Das finde ich meist auch sehr amüsant. Durch die Detailkenntnis der Bibel kann er den Padre wunderbar vorführen und dass er mit Religion nichts mehr im Sinn hat, kann man ihm wirklich nicht vorhalten!Zitiert bei dieser Gelegenheit gleich noch Bibelstellen, die passenden gewesen wären und das „Publikum“ mehr mitgerissen hätten.
Ja. Das geht mir genauso, aber man darf dem Erzähler nicht vertrauen. Er ist intelligent, er bestimmt, was wir glauben und wie wir empfinden sollen. Wahrscheinlich darf man ihn als "unzuverlässigen Erzähler" bezeichnen.Es gibt allerdings auch Handlungen, die ich nicht so sehr verurteile, weil das Opfer die Strafe verdient hat?
Sei froh! Bei mir hat sich das leider noch nicht eingestellt. Ich hadere noch.Im übrigen habe ich mich in den Schreibstil inzwischen gut einlesen, es stört mich nicht mehr.
Ich kann dich verstehen und finde es ein bisschen schade. Wenn man dem Protagonisten keinerlei Emapthie entgegenbringen kann ist es mir auch schon passiert, dass ich den Text voller Zorn weiterlas und meinen Blick nur noch mit ganz viel Mühe offen halten konnte. Ich fürchte, dass der ungewohnte Stil es nicht unbedingt erleichtert, und Lesen soll ja auch Spaß machen (wir sind zum Glück keine Germanistik-Studenten und werden nicht aus dem Forum exkommuniziert, wenn uns ein Buch gefällt, hihi)Ich werde nicht warm mit dem Roman. Das ist schade, aber diese saloppe, überhebliche Sprache unseren Protagonisten, der sich für sowas von clever hält, stößt mich regelrecht ab. Vielleicht werde ich dadurch der ganzen Geschichte nicht gerecht? Mal sehen.
Das ist schlau gelöst, weshalb ich einen kompletten Wandel zu einem „Lügenmärchen“ nicht für ausgeschlossen halte...Die Schmuggler-Geschichte dokumentiert Stärckle jetzt in Tagebuch-Einträgen (er kann sie schwerlich dem Padre mitteilen), in denen er auch die Scheinheiligkeit des Padres kräftig kritisiert.
Diese Geschichte erscheint mir sehr losgelöst vom übrigen Geschehen. Ich habe sie auch erst mal ausgeblendet, sie dient für mich höchstens dazu, die Unsympathie für den Erzähler noch zu steigen...ist das gewollt vom Stotterer?Mittlerweile hat der Erzähler auch eine Kurzgeschichte "Einsamkeit" eingeflochten, die sich der Padre wohl eingefordert hatte als Nachweis für das Schreibtalent des Stotterers. Auch mir lag es nah, aus der Geschichte einen tieferen Sinn herauslesen zu wollen, in den kommenden Briefen wird aber betont, dass sie nur eine Erfindung sei und es keine persönlichen Bezüge gäbe... Das soll mir sehr recht sein
Das hast du sehr gut erkannt! Das ist genau der Punkt. Wenn man zornickelt, fängt man an oberflächlich zu lesen und nur noch die Seiten zu zählen...dass ich den Text voller Zorn weiterlas und meinen Blick nur noch mit ganz viel Mühe offen halten konnte.
Absolut! Da haben wir beide ja dran gedacht in unseren Beiträgen, dass der komplette Bericht keinen Wahrheitsanspruch hat. Für mich ist das Modell des unzuverlässigen Erzählers relativ neu. Im Klassiker "Die allertraurigste Geschichte " kam einer vor, der sich auch ständig widersprochen hat. Interessantes Konstrukt.Das ist schlau gelöst, weshalb ich einen kompletten Wandel zu einem „Lügenmärchen“ nicht für ausgeschlossen halte...
Ich konnte auf den ersten Blick auch keinen Zusammenhang entdecken, empfand die Handlung aber ziemlich befremdlich. Der Stil war angenehmer, doch wie die menschenleere, fast dystopische Stadt in den Kontext passt, hat sich mir noch nicht erschlossen. Auch dass er das Kind sich selbst überlässt am Ende...Diese Geschichte erscheint mir sehr losgelöst vom übrigen Geschehen. I
Da bin ich völlig bei dir! Ein Protagonist muss nicht sympathisch sein.dass ein Buch gelungen ist, wenn die Hauptfigur tiefe Gefühle erweckt. Von ausschließlich positiven war nicht die Rede.
Ich habe wie du einige Lieblingsbücher mit hassenswerten Protagonisten... ich sehe es genau so, dass die Güte eines Buches keinesfalls davon abhängt, ob man einen Charakter mag oder nicht. Ich habe mich anfangs (und später übrigens wieder) quer gestellt gegen die Geschixhte, whs weil ich mich nicht gerne an der Nase herumführen lassen wollte. Ich weiß, dass mir dies u.a. auch den offenen Blick auf das Buch verdirbt, aber es ist nicht der erste Schelmenroman, bei dem es mir so geht.Selbstverständlich erzeugt der Stotterer negative Gefühle, er ist zynisch, überheblich. Ich mnöchtre so einen Menschen nicht im echten Leben kennen. Aber ist es nicht großartig, welche Gefühle der Auto mit seiner Figur hervorruft. Nur weil ich den Protagonisten nicht mag, heiß noch lange nicht, dass ich das Buch nicht mag. Meine Güte, was habe ich Briony in Abbitte gehasst - das ist einfach wahnsinnig gut gemacht.
Ich glaube es war Stephen King, qber darauf würde ich jetzt keinen Körperteil verwetten, der gesagt hat, dass ein Buch gelungen ist, wenn die Hauptfigur tiefe Gefühle erweckt. Von ausschließlich positiven war nicht die Rede.
Für mich muss als Voraussetzung passen, dass die unsympathische Figur aber in sich logisch und nachvollziehbar handelt. Das tut der Stotterer für mich.
Gleich auf Seite 87 steht: "Eitelkeit, Egoismus und Größenwahn, das waren die Triebfedern meines Handelns". Natürlich ist er ein unzuverlässiger Erzähler, aber hier ist er sehr ehrlich. Er spielt ein Spiel mit dem Padre und das bereitet ihm enormes Vergnügen. So wie der Autor mit uns spielt.
Hihi, ich kann mir oft wenig merken, und lese gerne später nochmal nach. Bei Büchern ohne LR schreibe ich viel weniger...@KrimiElse
Du siehst mich schwer beeindruckt!!!
In meinen Kreisen bin ich schon voraus mit meiner kleinen Lesekladde, in die ich 3-4 Sätze zu jedem Buch schreibe...
Mit deinen umfangreichen Notizen "bleibt" auch etwas im Kopf. Finde ich gut!
Ich melde mich später, muss jetzt los.
Anhang anzeigen 966
weil ich mich nicht gerne an der Nase herumführen lassen wollte.
Du hast recht, dass es gut gemacht sein muss ist einfach wesentlich. prinzipiell hatte ich mich anfangs recht schnell reingefunden und habe den unzuverlässigen Erzähler als solchen hingenommen...aber bei anderen Büchern gibt es eben mehr Stimmen, und das macht es mir angenehmer. Aber ich will aufhören zu vergleichen, und du hast recht, es ist amüsant zu lesen.Niemand lässt sich wohl gerne an der Nase herumführen.
Aber wenn es in einem Buch gut gemacht ist, ich damit nicht rechnen konnte, wenn am Schluss alles anders ist als ich gedacht habe (Shutter Island ist da ein passendes Beispiel), hat der Autor alles richtig gemacht. Ich mag nur nicht für dumm verkauft werden.
Hier beim Stotterer hingegen rechne ich gar nicht mit einer wahrheitsgetreuen Erzählung. Der Erzähler schreibt ja selbst, dass er nicht immer die Wahrheit erzählt. Nur was echt oder erfunden ist, dass ist nicht immer ganz sicher. Noch bin ja nicht weiter als bis zu diesem Abschnitt, und kann daher nicht sagen, wie es mir am Schluss mit dem Buch gehen wird. Aber momentan finde ich es amüsant.
Hier beim Stotterer hingegen rechne ich gar nicht mit einer wahrheitsgetreuen Erzählung. Der Erzähler schreibt ja selbst, dass er nicht immer die Wahrheit erzählt. Nur was echt oder erfunden ist, dass ist nicht immer ganz sicher. Noch bin ja nicht weiter als bis zu diesem Abschnitt, und kann daher nicht sagen, wie es mir am Schluss mit dem Buch gehen wird. Aber momentan finde ich es amüsant.
Selbstverständlich erzeugt der Stotterer negative Gefühle, er ist zynisch, überheblich. Ich mnöchtre so einen Menschen nicht im echten Leben kennen. Aber ist es nicht großartig, welche Gefühle der Auto mit seiner Figur hervorruft.
Nun habe ich vergessen, ein Zitat, das mir sehr gut gefällt, das ich nicht überlesen wollte, einzufügen:
[zitat]Selig sind die Armen im Geiste[/zitat]. [90]