2. Leseabschnitt: S. 84 (Für den Padre) bis S. 160

KrimiElse

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Die Geschichten aus dem Leben voller Betrügereien sind schon ziemlich skurril, unsympathisch, zynisch. Und auch wenn im Fall von Herrn Bauer (Müller) das Schicksal für sein Glück sorgte ist es durchaus gerechtfertigt, das Handeln des Stotterers verachtenswert zu finden, zumindest im Falle seiner unschuldigen Opfer.
Mit älteren Damen hat er es ja offenbar. Erst bei Mutter Spackmann untergekommen, indem er ihren mütterlichen fürsorglichen Instinkt und mit steigendem Likörgenuss wohl auch das angestaubten mädchenhafte Verliebtsein hervorrief. Das kann man ja noch nachvollziehen, weil sich hier zwei offenbar Beschädigte gegenseitig stützen. Aber was der Stotterer als Enkeltrick mit den alten Damen abzieht - brrrr, das geht zu weit. Er erzählt das völlig emotionslos, voller zynischem Humor, mit ein bisschen Wortakribatik. Wobei man sich dennoch immer vor Augen halten muss - was davon entspricht der Wahrheit? Will er beim Padre und beim Leser gleichermaßen völlige Unsympathie hervorrufen, um dann irgendwann zuzuschlagen mit großem Tamtam und Siehste-Effekt?
Man verurteilt ihn, natürlich, weil er nicht in unsere Moralvorstellungen passt mit dem was er getan hat (oder vorgibt getan zu haben - ich bin mir da nicht so sicher). Andererseits wirft er dem Padre (zu recht in meinem Augen) Scheinheiligkeit bei der Predigt über den Unfall vor. Zitiert bei dieser Gelegenheit gleich noch Bibelstellen, die passenden gewesen wären und das „Publikum“ mehr mitgerissen hätten.
Im übrigen kann ich den Beginn einer Rede mit „Wir wollen...“ auch nicht leiden und versuche das im Job als Lehrerin auch zu vermeiden. Der Vortragende hat sich etwas überlegt, und die anderen müssen da durch, ob sie wollen oder nicht.
Es gibt allerdings auch Handlungen, die ich nicht so sehr verurteile, weil das Opfer die Strafe verdient hat? Im Falle von Bachofen, der letztlich Selbstmord begeht...verwerflich, ja, aber der selbsternannte Führer einer Freikirche (wie ich inzwischen vermute, aber ich kenne mich da wirklich nicht gut aus) hat nicht nur den Stotterer gequält.

Im übrigen habe ich mich in den Schreibstil inzwischen gut einlesen, es stört mich nicht mehr. Allerdings ist man als Leser dem Stotterer nach wie vor hilflos ausgeliefert. Ich würde am liebsten ganz hinten lunsen, ob das so durchgezogen wird, oder ob eine andere Stimme zu Wort kommt, oder ob der Stotterer am Ende selbst allen Behauptungen den Wind aus den srgeln nimmt, verkneife mir das aber. Das wäre wie das Ende eines Krimis am Anfang lesen, und das geht gar nicht :cool:
 
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Literaturhexle

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Ich werde nicht warm mit dem Roman. Das ist schade, aber diese saloppe, überhebliche Sprache unseren Protagonisten, der sich für sowas von clever hält, stößt mich regelrecht ab. Vielleicht werde ich dadurch der ganzen Geschichte nicht gerecht? Mal sehen.

Der Erzähler schreibt nach wie vor seine Geschichten für den Padre auf, in denen er durch das bloße geschriebene Wort andere Menschen manipuliert und betrügt. Lewinsky ist ein Meister seines Fachs: In "Melnitz" bin ich manchmal beim Hören einzelner Sätze tief berührt. Hätte ich das Buch, so hätte ich einige wunderschöne Stellen angestrichen. (In Melnitz wird eine jüdische Familiengeschichte aus einer neutralen Erzählperspektive heraus erzählt. Das Geschehen könnte so passiert sein, es ist ein sehr unmittelbares und authentisches Buch.)

Hier berichtet der Stotterer in der Ich-Form und stilistisch völlig anders. Der Autor hat einige humorvolle Stellen eingebaut. Ich nehme diese auch wahr, jedoch kann ich nicht mal lächeln, weil meine Grundstimmung schon so gereizt ist.
Beispiel: Stärckle mag keine Hotelzimmer, weil sie so unangenehm riechen (S. 97):
[zitat]Nur schon dieser demonstrativ antiseptische Geruch! Wie das zu starke Parfum, das eine Strichdame auflegt, damit man als Kunde seine Vorgänger nicht riechen muss.[/zitat]
Derlei Zitate und Textstellen gibt es zahlreich. Sie sind originell und wortkreativ, teilweise auch ironisch. Hier die Beschreibung zweier muskelbepackter Schläger, die im Vollzug schon gewisse Freiheiten besitzen und regelmäßig die Bücherei (zum Schmuggeln) aufsuchen dürfen:
[zitat]Man sah den beiden von Weitem an, dass sie passionierte Leser sein mussten. Die Muskelpakete in den tätowierten Oberarmen konnten ihnen nur bei fleißiger Lektüre gewachsen sein.[/zitat]

Stärckle berichtet von seinen Betrügereien ohne jegliche Empathie mit den Opfern. Diese sind mehr oder weniger selbst schuld, weil sie auf seine Genialität reingefallen sind. Mussten sie ja nicht, niemand hat sie gezwungen. Zum Ende des Abschnitts hin berichtet er vom Enkeltrick, der ihn wohl letztlich in die JVA gebracht hat.
Auch den Prediger Bachofen führt er mit List und Tücke seiner gerechten Strafe zu: Er treibt ihn in den Selbstmord.
Niemals darf man vergessen, dass der Erzähler seine eigenen Lügen stets einräumt. Wenn es also zu unrealistisch wird, darf man nicht alles glauben :)

Mittlerweile hat der Erzähler auch eine Kurzgeschichte "Einsamkeit" eingeflochten, die sich der Padre wohl eingefordert hatte als Nachweis für das Schreibtalent des Stotterers. Auch mir lag es nah, aus der Geschichte einen tieferen Sinn herauslesen zu wollen, in den kommenden Briefen wird aber betont, dass sie nur eine Erfindung sei und es keine persönlichen Bezüge gäbe... Das soll mir sehr recht sein ;)
Die Schmuggler-Geschichte dokumentiert Stärckle jetzt in Tagebuch-Einträgen (er kann sie schwerlich dem Padre mitteilen), in denen er auch die Scheinheiligkeit des Padres kräftig kritisiert. Für bedeutungsvoll halte ich noch den Tod eines der oben genannten Muskelmänner: Stärckle vermutet, dass jener sich an der Schmuggelware bereichern wollte und er in Folge von diversen Hanteln "zufällig" erschlagen wurde. Das sah zwar aus wie ein Unfall, war aber keiner... Normale Bestrafung im Gefängnis.
 
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Zitiert bei dieser Gelegenheit gleich noch Bibelstellen, die passenden gewesen wären und das „Publikum“ mehr mitgerissen hätten.
Das finde ich meist auch sehr amüsant. Durch die Detailkenntnis der Bibel kann er den Padre wunderbar vorführen und dass er mit Religion nichts mehr im Sinn hat, kann man ihm wirklich nicht vorhalten!
Es gibt allerdings auch Handlungen, die ich nicht so sehr verurteile, weil das Opfer die Strafe verdient hat?
Ja. Das geht mir genauso, aber man darf dem Erzähler nicht vertrauen. Er ist intelligent, er bestimmt, was wir glauben und wie wir empfinden sollen. Wahrscheinlich darf man ihn als "unzuverlässigen Erzähler" bezeichnen.
Im übrigen habe ich mich in den Schreibstil inzwischen gut einlesen, es stört mich nicht mehr.
Sei froh! Bei mir hat sich das leider noch nicht eingestellt. Ich hadere noch.
 
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Ich werde nicht warm mit dem Roman. Das ist schade, aber diese saloppe, überhebliche Sprache unseren Protagonisten, der sich für sowas von clever hält, stößt mich regelrecht ab. Vielleicht werde ich dadurch der ganzen Geschichte nicht gerecht? Mal sehen.
Ich kann dich verstehen und finde es ein bisschen schade. Wenn man dem Protagonisten keinerlei Emapthie entgegenbringen kann ist es mir auch schon passiert, dass ich den Text voller Zorn weiterlas und meinen Blick nur noch mit ganz viel Mühe offen halten konnte. Ich fürchte, dass der ungewohnte Stil es nicht unbedingt erleichtert, und Lesen soll ja auch Spaß machen (wir sind zum Glück keine Germanistik-Studenten und werden nicht aus dem Forum exkommuniziert, wenn uns ein Buch gefällt, hihi)
Ich drücke dir die jedenfalls die Daumen.
 
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Mittlerweile hat der Erzähler auch eine Kurzgeschichte "Einsamkeit" eingeflochten, die sich der Padre wohl eingefordert hatte als Nachweis für das Schreibtalent des Stotterers. Auch mir lag es nah, aus der Geschichte einen tieferen Sinn herauslesen zu wollen, in den kommenden Briefen wird aber betont, dass sie nur eine Erfindung sei und es keine persönlichen Bezüge gäbe... Das soll mir sehr recht sein ;)
Diese Geschichte erscheint mir sehr losgelöst vom übrigen Geschehen. Ich habe sie auch erst mal ausgeblendet, sie dient für mich höchstens dazu, die Unsympathie für den Erzähler noch zu steigen...ist das gewollt vom Stotterer?
 
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dass ich den Text voller Zorn weiterlas und meinen Blick nur noch mit ganz viel Mühe offen halten konnte.
Das hast du sehr gut erkannt! Das ist genau der Punkt. Wenn man zornickelt, fängt man an oberflächlich zu lesen und nur noch die Seiten zu zählen...
Das ist schlau gelöst, weshalb ich einen kompletten Wandel zu einem „Lügenmärchen“ nicht für ausgeschlossen halte...
Absolut! Da haben wir beide ja dran gedacht in unseren Beiträgen, dass der komplette Bericht keinen Wahrheitsanspruch hat. Für mich ist das Modell des unzuverlässigen Erzählers relativ neu. Im Klassiker "Die allertraurigste Geschichte " kam einer vor, der sich auch ständig widersprochen hat. Interessantes Konstrukt.
Diese Geschichte erscheint mir sehr losgelöst vom übrigen Geschehen. I
Ich konnte auf den ersten Blick auch keinen Zusammenhang entdecken, empfand die Handlung aber ziemlich befremdlich. Der Stil war angenehmer, doch wie die menschenleere, fast dystopische Stadt in den Kontext passt, hat sich mir noch nicht erschlossen. Auch dass er das Kind sich selbst überlässt am Ende...
Vielleicht wird später ein Schuh draus..Es kommen noch mehr Kurzgeschichten:confused:
 
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ulrikerabe

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Selbstverständlich erzeugt der Stotterer negative Gefühle, er ist zynisch, überheblich. Ich mnöchtre so einen Menschen nicht im echten Leben kennen. Aber ist es nicht großartig, welche Gefühle der Auto mit seiner Figur hervorruft. Nur weil ich den Protagonisten nicht mag, heiß noch lange nicht, dass ich das Buch nicht mag. Meine Güte, was habe ich Briony in Abbitte gehasst - das ist einfach wahnsinnig gut gemacht.

Ich glaube es war Stephen King, qber darauf würde ich jetzt keinen Körperteil verwetten, der gesagt hat, dass ein Buch gelungen ist, wenn die Hauptfigur tiefe Gefühle erweckt. Von ausschließlich positiven war nicht die Rede.
Für mich muss als Voraussetzung passen, dass die unsympathische Figur aber in sich logisch und nachvollziehbar handelt. Das tut der Stotterer für mich.

Gleich auf Seite 87 steht: "Eitelkeit, Egoismus und Größenwahn, das waren die Triebfedern meines Handelns". Natürlich ist er ein unzuverlässiger Erzähler, aber hier ist er sehr ehrlich. Er spielt ein Spiel mit dem Padre und das bereitet ihm enormes Vergnügen. So wie der Autor mit uns spielt.
 
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Literaturhexle

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dass ein Buch gelungen ist, wenn die Hauptfigur tiefe Gefühle erweckt. Von ausschließlich positiven war nicht die Rede.
Da bin ich völlig bei dir! Ein Protagonist muss nicht sympathisch sein.
Das ist auch nicht der Grund, warum ich das Buch nicht mag. Ich mag den Schreibstil nicht, diese Monologe, von denen ich immer noch nicht weiß, wo sie hinführen...
Ich glaube, ich habe das weiter oben ausführlich dargelegt...
Ich freue mich, dass du anderer Meinung bist. Erst das macht die Diskussion lebendig ;)
 
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Selbstverständlich erzeugt der Stotterer negative Gefühle, er ist zynisch, überheblich. Ich mnöchtre so einen Menschen nicht im echten Leben kennen. Aber ist es nicht großartig, welche Gefühle der Auto mit seiner Figur hervorruft. Nur weil ich den Protagonisten nicht mag, heiß noch lange nicht, dass ich das Buch nicht mag. Meine Güte, was habe ich Briony in Abbitte gehasst - das ist einfach wahnsinnig gut gemacht.

Ich glaube es war Stephen King, qber darauf würde ich jetzt keinen Körperteil verwetten, der gesagt hat, dass ein Buch gelungen ist, wenn die Hauptfigur tiefe Gefühle erweckt. Von ausschließlich positiven war nicht die Rede.
Für mich muss als Voraussetzung passen, dass die unsympathische Figur aber in sich logisch und nachvollziehbar handelt. Das tut der Stotterer für mich.

Gleich auf Seite 87 steht: "Eitelkeit, Egoismus und Größenwahn, das waren die Triebfedern meines Handelns". Natürlich ist er ein unzuverlässiger Erzähler, aber hier ist er sehr ehrlich. Er spielt ein Spiel mit dem Padre und das bereitet ihm enormes Vergnügen. So wie der Autor mit uns spielt.
Ich habe wie du einige Lieblingsbücher mit hassenswerten Protagonisten... ich sehe es genau so, dass die Güte eines Buches keinesfalls davon abhängt, ob man einen Charakter mag oder nicht. Ich habe mich anfangs (und später übrigens wieder) quer gestellt gegen die Geschixhte, whs weil ich mich nicht gerne an der Nase herumführen lassen wollte. Ich weiß, dass mir dies u.a. auch den offenen Blick auf das Buch verdirbt, aber es ist nicht der erste Schelmenroman, bei dem es mir so geht.
Mir geht / ging es mit dem Buch aber zum Glück noch ein besser als @Literaturhexle
Das Zitat ist perfekt gewählt, ich habe es mir auch aufgeschrieben in die vielen Notizen...hab mal ein Foto von meinem „Lese-Notizbuch“ gemacht
 

Literaturhexle

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@KrimiElse
Du siehst mich schwer beeindruckt!!!
In meinen Kreisen bin ich schon voraus mit meiner kleinen Lesekladde, in die ich 3-4 Sätze zu jedem Buch schreibe...
Mit deinen umfangreichen Notizen "bleibt" auch etwas im Kopf. Finde ich gut!
Ich melde mich später, muss jetzt los.
 

KrimiElse

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@KrimiElse
Du siehst mich schwer beeindruckt!!!
In meinen Kreisen bin ich schon voraus mit meiner kleinen Lesekladde, in die ich 3-4 Sätze zu jedem Buch schreibe...
Mit deinen umfangreichen Notizen "bleibt" auch etwas im Kopf. Finde ich gut!
Ich melde mich später, muss jetzt los.
Hihi, ich kann mir oft wenig merken, und lese gerne später nochmal nach. Bei Büchern ohne LR schreibe ich viel weniger...
und ich schreibe gerne mit Hand und Füller, beruflich sitze ich ganz viel am Computer oder schreibe mit Kreide an d Tafel. Damit bietet sich das einfach an, denn ich verbinde sehr gerne Angenehmes mit Nützlichem (Lettering wäre daher nix für mich).
 

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weil ich mich nicht gerne an der Nase herumführen lassen wollte.

Niemand lässt sich wohl gerne an der Nase herumführen. :)
Aber wenn es in einem Buch gut gemacht ist, ich damit nicht rechnen konnte, wenn am Schluss alles anders ist als ich gedacht habe (Shutter Island ist da ein passendes Beispiel), hat der Autor alles richtig gemacht. Ich mag nur nicht für dumm verkauft werden. :)

Hier beim Stotterer hingegen rechne ich gar nicht mit einer wahrheitsgetreuen Erzählung. Der Erzähler schreibt ja selbst, dass er nicht immer die Wahrheit erzählt. Nur was echt oder erfunden ist, dass ist nicht immer ganz sicher. Noch bin ja nicht weiter als bis zu diesem Abschnitt, und kann daher nicht sagen, wie es mir am Schluss mit dem Buch gehen wird. Aber momentan finde ich es amüsant.
 

KrimiElse

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Niemand lässt sich wohl gerne an der Nase herumführen. :)
Aber wenn es in einem Buch gut gemacht ist, ich damit nicht rechnen konnte, wenn am Schluss alles anders ist als ich gedacht habe (Shutter Island ist da ein passendes Beispiel), hat der Autor alles richtig gemacht. Ich mag nur nicht für dumm verkauft werden. :)

Hier beim Stotterer hingegen rechne ich gar nicht mit einer wahrheitsgetreuen Erzählung. Der Erzähler schreibt ja selbst, dass er nicht immer die Wahrheit erzählt. Nur was echt oder erfunden ist, dass ist nicht immer ganz sicher. Noch bin ja nicht weiter als bis zu diesem Abschnitt, und kann daher nicht sagen, wie es mir am Schluss mit dem Buch gehen wird. Aber momentan finde ich es amüsant.
Du hast recht, dass es gut gemacht sein muss ist einfach wesentlich. prinzipiell hatte ich mich anfangs recht schnell reingefunden und habe den unzuverlässigen Erzähler als solchen hingenommen...aber bei anderen Büchern gibt es eben mehr Stimmen, und das macht es mir angenehmer. Aber ich will aufhören zu vergleichen, und du hast recht, es ist amüsant zu lesen.
 

Momo

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Nun habe ich vergessen, ein Zitat, das mir sehr gut gefällt, das ich nicht überlesen wollte, einzufügen:

[zitat]Selig sind die Armen im Geiste[/zitat]. [90]
 

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Hier beim Stotterer hingegen rechne ich gar nicht mit einer wahrheitsgetreuen Erzählung. Der Erzähler schreibt ja selbst, dass er nicht immer die Wahrheit erzählt. Nur was echt oder erfunden ist, dass ist nicht immer ganz sicher. Noch bin ja nicht weiter als bis zu diesem Abschnitt, und kann daher nicht sagen, wie es mir am Schluss mit dem Buch gehen wird. Aber momentan finde ich es amüsant.

So geht es mir auch, ich finde das Buch wirklich kurzweilig und amüsant und ich merke, dass ich mich vom Stotterer ganz gern einwickeln lasse.
 
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Da bin ich ganz deiner Meinung, ich mag ihn einerseits nicht, andererseits unterhält er mich. Ein Filou fällt mir dazu ein, wobei er mehr kriminelle Energie aufweist.
 
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Die Betrügereien des Stotterers sind raffiniert, seine Abart des Enkeltricks weist eine gewissen Eleganz auf. Er bietet seinen Kundinnen etwas für's Geld. Abenteuer, Aufregung usw. Er weiß die Menschen für sich einzunehmen, wie es die Kunst von Hochstaplern ist.
Dazwischen die Briefe an den Padre, auch den weiß er zu nehmen. Mit der kleinen eingeschobenen Erzählung Einsamkeit bin ich nicht sonderlich warmgeworden. Aber auch das scheint mir vom Autor so geplant zu sein.

Ich habe inzwischen aufgegeben zu rätseln, was wahr oder was erfunden ist. Schreibt der Stotterer nicht sogar selbst einmal, dass ein guter Lügner seine Geschichten glaubt.

Ich finde auch den zweiten Abschnitt sehr unterhaltsam und gelungen.
 

Momo

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Nun habe ich vergessen, ein Zitat, das mir sehr gut gefällt, das ich nicht überlesen wollte, einzufügen:

[zitat]Selig sind die Armen im Geiste[/zitat]. [90]

Ich habe das Buch nun durch, und bin gerade dabei, eine Rezension zu schreiben, und musste dabei feststellen, dass ich diesen Bibelspruch falsch verstanden habe. Leider bin ich nicht so bibelfest wie Stärkle. Ich habe erst durch Googel erfahren, dass dieser Spruch so gemeint ist, wie er geschrieben wurde. Ich dachte erst, dass der Spruch ironisch zu verstehen ist, denn Menschen, die wenig denken, das sind für mich die Armen im Geiste, arm im Kopf. Verglichen zu Stärkle, der stark intellektuell orientiert ist, habe ich die Kopflosen darin gesehen, dass Stärkle sich einen Witz daraus macht. Stärkles Vater hat sich ja viel von der katholischen Kirche leiten lassen, ohne über den Sinn nachgedacht zu haben. Wer nicht viel nachdenkt, muss nicht viel leiden ... Deshalb habe ich diese ironischerweise als die Seligen betrachtet.

Sorry, für dieses Missverständnis.