Das habe ich mich auch gefragt. Der Bildhauer ist für mich ein Rätsel. Durch die Schilderung seiner Kindheit habe ich eine ungefähre Vorstellung von ihm als sehr verschlossenen Menschen, der sein wahres Ich nicht zeigen möchte. Aber ich kann den Bezug zu seiner Arbeit nicht herstellen. Diese Handgipsabdrücke finde ich sehr faszinierend, ich verstehe aber nicht, was er damit ausdrücken möchte. Und diesen Ganzkörperabdruck von L. als seinen Sarg zu beschreiben ist wirklich schräg. Der Moment, als er sich dort hineingelegt hat ... gruselig. Ich stelle fest, dass die Geschichte gerade kippt. Anfangs hat sie mich noch durch die Schilderung seiner Kindheit berührt. Jetzt finde ich sie langsam verstörend.Ist der Bildhauer nun ein Perverser? Weil er von Frauen Körperabdrücke nimmt? Weil er im speziellen von L. als sie extrem übergewichtig ist? Weil er in ihr einen Rückzugsortfindet, wortwörtlich, beim Sex, aber auch in der Skulptur?
Das stimmt. Aber ich brauche noch eine Weile, bis ich ins tiefste Innere des Bildhauers vorgedrungen bin.Ich finde großartig, wie Han Kang ihre Figuren freilegt, sie quasi wie ein Bildhauer aus einem Block raus meißelt, Schicht für Schicht abträgt um an ihr Innerstes zu kommen. Da sind so starke Bilder , die beim Lesen entstehen. ein ungeheurer Sog.
Vielleicht will er uns dahin gar nicht vordringen lassen, denn er schreibt ja seinen Bericht, um uns das "Gegenteil von Warum" (S. 28) zu liefern , also Verwirrung und eben keine Einsichten und Antworten.Aber ich brauche noch eine Weile, bis ich ins tiefste Innere des Bildhauers vorgedrungen bin
Die künstlerische Idee steht für mich auch nicht im Mittelpunkt. Seine Kunstform ist eine Möglichkeit für ihn, sich auszudrücken. Da sind die Mittel (also Haut und Gips) nebensächlich, wobei ich zugeben muss, dass mir noch nicht ganz klar ist, was er ausdrücken will. Im vorherigen Abschnitt brachte @Mikka Liest ins Gespräch, dass U. Masken erschafft, um das Hohle in sich zu verbergen. Also hinter der Maske ist nichts. Das passt für mich, insbesondere, wenn ich die Parallele zu seinen Eltern und zu seiner Kindheit sehe.So sensationell finde ich die künstlerische Idee ehrlich gesagt nicht, sich bildnerisch direkt mit der menschlichen Haut zu befassen (s. z.B
Ich lese auch gern und bin aber verwundert Denn ich schaffe es einfach nicht, U. zu begreifen. Er ist für mich ein völliges Rätsel. Die Autorin hält U.s eigene Maskerade konsequent aufrecht. Ich bin schon viel weiter als in diesem Abschnitt, habe noch ca. 50 Seiten, aber ich komme einfach nicht an ihn heran. Das gibt's doch nichtch lese gern, aber recht unberührt.
Als der Bildhauer L. kennen lernt, hat mich vieles an die Vegetarierin erinnert. Auch hier gibt es eine Frau die ein sehr spezielles (Ess)verhalten zeigt und ein Künstler versucht sie und ihren Körper zu vereinnahmen.
L. hat sich einen Schutzpanzer aufgefuttert. das ist ja ein ganz typisches Verhalten für sexuell missbrauchte Mädchen. Später, als sie an Gewicht verloren hat, sich quasi aus dem Kokon entpuppt hat, hat sie auch keine Interesse mehr an ihrer "Hülle. Das finde ich auch absolut nachvollziehbar.
Ist der Bildhauer nun ein Perverser? Weil er von Frauen Körperabdrücke nimmt? Weil er im speziellen von L. als sie extrem übergewichtig ist? Weil er in ihr einen Rückzugsortfindet, wortwörtlich, beim Sex, aber auch in der Skulptur?
Er ist schlicht fasziniert von der Körperlichkeit der Menschen. besonders von den Dingen, die verheimlicht, versteckt werden.
Er sieht sich selbst als Außerirdischer, steht quasi über den Dingen, sagt dass Rang, Ansehen, Macht, Schönheit, Alter ihn nicht beeinflussen.
Ich finde großartig, wie Han Kang ihre Figuren freilegt, sie quasi wie ein Bildhauer aus einem Block raus meißelt, Schicht für Schicht abträgt um an ihr Innerstes zu kommen. Da sind so starke Bilder , die beim Lesen entstehen. ein ungeheurer Sog.
Durch die Schilderung seiner Kindheit habe ich eine ungefähre Vorstellung von ihm als sehr verschlossenen Menschen, der sein wahres Ich nicht zeigen möchte. Aber ich kann den Bezug zu seiner Arbeit nicht herstellen. Diese Handgipsabdrücke finde ich sehr faszinierend, ich verstehe aber nicht, was er damit ausdrücken möchte.
Und diesen Ganzkörperabdruck von L. als seinen Sarg zu beschreiben ist wirklich schräg. Der Moment, als er sich dort hineingelegt hat ... gruselig. Ich stelle fest, dass die Geschichte gerade kippt. Anfangs hat sie mich noch durch die Schilderung seiner Kindheit berührt. Jetzt finde ich sie langsam verstörend.
Aber der Sprachstil gefällt mir immer noch ausgesprochen gut. Er steht mit seiner Poesie im krassen Gegensatz zu der Geschichte. Das ist genial.
Ich bin im zweiten Teil etwas unentschlossen ggü dem Buch. So sensationell finde ich die künstlerische Idee ehrlich gesagt nicht, sich bildnerisch direkt mit der menschlichen Haut zu befassen (s. z.B.: Marina Schneede Mit Haut und Haaren Der Körper in der zeitgenössischen Kunst) und so trägt bei mir auch weder Staunen, noch Überraschung, und auch nicht Grauen die Lektüre in große Höhen. Ich lese gern, aber recht unberührt.
Ich kriege jedoch seine Faszination für Hände nicht untergebracht.
Auf Seite 80 sagt er, dass er den Menschen erst ins Gesicht (dort hat er ja wiederholt Masken kennengelernt) und dann auf die Hände schaut. Bei genauer Betrachtung ihrer Bewegungen kann er erspüren, was für ein Mensch sich hinter dem Gesicht verbirgt. Ich denke, da kommt die Faszination her.Ich kriege jedoch seine Faszination für Hände nicht untergebracht.
Das halte ich auch für ein zentrales Thema. Seine Jugend hat ihn extrem geprägt. L. in ihrer dicken Hülle wirkte auf ihn anziehend, weil sie "echt" war, keine Schminke benutzte, keine aufgesetzte Art hatte. Von ihrem Körper fühlte er sich umhüllt und geborgen. Das sind für mich schöne Bilder.Für mich kommt immer wieder alles zurück auf Schein und Sein, das Oberflächliche gegen die Wahrheit, so in der Art.
Ich vermute, dass die Narbe zwischen Zeigefinger und Daumen daher rührt, dass sie sich den Finger tief in den Hals schiebt, bis es "spannt"...
Vielleicht hat das mit der verstümmelten Hand seines Onkels zu tun.
U. hat mehrfach fast schon bewundert, wie gekonnt der Onkel diesen "Makel" versteckt hat. Der Onkel ist also ein Meister der Fassade, vielleicht verbindet U. deswegen die Hand mit dem innersten Wesen eines Menschens? Denn in seinen ersten Hand-Kunstwerken ist es ja so, dass Geheimnisse enthüllt werden, wenn die Hand sich öffnet.
Damit stehst du nicht allein. Doch je weiter du in dem Buch vorwärts kommt, umso mehr wird alles einen Sinn ergeben. VersprochenIch komme momentan sehr langsam voran und bin hin- und hergerissen zwischen Faszination und einem dicken "?". Kann aber auch nicht sagen, woher diese Zerrissenheit kommt, darum enthalte ich mich hier jetzt zunächst eines weiteren Kommentars.