Ich habe gerade das Buch beendet. Der letzte Teil bringt nochmal eine Neuerung. Wir verlassen den bisherigen Schauplatz des Geschehens und begleiten den Autor auf Recherchereise nach Memphis, an den Ort des Attentats. Dabei ist deutlich erkennbar: Recherchearbeit ist für ihn das Zusammentragen von "Informationsteilchen" (497). Es ist eine fast museale Arbeit, in der Molina auch vollkommen Nebensächliches aufgreift und an den Leser weitergibt, wenn er es denn in einen Zusammenhang bringen kann mit seinem Rechercheobjekt. Und das tut er sehr oft in rein aufzählender, hintereinander stellender Weise. So erfahren wir etwa auf S. 499 innerhalb eines einzigen Abschnitts so sensationelle Dinge wie:
- Ray trug sein Geld in der Hosentasche statt im Portemonnaie,
- er strich sich übermäßig viel Brillantine ins Haar ,
- er singt unter der Dusche
- die Blutlache Kings breitete sich weit aus,
- Ray ließ Straßenkarten aus dem ganzen Südosten im Hotelzimmer zurück(und zwar Gratisexemplare, wie man sie in Tankstellen bekommt).
Ich gebe zu, dass dieses museale Recherchieren und das literarische Weitergeben davon für mich sperrig und mühsam daherkommt. Ich sehne mich nach Sinnstiftung, nach klärenden Gedanken und Ideen zum Geschehen und habe nicht so viel Vergnügen an dieser Detailvielfalt und -verliebtheit. Gleichwohl erkenne ich an, dass diese Details mich auch im Lesefluss gehalten haben. Molinas Schreibstil hat irgendetwas, dem ich noch auf den Grund kommen möchte. Ich lasse mir deshalb ein paar Tage Zeit für das Fazit und die Rezension.