Betrachtungen über die Überlegeheit des Männlichen. Der Geist eines Mannes hat den Vorzug männlich zu sein (und damit überlegen) so wie die kleinste Birke immer noch von höherer Art ist als eine noch so hochwachsende Palme.

Ich möchte lachen und weinen zugleich, denn diese Denkart ist keineswegs ausgerottet - und das Schlimmste ist, dass auch viele Frauen so denken und handeln.

Beobachtung: z.B. bei der Quizsendung "Wer weiß denn so was", die ich glgt anschaue, dürfen Zuschauer/innen aufstehen und antworten, wenn die Kandidaten die Antwort nicht wissen. Dafür gibts dann Geld. Natürlich wissen auch die Zuschauer/innen die Antwort oft nicht. Statt dass Mann und Frau sich ausrechnen, oha, ich habe eine 1 : 3 Chance auf 500 Euro, egal was ich weiß oder nicht weiß (a b oder c, eins ist richtig!) und foglich in die Höhe schießen würden, sobald es klar ist, dass die Zuschauer dran sind - wer steht auf, wenn er es nicht weiß: Herr Mann! Frauen stehen nur auf, wenn sie es tatsächlich wissen. (Frauen sind dumm).

Ah, und Dorothea: eine Idealistin wie sie im Buche steht ;-). Ich mag sie nicht. Celia mag ich auch nicht. Eine Realistin. Aber welcher Couleur?

Nun sind sie ja alle noch jung, gerade zwanzig. Was hat man da für eine Lebenserfahrung. Noch dazu, wenn man im Elfenbeinturm sitzt. Später würde Dorthea sicher andere Entscheidungen treffen und sich nicht mehr so schnell blenden lassen.

Jedenfalls: Die Sprache ist manchmal anstrengend, ich verstehe nicht jeden Satz bzw. es gibt einige wenige Sätze, die mir sinnentleert scheinen. Aber insgesamt humorvoll und ansprechend. (Zunächst mal).

Bist Du sicher, dass der Publikumsjoker Geld bekommt? Ich gucke diese Sendung oft beim Stricken und habe noch nie etwas davon mitbekommen, dass da Geld ausgeworfen wird. Der Joker bei "Wer wird Millionär?" kriegt Geld, wenn die Antwort richtig war, aber bei "Wer weiß denn sowas?" m.W. nicht. Habe auch eben bei einer flüchtigen Recherche nichts dergleichen gefunden.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das Reiten macht ihr offenbar Freude, aber genau deshalb will sie es aufgeben.
Das Reiten aufzugeben war auch eine spontane Eingebung, weil sie James Aufmerksamkeit entgehen wollte und dem Geistlichen imponieren...
Daran sieht man die jugendliche

Wechselhaftigkeit. Dorothea ist noch sehr leicht zu beeindrucken. Die Askese nehme ich ihr auch nicht richtig ab. Sie fühlt sich anders als andere und möchte das auch im äußeren Erscheinungsbild zeigen.
Auf mich wirkt sie ziemlich narzisstisch und jugendlich übereifrig.
Narzisstisch weiß ich noch nicht. Aber bei allem anderen bin ich bei dir.
 

Die Häsin

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Rhönrand bei Fulda
Das Reiten aufzugeben war auch eine spontane Eingebung, weil sie James Aufmerksamkeit entgehen wollte und dem Geistlichen imponieren...

Nicht ganz ... Bei mir steht schon im ersten Kapitel, ehe der Besuch überhaupt auftaucht: "Reiten war eine Schwäche, die sie sich trotz einiger Gewissensbisse erlaubte; sie merkte, dass sie es auf hednisch sinnliche Weise genoß, und freute sich immer darauf, dem zu entsagen."

Das ist eine Grundhaltung, die mir bei einer jungen Frau unter zwanzig entschieden verdächtig ist. Wenn ich es mir recht überlege, bezweifle ich, dass sie bei dieser Einstellung bleibt.
 

ElisabethBulitta

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Für´s Protokoll: wie bekomme ich die Punkte übers e vom Emily B.?

In Worddokumenten drückst du Strg, Umstelltaste und Doppelpunkt [:]) gleichzeitig, lässt sie los und schreibst dann "e". Und voilá. Aber hier im Forum scheint's so nicht zu klappen.

...ich glaube, dass das der Punkt ist, der mit nicht gefällt: AUFOPFERUNG. Ich empfinde es nicht so, als opfere D. sich auf. Auf mich wirkt sie ziemlich narzisstisch und jugendlich übereifrig.

Mit dem Wort "narzisstisch" wäre ich auch vorsichtig. Aber Ein Kollege von mir hat mal gesagt, in jedem Altruismus stecke erst einmal ein Egoismus. Und da ist es egal, welcher Art der Egoismus ist: ob fürs Seelenheil, um sich selbst besser zu fühlen, ob vor anderen besser dazustehen ... Und ich denke, es ist letztlich auch egal. Auf S. 36 lässt Eliot Dorothea auch sagen: "Wenn das wahr wäre, Celia, würde ich mit meinem Verzicht doch innersten Wünschen nachgeben und mich nicht kasteien. ... "

Sie fühlt sich anders als andere und möchte das auch im äußeren Erscheinungsbild zeigen.

Wollen das nicht letztlich alle? Auch heute noch? Nur dass wir heute versuchen, auf andere Art und Weise Aufmerksamkeit zu erregen. Die Motive sind immer dieselben, nur die Ausdrucksweise ändert sich im Laufe der Zeit.

Sprachlich ist das Buch angenehm zu lesen, mir gefällt dieser ältere, feine Stil, allerdings gibt es philosophisch/religiös und politisch einige Stellen, die ich dann doch genauer durchdringen muss beim Lesen. Gut gefällt mir die feine Ironie, die immer wieder durchschimmert. Und die Stelle mit dem Malteserhündchen ... da war ich voll und ganz bei Dorothea. Ich mag solche Schoßhündchen auch nicht.

Dorothea überhöht Casaubon total, wodurch man den Eindruck kriegt (auch ohne das Vorwort gelesen zu haben), dass der Fall einfach nur ein tiefer sein kann (ich sage nur: Desillusionierung). Aber ich muss auch ganz ehrlich sagen, wenngleich hier ein Bild vergangener Zeiten gezeichnet ist, es scheint mir zeitlos.
 

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Mich hat es erneut erschüttert (ich lese ja das Buch zum zweiten Mal, und beim ersten Mal war es genauso), wie jung Dorothea ist, noch keine zwanzig. Ihre Entsagungshaltung würde viel besser zu einer Frau in den Vierzigern passen, die vom Leben enttäuscht wurde. Schmuck mag sie nicht tragen, allenfalls ein ganz kleines Stück möchte sie behalten, weil sie nicht weiß, "wie tief ich noch sinken werde". Das Reiten macht ihr offenbar Freude, aber genau deshalb will sie es aufgeben. Man muss sich schon fragen, welche Freude sie sich erlaubt bzw. welche sie für sich als angemessen erachtet. Mir ist spontan ihre Schwester viel sympathischer gewesen.
...ich werde die Ahnung oder Vermutung nicht los, dass hinter der vordergründigen Entsagungshaltung eine große Überheblichkeit steckt. Der Wunsch UND das Gefühl, eigentlich etwas „besseres“ zu sein und sich damit abheben müssen von den Niederungen...
 

Literaturhexle

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Nicht ganz ... Bei mir steht schon im ersten Kapitel, ehe der Besuch überhaupt auftaucht: "Reiten war eine Schwäche, die sie sich trotz einiger Gewissensbisse erlaubte; sie merkte, dass sie es auf hednisch sinnliche Weise genoß, und freute sich immer darauf, dem zu entsagen."

Das ist eine Grundhaltung, die mir bei einer jungen Frau unter zwanzig entschieden verdächtig ist. Wenn ich es mir recht überlege, bezweifle ich, dass sie bei dieser Einstellung bleibt.
Stimmt! Habe ich mir sogar angestrichen ;)
in jedem Altruismus stecke erst einmal ein Egoismus
Da ist sehr viel Wahres dran!
Und die Stelle mit dem Malteserhündchen ... da war ich voll und ganz bei Dorothea.
Wobei ich auch da nicht sicher bin, ob sie ihr Gegenüber nicht nur ein bisschen brüskieren wollte.
Dorothea überhöht Casaubon total,
Insofern hat das Vorwort zumindest diese Sache nicht sehr gespoilert. Man spürt ja deutlich, in welches Unheil Dorothea rennt.
 

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Das Reiten aufzugeben war auch eine spontane Eingebung, weil sie James Aufmerksamkeit entgehen wollte und dem Geistlichen imponieren...
Daran sieht man die jugendliche

Wechselhaftigkeit. Dorothea ist noch sehr leicht zu beeindrucken. Die Askese nehme ich ihr auch nicht richtig ab. Sie fühlt sich anders als andere und möchte das auch im äußeren Erscheinungsbild zeigen.

Narzisstisch weiß ich noch nicht. Aber bei allem anderen bin ich bei dir.
...wenn ich von „narzisstisch“ rede, habe ich nicht die allgemein übliche Definition eines nicht zu übersehenden Narzissten im Kopf, sondern die Strukturmerkmale, anhand derer Persönlichkeiten sich aus psychologisch-psychotherapeutischer Sicht unterscheiden lassen. Und dabei sind jene der Überheblichkeit, des sich abheben Wollens und der Auf- bzw. Abwertung am augenscheinlichsten... vllt. kann ich so ein bisschen besser erklären, was ich hier meine.
 

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in jedem Altruismus stecke erst einmal ein Egoismus.
...so ist es. Der Antrieb von Altruismus ist keinesfalls (nur) ein selbstloses helfen wollen, sondern die eigene Bedürfnisbefriedigung. Es geht dabei um die Bedürfnisse Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Aber nicht nur von außen, sondern auch von sich selbst. Die meisten schätzen sich selber mehr wert, sind stolz und froh, wenn sie Gutes getan haben. Egoismus würde ich hier durch den Begriff „gesunder“ ergänzen wollen, nicht dass der Verdacht aufkommt, Altruismus sei letztlich etwas Negatives, weil der Motor etwas Negatives (nämlich Egoismus) ist. Es ist ja nie verkehrt, auch eigene Bedürfnisse zu befriedigen.
Und bei „narzisstisch“ darf man den eigentlichen Wortsinn dahinter nicht vergessen und damit auch die eigentliche Ursache: Selbstwertthematik(/-problematik). Und das hat D. schon insofern, als dass sie (als Jugendliche/junge Frau natürlich) noch auf der Suche ist und meint, ihren „Wert“ durch Wissen und Religiosität sowie religiöses Handeln ins Unermessliche steigern zu müssen/wollen/können...
Diese Gedanken stecken hinter meinen Überlegungen...
 

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Sprachlich ist das Buch angenehm zu lesen, mir gefällt dieser ältere, feine Stil, allerdings gibt es philosophisch/religiös und politisch einige Stellen, die ich dann doch genauer durchdringen muss beim Lesen. Gut gefällt mir die feine Ironie, die immer wieder durchschimmert. Und die Stelle mit dem Malteserhündchen ... da war ich voll und ganz bei Dorothea. Ich mag solche Schoßhündchen auch nicht.
...da bin ich voll bei Dir! Es steckt viel Ironie und subtiler Witz drin und diese präzise Ausdrucksweise gefällt mir.
Und was das Schoßhündchen anbelangt, geht es mir auf D. bezogen ähnlich wie bei den Themen „reiten“, „Kleidung“ und „Schmuck tragen“... das alles DARF ihr nicht gefallen. Es ist zu trivial. Sie MUSS es sich verbieten, daran Gefallen zu finden, da sie ja aus den Niederungen in den Olymp des Besonderen aufsteigen will. Mit Hilfe des von ihr völlig unangemessen und unreflektiert-verblendet aufgewerteten und überhöhten Casaubon.
 

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Ach ja, um vllt mein Gefühl und meine Gedanken zum Thema „Überlegenheitsgefühl von D.“ etwas zu untermalen:
Sie finden sich auf Seite 29 ansatzweise begründet oder bestätigt „in dieser puritanischen Duldung lag ein großer Überlegenheitsdünkel…“
Und auch dieses „Ich weiß nicht, wie tief ich noch sinken werde.“, das D. in Bezug auf den Schmuck äußert, zeigt, dass sie sich eig. als höhergestellt empfindet. Einst könnte sie ja nicht sinken. In ihrem Denken geht es oft um „oben-unten“ (übrigens auch bei Casaubon. Reizt er sie auch deshalb? Sie empfindet ihn als eine Art Seelenverwandten.
„ Er denkt wie ich … oder vielmehr, sein Denken ist eine ganze Welt, von der mein Denken nur ein billiges Spiegelbild ist. Und dann sein Fühlen, seine ganze Erfahrung – was für ein See verglichen mit meinem kleinen Tümpel.“ (S. 44)) ... eine typisch narzisstische Denke.

D. wirkt in ihrem jugendlichen Eifer auf mich überheblich und dieser Eindruck wird auch gefestigt durch einen Satz wie „Sie neigt eher dazu die Gesellschaft um sie herum der Engstirnigkeit und der geistigen Kurzsichtigkeit zu zeihen…“(S. 60)
 
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SuPro

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Wie geht’s Euch eig. mit so einer Aussage:

„Der Geist eines Mannes – jedenfalls soweit vorhanden – hat eben stets den Vorzug, männlich zu sein – so wie die kleinste Birke immer noch von höherer Art ist als eine noch so hoch wachsende Palme – und selbst seine Unwissenheit ist von soliderer Qualität.“ (S. 39)...
Unglaublich und unfassbar, oder? aber so war es eben und ehrlich gesagt, musste ich neben der Empörung über den Inhalt auch schmunzeln... wegen Formulierung und Vergleich.

Und noch eine - vom Onkel-
„Ich hatte das selbst, diese Wissbegier, auf alles einzugehen… Obwohl so etwas nicht oft in der weiblichen Linie zu finden ist; oder es strömt da nur unterirdisch, wie die Flüsse in Griechenland, du weißt – und kommt dann in den Söhnen wieder hervor. Kluge Söhne, kluge Mütter...“ (S. 72)
 
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