Thema FLUGFEDERN - Simone Regina Adams

Literaturhexle

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Hier startet in dieser Woche eine kleine, spontane Leserunde:
Buchinformationen und Rezensionen zu Flugfedern: Novelle von Simone Regina Adams
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Es handelt sich um eine Novelle mit nur 158 Seiten und folgendem Klappentext:

Thibaut, Anfang zwanzig, lebt auf einem Bauernhof mit seiner aus Frankreich stammenden Großmutter. Als er eines Abends von einem Sommerfest kommt, wird er Zeuge einer Vergewaltigung. Er rettet die junge Frau, Sophie, aus dieser Situation und nimmt sie mit zu sich nach Hause. Als sie ein paar Wochen später verschwindet, sucht er sie überall, findet sie nach Monaten schließlich – und erfährt, dass sie in der Zwischenzeit von einem anderen Mann schwanger geworden ist. Dennoch hofft er auf einen Neuanfang, er will Sophie halten, schützen, begreifen. Doch in dem Nest, das er für sie erschafft, lässt sie sich nicht halten. Es ist eine ihrer Affären, die Thibaut schließlich veranlasst, sich endgültig von ihr zu trennen. Jahre später, Thibaut ist inzwischen verheiratet und selbst Vater geworden, will Sophie ihn wiedersehen. Die bevorstehende Begegnung wirbelt nicht nur längst Vergangenes in ihm auf, sie stellt auch sein bisheriges Leben in Frage.

@Renie @kingofmusic @Literaturhexle
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Bitte bei jedem Beitrag zu Beginn die Seite erwähnen, auf der man sich befindet ;)
 
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kingofmusic

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30. Oktober 2018
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S. 27 (E-Book), Kapitel 3:
Was für eine berührende, zu Herzen gehende Story bisher. Die Passage mit der Katze im 1. Kapitel fand ich so schön - traurig, aber wunderschön geschrieben.
Die teils wunderbare Sprache (unterbrochen von "härteren" Passagen) - hach, herrlich und was für´s Herz *hüstel*.

Ich bin so froh, die Geschichte mit euch zu lesen @Literaturhexle @Renie.
 
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Renie

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Anfang bis etwa S. 35

Durch den Prolog mit dem Nashornvogel wird man direkt in die richtige Stimmung gebracht. Die Geschichte berührt mich, was nicht zuletzt an der Sprache liegt, die auf mich stellenweise sehr poetisch wirkt.
Was die Handlung betrifft, passiert bisher nicht besonders viel. Aber die Geschichte lebt von den Erinnerungen der Protagonisten. Die Autorin schafft es, diese (also die Erinnerungen ;)) kunstvoll miteinander zu verflechten, so dass ein wunderschönes, melancholisches Gesamtbild entsteht. Mémé war und ist eine sehr starke Frau, Thibault war schon immer der Außenseiter in dem Dorf. Er wirkt sehr in sich gekehrt und traurig, blüht aber durch Sophie auf. Zu Sophie kann ich noch nichts sagen.
Ist Euch schon mal aufgefallen, dass hier einige Tiere als Symbole herhalten müssen? Der Nashornvogel, die Katze, die Taube. Da kommen bestimmt noch mehr.
 
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ulrikerabe

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14. August 2017
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Mich gruselt ja ein wenig bei dem Bild mit den ausgerissenen Flugfedern. Ein wenig erinnert mich das an ein paar Zeilen aus einem Lied von Milow:
I often wish that you had feathers
I’d keep you in a giant cage
All day long I’d sit and watch you
I’d sing for you and that would be okay
Oh, you and me
It would be only you and me
Oh, you and me
It would be only you and me, you and me

Das ist Besitzergreifung, keine Liebe.
 

Renie

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Mich gruselt ja ein wenig bei dem Bild mit den ausgerissenen Flugfedern. Ein wenig erinnert mich das an ein paar Zeilen aus einem Kied von Milow:
I often wish that you had feathers
I’d keep you in a giant cage
All day long I’d sit and watch you
I’d sing for you and that would be okay
Oh, you and me
It would be only you and me
Oh, you and me
It would be only you and me, you and me

Das ist Besitzergreifung, keine Liebe.
Das trifft es auf den Punkt. Ich tue mich auch schwer, von Liebe zu reden.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Anfang bis etwa S. 35

Durch den Prolog mit dem Nashornvogel wird man direkt in die richtige Stimmung gebracht. Die Geschichte berührt mich, was nicht zuletzt an der Sprache liegt, die auf mich stellenweise sehr poetisch wirkt.
Was die Handlung betrifft, passiert bisher nicht besonders viel. Aber die Geschichte lebt von den Erinnerungen der Protagonisten. Die Autorin schafft es, diese (also die Erinnerungen ;)) kunstvoll miteinander zu verflechten, so dass ein wunderschönes, melancholisches Gesamtbild entsteht. Mémé war und ist eine sehr starke Frau, Thibault war schon immer der Außenseiter in dem Dorf. Er wirkt sehr in sich gekehrt und traurig, blüht aber durch Sophie auf. Zu Sophie kann ich noch nichts sagen.
Ist Euch schon mal aufgefallen, dass hier einige Tiere als Symbole herhalten müssen? Der Nashornvogel, die Katze, die Taube. Da kommen bestimmt noch mehr.
Ich kann nur jeden Satz unterstreichen !
Die Sprache ist sehr dicht und intensiv. Jede Figur hat eine Geschichte, zum Teil gleichen/ähneln sie sich. Die eine Erinnerung spült wieder eine neue herauf.
Die Tiere und die wiederkehrenden Federn sind mir natürlich auch aufgefallen. Das wird auch bedeutsam sein, wir lesen schließlich eine Novelle ;)


 
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Anfang bis etwa S. 35

Durch den Prolog mit dem Nashornvogel wird man direkt in die richtige Stimmung gebracht. Die Geschichte berührt mich, was nicht zuletzt an der Sprache liegt, die auf mich stellenweise sehr poetisch wirkt.
Was die Handlung betrifft, passiert bisher nicht besonders viel. Aber die Geschichte lebt von den Erinnerungen der Protagonisten. Die Autorin schafft es, diese (also die Erinnerungen ;)) kunstvoll miteinander zu verflechten, so dass ein wunderschönes, melancholisches Gesamtbild entsteht. Mémé war und ist eine sehr starke Frau, Thibault war schon immer der Außenseiter in dem Dorf. Er wirkt sehr in sich gekehrt und traurig, blüht aber durch Sophie auf. Zu Sophie kann ich noch nichts sagen.
Ist Euch schon mal aufgefallen, dass hier einige Tiere als Symbole herhalten müssen? Der Nashornvogel, die Katze, die Taube. Da kommen bestimmt noch mehr.
Lustig finde ich, dass der Prolog in Kapitel 6 noch einmal steht :)
Stimme dir aber auch 100% zu. Aber bei dem, was Thibaut als Kind erlebt hat, ist es meiner Meinung nach kein Wunder, dass er traurig und in sich gekehrt ist. Kann er überhaupt richtig "lieben"?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Seite 98/Kapitel 7

Lustig finde ich, dass der Prolog in Kapitel 6 noch einmal steht :)
Lustig finde ich fast gar nichts in dem Buch. Wir haben es mit zutiefst verstörten Menschen zu tun, die in gewisser Weise traumatisiert sind und das Leben nicht richtig genießen können. Es fehlt ihnen etwas (Ich erinnere an die Berichte über die Phantomschmerzen bei fehlenden Gliedmaßen), sie sind auf der Suche.

Ich bin absolut gefangen von dem kleinen Roman. Was ist aus Jule geworden? Wird Thibault seine Sophie treffen? Was wird die Konsequenz sein?
 

kingofmusic

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Seite 98/Kapitel 7


Lustig finde ich fast gar nichts in dem Buch. Wir haben es mit zutiefst verstörten Menschen zu tun, die in gewisser Weise traumatisiert sind und das Leben nicht richtig genießen können. Es fehlt ihnen etwas (Ich erinnere an die Berichte über die Phantomschmerzen bei fehlenden Gliedmaßen), sie sind auf der Suche.

Ich bin absolut gefangen von dem kleinen Roman. Was ist aus Jule geworden? Wird Thibault seine Sophie treffen? Was wird die Konsequenz sein?
Kapitel 10
Okay, "lustig" war vielleicht falsch ausgedrückt. Eher ungewöhnlich, dass der Prolog wortwörtlich in einem späteren Kapitel noch mal auftaucht. Bin da bzgl. der verstörten Menschen ganz bei dir; daher auch gestern meine Anmerkung, ob in der Geschichte überhaupt einer richtig LIEBEN kann.
 
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Literaturhexle

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ob in der Geschichte überhaupt einer richtig LIEBEN kann.
Das ist wirklich fraglich. Wie Sophie die Vergewaltigung weg gesteckt hat. Duschen und weitermacheno_O Grausam ist das. Sie wollte zwar nicht zum Arzt oder zur Polizei, aber es scheint mir logisch, dass sie kein erfülltes Liebesleben haben kann. Thibault äußert sich ja entsprechend, dass sie DEN Sex nur über sich ergehen ließ.

Thibault hat ja seine Mutter mit dem neuen Mann mal im Wohnzimmer "erwischt". Wie habt ihr das verstanden? Ich war von einvernehmlichem Sex ausgegangen. Bin mir aber nicht mehr sicher, weil Thibault die Szene in Verbindung mit der Vergewaltigung brachte. Das wäre dann ja noch heftiger.
 

Renie

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Wie habt ihr das verstanden? Ich war von einvernehmlichem Sex ausgegangen. Bin mir aber nicht mehr sicher, weil Thibault die Szene in Verbindung mit der Vergewaltigung brachte. Das wäre dann ja noch heftig
Ich glaube, dass Mathilde sich "einvernehmlich" vergewaltigen ließ. Thibaults Vater hatte vermutlich gewisse Vorlieben, die Mathilde hingenommen hat. Ich kann mir vorstellen, dass sie dies hingenommen hat, weil er ihr ja ein annehmbares Leben geboten hat. Ups, das grenzt ja schon an Prostitution. Sie gibt ihren Körper und er finanziert dafür ihr Leben.
Nur warum sie Thibault vorübergehend zu sich geholt hat? Vielleicht träumte Mathilde von einem Familienleben? Und dann stellte sie fest, dass es nicht funktioniert. Sie hatte ja auch keine Gelegenheit, in die Mutterrolle hineinzuwachsen, hat sich ja nach der Geburt aus dem Staub gemacht. Und dann hat sie ein 5-jähriges (?) Kind an der Backe und es läuft nicht, wie sie sich das vorgestellt hat. Also wird Thibault wieder abgegeben. Das ist fast wie eine Reaktion nach einem spontanen Hundekauf, wenn man feststellt, dass ein Leben mit Hund doch nicht so einfach ist. Und schwups wird er wieder abgegeben. Und schon wären wir wieder bei den Tiervergleichen. ;)
 
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bis Kapitel 6 - Seite 97

Das war ein ganz schön krasser Bruch: Auf einmal ist Thibault verheiratet mit Helene, und es gibt Tochter Ann (ob sie sein Kind ist?), und Mediziner ist er auch noch.
An diese Situation musste ich mich erst mal gewöhnen. Das Szenario wirkte so fremd. Thibault schien ein anderer Mensch zu sein.
Ist er überhaupt in der Ehe angekommen? Seine Schilderungen von Helene wirken so distanziert. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das an der Erzählperspektive liegt.
Mich hat ja verblüfft, dass er und Sophie tatsächlich 13 Jahre zusammen waren. Für mich war dieses (erste) Verschwinden von Sophie ein "Auf Nimmerwiedersehen". Ich hätte nie gedacht, dass sich hier eine Beziehung entwickelt hat. Denn ich frage mich immer wieder, was Thibault an Sophie liebt bzw. geliebt hat. Er kannte sie doch gar nicht. Sophie ist derjenige Charakter, der über lange Strecken völlig anonym bleibt. Für ihn ist sie die "gesichtslose" Sophie. Und für mich über viele Seiten auch. Erst nach dem Urlaub (Portugal) zeichnet sich ein bisschen mehr von ihr ab: das Urlaubszelt in ihrem Zimmer zeigt, dass sie sich zumindest an diese Zeit erinnern möchte; dann ihr Selbstfrust, dass sie nichts aus ihrem Leben machen konnte. Gaaaanz langsam bekommt Sophie Profil. Ich bin auf die Sophie gespannt, die sich bei seinem Treffen mit ihr (sofern es stattfindet) zeigen wird.
 
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Ich glaube, dass Mathilde sich "einvernehmlich" vergewaltigen ließ. Thibaults Vater hatte vermutlich gewisse Vorlieben, die Mathilde hingenommen hat. Ich kann mir vorstellen, dass sie dies hingenommen hat, weil er ihr ja ein annehmbares Leben geboten hat. Ups, das grenzt ja schon an Prostitution. Sie gibt ihren Körper und er finanziert dafür ihr Leben.
Also "Pretty Woman" ohne Happy End sozusagen :D. Sorry, bin etwas sarkastisch. Ich mag einfach keine Männer, die Frauen zu etwas zwingen, was dann "einvernehmlich" aussieht...
 

kingofmusic

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bis Kapitel 6 - Seite 97

Ist er überhaupt in der Ehe angekommen? Seine Schilderungen von Helene wirken so distanziert. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das an der Erzählperspektive liegt.
Ja, diese Distanziertheit ist mir auch aufgefallen. Aber wundern tut es mich nicht wirklich. Er "trauert" halt immer noch Sophie hinterher, die ihn ziemlich enttäuscht hat (kommt in Kapitel 7 oder 8).