Dann fange ich mal an. Ich habe den Roman auch auf dem Reader und hatte heute Nacht mal begonnen....
Sprachlich ist das ja mal wieder etwas ganz Feines
Der erste Teil spielt ja nur an einem einzigen Tag 1835 und in der Tat bekommt man eine ganze Menge Personal geboten. Hoffentlich muss man diese ganze illustre Oberschicht-Gesellschaft nicht abspeichern. Abgehoben finde ich diesen Hang französische Fragmente in die Unterhaltungen einzustreuen, man fand das wohl chic. Vielleicht noch ein Relikt der Liebe zu Napoleon.
Ein gewisses Mitgefühl habe ich für die kleine mittellose Cousine Thilda, die im Hause miterzogen wird, der man aber auch verdeutlicht, dass durchaus Standesunterschiede zwischen ihr und El anderen Kindern existieren. Außerdem isst Thilda "mit dem instinktmäßig ausbeutendem Appetit der armen Verwandten am reichen Freitische..." Armes Kind!
Eine Parallele zu den Effingers ist mir schon aufgefallen
@kingofmusic : auch die Buddenbrooks haben ihr herrschaftliches Haus einem "Pleitegeier" abgekauft. Dietmar Ratenkamp ist "verarmt, heruntergekommen und hat sich davon gemacht." Man war in diesen Zeiten sehr ungnädig mit Geschäftsleuten, deren Misserfolg in der Pleite mündete.
Für zentral halte ich zudem den sich anbahnenden Konflikt mit Gotthold, der weiter oben ja schon skizziert wurde. Jean hat ja zunächst christliche und familiäre Skrupel: "...Eine Familie muss einig sein, muss zusammenhalten, Vater, sonst klopft das Übel an die Tür..." Ist das vielleicht schon ein Omen für den Roman, der den "Verfall einer Familie" im Untertitel trägt?
Bis jetzt stelle ich fest, dass sich dieses Buch im Vergleich zum Zauberberg leichter lesen lässt.