Thema FLUGFEDERN - Simone Regina Adams

Literaturhexle

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Das war ein ganz schön krasser Bruch: Auf einmal ist Thibault verheiratet mit Helene, und es gibt Tochter Ann (ob sie sein Kind ist?), und Mediziner ist er auch noch.
Das stimmt. Aber ich mag es, wenn die Vergangenheit schrittweise aufgearbeitet wird. Zunächst dachte ich Auch, er sei Arzt. Es stellt sich aber heraus, dass er Psychologie studiert hat. Diesem Fach widmen sich meiner Erfahrung gerne Menschen, die selbst Probleme hatten und Hilfe bräuchten. Wir werden sehen, vielleicht erfahren Wir, wie es zum Berufswechsel kam .
Gaaaanz langsam bekommt Sophie Profil. Ich bin auf die Sophie gespannt, die sich bei seinem Tre
Alles richtig. Sophie bleibt nebulös. Ich Frage mich, ob sie noch weitere dunkle Geheimnisse hat außer der Szene im Wald. Es war ja auch bitter, wie sie von ihren Eltern aus dem Haus gejagt wurde: wie ein räudiger Hund.
 

Literaturhexle

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Vielleicht träumte Mathilde von einem Familienleben? Und dann stellte sie fest, dass es nicht funktioniert. Sie hatte ja auch keine Gelegenheit, in die Mutterrolle hineinzuwachsen, hat sich ja nach der Geburt aus dem Staub gemacht. Und dann hat sie ein 5-jähriges (?) Kind an der Backe und es läuft nicht, wie sie sich das vorgestellt hat. Also wird Thibault wieder abgegeben.
Das hast du schön erörtert. So wird für mich ein Schuh draus. Das ist vielleicht das Gemeinsame an den beiden. Dass sie verstoßen wurden. So etwas schweißt zusammen, weil man sich verstanden fühlt.
 

Literaturhexle

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Fertig
Dieses Buch wirft schon Fragen auf. Ich weiß gar nicht recht, wo ich anfangen soll.
Zwei verlorene/verlassene Menschen, begegnen sich in einer Extremsituation und fühlen sich zueinander hingezogen, wobei Thibault mehr liebt als Sophie. Er möchte sie für sich haben, sie lässt das nicht zu.
Als sie ihn mit dem Assistenzarzt betrügt (der ihr eigentlich egal ist ), kann T. die Beziehung nicht fortsetzen. Da ist er sehr resolut, obgleich er vor Liebeskummer zergeht. Warum hatte sie die Affäre überhaupt? Und dann so offensichtlich vor allen Kollegen? WOLLTE sie sich selbst verletzen, sich ihr Nest zerstören?

Irgendwann lernt er eine andere, unbeschwerte Frau kennen und gründet eine Familie mit ihr, fängt nochmal neu an.

Dann kommt der geheimnisvolle Brief von Sophie in sein Leben... Viele ambivalente Gefühle drängen sich nach oben...

Bemerkenswert, dass Helene um die Bedeutung der Pragreise weiß, ihn aber trotzdem ziehen lässt. Das wird sich lohnen: Er kommt zurück- vielleicht aufgeräumter und "geheilter" als er je war.

Mir hat der kleine Roman ausnehmend gut gefallen, auch und gerade die Zeitsprünge, wodurch nach und nach die ganze Geschichte ans Licht kam. Im Grunde könnte man über jede Seite etwas sagen, so dicht ist der Text. Wo fängt man da an o_O?
 
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kingofmusic

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Auch fertig :D.
Ich musste erst mal mit dem Ende klar kommen. Das ging mir alles irgendwie zu schnell...
Nichts desto trotz ein hochintelligentes, nachdenklich stimmendes Buch, das nachhallt.
 

ulrikerabe

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Wien
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bis Kapitel 6 - Seite 97

Das war ein ganz schön krasser Bruch: Auf einmal ist Thibault verheiratet mit Helene, und es gibt Tochter Ann (ob sie sein Kind ist?), und Mediziner ist er auch noch.
An diese Situation musste ich mich erst mal gewöhnen. Das Szenario wirkte so fremd. Thibault schien ein anderer Mensch zu sein.
Ist er überhaupt in der Ehe angekommen? Seine Schilderungen von Helene wirken so distanziert. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das an der Erzählperspektive liegt.
Mich hat ja verblüfft, dass er und Sophie tatsächlich 13 Jahre zusammen waren. Für mich war dieses (erste) Verschwinden von Sophie ein "Auf Nimmerwiedersehen". Ich hätte nie gedacht, dass sich hier eine Beziehung entwickelt hat. Denn ich frage mich immer wieder, was Thibault an Sophie liebt bzw. geliebt hat. Er kannte sie doch gar nicht. Sophie ist derjenige Charakter, der über lange Strecken völlig anonym bleibt. Für ihn ist sie die "gesichtslose" Sophie. Und für mich über viele Seiten auch. Erst nach dem Urlaub (Portugal) zeichnet sich ein bisschen mehr von ihr ab: das Urlaubszelt in ihrem Zimmer zeigt, dass sie sich zumindest an diese Zeit erinnern möchte; dann ihr Selbstfrust, dass sie nichts aus ihrem Leben machen konnte. Gaaaanz langsam bekommt Sophie Profil. Ich bin auf die Sophie gespannt, die sich bei seinem Treffen mit ihr (sofern es stattfindet) zeigen wird.

Eigentlich kann ich alles was du schreibst auch für mich übernehmen.

Er stellte sich vor, dass man letztlich daran irre wird, wenn man sich zu weit von seinem eigenen Lebensfaden entfernt. Man wird irre daran, dachte er, weil es dann keine Identität mehr gibt, keine Vergangenheit, keine Orientierung und keinen Halt. (Kapitel 3, Seite 31 im ebook)

Die Lebenslinie, die Thibaut verfolgt oder verlässt, das hat mir gefallen, Und dass man die Linie erst merkt, wenn man sie verlassen hat.
Und in dem Zusammenhang auch das Denkmal für die Opfer des kommunistischen Regimes am Schluss Auch hier ein Mann der einer Linie folgt und sich dabei immer mehr auflöst und zerbricht

https://de.wikipedia.org/wiki/Denkm...orial_to_the_Victims_of_Communism,_Prague.jpg

Ziemlich eindringlich, finde ich
 
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kingofmusic

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Die Lebenslinie, die Thibaut verfolgt oder verlässt, das hat mir gefallen, Und dass man die Linie erst merkt, wenn man sie verlassen hat.
Ja, das fand ich auch ein großartiges und auch "erhabenes" Bild. Das Denkmal kann ich mir nächstes Jahr live und in Farbe angucken - da fahr ich nämlich mit meinem besten Freund und Kollegen nach Prag *freu*.
 

Literaturhexle

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Eigentlich kann ich alles was du schreibst auch für mich übernehmen.

Er stellte sich vor, dass man letztlich daran irre wird, wenn man sich zu weit von seinem eigenen Lebensfaden entfernt. Man wird irre daran, dachte er, weil es dann keine Identität mehr gibt, keine Vergangenheit, keine Orientierung und keinen Halt. (Kapitel 3, Seite 31 im ebook)

Die Lebenslinie, die Thibaut verfolgt oder verlässt, das hat mir gefallen, Und dass man die Linie erst merkt, wenn man sie verlassen hat.
Und in dem Zusammenhang auch das Denkmal für die Opfer des kommunistischen Regimes am Schluss Auch hier ein Mann der einer Linie folgt und sich dabei immer mehr auflöst und zerbricht

https://de.wikipedia.org/wiki/Denkmal_für_die_Opfer_des_Kommunismus_(Prag)#/media/File:Memorial_to_the_Victims_of_Communism,_Prague.jpg

Ziemlich eindringlich, finde ich
Ich kannte dieses Denkmal noch nicht. Aber die Autorin Hat es wirklich gut beschrieben! Wie deplatziert das junge Paar dort gewirkt hat, bei dem die Frau den Penis einer Statur für ein Foto ergriff, kann man sich sehr gut vorstellen. Beeindruckendes Mahnmal!
 
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kingofmusic

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Meine Rezension werde ich am Montag hier vorstellen - muss erst noch ein wenig drüber nachdenken ;).
 
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Renie

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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Meine Rezension werde ich am Montag hier vorstellen - muss erst noch ein wenig drüber nachdenken ;).
Stimmt, das wird nicht einfach. Dieses Büchlein hat mir dermaßen viele Eindrücke vermittelt, die ich gar nicht auf die Schnelle sortieren kann. Ich weiß jetzt schon, dass meine Rezi diesem Buch nicht gerecht werden wird.
Das Ende hat mir ausgesprochen gut gefallen. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob es zu dem Treffen der Beiden kommen wird. Ich habe auf einen Rückzieher gewartet, dem ich am ehesten T. zugetraut hätte. Das Treffen hat aber beiden gut getan. Letztendlich haben sie ihre Beziehung als einen wichtigen Teil ihrer Vergangenheit akzeptiert. Aber ihr Leben findet in der Gegenwart statt. Und so geht jeder seiner Wege. Sehr schön.
Habt Ihr eigentlich jemals angenommen, dass die beiden wieder zusammenkommen? Ich persönlich war mir nicht sicher, zumal T. so distanziert von seinem Leben mit Helene erzählt hat. Da hätte mich nicht gewundert, wenn er am Ende doch wieder bei S. gelandet wäre.

Ich habe einen Mini-Kritikpunkt: Die Veränderung von T. vom einstmals schüchternen und zurückhaltenden Jüngling zum ausgewachsenen selbstbewussten Mann war mir zu krass. Irgendwie fehlt mir hier etwas. Wie ist er zu dem geworden, was er heute ist?

Sehr schön fand ich wiederum, dass wir erfahren, was mit Meme passiert ist. Diese besondere Frau hat mir zwischendurch ein bisschen gefehlt.
 

Literaturhexle

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Da hätte mich nicht gewundert, wenn er am Ende doch wieder bei S. gelandet wäre.
Ich konnte es mir auch vorstellen. Zunächst war T. ziemlich kopflos. Der Brief hat sein Herz wieder aufgerissen. Erst in Prag schien er wieder zur Besinnung zu kommen. Das fand ich sehr glaubwürdig dargestellt.
Verwunderlich eher, dass Sophie das Bedürfnis hatte, die Beziehung nach so vielen Jahren zu klären. Ich hatte eher vermutet, sie wolle alte Liebe wieder aufwärmen. Das Ende geht für mich auch wunderbar in Ordnung.
Sehr schön fand ich wiederum, dass wir erfahren, was mit Meme passiert ist.
Ja. Und bei der Pflege hatte ihm Helene geholfen. Sie scheint eine tatkräftige, verankerte Frau zu sein- mehr zumindest als Sophie.

In diesem Fall bin ich froh, keine Rezi schreiben zu müssen. Wirklich nicht einfach.
 
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