Das erste Kapitel heißt Mimmo.
Mimmo ist an einem ersten Sonntag im September geboren und heißt eigentlich Domenico. Interessanterweise wusste der Vater (Giovanni) nicht, dass Mimmo für Domenico steht, interessant deswegen, weil Sonntag auf italienisch domenica heißt.
Mimmos Vater ist ein Schlitzohr, betrügt seine Kunden mit einer getürkten Waage.
Aber am meisten bewegt die Erzählung rund um Mimmos Freund Cristofaro, der täglich von dessen Vater misshandelt wird. Alle im Borgo Vecchio wissen das, die Mutter versteckt ihre eigenen blauen Flecken unter Make up. Niemand hilft, setzt sich ein. So etwas macht mich rasend.
"Nanà" ist ein abgehalftertes Pferd, das Giovanni gewinnbringend bei rennen einsetzten will. Giovanni ist ein mieser Aufschneider und profiliert sich mit dem Gaul. Hier geht der Erzähler zurück in der Geschichte,erinnert an Erlebnis von Mimmo und Cristofaro im Sommer. Nach einem Ausflug zum Meer ließen sich die beiden von einem Kutscher mitnehmen. Das Pferd war Nana. Cristofaro hatte seinem Vater Geld aus der Börse genommen, was er noch bereuen wird. Die Jungs überlegen, wie zu Geld kommen könnten, um Toto zu engagieren, dass dieser Cristofaros Vater tötet. Da ist ganz viel Traurigkeit und Verzweiflung in dem Roman. Cristofaro klaut einem fremden Kind "goldene Schuhe". diesem Kind begegnen sie auf der Heimfahrt im Bus. [zitat]Ein Kind. Ab und zu ein Schluchzer und eine Träne. er wackelte mit den Zehen, als tasteten sie nach den Schuhen.[/zitat]
Solche Sätze berühren mich.
Die Szene mit dem Kutscher, als er die schlafenden Jungs betrachtet, war mir dann fast schon zu salbungsvoll.
Zum Schluss des Kapitels lernen wir noch Celeste und ihre Mutter Carmela, die Prostituierte des Viertels kennen. Carmela liebt "himmelblau", weil die Madonna einen Mantel in dieser Farbe trägt. Die Muttergottes und die Hure, und so einfach scheint das Frauenbild im Borgo Vecchio.
Ich musste dann tatsächlich nachschlagen was "aus Daffke" bedeutet. Das habe ich noch nie gehört oder gelesen, scheint mir von der Übersetzerin auch etwas seltsam, einen offensichtlich norddeutschen Begriff zu verwenden.
Ich würde das Buch auch gerne besser örtlich und zeitlich einordnen können. Wo der Borgo Vecchio liegt habe ich nicht herausfinde können. Zeitlich sollte es zumindest nach der Euro Einführung liegen, denn mit 10 Lire, wären die Jungs am Strand nicht sehr weit gekommen.
Im Grunde spielt es für die Geschichte keine große Rolle, aber ich mag ein Buch ganz gern verankern können.