Irgendwie wirkt das Buch mittlerweile anders auf mich, deutlich intensiver, auch der Ton ändert sich etwas.
Ja, seit dem vierten Leseabschnitt ist etwas mehr Tiefe und weniger Drama im Buch. Dadurch, dass man mehr Hintergründe kennt, werden manche Verhaltensweisen plausibel. Wobei natürlich immer noch genug Drama vorhanden ist...
Ich lese den Roman zwar halbwegs interessiert weiter, er ist für mich aber klar Unterhaltung und etwas völlig anderes als z.B. "Der Tag davor" oder "Die Liebe im Ernstfall".
Eher passt es zu "Kleine Feuer überall " oder "Ein einfaches Leben" - bei jenen empfand ich die Sprache aber angenehmer und die "Dramatik" nicht so ausufernd und gefühlsintensiv. Nur um euch mal meine Einordnung zu erklären
Wendy fühlt sich ungeliebt und unverstanden. Was für einen Teenager normal ist, wächst sich bei ihr so recht nicht aus. Ich verstehe nicht, wo sie das Recht hernimmt, ihrer Mutter vorzuwerfen, sie hätte deren Leben ruiniert und sei eine Enttäuschung . Das ist krass! Marilyn wird uns als nervenstarke und multitalentierte Mutter dargestellt, die in den vielen geschilderten Episoden stets ihr Bestes gibt. Sie fühlt sich im Grunde auch in dieser Rolle wohl, sonst hätte sie spätestens Grace nicht mehr bekommen.
Darüber hinaus kümmert sie sich um Haus Hund und den Großvater. David hat "nur" Geld zu verdienen, wird aber auch als fürsorglicher Ehemann und Vater gezeichnet.
Trotzdem ist es schön, dass Mutter und Tochter Wendy in ihren Treffen und Gesprächen besser zueinander finden. Auch Marilyn ist überrascht, als sie erkennt, dass das verstorbene Enkelkind ihren Namen trug.
Natürlich herrscht zu Hause das Chaos. Man kann menschlich nachvollziehen, dass sich David mit Gillian ein paar schöne Abende macht - richtig ist es nicht. Dass daraus aber eine lang andauernde Krise entsteht, zeigt, dass noch mehr in Unordnung sein muss.
Natürlich ist es David anzurechnen, dass er der Versuchung widerstanden hat. Jede Frau würde sich das so von ihrem Mann wünschen
(und umgedreht).
Dass Marilyn die Angelegenheit mit Gillian "klärt" und nicht mit David... nun ja. Für solche Theatralik habe ich wenig über. Die Szene hat auch ein bisschen Hollywood: " Lassen Sie die Hände von meinem Mann." Wäh!
Marilyn muss sich permanent bei ihren Töchtern dafür rechtfertigen, dass sie keine Karriere gemacht hat. Ich denke, das können Kinder auch 20-30 Jahre später schwer nachvollziehen, zumal sie sehen, dass die Mutter wenig Zeit für.sich selbst hat.
Jonah wird gut aufgenommen. Er ist allerdings auch ein dermaßen ausgeglichener, netter Junge.... Das erscheint mir angesichts seiner schweren Biografie recht unglaubwürdig.
Selbst Violet lädt ihn ein, überfordert ihren Gatten allerdings etwas. Da scheint auch ein Gährungsprozess im Gange zu sein...
Grace belügt ihre Eltern mit dem angeblichen Studium und will nicht nach Hause. Mal sehen, wie ihre Liebe sich entwickelt.