1. Leseabschnitt: Anfang bis Kapitel 4 (Anfang bis S. 98)

MRO1975

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In den ersten Kapiteln erfahren wir viel über die Mitglieder der Familie Alter. Die Mutter Francine war wohl so etwas wie eine Therapeutin, die ihre gute Stellung aufgegeben hat, damit die Familie nach St. Louis umziehen und Arthur dort eine Stelle als Gastdozent annehmen konnte. Das ist sehr aufopfernd von ihr - vor allem wenn man bedenkt, dass Arthur die erträumte Daueranstellung wohl nie bekommen wird. So sind sie die Frauen...

Zum Zeitpunkt der eigentlichen Handlung ist Francine bereits verstorben. Sie begegnet uns allerdings im Epilog, wo sie ein Ehepaar beraten soll, dessen größtes Problem es ist, dass der Mann gern Latex trägt und sich als Haustier gibt. Mit ihrem neuen Beratungsprofil ist Francine wohl nicht besonders glücklich. Außerdem geht es um „Feuer“, dessen Bedeutung sich mir noch nicht erschließt.

Nach dem Tod der Mutter haben Vater und Kinder nur noch telefonischen Kontakt. Die Kinder Maggie und Ethan leben in New York. Beide führen recht ungewöhnliche Lebensstile. Obwohl Francine ihren Kindern jeweils einen Treuhandfonds vermacht hat, lebt Maggie geradezu ärmlich. Sie schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, weil sie nur ethisch saubere Arbeit verrichten will. Dabei lässt sie sich von ihren Nachhilfeschülern sogar schlagen, weil sie meint, dass das der Preis dafür ist, wenn man Gutes tut. Das zeigt einen übersteigernden Drang zur Selbstbestrafung, der irgendwo seine Ursache haben muss.

Ethan dagegen gibt sein Geld mit vollen Händen aus. Er war früher ein erfolgreicher Unternehmensberater, hat seinen Job aber an den Nagel gehängt und arbeitet gar nicht mehr. Er verschanzt sich zu Hause und fröhnt seiner Kaufsucht. Als Kind musste Ethan einen Gaumenexpander tragen - eine gruselige Beschreibung - ich wusste nicht, dass es so etwas gibt!

In dieser Ausgangssituation trudelt ein Brief des Vaters an die Geschwister ein. Die beiden sollen ihn besuchen, warum ist noch nicht so ganz klar. Jedenfalls beschließen die beiden aus ganz unterschiedlichen Gründen hinzufahren.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Danke, @MRO1975! Gerade habe auch ich meine Gedanken gesammelt und wollte mich an die Zusammenfassung wagen ;)
Schön, jetzt ergänze ich einfach ein bisschen die Dinge, die mir noch wichtig erscheinen.

Der "Epilog" schildert einen Brand vor 15 Jahren, verursacht durch einen Wäschetrockner. Zur selben Zeit therapierte Francine ein äußerst skurriles Ehepaar...
Ethan berichtet seinen Eltern zuvor von seinem Schwulsein, worauf diese aber nicht reagieren, was den Jungen mitnimmt. Diesen Gaumenexpander musste ich mir auch erst einmal im www ansehen.

Bedeutsam fand ich den Gedanken von Francine über Arthur: "Was würde dieser Mann nur ohne mich tun?"

Die Kinder Maggie und Ethan sind irgendwie aus dem Gleis geraten. Kann das nur am Tod der Mutter liegen? Ich finde das krass! Letztlich waren sie schon erwachsen, als sie ihr Mutter verloren. Da muss noch etwas anderes sein.

Maggie hat noch Kontakt zu ihrer Tante Bex (Schwester der Mutter). Diese hat einen unglaublich reichen, typischen Kapitalisten geheiratet. Sie feiern den Sabbat. Die komplette Familie ist jüdisch. Natürlich hat man dort für den beschäftigungslosen Ethan kein Verständnis.

Im 3. Kapitel wird diese seltsame Partnerschaftsapp vorgestellt, die nach dem Kriterium überstandener Traumata und Neurosen Partnersuchende zuordnet (!?!). Sowas gibt es nur in Amerika...

Wie gesagt haben Arthur und seine Kinder wenig Kontakt. Das mag an seinem Verhältnis zu Ulrike liegen. Die Affäre begann einen Tag vor der Brustkrebs-Diagnose seiner Frau.

Die Ehe von Arthur und Francine war zwar nicht glücklich, seine kranke Frau spürt jedoch, dass er eine Geliebte hat - gerade WEIL er sich fürsorglich um sie kümmert.
Francine ist konsequent und vererbt ihr Vermögen ausschließlich den Kindern. Arthur geht leer aus und muss nach Francines Tod das Ausmaß seines Scheiterns erkennen. Seine Frau hat den Laden nicht nur mental, sondern auch mit ihren Einnahmen am Laufen gehalten.

Arthur lebt jetzt bei Ulrike in einer Art Studentenbude. Francine ist seit zwei Jahren tot. Arthur vermisst sein altes Leben und schreibt in diesem Bewusstsein seinen Kindern den besagten Brief. Will er sie um ihr Geld bringen? Diese Vermutung drängte sich mir auf. Ethan hat seins schon verprasst, nur Maggie ist wohlhabend, obwohl sie es nicht sein will.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das Buch ist mit Ernst geschrieben, an manchen Stellen habe ich aber laut aufgelacht. Manche Szenen sind bewusst überzogen dargestellt. Es scheint mir ein sehr amerikanisches Buch zu sein mit beliebten Themen: es gibt psychisch kranke Menschen, Homosexuelle, Arme und (unglaublich) Reiche. Im Fokus die Familie Alter (im Sinne von Veränderung? Wir werden sehen).

Die Geschwister sind sehr einsam. Maggie reibt sich mit ihrer wohltätigen Arbeit auf, lässt sich schlagen, hungert, zieht sich zurück. Als sie Druck ablassen will wegen Arthurs Brief, geht sie zum Exfreund und hat Sex mit ihm...

Ihr Bruder meidet soziale Kontakte, hat seinen Job auf- und sein Geld krankhaft ausgegeben. Beide müssten in Therapie!

Arthur zunächst ein Unsympath, der mehr sein will, als er ist. Der enttäuscht war, nichts geerbt zu haben, der sein Leben nicht im Griff hat. Er ist 65 Jahre alt und hat augenscheinlich keine Versorgung im Alter.

Sehr viele Informationen auf den ersten 100 Seiten. Ich habe aber noch keine Ahnung, wo die Geschichte hinsteuern wird.
 

MRO1975

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Im 3. Kapitel wird diese seltsame Partnerschaftsapp vorgestellt, die nach dem Kriterium überstandener Traumata und Neurosen Partnersuchende zuordnet (!?!). Sowas gibt es nur in Amerika...
Über diese App musste ich auch schmuntzeln. Ich weiß ja, dass man sich im Laufe einer guten Beziehung auch seine Narben zeigt und Traumata erzählt, aber dass das der Anfang einer Beziehung sein soll, ist doch quer.

Bei den Traumata, die Maggie aufzählt, zeigte sich zudem, dass wohl niemand kein Traumata hat. Fast alle Lebenssituationen werden als Trauma eingeordnet...
 

Literaturhexle

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Bei den Traumata, die Maggie aufzählt, zeigte sich zudem, dass wohl niemand kein Traumata hat. Fast alle Lebenssituatio
Aber das ist doch das gängige Bild, das uns von den Amerikanern vermittelt wird: alles ist krankhaft, jede Macke wird pathologisiert und jeder Mensch braucht seinen Psychiater...Und der wird dein Trauma schon finden :eek:
Ohne Therapeut bist du out.
Dieser schreckliche kleine Junge Bruno zieht sich doch auch schon auf seine Krankheit ODD (ich denke sowas wie ADHS) zurück. Er prügelt und schikaniert. Niemand zeigt ihm Grenzen. Er hat halt ODD. Schlimm, sowas!!!!
(Das gibt es in Deutschland allerdings - noch vereinzelt - auch.)
 

MRO1975

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Aber das ist doch das gängige Bild, das uns von den Amerikanern vermittelt wird: alles ist krankhaft, jede Macke wird pathologisiert und jeder Mensch braucht seinen Psychiater...Und der wird dein Trauma schon finden :eek:
Ohne Therapeut bist du out.
Dieser schreckliche kleine Junge Bruno zieht sich doch auch schon auf seine Krankheit ODD (ich denke sowas wie ADHS) zurück. Er prügelt und schikaniert. Niemand zeigt ihm Grenzen. Er hat halt ODD. Schlimm, sowas!!!!
(Das gibt es in Deutschland allerdings - noch vereinzelt - auch.)
Das hast du sehr gut auf den Punkt gebracht! Mir fällt gerade auf, dass „ODD“ die gleichen Buchstaben hat wie „odd“ = seltsam. :p
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ui, hier ist ja schon mächtig was los @Literaturhexle und @MRO1975 :D. Dann reihe ich mich mal kurz ein in diesen munteren Reigen.

Ich hadere momentan noch etwas - bin irgendwie noch nicht angekommen in dem Roman. Man muss teilweise sehr konzentriert lesen, um gewisse (durchaus) schöne und kluge oder auch witzige Sätze "mitzuschneiden", aber allzu viel bleibt (noch) nicht haften. Maggie mit ihrem selbstzerstörerischen Handeln (wenig essen und sich dann wundern, wenn man umkippt, sich vermöbeln lassen) - da krieg ich die Krise - Demut und Mutter Theresa-like hin oder her... Ich bin sehr gespannt, ob es sich noch ändert.
 

Literaturhexle

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da krieg ich die Krise - Demut und Mutter Theresa-like hin oder her... Ich bin sehr gespannt, ob es sich noch ändert.
Es ist halt modern und amerikanisch...
"Willkommen in Lake Success" (dessen Autor dieses Buch ja bewirbt) hatte ich glücklich ausgelassen....:confused:
Ich kann mit so vielen künstlich gestörten Leuten auch schwer umgehen, wo jeder meint, eine Psychose zu haben...
Aber bis jetzt bin ich trotz allem noch dabei und möchte noch kein Urteil Fällen.
 

kingofmusic

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Es ist halt modern und amerikanisch...
"Willkommen in Lake Success" (dessen Autor dieses Buch ja bewirbt) hatte ich glücklich ausgelassen....:confused:
Ich kann mit so vielen künstlich gestörten Leuten auch schwer umgehen, wo jeder meint, eine Psychose zu haben...
Aber bis jetzt bin ich trotz allem noch dabei und möchte noch kein Urteil Fällen.
Ich bleibe auch dabei, keine Frage. Aber bisher reißt es mich noch so gar nicht vom Hocker...:confused: Mal schauen - bin jetzt bei Kapitel 2...(Du siehst - ich komme langsam voran *g*).
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ist wahrscheinlich ein bewusst eingesetztes Wortspiel, welches man im Original bestimmt noch besser "erkannt" hätte - nur so eine Vermutung...
Es handelt sich nicht um ein Wortspiel, diese "Krankheit" existiert, wird aber kontrovers diskutiert: Oppositional Defiant Disorder (ODD)
Sie wirkt sich in Trotz und Wut gegen Autoritäten aus. Wenn man es untersuchen ließe, wären wahrscheinlich viele 2-jährige und Pubertierende betroffen :D

Dieser Junge im Buch scheint weitgehend sich selbst überlassen. Der Vater als Vorbild fällt aus, die Mutter ist unterwegs. Maggie, selbst schwach und gestört, soll es richten. Kein Wunder, dass so ein Kind nach Grenzen und Aufmerksamkeit sucht. Leider findet es die nicht.
 

kingofmusic

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Es handelt sich nicht um ein Wortspiel, diese "Krankheit" existiert, wird aber kontrovers diskutiert: Oppositional Defiant Disorder (ODD)
Sie wirkt sich in Trotz und Wut gegen Autoritäten aus. Wenn man es untersuchen ließe, wären wahrscheinlich viele 2-jährige und Pubertierende betroffen :D

Dieser Junge im Buch scheint weitgehend sich selbst überlassen. Der Vater als Vorbild fällt aus, die Mutter ist unterwegs. Maggie, selbst schwach und gestört, soll es richten. Kein Wunder, dass so ein Kind nach Grenzen und Aufmerksamkeit sucht. Leider findet es die nicht.
Danke - das erklärt einiges...
 
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kingofmusic

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Aber das ist doch das gängige Bild, das uns von den Amerikanern vermittelt wird: alles ist krankhaft, jede Macke wird pathologisiert und jeder Mensch braucht seinen Psychiater...Und der wird dein Trauma schon finden :eek:
Ohne Therapeut bist du out.
Wobei ich mich natürlich schon frage, ob das Bild, was uns hier (in Europa) vermittelt wird, auch wirklich das "reale" ist oder ein von den (a-)sozialen Medien konzipiertes bzw. manipuliertes. Umgedreht ist es wahrscheinlich genauso...:confused:
 
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