1. Leseabschnitt: Anfang bis Kapitel 8 (Anfang bis S. 92)

Leseglück

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7. Juni 2017
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Ich habe jetzt erst die ersten zwei Kapitel gelesen aber ich muss jetzt schon sagen wie toll ich den Schreibstil finde! Der Autor beschreibt die Liebe von Michael zu seinem Bruder und die Trauer nach dessen Tod mit genau den richtigen Worten. Nicht zu viel Gefühl, aber auch nicht zu wenig. Dieser schmale Grad, zwischen zu unterkühlt und zu gefühlsvoll gelingt oft nicht - aber hier ist es bisher perfekt gelungen -für meinen Geschmack.

Ich bin jetzt an der Stelle, an der Michael nach Paris geht - mal sehen wie es weiter geht.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Dieser schmale Grad, zwischen zu unterkühlt und zu gefühlsvoll gelingt oft nicht - aber hier ist es bisher perfekt gelungen -für meinen Geschmack.
.
Das sehe ich auch so. Es ist ein großes Kunststück, Emotion so verhalten zu transportieren. Da steckt ganz viel Gefühl in Michel, es ist unter der Oberfläche ganz genau zu spüren. Er hat vielleicht auch nie gelernt, Gefühle auszudrücken und genau dieses Unvermögen vermittlet Chalandon ganz großartig.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das ist endlich mal wieder Literatur vom Feinen! (Zur Erklärung: mit meinen letzten Büchern war ich nicht allzu glücklich ;))

Wie auch @Leseglück bemerkt, ist die Sprache fantastisch: ganz ruhig berichtet der Ich-Erzähler seine Erinnerungen an seinen Bruder. Da steckt so viel tiefes Gefühl in den Sätzen. Mancher davon hallt nach:
[zitat]Noch nie war ich so stolz.[/zitat]
[zitat]Am Ende wurde auch mein Bruder vom Schacht verschluckt, wie alle hier[/zitat]
[zitat]Seine Söhne waren seine Welt.[/zitat]
[zitat]Da stand Stolz gegen Stolz.[/zitat]
und so weiter....

Der Erzähler bricht nach Paris auf, er erträgt die Blicke der Überlebenden nicht mehr. Viel hat er schon erlebt: seine intakte Familie wurde durch den Tod des Bruders und kurze Zeit später durch den des Vaters zerstört. Die Mutter flieht in Folge, verlässt den Hof/die Scholle. Michel bleibt allein bei dem alten Mechaniker-Ehepaar, die ihm ein neues Zuhause bieten.

Ich bin tief beeindruckt von diesen ersten zwei Kapiteln und wage die Prognose, dass dieses Buch für mich ein Highlight wird.
 

ulrikerabe

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Das ist endlich mal wieder Literatur vom Feinen! (Zur Erklärung: mit meinen letzten Büchern war ich nicht allzu glücklich ;))


Ich bin tief beeindruckt von diesen ersten zwei Kapiteln und wage die Prognose, dass dieses Buch für mich ein Highlight wird.

Ich kann dir da voll beipflichten. Ich habe in der letzten Zeit auch bei ein paar Büchern daneben gegriffen. Und hier habe ich wieder ein begeisterungswürdiges Buch vor mir.

Hat wer von euch scon das Interview mir Chalandon angeschaut, das @Renie hier verlinkt hat. Diese Wut, von der er erzählt, die steckt so tief in Michel, dem Alter ego des Autors. Es sind 40 Jahre vergangen und immer noch schwelt diese Wut. Dabei ist Michel absolut empfindungsfähig. Da ist eine ganz besondere Liebe zu seiner Frau. Und auch umgekehrt, Ceciel, die sein Kohleherz liebte. Ach, diese Bilder!

"Mein Leben lang war Liévin mein Passwort. Und der Tod meines Bruders mein Passwort"

Es ist auch eine enorme Bürde, die die Eltern dem jugendlichen Michel aufladen. "Zeuge keine Kinder" "Nimm Rache" Das belastet lebenslang.

Auch wie der Vater geschildert wird, das berührt mich unheimlich. Wie er jeden Abend sein Werk (die Felder, den Hof) betrachtet, als wäre es sein Kind und am Tod des einen Kindes zerbricht.

Und die drei schwarzumrandeten Fotos, der Onkel, der Bruder, der Vater und zwei Rahmen, die noch warten...
 

Renie

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19. Mai 2014
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Da dieses Buch für mich ein Herzensbuch war, bei dem ich noch gebangt habe, ob wir hier eine Leserunde zusammenkriegen, freue ich mich umso mehr, dass Euch dieser Roman gefällt. Die Schreibe von Sorj Chalandon ist wirklich einzigartig. Der Mann kann Stimmungen transportieren, die bis ins Mark gehen.
Von ihm gibt es den Ausspruch:
"Jedes meiner Bücher entspricht einer Wunde."
Und ich nehme es ihm ab. Ich habe von ihm den autobiografischen Roman "Mein fremder Vater" gelesen. Der hat mich umgehauen. Daher war ich so wild auf "Am Tag davor".
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Der erste Teil des Romans war einfach berauschend schön. Der Autor vermittelt mit nur wenigen Worten eindrücklich den Charakter einer ganzen Gesellschaft. Der Stolz der Bergleute bei allem Elend der Arbeitsbedingungen tritt dabei sehr deutlich hervor, ausgedrückt zB in der Art wie Michel das "Hasenbrot", das ihm sein Bruder von unter Tage mitgebracht hat, zelebriert. Das ist einfach klasse.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Die Geschichte haut mich gerade fast um. Unglaublich, wie die Arbeitsbedingungen in den 1970er Jahren noch gewesen sind, wie verantwortungslos die Obrigkeit (der Französische Staat, denn wenn ich es richtig verstanden habe war die Grube Staatseigentum, oder?) mit ihren Arbeitern umging. Die äußerst dramatische Entwicklung, die so sacht und alltäglich beginnt, die Bewunderung von Michel für seinen großen Bruder Joseph, sein Stolz am Abend vor dem Unglück, hält mich völlig im Bann. Und obwohl man bereits zu Beginn des Romans weiß, dass Jojo nicht überlebt bange ich gemeinsam mit der Familie vor dem Tor der Zeche, hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Mutlosigkeit.
Der ganze erste Abschnitt ist für mich geprägt von Abschied für Michel. Abschied vom Bruder, von seiner Lebenslust, von Vater, von der Mutter, später von seiner Frau und nach deren Tod von seinem bisherigen Leben, um sich an der Zeche zu rächen.
Am Ende des ersten Abschnitts liegt das Augenmerk auf denn Ursachen für das Unglück, auf der Ungerechtigkeit, die den toten Kumpel und ihren Familien widerfährt (von Unternehmensseite, von den Behörden aber auch aus den Reihen der Bergbaukolonie durch Neid auf das nur durch Tränen verdiente Geld). Diese Art des kapitalistischen Denkens, diese schreiende Ungerechtigkeit sind wir heute so offensichtlich (und ich auch damals) nicht gewohnt, man fühlt sich fast ein wenig an die Anfangszeiten der industriellen Revolution mit unmenschlichen Arbeitsbedingungen erinnert. Aber das war wohl damals das Markenzeichen des Bergbaus unter Tage, oder?

Ich bin übrigens im ehemaligen Osten aufgewachsen, in unserer Nähe wurde Bergbau unter Tage betrieben, und ich bilde mir ein, dass es hier nicht so schlimm gewesen ist. Aber ich war damals noch klein und es kann sein, dass ich mich irre.

Stilistisch ist das Buch für mich eine meisterhaft gelungene Mischung aus journalistischer Berichtserstattung und erzählendem Romanstil.
Alles ist überschattet von Trauer, Härte, Zorn und Wut, ohne dass dies tatsächlich aus jedem Satz sprudelt, sondern unter der Wehmut und der Verzagtheit von Michel, dem Bruder des getöteten Joseph, brodelt. Ich habe selten sprachlich derart klar und auf den ersten Blick sachlich-kalte Sätze mit soviel versteckten Emotionen, die geweckt werden und deutlich spürbar sind, gelesen. Das ist einfach nur grandios.
Mir gefällt ausgezeichnet, dass man sich den Hergang der Unglücks im Bergwerk 1974, den Lebensweg von Michel, so voller Trauer und manchmal sogar Dumpfheit, und das Sterben seiner geliebten Frau Cécile erst allmählich erarbeiten muss. Was sich ganz am Anfang des Buches ein wenig wie eine fast normale Familiengeschichte liest schlägt rasant um in ein Kammerspiel voller Trauer, Frust und Einsamkeit. Ganz kurze Sätze, die am Ende von Abschnitten teils als Cliffhänger die Normalität durchbrechen und zerstören sorgen dafür, dass man auch als Leser schnell keine Ruhe mehr findet und fast angstvoll weiter liest.

Ich habe anfangs einen kleinen Moment gebraucht, um die verschiedenen Zeitstränge zu ordnen, bis ich mich an Chaladons Stil, thematisch und nicht zeitlich zu bündeln, gewöhnt habe. Das ist für mich etwas ungewöhnlich, gefällt mir aber sehr, dass er sich nicht der aktuell so angesagten stilistischen Methode mit zwei oder drei Zeitebenen und dem Kapitelweisen Springen unterwirft, sondern gemäß den Kapitelüberschriften über Themengebiete in ganz unterschiedlichen Zeitebenen (zwei Hauptebenen) schreibt.

Ich habe übrigens vor vielen Jahren an einer TU Bergakademie studiert (im Aufbaustudium) und kenne daher ein paar Bergbaubegriffe, aber sehr hilfreich ist mir das hier gewesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bergmannssprache

Hier sieht man beispielsweise, was mit hydraulischem Schildausbau gemeint ist und kann sich manches in den extra Artikeln anschauen, wenn man möchte.

Erstaunlich für mich ist es übrigens, dass man zum Grubenunglück in der Zeche Saint-Amé ziemlich intensiv suchen muss, um ein paar Informationen zu bekommen.
 
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KrimiElse

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Das ist endlich mal wieder Literatur vom Feinen! (Zur Erklärung: mit meinen letzten Büchern war ich nicht allzu glücklich ;))

Wie auch @Leseglück bemerkt, ist die Sprache fantastisch: ganz ruhig berichtet der Ich-Erzähler seine Erinnerungen an seinen Bruder. Da steckt so viel tiefes Gefühl in den Sätzen. Mancher davon hallt nach:
[zitat]Noch nie war ich so stolz.[/zitat]
[zitat]Am Ende wurde auch mein Bruder vom Schacht verschluckt, wie alle hier[/zitat]
[zitat]Seine Söhne waren seine Welt.[/zitat]
[zitat]Da stand Stolz gegen Stolz.[/zitat]
und so weiter....

Der Erzähler bricht nach Paris auf, er erträgt die Blicke der Überlebenden nicht mehr. Viel hat er schon erlebt: seine intakte Familie wurde durch den Tod des Bruders und kurze Zeit später durch den des Vaters zerstört. Die Mutter flieht in Folge, verlässt den Hof/die Scholle. Michel bleibt allein bei dem alten Mechaniker-Ehepaar, die ihm ein neues Zuhause bieten.

Ich bin tief beeindruckt von diesen ersten zwei Kapiteln und wage die Prognose, dass dieses Buch für mich ein Highlight wird.
Schön, dass alle hier genau wie ich so begeistert vom Buch und ganz besonders von der Sprache sind. Ich habe gestern vieles einfach liegen gelassen (das wird mir nächste Woche auf die Füße fallen, aber egal), um weiter lesen zu können.

Ich hatte letzte Woche allerdings mehr Glück mit Büchern als du...dafür weniger Zeit zum Lesen.
 
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Literaturhexle

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Die Geschichte haut mich gerade fast um. Unglaublich, wie die Arbeitsbedingungen in den 1970er Jahren noch gewesen sind, wie verantwortungslos die Obrigkeit (der Französische Staat, denn wenn ich es richtig verstanden habe war die Grube Staatseigentum, oder?) mit ihren Arbeitern umging. Die äußerst dramatische Entwicklung, die so sacht und alltäglich beginnt, die Bewunderung von Michel für seinen großen Bruder Joseph, sein Stolz am Abend vor dem Unglück, hält mich völlig im Bann. Und obwohl man bereits zu Beginn des Romans weiß, dass Jojo nicht überlebt bange ich gemeinsam mit der Familie vor dem Tor der Zeche, hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Mutlosigkeit.
Der ganze erste Abschnitt ist für mich geprägt von Abschied für Michel. Abschied vom Bruder, von seiner Lebenslust, von Vater, von der Mutter, später von seiner Frau und nach deren Tod von seinem bisherigen Leben, um sich an der Zeche zu rächen.
Am Ende des ersten Abschnitts liegt das Augenmerk auf denn Ursachen für das Unglück, auf der Ungerechtigkeit, die den toten Kumpel und ihren Familien widerfährt (von Unternehmensseite, von den Behörden aber auch aus den Reihen der Bergbaukolonie durch Neid auf das nur durch Tränen verdiente Geld). Diese Art des kapitalistischen Denkens, diese schreiende Ungerechtigkeit sind wir heute so offensichtlich (und ich auch damals) nicht gewohnt, man fühlt sich fast ein wenig an die Anfangszeiten der industriellen Revolution mit unmenschlichen Arbeitsbedingungen erinnert. Aber das war wohl damals das Markenzeichen des Bergbaus unter Tage, oder?

Ich bin übrigens im ehemaligen Osten aufgewachsen, in unserer Nähe wurde Bergbau unter Tage betrieben, und ich bilde mir ein, dass es hier nicht so schlimm gewesen ist. Aber ich war damals noch klein und es kann sein, dass ich mich irre.

Stilistisch ist das Buch für mich eine meisterhaft gelungene Mischung aus journalistischer Berichtserstattung und erzählendem Romanstil.
Alles ist überschattet von Trauer, Härte, Zorn und Wut, ohne dass dies tatsächlich aus jedem Satz sprudelt, sondern unter der Wehmut und der Verzagtheit von Michel, dem Bruder des getöteten Joseph, brodelt. Ich habe selten sprachlich derart klar und auf den ersten Blick sachlich-kalte Sätze mit soviel versteckten Emotionen, die geweckt werden und deutlich spürbar sind, gelesen. Das ist einfach nur grandios.
Mir gefällt ausgezeichnet, dass man sich den Hergang der Unglücks im Bergwerk 1974, den Lebensweg von Michel, so voller Trauer und manchmal sogar Dumpfheit, und das Sterben seiner geliebten Frau Cécile erst allmählich erarbeiten muss. Was sich ganz am Anfang des Buches ein wenig wie eine fast normale Familiengeschichte liest schlägt rasant um in ein Kammerspiel voller Trauer, Frust und Einsamkeit. Ganz kurze Sätze, die am Ende von Abschnitten teils als Cliffhänger die Normalität durchbrechen und zerstören sorgen dafür, dass man auch als Leser schnell keine Ruhe mehr findet und fast angstvoll weiter liest.

Ich habe anfangs einen kleinen Moment gebraucht, um die verschiedenen Zeitstränge zu ordnen, bis ich mich an Chaladons Stil, thematisch und nicht zeitlich zu bündeln, gewöhnt habe. Das ist für mich etwas ungewöhnlich, gefällt mir aber sehr, dass er sich nicht der aktuell so angesagten stilistischen Methode mit zwei oder drei Zeitebenen und dem Kapitelweisen Springen unterwirft, sondern gemäß den Kapitelüberschriften über Themengebiete in ganz unterschiedlichen Zeitebenen (zwei Hauptebenen) schreibt.

Ich habe übrigens vor vielen Jahren an einer TU Bergakademie studiert (im Aufbaustudium) und kenne daher ein paar Bergbaubegriffe, aber sehr hilfreich ist mir das hier gewesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bergmannssprache

Hier sieht man beispielsweise, was mit hydraulischem Schildausbau gemeint ist und kann sich manches in den extra Artikeln anschauen, wenn man möchte.

Erstaunlich für mich ist es übrigens, dass man zum Grubenunglück in der Zeche Saint-Amé ziemlich intensiv suchen muss, um ein paar Informationen zu bekommen.
Ich bin völlig angetan von deiner Zusammenfassung und unterschreibe sie komplett!
Es ist tragisch, dass der Erzähler so vom Tod betroffen ist. Ebenso, dass der Vater keinen anderen Ausweg sah, als sich das Leben zu nehmen und seine Nächsten entsprechend damit zu konfrontieren und weiterleben zu lassen. Ganz offensichtlich hat auch er den Grubentod seines Bruders nie verwunden.
Die Mutter fordert das irrsinnige Versprechen, dass ihr jüngerer Sohn nie ein Kind zeugen soll, woran der sich auch zu halten scheint. Brutal: ein Kind ist Leben, dass aus den Ruinen blüht und auch wieder Freude hätte bringen können.

Aufgefallen ist mir der Begriff Schicksal in unterschiedlichen Zusammenhängen:
Was heißt hier Schicksal, du Trottel? (56)
Schicksal gibts nicht, wir wollen die Wahrheit (67)
Schicksal gibt's nicht. Die Chefs nennen es Profit. (85)
In Folge wird der Erzähler diesem "Schicksal" nachspüren.

Ich genieße jede Zeile dieses Romans, werde aber auch erst am Abend zum Lesen kommen.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Der erste Teil besticht wirklich durch die Stimmung von Stolz und Würde, die Chalandon mit einer ganz tollen Sprache und Wortwahl ganz hervorragend vermittelt. Die landwirtschaftlich geprägte Region schaut mit Verwunderung aber eben auch mit Stolz mit Mitgefühl auf diesen als Fremdkörper der Region eingepflanzten Bergbau. Nach Germinal von Zola ist diese Welt literarisch wohl nicht mehr so intensiv aufgegriffen worden. Als Kind eines Bergmanns und Kind des Ruhrgebiets fühle ich mich da sehr ergriffen und bewegt. Und bin sehr froh, dass es diese Leserunde gibt.
 

Leseglück

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7. Juni 2017
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zB in der Art wie Michel das "Hasenbrot", das ihm sein Bruder von unter Tage mitgebracht hat, zelebriert. Das ist einfach klasse.

Ich habe als Kind immer mal wieder ein "Hasenbrot" gegessen. Es war das Brot das mein Opa von der Feldarbeit abends wieder mit nach Hause gebracht hatte. Ich dachte immer, dass so ein Brot nur bei uns im Dorf so genannt wurde.
Das Hasenbrot hat mir übrigens immer gut geschmeckt, es war schön durchgezogen, matschig und saftig. :)
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Das Hasenbrot hat mir übrigens immer gut geschmeckt, es war schön durchgezogen, matschig und saftig.
Ich hatte auch ein Deja vue (?):
Mein Vater arbeitete im Schichtdienst. Tatsächlich haben mein Bruder und ich die übrig gebliebenen Brote immer gerne verzehrt, besonders die aus der Nachtschicht :)
Eine sehr liebevolle Beschreibung für ein Stückchen Kindheitserinnerung:rolleyes:
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ich habe als Kind immer mal wieder ein "Hasenbrot" gegessen. Es war das Brot das mein Opa von der Feldarbeit abends wieder mit nach Hause gebracht hatte. Ich dachte immer, dass so ein Brot nur bei uns im Dorf so genannt wurde.
Das Hasenbrot hat mir übrigens immer gut geschmeckt, es war schön durchgezogen, matschig und saftig. :)
Oh wow, du kennst das und es gibt das Hasenbrot noch in anderen Bereichen (woher kommt der Begriff eigentlich? Haben das die Hasen bekommen, wenn die Kinder nicht wollten?)...ich hatte das Wort zuvor noch nie gehört. Als Erwachsene hört es sich für mich nicht lecker an, aber Kindheitserinnerungen sind eine völlig andere Kategorie, und im Roman kommt genau das auch so genial rüber.
 
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