Das kann ich genauso unterschreiben. Allein das von Dir genannte Zitat fand ich grauselig, dass ein Vater überhaupt so etwas denken kann.Besonders sympathisch ist er mir nach den ersten Seiten aber nicht. Er scheint den Wert Anderer ausschließlich nach dem Nutzen zu bemessen, den sie für seine Außenwirkung haben könnten. Das gilt auch für seine Tochter.
[zitat]Hin und wieder empfand er Verbittterung bei dem Gedanken, ein Allerweltskind hervorgebracht zu haben, und manchmal ging er sogar so weit, eine gewisse Befriedigung aus der Vorstellung zu beziehen, dass seine Frau es nicht mehr erlebt hatte.[/zitat]
S. 16.
Ich denke auch, dass das hier mit reinspielt. Durften Frauen damals eigentlich eine Ausbildung beginnen bzw. einen Beruf ausüben? Oder galt das als unschicklich?@kingofmusicAllerdings spiegelt das auch meiner Meinung nach sehr gut die "Anerkennung" von Mädchen und Frauen um 1830 herum wider.
Das Stilmittel des Ich-Erzählers hat er auch in "Das Durchdrehen der Schraube" angewandt. Warum, weiß ich allerdings nicht - dazu stand auch nichts in seiner Biografie...Woran machst Du den zeitlichen Abstand fest?Habt ihr euch mal gefragt, warum der Erzähler aus einer Perspektive ca. 50 Jahre nach den erzählten Begebenheiten erzählt. Warum der zeitliche Abstand?
Das habe ich mich auch gefragt. Will er sie vor dem Unglück bewahren, einen Ehemann zu haben, der sie nicht wirklich liebt. Bestimmt nicht, denn dafür liebt er wiederum seine Tochter nicht genug.Warum kümmert es den Doktor überhaupt, was Morris wahres Motiv ist? Um das Geld seiner Tochter zu schützen gab es doch sicherlich Möglichkeiten, ein Treuhandfond oder ähnliches...
Interessant. Danke für die Information. Ja das passt. Ich hatte bei der Lektüre auch das Gefühl, dass der Autor ganz auf der Seite der Hauptfigur ist.Was ich aber durch die Biografie weiß, ist, dass Henry James sich in den meisten seiner Romane mit den Rechten der Frauen und deren Anerkennung befasst hat - er war also ein sehr liberaler und progressiv denkender Mann, was meiner Meinung nach daran liegt, dass er aus einer sehr gebildeten und belesenen Familie stammt.
Der Erzähler streut hin und wieder Bemerkungen ein, aus denen hervorgeht, dass er aus größerem zeitlichen Abstand erzählt. Bspw. auf S. 21 sagt er, dass das 1835 bezogenen Haus „vor 40 Jahren“ die Verkörperung der neuesten Errungenschaften darstellte. Es gabe auch noch ein paar andere Stellen.Woran machst Du den zeitlichen Abstand fest?
Der Erzähler streut hin und wieder Bemerkungen ein, aus denen hervorgeht, dass er aus größerem zeitlichen Abstand erzählt. Bspw. auf S. 21 sagt er, dass das 1835 bezogenen Haus „vor 40 Jahren“ die Verkörperung der neuesten Errungenschaften darstellte. Es gabe auch noch ein paar andere Stellen.
Eine Erklärung wäre, dass die Erzählung die Zeitspanne bis 1875 umfasst - das wäre aber eine lange Verlobungszeit.
Meinst Du, dass es in den 1830er Jahren schon Eheverträge gab? Ich glaube nicht, dass ein Mann sich da auf so etwas eingelassen hätte...Vielleicht täusche ich mich da auch, aber ich kenn die Natur des Mannes *hüstel* .Wenn es wirklich nur um das Geld gegangen wäre, hätte man sicher mit einem Ehevertrag etwas machen können.
Ich denke, der Vater war einfach bösartig zu seinem Kind. Er wollte es leiden sehen. Oder zumindest wollte er seiner Tochter seinen Willen aufzwingen. Klingt zwar grausam, aber ich finde es gibt mehrer Hinweise dafür.
Ich will Dr. Sloper um Gottes Willen nicht verteidigen (ich kann ihn auch nicht leiden - allein schon wegen der Aussage, dass Catherine geistig minderbemittelt ist), aber was er am Ende von Kapitel 11 sagt, nämlich dass Morris auch ein größeres Vermögen (ob es ihm gehört oder nicht) durchbringen und verprassen würde, halte ich für die vernünftigste und (leider auch) nachvollziehbarste Aussage, die er bisher in dieser Geschichte getätigt hat.Ich denke, der Vater war einfach bösartig zu seinem Kind. Er wollte es leiden sehen. Oder zumindest wollte er seiner Tochter seinen Willen aufzwingen. Klingt zwar grausam, aber ich finde es gibt mehrere Hinweise dafür.
Sehe ich auch so. Wart ihr schon bei der Stelle, wo er das Gespräch mit Mrs. Montgomery führt über ihren Bruder Morris? @kingofmusichalte ich für die vernünftigste und (leider auch) nachvollziehbarste Aussage, die er bisher in dieser Geschichte getätigt hat.
Nein @Helmut Pöll, das muss jetzt wohl im zweiten Leseabschnitt kommen. Der geht bei mir bis S. 199 - 195 wäre mittendrinSehe ich auch so. Wart ihr schon bei der Stelle, wo er das Gespräch mit Mrs. Montgomery führt über ihren Bruder Morris? @kingofmusic
Vielleicht die Angst, nicht mehr "gebraucht" zu werden. Er ist wahrscheinlich (im Grunde seines Herzens) einsam und will bzw. kann sich das nicht eingestehen und kriegt jetzt Panik, bald keinerlei Einfluss mehr auf Catherine ausüben zu können.Die Beweggründe des Vaters sind mir nicht klar. Dass es ihm um das Glück seiner Tochter geht, nehme ich ihm nicht ab. Das passt überhaupt nicht zu seinen Auussagen, die er früher über Cathrine getätigt hat. Eigentlich ist sie ihm doch egal - ein Mädchen, weder besonders intelligent und noch nicht einmal hübsch. Was treibt ihn also an?