Dritter Teil: In Melchester

kingofmusic

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"Der letzte Satz von Dir bzgl. theologischer Begeisterung wird am Anfang des 3. Abschnittes noch mal etwas deutlicher hervorgehoben."

@Literaturhexle Das ist der Abschnitt den ich meine [zitat]Der alte, in der Vision von einem Bistum gipfelnde Traum war keineswegs moralischer oder theologischer Begeisterung entsprungen, sondern einem durch ein Chorhemd kaschierten weltlichen Ehrgeiz. Jude hegte den Verdacht, dass er seinen ganzen, ursprünglich durchaus auf edelmütigen Motiven geschmiedeten Plan mittlerweile nur noch wegen einer sozialen Unzufriedenheit verfolgte und dass diese Unzufriedenheit ihm von der Gesellschaft aufgedrängt worden war.[/zitat]
 
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Literaturhexle

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"Der letzte Satz von Dir bzgl. theologischer Begeisterung wird am Anfang des 3. Abschnittes noch mal etwas deutlicher hervorgehoben."

@Literaturhexle Das ist der Abschnitt den ich meine [zitat]Der alte, in der Vision von einem Bistum gipfelnde Traum war keineswegs moralischer oder theologischer Begeisterung entsprungen, sondern einem durch ein Chorhemd kaschierten weltlichen Ehrgeiz. Jude hegte den Verdacht, dass er seinen ganzen, ursprünglich durchaus auf edelmütigen Motiven geschmiedeten Plan mittlerweile nur noch wegen einer sozialen Unzufriedenheit verfolgte und dass diese Unzufriedenheit ihm von der Gesellschaft aufgedrängt worden war.[/zitat]
Ja, der fasst alles noch einmal sehr gut zusammen. Ich bin jetzt AUF Seite 210 ;)
 

Literaturhexle

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Dieser Abschnitt hat sich für mich etwas im die Länge gezogen: die Flucht Sues war noch spannend Auch wie die Mädchen in Streik traten, um ihr zu helfen.

Jude nimmt sie natürlich bei sich auf und trocknet ihre Sachen. Er scheint völlig vernarrt in sie zu sein. Sie selbst schildert sich als eher gefühlskalt und primär an platonischer Beziehung interessiert. Viele Seiten lang besprechen die beiden ihre Beziehung, beichten ihre bisherigen Beziehungen, die in Ehe und Verlöbnis mündeten. Sie trennen sich und treffen sich immer wieder. Jude leidet, insbesondere, als Sue den alten Schulmeister Phillotson heiratet.

Etwas später trifft Jude seine Frau Arabella wieder. Beide verbringen eine zutiefst eheliche Nacht miteinander. Herrlich, wie prüde das beschrieben wird :)

Es ist schon bitter, dass man seinerzeit aus einer Ehe nicht legal wieder herauskam. Dadurch ist Jude gebunden und hatte keine Chance, seiner Geliebten ein ernsthaftes Angebot zu machen. Und das, obwohl seine Frau IHN verlassen hatte.

Auch Sue räumt ein, dass sie unglücklich verheiratet ist. Sie bittet Jude, sie zu besuchen. Jude schöpft erneut Hoffnung. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass Sue sich nicht wirklich verlieben kann. Vielleicht ist doch etwas an dem Familienfluch dran?

Welche Rolle wird Arabella einnehmen? Sie ist sicher eine ziemlich skrupellose Person und hat nicht annähernd die moralischen Vorstellungen ihren Mannes. Es hat mich gewundert, dass Jude so bereitwillig mit ihr die Nacht verbracht hat... Männer :p!
 

kingofmusic

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Ich bin entsetzt über deine letzte Bemerkung :eek::D:p. Aber du hast Recht: Männer können den "geschickt" eingesetzten Reizen einer Frau meist schlecht oder gar nicht widerstehen :rolleyes::D.
Ansonsten teile ich deine Einschätzung bzgl. "in die Länge ziehen" - es ist ein sehr gefühlsbetonter Abschnitt mit wenig Drive und kaum schönen, zitierbaren Absätzen. Mal sehen, wie der nächste Abschnitt wird.
 
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Literaturhexle

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Männer können den "geschickt" eingesetzten Reizen einer Frau meist schlecht oder gar nicht widerstehen :rolleyes::D.
Was tut ihr mir leid! *schnief* ;)
Ansonsten teile ich deine Einschätzung bzgl. "in die Länge ziehen" - es ist ein sehr gefühlsbetonter Abschnitt mit wenig Drive und kaum schönen, zitierbaren Absätzen.
Da bin ich froh. Ich hatte schon die Befürchtung, etwas zu überlesen. Man driftet bei zu wenig "Drive" auch manchmal ein bisschen ab.
 
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kingofmusic

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So "unscheinbar" dieser Abschnitt war, hat er es doch (schätze ich) faustdick hinter den Ohren. Ich hab gerade noch einmal darüber nachgedacht und kann mir gut vorstellen, dass in der Nacht mit Arabella das passiert ist, was zum (vom Buchrücken bekannten) und uns bisher nicht bekannten gemeinsamen Sohn führt. :rolleyes::D. Diese prüde Beschreibung erinnert mich auch etwas an Henry James ;).
 

Literaturhexle

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dass in der Nacht mit Arabella das passiert ist, was zum (vom Buchrücken bekannten) und uns bisher nicht bekannten gemeinsamen Sohn führt.
Davon gehe ich zunächst auch aus. Aber bei Arabella weiß man nie, ob diese Nacht nicht kühne Berechnung war. Vielleicht ist sie schon schwanger gewesen und hat sich zu diesem Zweck einen moralisch integren Zweitvater gesichert. DNA-Tests gab es ja wohl noch nicht...
Klappentexte sind schon so eine Sache: Wenn er recht hat, müsste Arabella ja wieder zurück nach Australien gehen. Im Moment ist sie aber in Engelland...
 

kingofmusic

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Ja. Es gibt ja auch viele Anspielungen auf Texte und Gedichte. Das führt mir aber zu weit, obwohl ich für das Glossar am Ende des Buches sehr dankbar bin!
Ich auch, obwohl ich da selten während der Lektüre reingucke. Manche Dinge schlage ich mal nach, wenn sie mich besonders interessieren; ansonsten lese ich sie später noch einmal und versuche dann, sie mit den Textstellen in Verbindung zu bringen. Einfacher, aber auch unübersichtlicher wären Fußnoten...
 

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Es ist wirklich viel passiert in diesem Abschnitt. Ich fand ihn viel gefälliger als die vorherigen.

Die Szene, in der Jude beichtet, bereites verheiratet zu sein, war sehr aufschlussreich. Sue war wirklich verstimmt, wodurch deutlich wurde, dass sie keine rein platonischen Gefühle für Jude hegte, wie sie ihm und sich selbst bis dahin vorgemacht hat. Ansonsten hätte es ihr ja egal sein können, war es aber nicht! Ich glaube auch, dass Sue aus Trotz in die Ehe mit P eingewilligt hat. Dass Jude ihr Brautvater sein sollte, war ihre kleine Rache dafür, dass er ihre Gefühle verletzt hat. Nun muss sie selbst unter ihrer Entscheidung leiden.

Die gemeinsame Nacht von Jude und Arabella hat mich anfangs auch gewundert. Ich habe das dann aber abgelegt, weil ich mir denke, dass Männer/Jude da einfach eine andere Einstellung haben als Frauen. Und Arabella hatte bestimmt Hintergedanken dabei. ;)

Ansonsten ist die Situation jetzt so verfahren wie es nur geht. Ich bin gespannt, wie die beiden zueinander finden.
 
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Was ich sehr interessant finde, ist das Frauenbild in diesem Buch, Arabella ist absolut berechnend, die Tante Drusilla steht auch mit beiden Füssen auf dem Boden und Sue wirkt auch nicht wirklich schüchtern oder mädchenhaft, weiß eigentlich auch ganz gut was sie will oder eben nicht. Sie wirken alle recht forsch. Hier wirkt eher Jude nachdenklich und schüchtern und sehr lieb, lässt viel mit sich machen. Wirkt genau anders als ich dies erwartet hätte.

Hierzu passt auch folgendes Zitat:
"Frauen waren in solchen Angelegenheiten anders als Männer. Waren sie denn nicht empfindsamer, wie vermutet, sondern dickhäutiger und weniger romantisch; oder heldenhafter?" S.253
 
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Ebenfalls interessant finde ich dieses Bild der Liebe, so voller ungesagter Gedanken, so voller ungesagter Gefühle. Die Gepflogenheiten der Zeit prägen die Menschen, es ist richtig was Sitte und Moral gebieten. Aber wenn ich dies lese, frage ich mich was die Menschen wirklich empfunden haben. Ich gehe mal einfach davon aus, dass die Liebe jeden Menschen mal umhaut. Das gibt es heute und das gab es sicher auch damals. Aber wie ist damit umgegangen worden? Also wirklich.
Dieses ist ein Roman, der dieses Thema in Ansätzen beschreibt, in einem Roman, der 1895 geschrieben wurde, in einer Art geschrieben wurde, wie damals auf dieses Thema geschaut wurde, wobei Thomas Hardy hier schon provoziert hatte.
Aber wie ist das Thema Liebe damals empfunden worden? In dieser Sprache, in dieser Art, oder ist dies nur die literarische Form, die Form, die zu Papier gebracht werden durfte?
 
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Auch Sue räumt ein, dass sie unglücklich verheiratet ist. Sie bittet Jude, sie zu besuchen. Jude schöpft erneut Hoffnung. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass Sue sich nicht wirklich verlieben kann. Vielleicht ist doch etwas an dem Familienfluch dran?

Welche Rolle wird Arabella einnehmen? Sie ist sicher eine ziemlich skrupellose Person und hat nicht annähernd die moralischen Vorstellungen ihren Mannes. Es hat mich gewundert, dass Jude so bereitwillig mit ihr die Nacht verbracht hat... Männer :p!
Sue empfand ich auch manchmal etwas berechnend, manchmal wirkt sie wieder liebend, sie schwankt in ihrem Verhalten.

Und das Jude die Nacht mit ihr verbringt hat mich ebenso gewundert. Passt auch meiner Meinung nicht zu diesem überaus moralisch gezeichnetem Charakter.
 
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Die Szene, in der Jude beichtet, bereites verheiratet zu sein, war sehr aufschlussreich. Sue war wirklich verstimmt, wodurch deutlich wurde, dass sie keine rein platonischen Gefühle für Jude hegte, wie sie ihm und sich selbst bis dahin vorgemacht hat. Ansonsten hätte es ihr ja egal sein können, war es aber nicht! Ich glaube auch, dass Sue aus Trotz in die Ehe mit P eingewilligt hat. Dass Jude ihr Brautvater sein sollte, war ihre kleine Rache dafür, dass er ihre Gefühle verletzt hat. Nun muss sie selbst unter ihrer Entscheidung leiden.
Ich habe immer wieder den Eindruck als würde Sue mit ihm/mit seinen Gefühlen spielen, ihn irgendwie lenken.
 
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