Erster Teil

Literaturhexle

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ElisabethBulitta

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Wadern
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Da ich die nächsten Tage in Urlaub fahre, ein paar Sätze zum ersten Teil. Der Anfang dient dazu, die drei Generationen der Familie vorzustellen und bereits auf die Vermögensverhältnisse hinzuweisen.
Im Herbst 1835 setzt die Handlung ein, kurz nachdem das Familienoberhaupt Johann Buddenbrook senior (70 Jahre alt) ein repräsentatives Anwesen in der Lübecker Mengstraße erworben hat und die Ideale seines Standes verkörpert. Er denkt an das Ökonomische, ist sich des Erfolges gewiss und strahlt Vitalität aus.
Der erste Konflikt bahnt sich an: Jean Buddenbrook, Sohn aus 2.Ehe von Johann Buddenbrook konfrontiert den Vater mit einem Brief seines Stiefbruders Gotthold, der aus erster Ehe stammt und finanzielle Ansprüche geltend machen will.
Während Jean aufgrund seiner christlichen Gesinnung überlegt, auf die Forderungen einzugehen, lehnt Johann Buddenbrook senior diese ab, da Gotthold eine nicht standesgemäße Frau geheiratet habe.
Hinzu kommt, dass Johanns erste Frau Josephine bei der Geburt Gottholds gestorben ist. Da er diese sehr geliebt hat, sieht er in Gotthold den Zerstörer seines Glücks, die zweite Ehe ist er aus Vernunft eingegangen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Dann fange ich mal an. Ich habe den Roman auch auf dem Reader und hatte heute Nacht mal begonnen....
Sprachlich ist das ja mal wieder etwas ganz Feines :rolleyes:

Der erste Teil spielt ja nur an einem einzigen Tag 1835 und in der Tat bekommt man eine ganze Menge Personal geboten. Hoffentlich muss man diese ganze illustre Oberschicht-Gesellschaft nicht abspeichern. Abgehoben finde ich diesen Hang französische Fragmente in die Unterhaltungen einzustreuen, man fand das wohl chic. Vielleicht noch ein Relikt der Liebe zu Napoleon.

Ein gewisses Mitgefühl habe ich für die kleine mittellose Cousine Thilda, die im Hause miterzogen wird, der man aber auch verdeutlicht, dass durchaus Standesunterschiede zwischen ihr und El anderen Kindern existieren. Außerdem isst Thilda "mit dem instinktmäßig ausbeutendem Appetit der armen Verwandten am reichen Freitische..." Armes Kind!

Eine Parallele zu den Effingers ist mir schon aufgefallen @kingofmusic : auch die Buddenbrooks haben ihr herrschaftliches Haus einem "Pleitegeier" abgekauft. Dietmar Ratenkamp ist "verarmt, heruntergekommen und hat sich davon gemacht." Man war in diesen Zeiten sehr ungnädig mit Geschäftsleuten, deren Misserfolg in der Pleite mündete.

Für zentral halte ich zudem den sich anbahnenden Konflikt mit Gotthold, der weiter oben ja schon skizziert wurde. Jean hat ja zunächst christliche und familiäre Skrupel: "...Eine Familie muss einig sein, muss zusammenhalten, Vater, sonst klopft das Übel an die Tür..." Ist das vielleicht schon ein Omen für den Roman, der den "Verfall einer Familie" im Untertitel trägt?

Bis jetzt stelle ich fest, dass sich dieses Buch im Vergleich zum Zauberberg leichter lesen lässt.
 

Helmut Pöll

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Abgehoben finde ich diesen Hang französische Fragmente in die Unterhaltungen einzustreuen, man fand das wohl chic.
Scheint so. ich meine mich zu erinnern, irgendwo mal gelesen zu haben, dass seit Ludwig XIV und Versailles Frankreich Vorbild für den Adel Europas war und in den Salons eben Französisch gesprochen hatte. Das findet sich auch in den Romanen Tolstois, die ja oft in adeligen Kreisen spielen. Und das gehobene Bürgertum machte das wohl nach. Wer sich nicht auf Französisch unterhalten konnte, der gehörte in diesen Zeiten in gewissen Kreisen einfach nicht dazu.
 
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Eine illustre und feine Gesellschaft wird hier beschrieben und uns wird damit ein Blick in eine vergangene Zeit ermöglicht. Der erste Leseabschnitt ließ sich ganz gut lesen, der immer wieder einfließende Dialekt ist nicht immer gleich übersetzbar, aber den Sinn bekommt man meist im weiteren Text mit. Das so ins Deutsche einfließende Französisch zeigt die gehobene Stellung der Familie und der Text zeigt uns Vergangenes auf, ein Bild entsteht, ein meist rundes Bild. Aber auch hier gibt es Probleme, Probleme, die der erste Sohn der nunmehr verstorbenen ersten Frau macht. Sollte das hier schon ein Zeichen für einen beginnenden Zerfall sein, denn ich sehe es für diese Zeit ähnlich, wie im Text beschrieben, eine Familie sollte zusammenhalten. Nun gut. Mal schauen wie es weiter geht.

Auch die Beschreibung des Mädchens Thilda hat mich ernster schauen lassen, dieses schubladenhafte Denken ist so etwas typisch Deutsches und auch die Beschreibung der in den Augen der Buddenbrooks tiefer stehenden Menschen, der im Hause arbeitenden Menschen lässt auf schwelende Brände schließen. Brände, die sich irgendwann entladen werden.
 
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Momentan empfinde ich mich noch recht distanziert. Von einem Gefallen des Buches kann noch keine Rede sein. Aber das hat auch mit dem kühlen und berichtenden Ton zu tun. Mal schauen ob mein Empfinden nach und nach ein anderes wird.
 
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Literaturhexle

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Momentan empfinde ich mich noch recht distanziert. Von einem Gefallen des Buches kann noch keine Rede sein. Aber das hat auch mit dem kühlen und berichtenden Ton zu tun. Mal schauen ob mein Empfinden nach und nach ein anderes wird.
Schade. Mich hat das Buch gefangen genommen..allerdings auch nicht im Sinne von : " Ich muss lesen, lesen, lesen." Diese Menschen sind ja auch sehr distinguiert, lassen keine Gefühle zu. Man funktioniert zum Wohle der Familie. Bestimmt werden dich die Buddenbrooks auch noch vollends einfangen.