4. Leseabschnitt: Beginn 3. Teil bis Mitte 3. Teil (bis "Totenmaske", S. 249)

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
ich muss jetzt gut aufpassen, dass ich die Anschnitte nicht vermische, denn ich habe schon fertig gelesen.
E. hat etwas zu verbergen. Das ist aber doch genau das, was U. fasziniert. Mir erschien E. wie eine strategisch gut angepasste Asperger Persönlichkeit. Sie reagiert nicht aus eigenem Antrieb in Gesprächen sondern wie es adäquat erwartet wird. Ihre gelegentlichen Absenzen verwirren U, und mich auch. L. taucht nur mehr indirekt auf, da E. die Skulturen von L.'s Händen für einen Kunden erwerben will. U. will sich nicht davon trennen. Ist es das künstlerische Werk oder die Erinnerung an L. an dem er hängt?
Sonst rückt eher das Gesicht E.'s in den Fokus, wie eine Totenmaske beschreibt es U. Und auch sonst viel äußerliches. Wie E. gekleidet, geschminkt ist.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.240
49.146
49
Habt ihr sie Diskussion aufgegeben @Renie@ulrikerabe ?
Mein Verständnis habt ihr. Durch diesen Abschnitt habe ich mich gequält. Die ganze Grundstimmung ist befremdlich. Diese E. (Auch die Tatsache, dass wir keine Namen erfahren, schafft Distanz) ist ebenfalls eine unterkühlte, maskenhafte Person. Sie schläft mit Männern, empfindet aber nichts. Sie liebt eine Puppenstube, kreiert Paradiese für reiche Bürger. Am Ende bekommt U. seine Totenmaske. Man könnte wahrscheinlich jedes Kapitel durchdiskutieren. Es befindet sich viel Symbolik im Roman. Doch ehrlich: dieser Roman ist dermaßen fernab von meiner Lebens-und Verstehenswirklichkeit, dass mir das Interesse daran fehlt. Es ist alles so seltsam. Auch U. ist nicht ganz koscher, er wird ja auch von E. als Gespenst bezeichnet. Diese Manie, Körperabdrücke zu nehmen, ohne sich davon trennen/sie verkaufen zu wollen, lässt ebenfalls auf eine schwierige Psyche schließen.
Mich würde eure Meinung interessieren. Seid ihr am Ende auch nur noch froh gewesen, fertig zu sein?
 

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
1.635
4.771
49
62
Essen
Ich frage mich bei der Lektüre immer mehr nach dem Sinn. Der ganze Text ist unglaublich distanziert geschrieben. Der Schriftsteller, der der Ich-Erzähler ist, hat zu zwei Frauen eine Beziehung bzw. etwas, was er als solches bezeichnen könnte. Er lässt keine Nähe zu genauso wie auch die Frauen, mit denen er zusammen ist, keine Nähe zulassen. Alles ist unglaublich kalt und ohne Sinn- und Zweckzusammenhang. Deshalb irritiert ihn auch so die ganz einfache und eigentlich vollkommen verständliche Frage des Warums von Seiten der Schriftstellerin. Sie wirft ihn praktisch komplett aus der Bahn, bringt ihn zum Schreiben des Berichts, verfolgt ihn darin immer wieder, aber er nähert sich nicht nur nicht der Antwort auf die Frage, sondern er nähert sich noch nicht einmal der Frage an sich. Ich lese, aber ich finde keinen Anknüpfungspunkt, der mein Interesse oder Gefühl wecken könnte.
Korea muss so kalt sein!
Ist leider der Schluss, den ich ziehen muss.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.240
49.146
49
Ich bin jetzt auch durch. Dann treffen wir uns im nächsten Abschnitt zum finalen, kurzen Austausch ;)
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.858
12.454
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Habt ihr sie Diskussion aufgegeben @Renie@ulrikerabe ?
Mein Verständnis habt ihr. Durch diesen Abschnitt habe ich mich gequält. Die ganze Grundstimmung ist befremdlich. Diese E. (Auch die Tatsache, dass wir keine Namen erfahren, schafft Distanz) ist ebenfalls eine unterkühlte, maskenhafte Person. Sie schläft mit Männern, empfindet aber nichts. Sie liebt eine Puppenstube, kreiert Paradiese für reiche Bürger. Am Ende bekommt U. seine Totenmaske. Man könnte wahrscheinlich jedes Kapitel durchdiskutieren. Es befindet sich viel Symbolik im Roman. Doch ehrlich: dieser Roman ist dermaßen fernab von meiner Lebens-und Verstehenswirklichkeit, dass mir das Interesse daran fehlt. Es ist alles so seltsam. Auch U. ist nicht ganz koscher, er wird ja auch von E. als Gespenst bezeichnet. Diese Manie, Körperabdrücke zu nehmen, ohne sich davon trennen/sie verkaufen zu wollen, lässt ebenfalls auf eine schwierige Psyche schließen.
Mich würde eure Meinung interessieren. Seid ihr am Ende auch nur noch froh gewesen, fertig zu sein?
Nein, ich habe nicht aufgegeben und habe den Roman in einem Rutsch zu Ende gelesen. Ich bin nur an einem Punkt angelangt, dass ich U.s Handlungsweise nicht mehr verstehen konnte. Daher fällt es mir schwer, mich bei der Diskussion einzubringen. Verrückterweise hat mir das Buch gefallen, weil ich es sprachlich sehr genossen habe. Wäre der Roman ein Mensch, würde ich ihm sagen: "Ich verstehe dich nicht. Aber ich mag dich trotzdem." :D;)
 

Momo

Aktives Mitglied
10. November 2014
995
1.264
44
Ich frage mich bei der Lektüre immer mehr nach dem Sinn. Der ganze Text ist unglaublich distanziert geschrieben. Der Schriftsteller, der der Ich-Erzähler ist, hat zu zwei Frauen eine Beziehung bzw. etwas, was er als solches bezeichnen könnte. Er lässt keine Nähe zu genauso wie auch die Frauen, mit denen er zusammen ist, keine Nähe zulassen. Alles ist unglaublich kalt und ohne Sinn- und Zweckzusammenhang. Deshalb irritiert ihn auch so die ganz einfache und eigentlich vollkommen verständliche Frage des Warums von Seiten der Schriftstellerin. Sie wirft ihn praktisch komplett aus der Bahn, bringt ihn zum Schreiben des Berichts, verfolgt ihn darin immer wieder, aber er nähert sich nicht nur nicht der Antwort auf die Frage, sondern er nähert sich noch nicht einmal der Frage an sich. Ich lese, aber ich finde keinen Anknüpfungspunkt, der mein Interesse oder Gefühl wecken könnte.
Korea muss so kalt sein!
Ist leider der Schluss, den ich ziehen muss.

Ich kann mich nur anschließen. Ich quäle mich durch die Seiten, wo ich die ersten 150 Seiten total spannend fand. Ich bin zwar schon durch, aber es ist leider kein Buch, über das ich gerne schreibe, bin eher froh, das Ende erlangt zu haben. Ich finde, dass E. hier nicht reinpasst, der ganze Kontext schien mir wie aus den Fingern gesaugt zu haben.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Ich kann mich nur anschließen. Ich quäle mich durch die Seiten, wo ich die ersten 150 Seiten total spannend fand. Ich bin zwar schon durch, aber es ist leider kein Buch, über das ich gerne schreibe, bin eher froh, das Ende erlangt zu haben. Ich finde, dass E. hier nicht reinpasst, der ganze Kontext schien mir wie aus den Fingern gesaugt zu haben.

ich empfand auch die Geschichte, die sich um E. entwickelt hat als gehörigen Bruch zu dem vorigen Text. Qual war es zwar keine für mich weiter zu lesen, aber der Sog war draußen.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: parden und Momo

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Ihre gelegentlichen Absenzen verwirren U, und mich auch.

Ja, das hat mich auch verwirrt. Am Anfang habe ich mich gefragt, ob sie vielleicht eine Form von Epilepsie hat, aber dann kam noch dazu, dass ihr Blick manchmal so eine tiefe Angst ausdrückt.

L. taucht nur mehr indirekt auf, da E. die Skulturen von L.'s Händen für einen Kunden erwerben will. U. will sich nicht davon trennen. Ist es das künstlerische Werk oder die Erinnerung an L. an dem er hängt?

Beides, vermute ich. Ich weiß nicht, ob er selber das überhaupt noch trennen kann.
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Diese E. (Auch die Tatsache, dass wir keine Namen erfahren, schafft Distanz) ist ebenfalls eine unterkühlte, maskenhafte Person. Sie schläft mit Männern, empfindet aber nichts. Sie liebt eine Puppenstube, kreiert Paradiese für reiche Bürger. Am Ende bekommt U. seine Totenmaske.

Die Puppenstube und die Momente, in denen sie unerklärliche Angst zeigt, hat mich ins Grübeln gebracht, ob auch E. vielleicht sexuellen Missbrauch erlebt hat, aber ganz anders damit umgeht als L.

Man könnte wahrscheinlich jedes Kapitel durchdiskutieren. Es befindet sich viel Symbolik im Roman. Doch ehrlich: dieser Roman ist dermaßen fernab von meiner Lebens-und Verstehenswirklichkeit, dass mir das Interesse daran fehlt. Es ist alles so seltsam.

Ja, seltsam ist es auf jeden Fall, aber ich bin dennoch fasziniert von dem Buch! (Oder vielleicht gerade deswegen?)

Auch U. ist nicht ganz koscher, er wird ja auch von E. als Gespenst bezeichnet. Diese Manie, Körperabdrücke zu nehmen, ohne sich davon trennen/sie verkaufen zu wollen, lässt ebenfalls auf eine schwierige Psyche schließen.

So richtig "normal" ist hier keiner, finde ich. Ich finde es sehr passend, dass wir in keinen der Charaktere richtig "hineinschauen" können, das fügt sich ganz gut in die Grundsymbolik des Buches ein, dieses "Schein gegenüber Sein".
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Deshalb irritiert ihn auch so die ganz einfache und eigentlich vollkommen verständliche Frage des Warums von Seiten der Schriftstellerin. Sie wirft ihn praktisch komplett aus der Bahn, bringt ihn zum Schreiben des Berichts, verfolgt ihn darin immer wieder, aber er nähert sich nicht nur nicht der Antwort auf die Frage, sondern er nähert sich noch nicht einmal der Frage an sich.

Das hat er am Anfang ja sogar angekündigt... Also hat er den Bericht ohne die Absicht begonnen, die Frage zu beantworten, und man fragt sich: warum dann?

Korea muss so kalt sein!
Ist leider der Schluss, den ich ziehen muss.

Ich glaube, da kann man nicht von einer Reihe von seltsamen Charakteren auf alle Koreaner schließen... ;-)
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Ich kann mich nur anschließen. Ich quäle mich durch die Seiten, wo ich die ersten 150 Seiten total spannend fand. Ich bin zwar schon durch, aber es ist leider kein Buch, über das ich gerne schreibe, bin eher froh, das Ende erlangt zu haben. Ich finde, dass E. hier nicht reinpasst, der ganze Kontext schien mir wie aus den Fingern gesaugt zu haben.

Wie schon "Die Vegetarierin" (habe ich noch nicht gelesen, steht aber schon hier) scheint auch diese Buch sehr zu polarisieren! Mir gefällt das Buch, auch wenn es so ziemlich das Gegenteil eines Wohlfühlbuches ist...
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.240
49.146
49
Ja, seltsam ist es auf jeden Fall, aber ich bin dennoch fasziniert von dem Buch! (Oder vielleicht gerade deswegen?)
Das ist doch immer das Tolle am gemeinsamen Lesen: Alle lesen dasselbe Buch und nehmen es dennoch grundverschieden auf. Ich kann gönnen und freue mich, wenn es euch @Renie und @Mikka Liest gefallen hat ;)
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Das ist doch immer das Tolle am gemeinsamen Lesen: Alle lesen dasselbe Buch und nehmen es dennoch grundverschieden auf. Ich kann gönnen und freue mich, wenn es euch @Renie und @Mikka Liest gefallen hat ;)

Das sehen wir auch manchmal im Krimilesekreis meiner Lieblingsbuchhandlung! Jeden Monat lesen wir ein Buch und treffen uns dann, um darüber zu reden. Und manchmal gehe ich da hin und bin ganz begeistert von dem Buch – und die anderen fanden es grottenschlecht. Oder umgekehrt.
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.239
18.644
49
48
Merkwürdig. Nachdem ich gestern an einem Punkt war, das Buch zur Seite zu legen, habe ich doch in einer stillen Stunde weitergelesen und war von dem bisher gelesenen im 3. Abschnitt mehr angetan als von dem davor.
Ja, auch E. ist "kalt" - ich will nicht sagen "Eine typische Geschäftsfrau, die ihre Reize für ihre Karriere einsetzt.", aber irgendwie hat mich ihre Art, Miniaturhäuser und -einrichtungen zu kreieren "beeindruckt". Ich fand auch interessant, dass sie Miniaturen von L.´s Hand-Skulpturen angefertigt hat.
An eine Art Epilepsie habe ich auch gedacht bei der Beschreibung der Absencen von E. - möglich ist alles. Wir haben bei uns in den Werkstätten viele, die diese Form haben und nach kurzer Zeit mit ihrer Arbeit genauso weiter machen wie vorher.

Eigentlich müsste ich diese "Distanziertheit", die durch die Abkürzung der Namen entsteht, von Kafka gewöhnt sein - trotzdem fühle ich mich seinen Personen näher als denen von Han Kang. Faszinierend...:confused:;)
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.240
49.146
49
Eigentlich müsste ich diese "Distanziertheit", die durch die Abkürzung der Namen entsteht, von Kafka gewöhnt sein -
Ja, eigentlich kannst du mit aus meiner Sicht befremdenden Texten weit besser umgehen als ich. Für mich schwebt Kafka in einer anderen Welt, aber ich kenne nur wenige Kurzgeschichten (über meine Kinder) und "Die Verwandlung" aus der wunderbaren Playmobil-serie "Klassik to go"...:)
Das reicht mir schon an Kafka. Zu hoch für mich!
 
  • Stimme zu
Reaktionen: parden